#früchtedeszorns

francoisvillon@societas.online

Früchte des Zorns

Wie Antennen in den Himmel, 2008

Like Antennae To Heaven
Lyrics: deutsch (pdf) | english (rtf)

#FrüchtedesZorns #singersongwriter #german #music

Das Kunststück

Jeden Tag werden wir älter,
werden gepresst und durchgeschüttelt,
müssen aufpassen, dass wir nicht zerfallen.
Kriegen blaue Flecken oder stumpfen ab,
ruhen uns zu wenig aus und gehen kaputt dabei.
Manche Ohren werden taub und manche
Münder bekommen gute Jobs.
Nicht vergessen, wie man nicht werden will;
am besten, man schreibt's sich auf.
Diese Welt ist ein Gefängnis,
und wenn du das vergisst,
wirst du ganz schnell ihr Wärter sein.

Das Kunststück ist es, älter zu werden ohne die Stiefel anzuziehen,
die über einen hinweggetrampelt sind.

Die Träume werden eingesperrt
unter der wohl gepflegten Haut.
Doch die Welt wird nicht glücklich,
indem du deinen Schmerz vergisst.
Es gibt viele Sachen, für die man hier leben kann,
und alle sind legitim - da hast du Recht.
Aber einige sind einfach mal bescheuert,
fressen einen auf und brechen das Genick.
Du sagst, wir hängen mit den Ideen
doch nur immer in der Luft,
und du willst endlich einmal Boden unter deinen Füßen.
Dann stellst du die Füße unter den Tisch,
den du schon damals so gehasst hast,
und von deinen Ideen bleibt dort nicht viel übrig.

Das Kunststück ist es, älter zu werden ohne die Stiefel anzuziehen,
die über einen hinweggetrampelt sind.

Warum lächeln alle auf den Fotos
trotz der Angst vorm Morgen?
Sie lächeln glücklich und zufrieden
trotz massiver Sorgen.
Um sich vorzuspielen, dass alles stimmt,
dass alles, wirklich alles, richtig ist.
Doch ich sehe jeden Tag
den Schmerz an Kassenschlangen stehen.
Und ich bin unzufrieden und das behalt ich mir.
Ich suche immer noch eine bessere Welt,
und die Suche, die geht weiter, sonst geh ich verloren.
Was ich vermisse, das ist die Waffe der Verweigerung
- sie ist dir irgendwie abhanden gekommen.
Und du setzt dich an den Tisch, der alle überfährt,
und ich bleibe stehen und schreie - und werde hoffentlich alt dabei.

Das Kunststück ist es, älter zu werden ohne die Stiefel anzuziehen,
die über einen hinweggetrampelt sind.


The Trick

Every day we get older,
get squeezed and shaken up
have to watch out not to fall apart.
Getting bruised or numb,
too little rest, we're wearing out.

Some ears go deaf and some
mouths get good jobs.
Not forgetting how not to become
the best would be to write it down.

This world is a prison,
and if you forget this,
then you'll soon become a prison guard.

The trick is, getting older without putting on the boots,
which trampled over you.

Dreams are locked away
underneath well-kept skin.
Yet, the world doesn't get any happier (better)
by forgetting your pain.

There are many things you can live for here,
all of them legitimate - yes you're right.
Still, some of them are simply stupid,
they devour you and break your neck.

You're saying, we are full of ideas
but always only in the air,
for once, you wanna have ground under your feet.
You're putting your shoes under the same table,
that you so hated even then,
and there is nothing left from your ideas.

The trick is, getting older without putting on the boots,
which trampled over you.

Why does everyone smile in photos
even though they're scared of tomorrow?
Smiling happy and content
despite tremendous worries.
pretending that everything is all right,
that everything, truly everything is all right.

Yet, I can see the pain everyday
waiting in the checkout line.
And I am discontent and keep it to myself
Still looking for a (-the-) better world,
the search goes on, or else I will be lost.

