Project Laylines: Für eine gemeinschaftliche Verwaltung unserer Internet-Infrastruktur statt obrigkeitlicher Odysseen

Der Verriss

Die Corona-Pandemie hat das Brennglas auf ein Problem gelegt, das mich an Deutschland schon seit Jahren stört. Mein Lieblingskolumnist Sascha Lobo hat das wie folgt zusammengefasst:

"Arbeitnehmer, Eltern und Lehrpersonal müssen die Halbherzigkeit der Politik und die verbockte Digitalisierung ausbaden. [...] Das hauptsächlich von der EU-Kommission finanzierte Studienzentrum für europäische Politik hat Ende 2019 eine Rangliste veröffentlicht, was die Bereitschaft für das digitale lebenslange Lernen angeht. Deutschland landet auf Platz 27. Von 27. Eigentlich ist das schon nicht mehr Halbherzigkeit, da ist gar kein Herz mehr erkennbar."
[https://www.spiegel.de/netzwelt/web/homeoffice-schulen-impfungen-corona-politik-des-geringsten-widerstands-a-ea7c55a6-4662-47a7-a78e-e20db03a4811]

Lobo hat absolut recht, wenn er da gar kein Herz mehr sieht - schaut man direkt in die Studie, liest man z.B.:

"Germany comes in last. While Germany is not known for its investments in digital infrastructure and education, few indices of EU MS place Germany so poorly. Germany’s performance cannot be explained by a single indicator, but it performs relatively weakly on a range of indicators, providing robust evidence of underperformance."
[https://www.ceps.eu/wp-content/uploads/2019/11/Index-of-Readiness-for-Digital-Lifelong-Learning.pdf, S. 16]

Oder anders gesagt, jene Entscheider, die für die Verbreitung einer gescheiten Internetverbindung sorgen könnten, WOLLEN das einfach nicht!

"Was sich jetzt natürlich bitter rächt, in Merkels halbherziger Nullbockwurstigkeit der Digitalisierung liegt ein wesentlicher Grund für das gegenwärtige digitale Schuldebakel. [...]
Diese elende Halbherzigkeit, bestehend aus wurstigem Föderalismus, lähmender Bürokratie sowie einer Historie des selbstzufriedenen Modernisierungsunwillens. Die inzwischen eine Krone trägt, nämlich die bizarre Unfähigkeit oder der Unwillen, Geld auszugeben. Im [...] Pandemiejahr 2020 [...] gab die Bundesregierung beinahe sagenhafte 90 Milliarden Euro weniger aus als geplant."
[https://www.spiegel.de/netzwelt/web/homeoffice-schulen-impfungen-corona-politik-des-geringsten-widerstands-a-ea7c55a6-4662-47a7-a78e-e20db03a4811]

Die Odyssee

Warum ich mit nem Verriss zum Zustand der Internet-Infrastruktur in Deutschland anfange? Weil ich mich selbst in den letzten Wochen und Monaten an viel zu vielen unnötigen Kämpfen aufgerieben habe, um mal zu einem Kabelanschluss ans Internet zu kommen - immerhin habe ich dezeit Internet nur übers WLAN meines Vermieters, an dem ich aufgrund von fehlenden Anschlüssen in meiner Einliegerwohnung hänge. Und dort hat sich die Download-Rate bei mir seit letztem August auf 2 MBit/s eingependelt.

Das war 2002 vielleicht akzeptabel, 2020 ist es das nicht mehr - und macht es für mich unmöglich, selbst ins Homeoffice zu gehen (obwohl ich das sonst durchaus könnte - immerhin arbeite ich an Software, genauer gesagt ERP-Systemen). Ganz davon abgesehen, dass ich fast jede Stunde ein paar Minuten aus dem Internet rausfliege, weil mein WLAN über einen Devolo-Repeater eingerichtet ist (und die sind echt nix Gescheites).

Ich wollte deswegen anleiern, dass ich wenigstens die entsprechenden Anschlüsse in meiner Wohnung bekommem, um per Kabel ans Internet angeschlossen zu werden. Daraus hat sich eine regelrechte Odyssee entwickelt, wie es sie wohl nur in Deutschland geben kann:

2020-11-14: Mein neuer Vermieter hat mit einem Kumpel ein paar Löcher von seinem Keller in meine Einliegerwohnung and auf der anderen Seite zu sich zurück gebohrt und Kat.7-Netzwerkkabel von seiner Fritz!Box, durch seinen Keller, durch meine Wohnung und wieder zu sich hoch gezogen. Hintergrund ist, dass die Häuserzeile hier nicht ans (jetzt Vodafone gehörendem) Koax-Netz zum Fernsehempfang angeschlossen ist und er deswegen den Fernseher über WLAN benutzten musste. Nur war das Signal nicht sonderlich stabil, sodass er einen stabilen Fernsehempfang sicherstellen wollte, indem er das Gerät an ein Netzwerkkabel anschließt - an sich der richtige Gedanke.

