Der zuversichtliche Journalist

„Mir geht diese naive Siegeszuversicht, die zurzeit jeder Journalist befördern will, der auf ‚unserer Seite‘ über den Krieg in der Ukraine berichtet, völlig ab“, sagte der Vorübergehende zu seinem Zeitgenossen, „ja, in meinen Nüstern duftet diese Zuversicht nach Propaganda und Massenmanipulation statt nach Information und Aufklärung. Nicht, dass mir das gefiele, aber es scheint jenseits der offen schleichwerbenden internationalen Waffenschau im redaktionellen Teil der journalistischen Medien nur noch ein höllisches Gemetzel ohne nennenswerte Veränderungen des Frontverlaufes zu geben. Der anfängliche Blitzkriegversuch der russischen Truppen gegen Kiew ist etwas überraschend an schlechter Organisation und russischer Korruption gescheitert, sonst wäre die Ukraine längst mehr oder weniger russisch, aber im seitdem laufenden Zermürbungskrieg haben die russischen Kriegsherren um Wladimir Putin einfach mehr Material, sowohl in Form von Waffen als auch in Form von sinnlos sterbenden menschlichem Kanonenfutter, dem keine Wahl gegeben wird, und das wird den Ausschlag geben, wenn es nicht zu einer unerwarteten Entwicklung kommt. Was verbleiben wird, das sind noch im Tode in Reih und Glied stehende Soldatengräber, Kriegskrüppel, Witwen, Waisen, Vertriebene, vernichtete Existenzen und viel lang anhaltendes persönliches Elend auf beiden Seiten, nebst der Einsicht, dass der einzige Politiker, der eine wirksame Klimapolitik in der Bundesrepublik Deutschland vorangetrieben hat, ausgerechnet Wladimir Putin war. Das freilich, das wäre ein wichtiges Thema für den Journalismus gewesen, wenn er mehr als Propaganda und Massenmanipulation sein wollte. Aber der Journalist wendet sich jetzt Israel zu, seinem seit Jahrzehnten von Korrespondenten besetzten Freund, denn dort gibt es geile, neue Bilder, gegen die noch nicht jeder stumpf geworden ist, und rundherum die Werbebanner, das eigentliche Geschäft des Journalismus… die Werbebanner neben dem industriell erzeugten Vergessen im Strom der immer neuen Neuigkeiten, der ganze Journalismus“.

#Contentindustrie #Journalismus #Krieg #Propaganda #Russland #Ukraine | Zweitverwertet aus Lumières dans la nuit

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