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Die Philosophin Nancy Fraser schrieb dazu kürzlich in den Blättern für deutsche und internationale Politik. Sie verglich dabei das kapitalistische System, dem wir die gegenwärtige globale Krise verdanken, mit dem berühmten Ouroboros, dem schon im alten Ägypten belegten Bildsymbol einer Schlange, die ihren eigenen Schwanz frisst. „Offen gesagt handelt es sich um eine seltene Art von Krise, in der mehrere Fressanfälle zusammentreffen.“

Wir würden nicht nur eine Krise der grassierenden Ungleichheit erleben, der prekären Niedriglohnarbeit, nicht „bloß“ eine Krise der Fürsorge und der sozialen Reproduktion und schon gar nicht der Migration und der rassistischen Gewalt. Auch handle es sich nicht „nur“ um eine ökologische Krise, bei der ein sich aufheizender Planet tödliche Seuchen ausspuckt, und auch nicht „nur“ um eine politische Krise, die sich durch einen verstärkten Militarismus auszeichne und dadurch, dass überall auf der Welt Politiker Erfolg haben, die sich als starke Männer gerieren. Es sei viel schlimmer: „Wir haben es mit einer allgemeinen Krise der gesamten Gesellschaftsordnung zu tun, in der all diese Katastrophen konvergieren, sich gegenseitig verschärfen und uns zu verschlingen drohen.“ Der Kapitalismus frisst sich selbst. Wie Fraser sagt, eigentlich eine gute Zeit für Utopien. Absolut Lesenswert:

Kapitalismus als Kannibalismus - Die multidimensionale Krise und der Sozialismus des 21. Jahrhunderts (von Nancy Fraser)