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"Sprache ist eine Waffe, halte sie scharf"

Kurt Tucholsky „Weihnachten"

So steh ich nun vor deutschen Trümmern
und sing mir still mein Weihnachtslied.
Ich brauch mich nicht mehr drum zu kümmern,
was weit in aller Welt geschieht.
Die ist den andern. Uns die Klage.
Ich summe leis, ich merk es kaum,
die Weise meiner Jugendtage:
O Tannebaum!

Wenn ich so der Knecht Ruprecht wäre
und käm in dies Brimborium
bei Deutschen fruchtet keine Lehre
weiß Gott! ich kehrte wieder um.
Das letzte Brotkorn geht zur Neige.
Die Gasse gröhlt. Sie schlagen Schaum.
Ich hing sie gern in deine Zweige,
o Tannebaum!

Ich starre in die Knisterkerzen:
Wer ist an all dem Jammer schuld?
Wer warf uns so in Blut und Schmerzen?
uns Deutsche mit der Lammsgeduld?
Die leiden nicht. Die warten bieder.
Ich träume meinen alten Traum:
Schlag, Volk, den Kastendünkel nieder!
Glaub diesen Burschen nie, nie wieder!
Dann sing du frei die Weihnachtslieder:
O Tannebaum! O Tannebaum!

https://www.youtube.com/watch?v=m0TpwmlrSmg
Bilder: Plakate des 2. Weltkrieges und Grafiken A. Paul Weber

Hinter »& Co.«versteckte sich die KPD
Kleiner Einblick in die Unsterblichkeit der Weltbühne aus Anlass des 80. Todestags von Kurt Tucholsky http://www.jungewelt.de/2015/12-19/047.php

Mehr von Kurt Tucholsky:
http://www.textlog.de/kurt-tucholsky.html
http://www.tucholsky.org/

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