#kultur #kunst #film #kino #defa #ddr #RIP
Eine Erinnerung an den Drehbuchautor, Schriftsteller und Filmregisseur Wolfgang Kohlhaase
- Vollständig zu sehen in der ARD-Mediathek: Ich war neunzehn
One person like that
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Man kann nicht entscheiden, welche seiner Arbeiten am wichtigsten waren. Es sind ihrer viele – alle eigen, alle souverän und alle ohne sozialistischen Hintergrund nicht denkbar. Der Drehbuchautor, Schriftsteller und Filmregisseur Wolfgang Kohlhaase hat wie kaum ein anderer die Filmkultur der DDR und die progressive Erinnerung an dieses sozialistische Land auf deutschem Boden geprägt.
Als etwa Besserwisser nach der »Wende« kein gutes Haar an Kurt Maetzigs Thälmann-Zweiteiler (1954/55) lassen wollten, widersprach Kohlhaase öffentlich und gab zu bedenken, dass dieses Filmepos viele Deutsche zum ersten Mal mit der Perspektive der Arbeiterbewegung und der Geschichte der KPD bekannt gemacht habe. Wie auch immer zeitbedingt in der Form war die inhaltliche Stoßrichtung des Films legitim genauso wie das Pathos, das immerhin – bei aller Unwucht der Darstellung – eine Identifikationsmöglichkeit fernab militaristischer und nationalistischer Irreführung bot.
Wolfgang Kohlhaase, geboren am 13. März 1931 in Berlin, hat die Befreiung vom Faschismus durch die Rote Armee als Vierzehnjähriger erlebt. Dieser Einschnitt beschäftigte ihn ein Leben lang. Nach den ersten literarischen und journalistischen Versuchen, unter anderem für die Junge Welt, war es fast zwangsläufig, dass er sich dem Film als aufklärerischem Medium par excellence widmete. Mit den Defa-Regisseuren Gerhard Klein (1920–1970) und Konrad Wolf (1925–1982) ging er dauerhafte Arbeitsbeziehungen ein, von denen alle Beteiligten profitierten, am meisten gewiss das Publikum. Wofür drehte man sonst Filme?
Es gibt keinen Defa-Film Kohlhaases, der aus heutiger Sicht nicht tragfähig geblieben wäre. Sowohl die Werke Kleins über die Stadt Berlin und ihre Bewohner (etwa »Berlin – Ecke Schönhauser ...«, 1957) als auch Wolfs Filme über Antifaschismus und das deutsch-sowjetische Verständnis (etwa »Ich war neunzehn«, 1965) sind von großer inhaltlicher Stringenz und hohem künstlerischem Anspruch, es sind Meilensteine sozialistischer Filmkunst. Sie werden auch über die gegenwärtige Verdammnis des spätimperialistischen Zeitalters hinaus elementare Quellen zur Organisationsleistung einer menschlichen Gesellschaft bleiben, wenn diese erneuert und um alte Fehler wissend wieder in Angriff genommen wird.
Da helfen auch Filme wie »Sonntagsfahrer« (1963, Regie: Gerhard Klein) als satirische Abrechnung mit der Kleingeistigkeit des Spießertums anhand der misslungenen Fluchtodyssee von DDR-Bürgern kurz vor dem 13. August 1961 oder »Der nackte Mann auf dem Sportplatz« (1974, Regie: Konrad Wolf) über den Platz jedes Einzelnen in der sozialistischen Gesellschaft am Beispiel von Literatur und bildender Kunst. Beides Filme, die man nicht als allererstes auf dem Zettel hat, wenn es um Wolfgang Kohlhaase geht. Auf keinen Fall zu unterschlagen ist »Der Fall Gleiwitz« (1961, Regie: Gerhard Klein), in dem der fingierte Überfall auf einen deutschen Rundfunksender minutiös rekonstruiert wird, der 1939 den Vorwand für den deutsche Überfall auf Polen bot und so den Zweiten Weltkrieg auslöste. Ein Glücksfall der deutschen Filmgeschichte und eine konsequente Auseinandersetzung damit, was Kohlhaase in einem Interview einmal als das »Gemüt des Faschismus« bezeichnet hat....
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