"MiRide-Studie"
An anderer Stelle bzw. via #Fahrrad stieß ich auf eine Studie der Uni Konstanz, die wie weiter unten*) zitiert beschrieben wird.
Ich fahre ab und zu mit dem Fahrrad, insofern erwog ich eine Teilnahme und habe mich deswegen an der "Umfrage" beteiligt. Ergebnis war Herzlichen Dank für Ihr Interesse an unserer Studie. Leider können Sie an der aktuellen Studie nicht teilnehmen.
Erst vermutete ich, es läge vielleicht am Alter. Das war es aber offenbar nicht. Offenbar fahre ich mit meinen 85 Fahrten im letzten Jahr zu wenig, genauer gesagt, zu selten. Insofern spielt auch keine Rolle, dass eine Teilnahme schon daran gescheitert wäre, dass ich meine Fahrten ohnehin schon via Garmin Connect aufzeichnen lasse und mein Smartphone bzw. die Connect-App (nach dem neben eimem "verkehrstauglichen Fahrrad" auch gefragt wird) nicht ausgerechnet dafür von meinem Navi auf eine Smartwatch (vmtl. auch Garmin) umstellen möchte, unter Verlust meiner eigenen Aufzeichnungsmöglichkeiten.
Einen grundsätzlichen Mangel sehe ich in der Frage
Wie häufig fahren Sie in einer typischen Woche Rad (Hin- und Rückweg zählt als eine Fahrt)
welche für ein positives Ergebnis mindestens "3-4x" erfordert. Denn man kann unter "in einer typischen Woche" vieles verstehen. Ohne weitere Erläuterung verstehe ich darunter (85/365) * 7 == 1.6 bzw. 1-2 Tage pro Woche.
Als ich noch mit dem Rad zur Arbeit fuhr, waren das 4-5 mal die Woche, rund ums Jahr, bei jedem Wetter. Als Rentner und aufgrund einiger alters- und unfallbedingter Beschädigungen fahre ich inzwischen zwar nicht weniger, aber es verteilt sich anders. Bei ungünstigem Wetter (nass oder kalt) kurbele ich auf einem Inhousetrainer, danach wurde nicht gerfragt. Darüberhinaus habe ich eher Gründe, mindestens einen Tag Pause zwischen zwei Fahrten einzulegen. Tatsächlich empfiehlt mir Garmin via Connect-App nach Analyse meiner Daten genau das! Und so kommt es halt zu im Mittel nur ein bis zwei Fahrten pro Woche, über das Jahr gerechnet, 85 Fahrten, bei denen aber trotzdem ca. 3100 Kilometer und 40.000 Höhenmeter draussen zusammenkommen. Wobei auch im Sommer bei Wetter wie im ersten Halbjahr Wochen, in denen ich überhaupt nicht fahre vorkommen, und Wochen, an denen ich an fünf von sieben Tagen mit dem Rad unterwegs bin. Das spielt für die Antwort auf die gestellte Frage aber keine Rolle.
Stellen wir uns als Kontrast jetzt jemanden vor, der fünfzig Jahre alt ist und an jedem Morgen den einen Kilometer mit dem Hollandrad zum Bahnhof fährt, um mit der Bahn zum Arbeitsplatz in einer benachbarten Stadt zu fahren, weil Laufen wegen der Gelenke (sprich: aufgrund von ernährungsbedingtem Übergewicht) mühselig ist und länger dauert. Der hat bestimmt ein Smartphone, keine Konflikte mit vorhanden Equipment und erfüllt die "mindestens 3-4 Mal pro Woche" spielend.
Worauf ich hinaus will: So verständlich das bei einer nur drei Wochen abdeckenden Studie auch ist, diese Auswahl hat einen heftigen Bias, eine Schieflage. Nun mag es zwar sein, dass das Studiendesign einen Fokus auf eine Teilgruppe der Radfahrenden hat, die durch häufiges, aber wenig intensives Radfahren charakterisierbar ist. Vielleicht aber auch nicht. Man sollte beim Lesen von Berichten, in denen die Ergebnisse solcher Studien als Grundlage für Behauptungen zur #Radverkehrspolitik dienen, jedoch im HInterkopf behalten, dass Schlüsse wie "auch wenig intensives Training kann schon beachtliche Wirkung zeigen" möglicherweise nur eine Folge der selektiven Auswahl sind, welche die Baseline so verschob, dass schon die Rückkehr zum wirklichen MIttelwert als Erfolg gewerten werden kann.
Abschließend: beim nochmaligen Draufschauen ist mir noch aufgefallen, dass an keiner Stelle ein Unterschied zwischen Fahrrad und E-Bike gemacht wird. Angesichts der Tatsache, dass es leider gelungen ist, den Sprachgebrauch durch die rechtliche Einstufung von auf 25 km/h gedrosselten E-Bikes als Fahrrad zu verwässern, finde ich das erstaunlich.
*) MiRide
Für unsere Studie zum Erleben und Verhalten beim
Fahrradfahren suchen wir Teilnehmer*innen. Die Studie wird
vom Baden-Württemberg Institut für Nachhaltige Mobilität an
der Universität Konstanz durchgeführt.Wir begleiten Sie über einen Zeitraum von 3 Wochen beim
Radfahren. Die einzelnen Fahrten zeichnen Sie über eine von
uns gestellte Garmin Smartwatch selbstständig auf und
beantworten vor und nach der Fahrt einen kurzen Fragebogen.
Für unsere Studie zum Erleben und Verhalten beim
Fahrradfahren suchen wir Teilnehmer*innen. Die Studie wird
vom Baden-Württemberg Institut für Nachhaltige Mobilität an
der Universität Konstanz durchgeführt.Wir begleiten Sie über einen Zeitraum von 3 Wochen beim
Radfahren. Die einzelnen Fahrten zeichnen Sie über eine von
uns gestellte Garmin Smartwatch selbstständig auf und
beantworten vor und nach der Fahrt einen kurzen Fragebogen.Für Ihre Teilnahme erhalten Sie eine 50% Chance, die
Smartwatch nach Studienabschluss zu erhalten. Zusätzlich
bekommen Sie über die Garmin Connect App die von der Uhr
gesammelten Daten zu Ihrem Fahrverhalten und Ihrer Fitness.Diese Umfrage dient dazu festzustellen, ob Sie die
Teilnahmebedingungen erfüllen und eine Kontaktaufnahme zu
ermöglichen.
#fahrrad #pedelec #radfahren #studie #verkehr #verkehrspolitik #radverkehrspolitik #konstanz