Franz Josef Degenhardt - Lullaby zwischen den Kriegen (1983)
Nimm meine Faust und wünsch dir was.
Ja, unsere Fenster sind schußsicheres Glas.
Und der galaktische General
mit den Tressen aus Milchzähnen, den Fingern aus Stahl,
zieht sich Pantoffeln an, spielt mit E. T.
Wie lang eine Nacht langt, das weiß man nie.
Natürlich, das Mädchen ohne Beine und Hand
unter den Trümmern im Morgenland,
im Arm noch die Puppe, die Schleife im Haar,
hat nichts mehr gespürt, als es soweit war.
Ja, ich guck nochmal unter dein Bett,
ob Krümelmonster sich da nicht versteckt.
Das Fieber steigt,
das Fieber sinkt,
schlafen mußt du, mein Kind,
träumen mußt du allein, mein Kind.
Nein, das Rauschen ist nicht im Fernsehgerät,
das ist ein Flieger, der fliegt noch so spät.
Aber nein, der stürzt ganz gewiß nicht ab,
nämlich das ist der strategische Stab,
der macht einen Ausflug nach Engeland.
Nein, Stuttgart ist noch nicht abgebrannt.
Ja, Mr. Spock von der Enterprise,
der ist dabei, weil er alles weiß.
Der beamt uns vielleicht auf den grünen Planet,
wo deine Mutter am Info-Stand steht.
Die Unterschriftliste ist sicher schon voll,
dann treibt es Herr Reagan nicht mehr so toll.
Das Fieber steigt,
das Fieber sinkt,
schlafen mußt du, mein Kind,
träumen mußt du allein, mein Kind.
Horch, Kind, horch, wie der Sturmwind weht.
Nein, das Lied sing ich nicht,
weil das Lied nicht mehr geht.
Wir hören uns dafür, was der schwarze Mann
in der Silberhose so lustig singt, an:
Daß morgen ganz sicher der Morgen beginnt
und Bobby Ewing doch noch gewinnt.
Ja, Max und Moritz, die beiden sind tot,
die sind zermahlen zu braunem Schrot.
Ja, Donald Duck, der hat das gefressen.
Ja, auch den bösen Wolf, den kannst du vergessen,
Mickey Mouse hat uns davon befreit.
Die Mainzelmännchen, die wissen Bescheid.
Das Fieber steigt,
das Fieber sinkt,
schlafen mußt du, mein Kind,
träumen mußt du allein, mein Kind.
Ja, träumen mußt du allein, mein Kind,
weil träumen hilft nur allein, mein Kind.
Komm auf die Brücke aus Knüppeln und Bast
und halte dich fest an dem stürzenden Ast.
Na, siehst du, das ging doch bis jetzt ganz gut.
Dein Dröhnen im Kopf ist dein Leben im Blut.
Hab auch keine Angst vor der engen Schlucht,
da kommen wir durch auf unserer Flucht.
Die blauen Soldaten, die reiten nicht mehr,
Die haben keine Kugeln mehr für ihr Gewehr.
Ja, heute, das war der letzte Schuß,
und die roten Jäger sind schon über den Fluß
Das Fieber steigt,
das Fieber sinkt,
schlafen mußt du, mein Kind,
träumen mußt du allein, mein Kind.
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