2020-11-15: Wenn in der Hauptwohnung oben kein Koax-Anschluss vorhanden ist (bzw. dieser abgeklemmt ist), muss das Internet dort über ne Telefondose kommen, d.h. über die beim Bau des Hauses verlegten Doppelader-Kabel. Die gehören bis zur Telefondose der Deutschen Telekom, wie mein neuer Vermieter nach seinem Einzug im Juli erfahren musste (siehe meinen letzten Post), wo er eigentlich seinen Vodafone-Vertrag mitnehmen wollte. Der Anschluss ans Koax-Netz durch Vodafone hätte aber 3.200 € gekostet, weswegen er darauf verzichtet hat.

2020-11-16: Bei meinem Arbeitgeber wird das Internet vom Hauseingang im Keller über diverse Switching Hubs in die einzelnen Räume verteilt. Die stecken dort in Racks drin, aber an manchen Stellen stehen auch kleinen 10 x 10 cm großen Kästchen rum, die als Switching Hub dienen. So ein Ding könnte ich durchaus auch beim Kat.7-Kabel zwischenschalten, das nun in meiner Wohnung hängt, um das WLAN zu ersetzen - dachte ich. Mein Vermieter, der zwischenzeitlich die verlegten Netzwerkkabel bei sich eingegipst hatte, hat mir stattdessen ein PowerLine-Gerät vorschlagen - als würde ich per Internet über Stromkabel ein stabiles Signal bekommen... (Wenn, dann HomeGrid!) Und vor allem: Warum gipst man Netzwerkkabel ein? Falls mal Fibre-to-the-Desk kommt, muss dann alles wieder auf die harte Tour rausgerissen werden... Bzw. wenn unbedingt unterm Putz verlegt werden müssen, dann gibt es dafür Röhren, in die man neue Kabel entweder nachziehen oder einblasen lassen kann, z.B. [https://www.gabocom.de/media/gabocom_speedpipe-indoor_verlegeanleitung_ausgabe-4.pdf].

2020-11-27: Habe jetzt einige Tage in meiner Freizeit Verlegeanleitungen gelesen - [https://www.netzwelt.de/netzwerk/verkabelung-planen-router-switch-patchpanel.html] war da die IMHO beste Übersicht, weil ein paar schöne Grundrisse mit Kabelplänen vom kleinen bis zum großen Netzwerk dabei sind. Dabei stand auch, dass es sich lohnt "mitunter einfach nur die Telefonleitung zu verlängern". OK, da die der Telekom gehört, werde ich da mal in den Shop gehen - ein Angebot für 100 € haben die ja auf [https://www.telekom.de/zuhause/tarife-und-optionen/zubuchoptionen/installation-telefondose] stehen. Die würde ich sogar bezahlen - muss nur vermeiden, dass mein Vermieter die Bohrlöcher zugipst, bis da das verlängerte Kabel durchgezogen ist (und funktioniert). Rechtlich stehe ich da gar nicht schlecht:> "Ein Mieter kann [...] grundsätzlich darauf bestehen, dass in dem Haus, in dem er eine Wohnung mietet, der sogenannte Übergabepunkt für eine Telefonverbindung vorhanden ist. Ist das nicht der Fall, muss der Vermieter die Einrichtung eines solchen Übergabepunktes durch eine Telefongesellschaft dulden."

[https://kautionsfrei.de/blog/mietwohnung-und-schnelles-internet]

2020-12-02: Nachdem mich mein vorheriger Vermieter darauf hingewiesen hat, dass mein neuer Vermieter mit Übernahme des Hauses auch dessen Pläne bekommen hat, habe ich letzteren gefragt, ob da auch Kabel drin eingezeichnet sind. Leider nein... Seine neu verlegten Kabel hat er auch nach dem Prinzip "aus den Augen, aus dem Sinn" eingegipst. Seufz... Hat mein Paps auch gemacht, wo er sein Haus gebaut hat - und nach ein paar Jahren hat er die Stromleitung mit der Bohrmaschine erwischt... Es muss doch etwas geben, womit man das Innenleben eines Hauses unproblematisch dokumentieren kann! Gibt es doch auch für Möbel, z.B. Sweet Home 3D [http://sweethome3d.com\].

