#Berlin #Verkehrswende #Giffey
Franziska-Eine-Amtszeit-reicht-dann-auch-Giffey kriegt die Leviten gelesen:
»Beinahe hat’s gekracht in Paris. Franziska Giffey wäre bei ihrem ersten Auslandsbesuch als Regierende Bürgermeisterin fast von einem E-Bike erwischt worden. Das sagte sie bei einem Abendessen mit Vertretern der Berliner Wirtschaft. Das Private wurde so (noch vor dem ersten Gang) politisch: Der schnelle Ausbau der Radwege in Paris habe zu neuen Konflikten geführt, aber dabei wenig erreicht, sagte Giffey: Das Auto sei weiterhin das wichtigste Fortbewegungsmittel in Paris. Ihr Fazit: Sie wolle die Verkehrswende in Berlin auch künftig langsamer angehen als ihre französische Amtskollegin und Parteifreundin Anne Hidalgo. Muss man sich so den berühmten Schmetterlingseffekt vorstellen? Irgendwo in Paris steigt jemand auf sein E-Rad, fährt Croissants holen, schaut verträumt einem Spatzen hinterher und bringt so in Berlin die Verkehrswende zum Erlahmen?
Nehmen wir den Gedanken ernst: Nicht das politische Projekt Verkehrswende ist verantwortlich für Konflikte auf den Straßen. Mehr Radfahrer, mehr E-Bikes oder E-Roller und – ja, immer noch – mehr Autos in einem dafür nicht ausgelegten Stadtraum führen dazu. Unfälle und Beinahe-Crashs entstehen durch für Fußgänger unpassierbare Kreuzungen, durch Radwege, die im Nirgendwo enden, solche ohne Schutz zur Straße oder völlig fehlende Fahrradstreifen. Sie entstehen durch zugeparkte Straßen, fehlende Tempolimits, Lkw ohne Abbiegeassistenten, zu schmale Fußwege, fehlende Zebrastreifen, unaufmerksame oder unverantwortliche Auto- und Radfahrer ohne Sorge vor Strafzetteln. 67 Prozent der Unfälle in Berlin wurden 2021 von Pkw verursacht, 14 Prozent von Lkw und 4 Prozent von Radfahrern. Die Konflikte entstehen durch den Verkehr ohne die Wende. Und nur selten durch Radfahrer, die verträumt auf Spatzen starren.
Die Aufgabe für Giffey und ihren Senat: Verkehr sortieren, sicherer machen und möglichst sauber. Das verstehen auch Autofahrer: Der seit Jahren zunehmende Radverkehr macht auch ihre Fahrten in Berlin wegen fehlender Radwege zur Mutprobe, wollen sie niemandem auf dem Gewissen haben. Gratis herumstehende Autos blockieren die Parkplätze derer, die sie wirklich brauchen. 65 Stunden im Jahr steht ein Berliner im Stau. Es geht also nicht um „Radfahrer gegen den Rest“. Es geht nicht um „Bullerbü“. Es geht um vernetzte Mobilität für eine Weltmetropole. Das mag sich ein bisschen nach Kundenmagazin der Deutschen Bahn anhören, ist aber inklusiver gedacht als die dörfliche Pflastersteinerlebniswelt auf Plakaten der Berliner Verkehrsverwaltung. Übrigens: Die Hälfte aller in Deutschland verkauften Fahrräder sind inzwischen E-Bikes. Wäre doch super, Berliner und Bürgermeisterinnen müssten sich künftig nicht den Fußweg mit ihnen teilen. Die Spatzen pfeifen es von den Dächern.«
via Tagesspiegel Checkpoint