Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer, liebe Freundinnen und Freunde,
heute möchten wir ein bisschen genauer davon erzählen, wie und für wen wir Eure Spenden verwenden. Was sind das für Situationen, die auch heute noch Hilfe nötig machen? Was wird Familien auch in Zukunft dazu bewegen, ihre Angehörigen aus #Syrien nach Deutschland bringen zu wollen und zu müssen. Hier das Beispiel einer Familie, die mit Rücksicht auf ihre in Syrien zurückgebliebenen Verwandten nicht gezeigt und namentlich benannt werden möchte.
2016 sitzen zwei junge Männer in Berlin und sind mit den Gedanken bei ihren Eltern und dem kleinen Bruder in ihrer Heimat Syrien. Der Krieg befindet sich auf seinem militärischen Höhepunkt und nur durch ihre Flucht konnten sich die beiden Brüder davor schützen, unfreiwilliger Teil dieses grausam geführten Kampfes zu werden.
Sie beginnen Deutsch zu lernen, wohnen anfangs in einer Flüchtlingsunterkunft und versuchen sich auf ihre Zukunft in Berlin zu konzentrieren. Doch die Nachrichten aus Syrien werden immer dramatischer: An einem Vormittag auf dem Weg in die Stadt werden die Eltern wahllos an einem der vielen Checkpoints verhaftet. Die Namensgleichheit zu einem gesuchten Oppositionellen scheint der Grund zu sein. Der kleine Bruder muss von einem Tag auf den anderen zu seinen Großeltern ziehen ohne zu wissen, ob und wann er seine Eltern wiedersieht, mit denen er eben noch zusammen am Frühstückstisch saß. Die beiden Jungs hier in Berlin verzweifeln, liegen nachts wach und suchen nach Lösungen.
Irgendwann erfahren sie über Freunde von den Flüchtlingspaten Syrien und der theoretischen Möglichkeit, Verwandte über eine Verpflichtungserklärung zu sich nach Deutschland zu holen. Zu diesem Zeitpunkt geht es nur um ihren kleinen Bruder, über den Verbleib ihrer Eltern wissen sie weiterhin nichts. Währen der komplizierten und langwierigen Beschaffung der notwendigen Unterlagen, da die beiden Brüder kein Sorgerecht für ihren jüngeren Bruder haben, gibt es über viele Zwischenschritte jedoch plötzlich Kontakt zu jemandem, der Einblick in die Listen der inoffiziellen Gefangenenlager nehmen kann. Er findet die Namen der Eltern. Sie sind am Leben und nach 13 Monaten Haft ohne rechtskräftige Verurteilung kommen sie frei. Ihre Festnahme sei fälschlicherweise passiert.
Nun geht es um drei Menschen, die dringend aus Syrien weg müssen. Wir Flüchtlingspaten entscheiden schnell, dass wir in diesem Fall helfen wollen. Unsere Spendensituation lässt dies dank Eurer Spenden zu. Drei Bürgen sind ebenfalls bald gefunden.
Die beiden Brüder sehen zum ersten Mal seit Jahren Licht am Ende des Tunnels. Nun glauben sie langsam, „dass die Rettung zu schaffen ist."
Die Eltern bekommen einen Termin in der Botschaft in Erbil und können über die Türkei nach Deutschland reisen. Es dauert keine vier Monate bis zu ihrer Ankunft - ein Zeitraum von dem wir aktuell nur träumen können.
Noch im Flugzeug in die Türkei beherrscht den Vater die Angst, doch nach Syrien zurückgeschickt zu werden. Erst auf dem Flug von Istanbul nach Berlin traut er sich an einen glücklichen Ausgang zu glauben. Jetzt sind sie fast am Ziel.
Am Flughafen in Berlin warten die beiden Söhne, ein paar Freunde und wir Flüchtlingspaten eine Ewigkeit (Menschen mit syrischem Pass sind gefühlt immer die letzten, die durch die Passkontrolle kommen). Nach sechs Jahren sieht sich die komplette Familie zum ersten Mal wieder.
Der mittlerweile 14-jährige "kleine" Bruder kann es manchmal noch immer nicht fassen, einfach so allein auf die Straße gehen zu können, ohne Angst, sogar in der Dunkelheit. Das erste was er hier gespürt hat, sei die Sicherheit gewesen. Aber auch andere Dinge überraschen ihn: Zu jeder Zeit Strom zu haben oder (halbwegs) verlässlich überallhin mit dem Bus oder der Bahn gelangen zu können: auch dies Facetten von Freiheit.
Während die beiden großen Brüder zur Zeit Informatik bzw. Elektrotechnik auf Bachelor studieren und nebenher als Werkstudenten ihr eigenes Geld verdienen, hat ihr kleiner Bruder ein ganz anderes Ziel vor Augen: Ohne zu überlegen weiß er sofort, dass er eines Tages deutscher Botschafter in Beirut werden möchte. Wir würden das sehr begrüßen, klemmt es doch gelegentlich bei den Visaverfahren in dieser Auslandsvertretung. Und wer ist prädestinierter für solch einen Job, als jemand, der diesen Weg selbst gegangen ist ;-)
Herzliche Grüße von Euren
#Flüchtlingspaten Syrien e.V.
https://www.fluechtlingspaten-syrien.de
Tina Mede, Remo Klinger, Charlotte Dreyer, Vera Gaserow, Katrin Albrecht
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