2020-12-03: Mein Vermieter hat auch abgelehnt, etwas in Richtung Hausverteiler zu tun . Begründung war, dass sich das nicht lohnt, wenn die "Leitungen zum Haus Schrott sind". Doch, es würde sich lohnen! Wenn Vodafone ihm 100 MBit/s Download verkauft und davon übers WLAN noch 2 MBit/s bei mir ankommen, dann bezweifle ich, dass mein Vermieter die vollen 98 MBit/s Differenz rauszieht - das würde dem Grundprizip widersprechen, dass im Internet alle Datenpakete gleich wichtig behandelt werden! Sprich, wenn hier etwas an Bitrate verloren geht, dann geht durchs WLAN geht soviel verloren (sind ja auch Decken und Wände dazwischen).

2020-12-06: Es ist echt nicht schön, jemanden zum Nikolaus mit dem Anwalt zu drohen... Aber nachdem ich meinem Vermieter getroffen habe und die Situation da etwas eskaliert ist, habe ich so wenigstens rausbekommen, warum er sich partout weigert, irgendetwas zu tun, damit ich einen eigenen Internet-Anschluss bekomme: Weil sein eigener Anschluss dadurch langsamer werden würde. Uno Momento: Gerade jetzt, wo ich an seinem WLAN hänge, teilen wir uns doch die Bitrate seines Anschlusses! Dass ein Devolo-Repeater nach dem Router hängt und darüber ein eigenes Teil-WLAN für meine Einliegerwohnung angelegt ist, ändert ja nichts daran! Dann gehen die Datenpakete von z.B. meinem Jitsi Meet zum Devolo, von dort zum Router und erst von dort ins Internet - nur macht der Repeater halt alles langsamer. Jedenfalls hab ich da meinem Vermieter geschrieben und dazu erklärt, dass bei einem Kabelanschluss ans Web entweder Frequenzbänder benutzt werden (bei Koax-Kabeln) oder die komplette verfügbare Bandbreite über eine Doppelader pro Telefon-Anschluss (bei Telefonkabeln). So wäre er in beiden Fällen durch meinen Anschluss nicht benachteiligt. Er war dann wenigstens soweit, dass er sein OK zu meinem Anschluss gibt, wenn er von Vodafone oder der Telekom was Schritliches dazu bekommt UND ihm kein Aufwand entsteht.

2020-12-08: War im Vodadone-Store zwecks Infos. Der Kerl dort hat mir bestätigt, dass kein Koax-Anschluss am Haus anliegt und sie das Kabel dafür wieder von der Telekom anmieten würde. Sie würden mir 16 MBit/s anbieten - aber sie würden meinem Vermieter dann nur mündlich bestätigen, dass seine Bitrate nicht runtergeht (hey, mal ne ehrliche Einschätzung, wenn man daran denkt, dass sie meinem neuen Vermieter beim Hauskauf 1000 GBit/s angeboten haben und dann nur 1/10 davon halten konnten). Aber mein Vermieter müsste die entstehenden Kosten tragen. Was er ja nicht will.

2020-12-10: War im Telekom-Store um ein bisschen mehr zu deren Verkablung im Haus zu erfahren. Die Dame dort war überraschend auskunftsfreundlich und meinte, dass im Haus meines Vermieters (#26) ein Übergabepunkt (im Telekom-Sprech "Abschlusspunkt Linientechnik" genannt oder kurz "APL") vorhanden wäre und wir auch selbst ein Leerrohr nach #26/1 ziehen könnten, wo dann nur noch die Kabel durchgezogen werden müssten. OK, da die #26/1 nur ein anderer Außeneingang ins gleiche Haus ist, wäre das ein Rohr durch die Decke, das wir auch lassen könnten. Ich würde die gleiche Geschwindigkeit wie mein Vermieter bekommen (also 100 MBit/s), wenn ich nem Telekom-Internetzugang abschließen würde und könnte dan auch das o.g. Angebot für 100 € für eine neue Leitung in Anspruch nehmen. Kein Problem von meiner Seite aus. Nur was Schriftliches für meinen Vermieter wollte auch sie mir nicht geben, aber der könne immer reinkommen und direkt dazu nachfragen, wie das Signal über die verschiedenen Adern eines Telefonkabels läuft. Hab ihm das dann zusammen mit dem Hinweis zum APL geschrieben, reicht hoffentlich.

