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Persilschein des Tages: 12. November
Eine Glaskugel ist nicht vonnöten, um behaupten zu können, dass in einem Jahr die Militarisierung der deutschen Gesellschaft weiter vorangeschritten sein wird. Für die beabsichtigte »Kriegstüchtigkeit« à la Boris Pistorius wird wohl ein weiterer Pflock eingeschlagen: der 12. November. »Der Veteranentag wird kommen«, sagte Alexander Müller, der verteidigungspolitische Sprecher der FDP, dem Tagesspiegel vom Sonntag. Und zwar an diesem Tag, dem Gründungstag der Bundeswehr im Jahr 1955. Darauf hätten sich die Regierungsfraktionen intern jüngst verständigt. »Vorbild sind die USA, wo die Beschäftigung mit den Militärangehörigen und dem, was sie für das Land tun, zum Lebensalltag gehört«, erklärte der Fraktionsvize von CDU/CSU, Johann Wadephul, »so muss das auch bei uns sein.«
Muss es nicht. Aber nun gut, sei’s drum. Beschäftigen wir uns mit den Militärangehörigen der frühen 50er Jahre, und lassen den nordamerikanischen Wahn, in immer neuen Kriegen rund um den Erdball Millionen Tote zu produzieren, außer acht. Die Angehörigen der ersten Bundeswehrtruppe, zuvor »Neue Wehrmacht« genannt, stammten fast ausschließlich aus Hitlers Armee, inklusive der Waffen-SS. Die Verbrechen der Schlächter und Vernichtungskrieger wurden zuvor von Dwight D. Eisenhower, damals NATO-Oberbefehlshaber und später US-Präsident, am 23. Januar 1951 reingewaschen, und er erklärte, dass der deutsche Soldat des Zweiten Weltkriegs tapfer für seine Heimat gekämpft habe. Einer davon war Wehrmachtsgeneral Graf von Schwerin gewesen, den Konrad Adenauer kurze Zeit später zu seinem ständigen Berater ernannte. Kriegsverbrechen und Morde hatten des Grafen Weg gezeichnet. Egal, der Kanzler sah sich schließlich selbst zur »Ehrenerklärung« der Nazisoldaten veranlasst. Und mit großen Schritten ging es Richtung 12. November 1955, dem nun wieder gehuldigt werden soll.
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