#Dokumentation #phoenix
#Jahrhundertzeugen: #Graphic_Novel
Bis zu seinem Tod vor wenigen Wochen hat der Holocaust-Überlebende in unzähligen Veranstaltungen und Reden über einen Zeitraum von 70 Jahren vom Schrecken und Leid der Shoah „erzählt“. Er hat nicht versucht zu erklären, was aus seiner tiefsten Überzeugung nicht zu erklären ist. Oft hat er sich gefragt, ob seine Worte stark genug wären, das Leid der Shoah zu schildern. Sie waren es. Seine Stimme ist die Stimme der Millionen Toten – eindrücklich und eindringlich. Noah Klieger hat die Geschichte seines Lebens und Überlebens immer und immer wieder erzählt. Auch in Deutschland, in vielen Medien immer diese eine Geschichte. Detailreich, authentisch und präzise. Nun aber ist seine Stimme verstummt.
Drei Monate vor seinem Tod hat Noah Klieger phoenix-Autor Martin Priess ein ausführliches Interview gegeben. Er hat darin erneut die Mission seines Lebens erfüllt und von der Shoah erzählt. Und doch geht dieses Interview weiter. Denn Klieger schildert nicht nur seinen persönlichen Lebensweg – von der Normalität eines jüdischen Kindes im Frankreich der 1920er Jahre, über den Kulturbruch bis zum Menschheitsverbrechen der Nazis – sondern er ist auch Jahrhundertzeuge für die Staatsgründung Israels, an welcher er in gewisser Weise beteiligt war. Noah Klieger benennt und schildert historische Ereignisse als Augenzeuge. Diese bilden auch die Plots eines Jahrhundertlebens und die Vorlage für die zweite Ebene dieser „Oral-History“.
Die beiden renommierten Illustratoren und Graphic-Novellists Reinhard Kleist und Matthias Lehmann haben viele Szenen der mündlichen Erzählung Noah Kliegers zeichnerisch, respektvoll und mit Zustimmung des Zeitzeugen umgesetzt und szenisch animiert. Reinhard Kleist knüpft dabei an ein früheres künstlerisches Werk von sich an, in dem er bereits schon einmal große Empathie für das Thema bewies. Seine Graphic-Novel “Der Boxer” portraitierte ein Leben, das eine wesentliche Parallele zum Leben Noah Kliegers aufweist, dann aber doch völlig anders verlief.
So ist eine “Oral-Graphic-Biography” des Jahrhundertzeugen Noah Klieger entstanden.
Auf einen einordnenden Off-Text wird ganz bewusst vollständig verzichtet – aus Respekt vor Noah Klieger, der Zeugnis ablegen wollte und der als Zeitzeuge erzählte, nicht erklärte.
Ein Film von Martin Priess, phoenix 2019