2020-12-13: Mein neuer Vermieter hat mir ein Foto des APL geschickt - sieht mit verdächtig nach nem Patchfeld aus... Aber Anschlüsse gäbe es noch und nicht angeschlossene Kabel auch. Ebenfalls seltsam ist: Wo ich auf der Telekom-Webseite per Verfügbarkeitstest wollte, wie viel Bitrate bei mir verfügbar ist, gab es meine Adresse nicht - bzw. wenn ich die Hausnummer #26/1 eingeben wollte, ist das automnatisch auf die #26 abgeändert worden, d.h. die meines Vermieters. Ich hab ihm dann dem Link zum Bauherrenservice der Telekom geschickt [https://www.telekom.de/hilfe/auftrag-erste-schritte/bauherren-service/bestellung-neuer-hausanschluss], falls er darüber was anleiern kann.

2020-12-19: Mein Vermieter hat (wie erwartet) keine Lust, sich mit der Telekom auseinanderzusetzen, aber hat mir erlaubt, das Ding selbst in die Hand zu nehmen. Puh, nach über 1 Monat... Jedenfalls bestand jetzt das Problem, dass man, wenn man einen Vetrag will, normalerweise erst einen erfolgreichen Verfügbarkeitstest beauftragt. Nur wie ist es, wenn die eigene Adresse dort gar nicht auftaucht? Etwas versteckt auf der Telekom-Webseite ist [https://www.telekom.de/kontakt/hotlines] - dort steht es unter "Beratung, Bestellung und Service" eine spezielle Nummer für "Bestellung: 0800 33 03000". Wunderbar, ne andere Nummer als die Standard-Hotline, sodass man nicht mehr 50 Minuten Wartezeit hat, sondern nach 5 min Wartezeit durchkommt! Nach 2 Versuchen bin ich dort bei einer Dame gelandet, die zwar auch erst nach meiner Auftragsnummer gefragt hat, aber nachdem ich erklärt habe, dass ich noch keine habe, weil ich gar keinen Auftrag nicht abschließen kann, weil irgendwas beim Adresssystem der Telekom-Webseite nicht stimmt, hat sie mal ins System geschaut - und es kam was ziemlich erfreuliches raus: Wahrscheinlich war die Adresse dort nicht eingetragen, weil meine Einliegerwohnung noch nie verkabelt wurde - und das wäre ein Fall, wo die Telekom das dann sogar auf eigene Kosten übernehmen und mir eine Aufputz-Telefondose ("TAE") einbauen würde! Sofern ich einen Auftrag abschließe, aber das wollte ich ja eh. OK, persönliche Daten durchgeben, Mailadresse etc. und einen Termin ausmachen, wo sich ein Techniker den APL meines Vermieters anschauen und alles verkabeln würde, wenn alles passt. Der nächste Termin war zwar dann erst am 07.01.2021 möglich, aber dann auch gleich früh.

2020-12-20: DieAuftragsbestätigung ist reingekommen. Aber in der Mail stand auch bloß:> Unser Techniker kommt zu Ihnen. Bitte planen Sie Zeit für ihn ein.

Termin: 07.01.2021, zwischen 08:00 und 13:00 Uhr

Wie, ein Zeitrahmen von 5 Stunden? (OK, ich darf 10 Uhr mit dem Job anfangen und 3 Tage 1 Überstunde machen geht noch.) Aber kein Hinweis, dass er zur Prüfung des APL kommen soll? Keine Position für Telefondose und Kabel in der AB? Und auch nur mit der Adresse meines Vermieters? Mir schwante da nichts Gutes, aber eine Chance wollte ich der Telekom zumindest geben.

2020-12-29: Nach einem relativ normalen Weihnachten im engen Kreis hab ich eine SMS von der Telekom bekommen, dass sie ein Paket an mich versendet haben.

2021-01-03: Nach einem nicht wirklich vorhandenen Silvester hab ich das Paket der Telekom vor der Haustür gefunden - drin war der bestellte Router. Wär mir lieber gewesen, wenn ne Telefondose und ein paar Dutzend Meter Kabel drin gewesen wären, denn ohne die kann ich den Router ja nirgendwo anschließen... (Facepalm)