What I miss is the weapon of refusal.
- You have lost it somehow.
And you sit down at the table, which is running over everybody,
and I stand still and scream -
hopefully getting old doing so.

The trick is, getting older without putting on the boots,
which trampled over you.

francoisvillon@societas.online

Früchte des Zorns - Die Welt dreht in ihren Fugen

(Zwischen Leben und Überleben,2002)

Es schnürt die Luft, ich möchte schreien

Doch es schreit so laut in mir

Ich will hier weg, ich will nach Haus

Doch das liegt längst in einem See voll Blut

Und die Welt dreht in ihren Fugen, bringt sich um

Und ihr glaubt, ihr seid nur Zuschauer,

und ihr klatscht oder bleibt stumm

und ihr wartet auf das Leben während ihr sterbt

und ihr lauft weiter und ihr habt die Schläge nicht gespürt

und ihr wartet auf das Leben während ihr sterbt

und ihr lauft weiter und ihr habt die Schläge nicht gespürt

und einer der liegt jetzt am Boden tot, und die Wände voller Blut

Und die Welt dreht in ihren Fugen, bringt sich um

Und ihr glaubt, ihr seid nur Zuschauer,

und ihr klatscht oder bleibt stumm

Und ihr glaubt, ihr seid nur Zuschauer,

und ihr klatscht oder bleibt stumm

https://www.youtube.com/watch?v=SRsa32ufSkA

http://fruechtedeszorns.net

#FrüchteDesZorns #peace #love #NoWar #NoHate

francoisvillon@societas.online

Früchte des Zorns

«Früchte des Zorns ist eine Band, ein linksradikales Kollektiv. Unsere Musik ist die Poesie der Subversion. Unser Gesang ist der Gesang der Verweigerung, der Revolte und des Aufbruchs.»

Gut und schlecht

«Die Bilder in unseren Köpfen – wer hängt sie auf, wer bringt sie an?

Und selbst an unseren Träumen kleben kleine Zettel dran.
Wir sind alle niemand und wir sind alle ziemlich viel,

wir sind alle bunt zerstückelt und wir sind alle Angriffsziel.
Und all der schöne Glanz, in den man sich hier hüllt, lässt uns leer zurück,

zerbrochen, unerfüllt. Wir sind alle schön und hässlich und innerlich zerissen

und die Art, wie wir hier leben, zertrümmert langsam das Gewissen.

Wir sind alle gut und schlecht und unsere Herzen voll mit Einsamkeit.
Lass uns der Anfang vom Ende sein, von dieser Welt, von dieser Zeit.

Und niemand hier ist nur ehrlich, schön, stark oder gut. An unser aller Händen

klebt unser aller Blut. Wir sind alle Lügner und wir sind alle treu.

Wir sind manchmal mutig, doch meistens sind wir scheu.

Wir verlieren uns in den Jahren und nichts erscheint mehr klar

darum zeigt man hier auch gerne, was man früher einmal war.

Wir sind alle gut und schlecht und unsere Herzen voll mit Bitterkeit.

Lass uns der Anfang vom Ende sein, von dieser Welt, von dieser Zeit.

Und der ganze Wahnsinn, der uns täglich niederdrückt. Das, was man hier normal

nennt, macht uns krank und verrückt. Nun stehen wir hier im Elend, es gibt

keinen Ort um abzuhauen. Welcher Weg ist richtig und wem können wir noch

vertrauen? Wir atmen die Luft dieser kaputten Welt, doch nichts wird uns

aufhalten, denn es gibt nichts, was uns hier hält.

Wir sind alle gut und schlecht und unsere Herzen voll Hässlichkeit.

Lass uns der Anfang vom Ende sein, von dieser Welt, von dieser Zeit.»

[unter unseerer Haut (2010)]


http://www.youtube.com/watch?v=_gESNVtOUtM

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