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Zu Lust und Risiken des Kapitalverkehrs: Gaspreis sinkt
....Der Markt funktioniert prächtig. Nur über das ganze Jahr hinweg ist offensichtlich nicht genug Gas da. Die blöde Realität passt sich nicht effizient genug an die Marktlage an. Ein Teil der Realität besteht auch aus der Blödheit der Politiker, die die früher gesicherte Zufuhr an Erdgas gekappt haben ohne einen Plan, wie Ersatz zu beschaffen ist. Einer von ihnen, der begnadete Wirtschaftsminister Robert Habeck, erhielt zwar weder von Katar noch den USA langfristige Lieferverträge, doch wies er die Bundesnetzagentur im Frühling an, um jeden Preis die Kavernen zu füllen. Das hievte den Gaspreis in lichte Höhen. Auch kluge Minister in anderen Ländern sowie EU-Kommissare handelten ähnlich. Obwohl ihr Herz voller Bewunderung für das Wirken des freien Marktes ist, scheint ihnen nicht ganz klar zu sein, dass ihr unkoordiniertes Handeln erst die sagenhaft hohen Preise verursacht hat und nun einen absehbaren Stau an Tankern voll mit flüssigem, teuer eingekauftem Erdgas. Die dringend in Auftrag gegebenen LNG-Terminals sind noch nicht fertig. Die Tanker mit der teuren Fracht liegen vor Europas Küsten. Nicht nur das, die Gaslager im Inland sind auftragsgemäß fast voll (97,73 Prozent). Und weil – wie ärgerlich – der Oktober mild und die Bevölkerung sparsam ist, fließt das Zeug nicht ab und schafft keinen Platz für den mühsam beschafften und mühsam wieder in Gasform gebrachten Nachschub. So werden einige LNG-Tanker, die jetzt vor Europas Häfen dümpeln, bald in Richtung Japan, Korea oder sogar China fahren, sobald für ihre kostbare Fracht an der Börse ein Käufer gefunden ist. Das superteuer eingekaufte Gas wird dann, wenn es im nächsten Frühjahr gebraucht wird, fehlen.
Habe ich noch eine Lehre für Habeck und Co.? Aber ja doch. Man kann mit Marktanreizen großes und kleines Geld in die Errichtung von Solaranlagen und Windrädern locken. Das Land ist heute voll davon. Die Realität passt sich so dem Geldfluss an. Spätestens jedoch, wenn man einen Wirtschaftskrieg führen will, bieten sich Koordination und Planung als Instrumente an. Die monopolistischen Strukturen des Gas- und Strommarktes zu zerschlagen war Ordo- und Neoliberalen ein Fest. Die statt dessen konstruierten Märkte funktionierten eine Weile scheinbar gut. In Wirtschaftskriegszeiten aber schaffen sie nur zusätzliche Probleme.
- https://www.jungewelt.de/artikel/437661.gaspreis-sinkt.html
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