Dem Galgen entronnen
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»Als man den Galgen mir hat zudiktiert, da hab ich an den Reichstag appelliert. Denn jedes Tier, das hier auf Erden kraucht, hält seinen Kopf nicht zum Vergnügen still, wenn ihm ein Bösewicht ans Leder will; da wirst du ganz gehörig angehaucht. Und ich, ich soll in diesem kalten verfluchten Hundeloch den Schnabel halten? Wär ich ein feiner Herr in Gold und Samt, dann hätt mich kein Gericht zu der Tortur verdammt. Ich habe oft für einen guten Witz in den Tavernen mich aufs Hinterteil gesetzt. Doch wenn der Henker jetzt mein Fleisch zerfetzt, mit Schrauben und mit Nadeln lang und spitz, an Ketten, die mich in der Schwebe halten: da soll ich mäuschenstill den Schnabel halten? Und hätte ich im Kopf nur Häcksel drin und wär ich dümmer noch, als ich schon bin: den Schädel soll man mir in Stücke haun, wenn ich nicht mit dem letzten Atemzug noch protestier, daß man mich grundlos schlug. Und wenn der Henker winkt und wie ein Zaun Soldaten ihre Eisenlanzen halten: soll ich mich wie ein Stein verhalten? Ihr seht: Ich habe nicht vorbeigezielt mit meinem Wisch. Denn hätte ich verspielt, wär schon ein Strauch aus meinem Bauch herausgewachsen, oder Bitterlauch. Drum soll man nie vor den Gewalten der hohen Obrigkeit den Schnabel halten.« Die Ballade vom Appell Villons an das Parlament Francois Villon (deutsche Nachdichtung: Paul Zech)
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