2021-01-07: Um 8:45 ein Anruf von einem jungen Techniker mit arabischem Akzent, dass er vor der #26 steht und meinen Namen dort nicht findet. Na gut, passiert vielen Postboten auch, dass sie den im Garten versteckten separaten Hauseingang zu meiner Einliegerwohnung nicht finden - aber als er mich dann gefragt hat, wo die Telefondose ist, die er anschließen soll, ist mir die Kinnlade runtergefallen. Ich hab ihm erklärt, dass er zu deren EINBAU inkl. Verkablung meiner Wohnung mit vorherhiger Prüfung der APL meines Vermieters da ist - und seine Kinnlade war soweit unten wie meine. Hmpf, die Telekom hat also ihre Chance zu 100 % versaut und nicht nur jemand komplett Unbelecktes geschickt, sondern den dann auch noch ins kalte Wasser geworfen anstatt vorher mal 5 Minuten mit ihm über seine Aufgaben zu kommunizieren. Zumindest hat der Typ rausgefunden, dass bei meinem Vermieter ein 12-adriges Kabel rauskommt und davon noch einige Kabel frei wären, sodass er unproblematisch meine Wohnung verkabeln könnte. Mein Vermieter hat aber sein Veto eingelegt, weil er noch immer von niemandem was Schriftliches bekommen hat, dass seine eigene Bitrate dadurch nicht gesenkt wird. Kommt mir so vor, als würde das neue Jahr ohne richtigen Silvester genau so weitergehen wie das alte... Jedenfalls hat der Techniker dann eine Terminverschiebung beantragt, wollte die erhaltenen Infos aber dokumentieren. Am Ende gab es ne SMS mit 2 Telefonnummern dazu, wobei ich die erste nur bis zum 12.01. anrufen sollte, die zweite war die normale Telekom-Hotline.

2021-01-08: Ich hab die erste Nummer angerufen und bin dort bei einer Firma namens "Benzina Kommunikation" rausgekommen, die in Freiburg sitzt und 1999 von der Telekom ausgegründet wurde [https://www.benzina-kommunikation.de/ueber-uns/benzinakommunikation-unternehmen/]. Man hat mir dort vorgelesen, welche Infos vom Techniker zurückkamen (passten zu denen von oben) und wollte die mir noch als Mail rausschicken. Nachdem das bis zum Abend nicht geschehen ist, habe ich nochmal dort angerufen und die Info bekommen, dass die Telekom zu Benzina hin nichts weiter kommuniziert hätte, aber der nicht erfolgreiche Auftrag mit den entsprechenden Infos zurück zur Telekom gegangen wäre und von dort aus weiter kommuniziert werden würde. Sprich, von Benzina hätte ich nichts weiter zu erwarten. Auch gut, auf dem Level war ich ja ebenfalls. Lass ich lieber die Frist ablaufen und rufe dann nochmal bei der Telekom an - bei der Bestell-Hotline, sicher nicht bei der normalen!

2021-01-12: Die Personalerin meines Arbeitgebers hat mich angerufen, dass eine Kollegin, mit der ich die Woche zuvor am Montag & Freitag ne Weile geredet habe, positiv auf Corona getestet wurde. Wenn es die Telekom nicht so vermasselt hätte, dann hätte ich vielleicht eine Internetverbindung, die fürs Home-Office taugen würde - aber so heißt das: Weiter ins Büro und dann halt mit FFP2-Masken (die wir seitdem von der Firma gestellt bekommen, immerhin etwas)...

2021-01-13: Bei der Bestell-Hotline der Telekom hat man mir mitgeteilt, dass von Benzina keine Informationen zu meinem Auftrag an die Telekom weitergegeben wurden. OK, gebe ich die halt selbst weiter. Da habe ich die Info bekommen, dass ein neuer APL 800 € kosten würde, die dann aber auch der Vermieter tragen müsste. Nachdem ich darauf hingewiesen habe, dass er dies nicht tun will, hab ich ein paar rechtliche Konsequenzen erklärt bekommen (für ihn, nicht für mich), die mir aber auch nicht wirklich weiterhelfen. Also mache nen neuen Termin (diesmal der 20.01.2020 nachmittags) und bitte NOCHMAL darum, dass die dazu relevanten Zusatzinfos auch mal per Mail rausgehen. Was ich am Ende erhalten habe, eine SMS mit ner Terminbestätigung und wieder KEINE Mail. Also rufe ich NOCHMAL bei der Bestell-Hotline an und erzähle meine derzeitige Erfahrungen mit genügend Kritik, bis ich mal bei einem Teamleiter lande. Der gibt zumindest zu, dass die Telekom generell nicht per E-Mail mit ihren Kunden kommuniziert. Sorry, das musste ich hervorheben - im Ernst? Ihr nennt euch Telekom, aber Telekommunationsmittel wie E-Mail sind tabu für euch? SMS schickt ihr aber raus, sogar mit Weblinks zwecks Qualitätsbefragung? Da frage ich mich gerade, wer bei euch die Prioritäten festlegt... Vielleicht solltet ihr mal Internet-Anschlüsse OHNE Telefon verkaufen - das geht ja heutzutage auch per SIP...

2021-01-16: Ich bekomme eine SMS von der Telekom:> Am 20.01.2020 zwischen 12:00 und 18:30 Uhr kommt ein Techniker zu Ihnen.

