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Es gibt ein Muster in dieser Pandemie: Das Virus trifft die Armen und die Schwächsten der Gesellschaft mit größerer Wucht als die Reichen. Diese soziale Asymmetrie setzt sich beim Impfen fort. In der Debatte über die Ungeimpften werden diese gesellschaftlichen Dimensionen wenig bis gar nicht mit einbezogen. Das ist ein wirklicher Schwachpunkt in der Intervention der Linken. Anfang November sprach der Ministerpräsident von Thüringen, Bodo Ramelow, von einer „Pandemie der Ungeimpften“ und legte nach: „Und wir werden niemanden mehr garantieren können, der ungeimpft ins Krankenhaus kommt, dass er überhaupt noch in Thüringen behandelt wird.“ Statt die seit Jahren rückläufige Zahl an Intensivbetten zu kritiseren, sagte er seinem eigenen Wählerklientel lieber, dass ihre Doofheit sie ins Grab bringen könnte.

Die Impfpflicht ist vor dem Hintergrund der eigentlichen Ursachen eine unnütze und völlig unverhältnismäßige Maßnahme. Zudem ist ihr Erfolg ungewiss. Dass es auch anders geht, ganz ohne Zwang und Strafe – geschweige denn über eine Impfpflicht –, zeigt ein Blick in Länder mit hohen Impfquoten. Portugal, Spanien, Island oder Dänemark erreichten Rekordwerte in Europa. Hinter diesen Erfolgen steht eine simple Einsicht: Impfvertrauen ist vorrangig keine individuelle, sondern eben vor allem eine gesellschaftliche und soziale Frage. Auch in Deutschland gibt es positive Beispiele: Bremen hat die höchste Impfquote aller Bundesländer. Fast 80 Prozent aller Menschen dort sind vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Das Erfolgsrezept der Hansestadt? Eine nachhaltige Impfkampagne in Stadtteilen mit großer Armut durch niedrigschwellige Angebote und persönliche Ansprache.

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