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"Doch dem Kreuz dort auf dem Laken/fehlen heute ein paar Haken./Da man mit den Zeiten lebt,/sind die Haken überklebt."
- aus Bertolt Brecht, Anachronistischer Zug 1947 https://www.jungewelt.de/artikel/482177.garnisonkirche-nationale-geisterh%C3%B6hle.html
Die »Königliche Hof- und Garnison-›Kirche‹« zu Potsdam war nie eine Kirche im herkömmlichen Sinn. Der preußische König Friedrich Wilhelm I. ließ sie von 1730 bis 1735 bauen, weil er einen Militärtempel haben wollte, welcher der »mehrer Befestigung der Krieges-Disciplin« dienen sollte. Auch die Nachfolger des »Soldatenkönigs« sahen in dem Gebäude einen überdachten Exerzierplatz. Daher galt in der Garnisongemeinde mehr als 200 Jahre lang nicht die zivile Kirchenverfassung, vielmehr hatte sie eine »Immediatstellung«, das heißt, der König ordnete hier an, was stattfand: Siegesfeiern, Fahnenweihen, militärische Gedenktage, Trauerfeiern für verstorbene Majestäten, Einstimmung der Potsdamer Regimenter auf den nächsten Waffengang usw.
Entsprechend sah die »Kirche« aus: Die Engel an der Orgel trugen Helme, auf dem Turm glänzte eine Kanonenkugel, Kanzel und Emporen waren mit Schwertern und Flammenvasen geschmückt.
Für die Konservativen und Faschisten der 1920er Jahre verkörperte das Gebäude den »Geist von Potsdam«, der dem »Geist von Weimar« widerstand. Am 21. März 1933 ging folgerichtig diese preußisch-deutsche Leitkultur offiziell die Symbiose mit dem deutschen Faschismus ein. Der neugewählte kommunistenfreie Reichstag wurde in der Garnisonkirche eröffnet. Reichspräsident von Hindenburg beschwor das alte Preußen, das »in Gottesfurcht durch pflichttreue Arbeit, nie verzagenden Mut und hingebende Vaterlandsliebe« groß geworden sei und reichte dem von ihm ernannten Reichskanzler Adolf Hitler die Hand. Dessen Propagandaminister Joseph Goebbels sorgte dafür, dass das Geläut der Garnisonkirche von da an als Pausenzeichen des Großdeutschen Rundfunks Verwendung fand. Bis 1945.
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