Was ist denn das für ein Zeitbereich? 5 Stunden waren schon krass, aber 6,5 Stunden? Wie soll ich da im Job was planen? Warum gehen nicht wenigstens 3 Zeitrahmen mit je 4 Stunden oder 4 Zeitrahmen mit je 3 Stunden? Na ja, die Überstunden dafür werde ich schon zusammenkriegen.

2021-01-20: 14:15 ruft ein neuer Techniker an, dem ich nach meinen Erfahrungen mit Benzina gleich auf die noch zu installierende TAE + Verkabelung hinweise. Er meint zwar, dass die Telekom das normalerweise nicht macht, aber nachdem ich ihn auf das Verkaufsgespräch vom 19. Dezember hingewiesen habe, erklärt er sich zumindest zur Prüfung bereit. 30 Minuten später stehen wir in meiner Wohnung und der Techniker - wieder nicht älter als ich, aber diesmal (zum Glück) direkt von der Telekom - ruft seinen Chef an, dass das hier wirklich ne Einliegerwohnung ist, die noch nie verkabelt wurde und kriegt das OK dafür, das zu tun. Mein Vermieter lässt ihn sogar das Kabel an seinen APL anschließen - aber leider kommt das Feedback, dass dies nur ein Neben-APL ist und sich der eigentliche APL in Hausnummer #32 befindet (d.h. am anderen Ende der 4 Reihenhäuser hier). Wir klingeln dort, aber natürlich ist niemand zu Hause. Heißt, nächster Termin, diesmal mit den Nachbarn dort. Wenigstens ist meine Wohnung jetzt verkabelt - 2 Monate nach Auftragsbestätigung!

2021-01-25 - 2021-01-31: Diese Woche fühlte ich mich echt mies, sodass ich mich nach ein paar Tagen krankschreiben lassen musste. Ich hab sicherheitshalber nen Corona-Test machen lassen, der zum Glück negativ ausgefallen ist. Parallel hab ich nen Termin zu einem allgemeinen Check-Up am 11.02. bekommen.

2021-02-01: Ich hab mal die Nachbarn von #32 an die Tür bekommen und die entsprechende Handynummer nötiert, um sie zu einem möglichen Technikertermin zu informieren. Ich bekomme die Bitte zurück, dass letzterer wegen deren kleinen Kindern erst nach 14:00 Uhr stattfinden kann.

2021-02-03: Nächster Anruf bei der Bestell-Hotline der Telekom. Die Dame, die ich diesmal ans Telefon kriege, meinte, dass es "gar nicht so ungewöhnlich" ist, dass die Telekom mehrere Häuser am gleichen APL hängen hat. Was das für Schwierigkeiten mit der nachbarschaftlichen Koordination verursacht, hab ich ihr dann auch erzählt - zumindest haben wir dann einen Termin am 09.02.2020 erreichen können. Leider kam die Bestätigungs-SMS wieder mit dem Zeitbereich 12:00 bis 18:30 Uhr, aber dass die Telekom da zu wenig manuelle Eingriffsmöglichkeiten lässt, war ja schon vorher klar (übrigens auf beiden Seiten).

2021-02-09: Es ist 17:00 und ich habe noch nicht mal die SMS mit dem Link bekommen, mit dem ich bei meinen vorherigen Techniker-Terminen zumindest nachschauen konnte, wie viele Kunden noch vor mir drankommen. Fahre nach Hause und rufe WIEDER die Bestell-Hotline an, damit ich die SMS mit dem Link bekomme. 30 Minuten später ist der Techniker da (der gleiche wie vom letzten Termin) und meinte, er hat mich extra nach hinten geschoben, da ich ja auf Arbeit bin und auch die Nachbarn da sein sollten. OK, nett gemeint, nur hätte ich da vorm Mittag die entsprechende SMS gebraucht, damit ich das auch checken kann... Jedenfalls sind wir an die APL von #32 gekommen - und was war: Das Signal von meiner Telefondose konmmt nicht an... Wir klingeln die Nachbarn von #30 und #28 raus, die davon nicht begeistert sind, und finden auch dort kein Signal (und meistens nicht mal nen Verteiler). Der Techniker bittet noch mal um ne Terminverschiebung und will seine Abteilung anhauen - immerhin gehören die Kabel bis zur TAE ja eigentlich der Telekom, daher müsste dort eigentlich eine Karte zu finden sein, auf der zu sehen ist, wo die Kabel liegen, oder?

2021-02-11: Beim Check-Up bei meinem Doc habe ich nebenbei die Scherereien mit der Telekom erwähnt - er meinte, dass auch die Stadt selbst mit denen schon genügend Probleme gehabt hatte und überlegt wird, dass die Stadtwerke die Internet-Versorgung übernehmen sollen. Tja, die Frage ist, ob und wann?

