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»Pesto schützt nicht vor Pistolen«, unter dieser Schlagzeile fordert Tobias Haberl im »Spiegel« mehr »Männlichkeit in Zeiten des Krieges«. Der Text steht symptomatisch für das bürgerliche Feuilleton, das die mangelnde »Wehrhaftigkeit« des deutschen Mannes kritisiert. Er sei verweichlicht, beschäftige sich mit Kochrezepten und väterlichen Gefühlen, statt die Rolle des Beschützers von »Frauen und Kindern« anzunehmen. Durch Drill geprägtes Mannsein hatte in Deutschland nach dem verlorenem Weltkrieg ein extrem schlechtes Image. Das Recht auf Kriegsdienstverweigerung, angesichts der NS-Erfahrungen in der Bundesrepublik gesetzlich verankert, nahmen die Söhne und Enkel der Wehrmachtsangehörigen massenhaft in Anspruch. Als die bizarre Gewissensprüfung (»Was würden Sie machen, wenn ein Russe ihre Freundin im Park überfällt?«) abgeschafft wurde, entschieden sich ganze Gymnasialklassen für den Zivildienst. Sie verweigerten »per Postkarte«, waren danach in pflegerischen oder erzieherischen Berufen tätig. Das weitete ihr Rollenspektrum: vom harten Kämpfer zum fürsorglichen Mann.

Jetzt aber kehren soldatische Leitbilder zurück. CDU-Chef Friedrich Merz fordert die Wiedereinführung der Wehrpflicht, die vor gut zehn Jahren keineswegs abgeschafft, sondern nur ausgesetzt wurde. [...] AfD-Rechtsaußen Björn Höcke prangert seit Jahren die fehlende »Maskulinität« deutscher Männer an. Seine nun von bürgerlichen Leitartiklern aufgegriffenen Appelle, »mannhafter« zu agieren, haben historische Parallelen. In der Weimarer Republik störten sich Reaktionäre an der freizügigen Atmosphäre des Berliner Nachtlebens, der dort sichtbare Hedonismus untergrabe traditionelle Männlichkeit und schwäche die Volksgemeinschaft. Jetzt kehren solche Werte in die gesellschaftliche Mitte zurück.

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