2021-02-12: Am Mittag ruft der Telekom-Techniker an und meint, dass die Telekom auch nur kartiert hat, dass die Kabel zum in der #32 eingebauten APL laufen, aber im Häuserblock unbekannt ist, wie sie weiter verlaufen. Na ach, soviel wusste ich auch schon im August - wer sich erinnert: Da bin ich nach Vermieterwechsel auf den Breitbandatlas gestoßen und habe mit, nachdem der sich als weniger brauchbar als erwartet herausgestellt hat [https://libranet.de/display/0b6b25a8-115f-2f1b-852b-16c037350675], mir dann erste Gedanken zu einem Alternativprojekt gemacht habe. Den Vogel abgeschossen hat aber, dass ich dann auch eine SMS gesehen habe, die mir die Telekom ein paar Stunden vorher zugeschickt hat:> Alles erledigt: Wir haben den Auftrag mit der Nummer xy zu Ihrem Telekom Anschluss [...] ausgeführt. Sie können die Datenübertragungsrate unter www.breitbandmessung.de messen.

2021-02-19: Die Telekom schickt mir eine Rechnung, in der "MagentaZuhause L bereitstellen" mit dem Datum 2021-02-11 eingetragen ist und auch die Monatsbeiträge ab diesem Datum anteilig in Rechnung gestellt wurden.

Da habe ich mir gesagt: Jetzt reicht es! Ich habe noch nicht mal eine physikalische Verbindung zu eurem APL und ihr sagt nicht nur einfach, es ist alles erledigt, sondern ihr stellt mir auch dadurch gar nicht leistbare Dienste in Rechnung?! No way, José!

Aber gut, ich wollte eh eine wirklich aussagekräftige Alternative zum Breitbandatlas aufbauen und brauche jetzt auch etwas zur In-House-Kartierung von Kabeln? Dann kann ich auch beides zu einem gemeinsamen Projekt zusammenlegen! Bevor es zum nächsten nicht erfolgreichen Techniker-Termin mit der Telekom kommt, möchte ich wenigstens eine rudimentäre Möglichkeit haben, zu dokumentieren, was da gemacht wird (oder halt nicht).

Das Projekt

Man merkt schon, wie sehr ich mich seelisch an einem eigentlich selbstverständlichen Thema wie dem Internet-Anschluss aufgerieben habe - wer weiß, wie vielen anderen Leuten ich solche Erfahrungen ersparen kann, indem ich hiermit mein "Project Laylines" vorstelle. Im Projekt ist geht es darum, dass sich die Internet-Nutzer selbst sich unproblematisch einen Überblick über den Zustand der Infrastruktur verschaffen können, die sie auch nutzen, indem sie diesen Zustand mit zu dokumentieren helfen. Grundsätzlich existierend die dafür nötige Software breits, muss aber kombiniert und entsprechend weiterentwickelt werden:

  • Zu allererst ist es nötig, Kabel günstiger verlegen und austauschen zu können. Derzeit heißt es immer: Falls man Erdarbeiten braucht, muss aufgebaggert werden. Nö, moderne Methoden hat - hört, hört - unsere Regierung auf [https://www.dstgb.de/dstgb/Homepage/Aktuelles/Archiv/Archiv%202019/Auslegungshilfen%20zum%20DigiNetzG/Verlegetechniken%20f%C3%BCr%20den%20Breitbandausbau.pdf] zusammengestellt: Darunter sind das Trenching (d.h. eine schmale Grabenfräse), der Horizontal-Spülbohrer und der Pressbohrer (Spitzname "Erdrakete", obwohl der pneumatisch läuft). Falls noch nicht klar ist, was genau verlegt werden soll, kann man auch einfach erstmal Leerrohre verlegen. Durch diese kann man ohne viel Aufwand auch ein besseres Kabel nachziehen kann - sofern man weiß, wo das Rohr denn liegt.

  • Dann muss man dafür sorgen, dass eine Mischung verschiedener Kabeltypen nicht zu einem Fehlschlag führt - denn irgendein Kabel liegt ja immer irgendwo. Hierzu wurde der Standard G.hn entwickelt, mit dem man ein Datensignal auf verschiedene Trägerkabel aufmodulieren kann [https://en.wikipedia.org/wiki/G.hn] - man nennt ihn auch "HomeGrid", aber dan Namen mag ich nicht sehr, denn bislang sehe ich nichts, das verhindert, den Standard auch außerhalb eines Gebäudes einzusetzen. Und wenn das geht, könnte man z.B. Doppelader-Kabel und Koax-Kabel gleichermaßen mit dem selben Internet-Signal bespielen - und Monate Verzögerung, wenn z.B. Koax-Netzmonopolist Vodafone eine Leitung von Doppeladerkabel-Netzmonopolist Telekom anmieten muss, wären Geschichte.

  • Dafür muss man aber leicht einsehen können, wo nun welches Kabel liegt - derzeit steht dem der Aufwand im Weg, an Katasterkarten zu kommen oder proprietäre Karten einer Firma benutzen zu müssen, wo nicht klar ist, ob dort überhaupt die nötigen Informationen enthalten. Es gibt zwar die OpenInfrastructureMap [https://openinframap.org/], um derartige Lagepläne der Allgemeinheit verfügbar zu machen. Allerdings basiert diese auf der OpenStreetMap [https://www.openstreetmap.org/], deren Verifizierbarkeits-Konzept (ein anderer Mapper muss zu einem Ort hingehen und nachsehen können, ob der richtig gemappt ist) bei in der Erde liegenden Kabeln leider versagt. Aber: Die Lizenz erlaubt z.B. die Daten in anderen offenen Datenbanken auszuwerten, sodass ich hier eine zusätzliche Datenbank entwickeln kann, die man dann per Overlay mit der OpenInfrastructureMap gemeinsam anzeigen lassen kann. (Oder sollte man bei Erdkabeln lieber Underlay sagen?)

  • Für die im Haus verlegten Kabel gilt das analog - hier ist es sogar relativ einfach möglich, die Kabel zu mappen - entweder sie liegen Aufputz (die Telekom macht das normalerweise so) oder man kann per Prüfer das elektrische Feld nachverfolgen. Und wenn ich in Sweet Home 3D [http://sweethome3d.com\] schon Steckdosen eintragen kann, warum dann nicht die Kabeln, die von dort weggehen? Irgendwelche versehentlich angebohrte Stromkabel wären dann auch Geschichte! Ein Plugin sollte dafür reichen, da arbeite ich gerade dran.

  • Schließlich braucht man noch die Bitrate von Download (z.B. fürs Streaming von Filmen) und Upload (für Videochat und Kollaboration), die man einfach (und möglichst anonymisiert) in eine Datenbank laden können muss. Ziel ist, dass man schnell und ohne verkorkste proprietäre Verfügbarkeitsprüfungen erfahen kann, wie schnell in welcher Wohnnung das Internet ist. Die von der Telekom in ihrer letzten SMS erwähnte Breitbandmessung [https://breitbandmessung.de/desktop-app] ist ein erstes Tool, dass unsere Regierung dazu an den Start gebracht hat. Leider ist diese nicht übermäßig aussagekräftig (ich poste dazu noch was), aber was besseres sollte sich finden lassen.
    So oder so, für Mieter wäre das dann ein riesiger Vorteil, denn folgender Ratschlag, der sich derzeit kaum umsetzen lässt, wird dann sehr einfach möglich:> Mieter mit Interesse an einer guten Internetverbindung sollten sich deshalb vor Unterzeichnung eines Mietvertrages genau informieren, welche Anschlüsse vorhanden sind. Und zu welcher Datengeschwindigkeit diese fähig sind.

    [https://kautionsfrei.de/blog/mietwohnung-und-schnelles-internet]

  • Kombinieren wir das ganze mit einem Web-Interface analog zum Breitbandatlas [http://www.breitbandatlas.de\], dann haben wir eine Art gemeinschaftlich verwaltete Infrastruktur für unsere neue Allmende Internet. Wenn dann einfach ersichtlich ist, wo Handlungsbedarf besteht, ist es nicht mehr möglich, dass Intransparenz und Unverständnis zu Arroganz und Heuchelei führen. Und dann hat auch jeder eine weitaus bessere Chance auf einen gescheiten Internetanschluss.

PS: Das ist übrigens gar nicht so revolutionär, wie es jetzt klingt: Im Mittelalter wurden Wege und Allmenden noch genossenschaftlich verwaltet über die jeweilige Dorf- oder Stadtgemeinschaft. Und auch heute braucht es zwecks Verkabelung innerhalb eines Hauses ja ohnehin Privatleute. Unternehmen sollten dabei nicht zwangsläufig ausgeschlossen werden - immerhin nutzen diese das Internet ja ebenfalls. Was aber ausgeschlossen werden sollte, ist die obrigkeitliche Verwaltung von Infrastruktur - wozu die führt, sollte nach meiner Odysee jedem klar sein. Ob die Obrigkeit dann "Telekom" oder "Vodafone" oder "Staat" heißt, ist dabei gar nicht mehr so relevant.

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