Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer, liebe Freundinnen und Freunde,

das verheerende Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion Anfang Februar hat unendliches Leid verursacht und zehntausende Menschen das Leben gekostet, unter ihnen Tausende Syrerinnen und Syrer. Überlebende, die schon einmal alles verloren hatten, indem sie innerhalb Syriens oder in das nördliche Nachbarland geflohen sind, wurden einmal mehr um alles gebracht, was ihnen geblieben war.

Schnell wurde Betroffenen mit Angehörigen in Deutschland ein unbürokratisches Visums-Verfahren in Aussicht gestellt. Für bis zu 90 Tage sollten sie die Möglichkeit erhalten, mit einem Besuchsvisum (Schengen-Visum) bei ihren Verwandten in Deutschland unterzukommen.

„Es geht um Hilfe in der Not. Wir wollen ermöglichen, dass türkische oder syrische Familien in Deutschland ihre engen Verwandten aus der Katastrophenregion unbürokratisch zu sich holen können, damit sie bei uns Obdach finden und medizinisch behandelt werden können. (...) Mit regulären Visa, die schnell erteilt werden und drei Monate gültig sind. Das werden wir gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt möglich machen." (Nancy Faeser)

Schon nach wenigen Tagen war jedoch von diesen Ankündigen keine Rede mehr. Wer die gängige Visa-Vergabepraxis ein wenig kennt, war ohnehin mehr als überrascht (wenn auch menschlich erfreut), denn seit Jahren werden so gut wie keine Besuchsvisa mehr für Menschen aus #Syrien ausgestellt. Grund ist eine pauschal unterstellte „mangelnde Rückkehrbereitschaft". Zynischerweise ist diese durch das Beben und den vielfachen Verlust des eigenen Zuhauses nicht gerade gestiegen. Und so verschwanden entsprechende Ankündigungen schnell und lautlos von den Internetseiten des Auswärtiges Amtes und des Bundesministeriums des Inneren. Türkischen Staatsangehörigen steht dieser Weg dagegen weiterhin offen. Gegenüber dem WDR formulierte das Innenministerium die Gründe so: "Betroffene Personen müssen die Absicht haben (...), Deutschland wieder zu verlassen. Voraussetzung ist insofern auch das Bestehen einer Rückkehrmöglichkeit. Eine solche ist bei syrischen Staatsangehörigen nicht gegeben."

Offenbar ist den Beteiligten erst im Nachhinein klar geworden, was die großzügige Vergabe von Besuchsvisa für vom Erdbeben betroffene Menschen mit syrischer Staatsangehörigkeit bedeutet hätte: Menschen, die aus einem Kriegsgebiet nach Deutschland kommen, können hier einen #Asylantrag stellen und dürfen nicht abgeschoben werden.

Da diese Überlegungen im Vorfeld ganz offensichtlich nicht zu Ende gedacht wurden, ist eine Situation entstanden, in der viele Menschen große Hoffnungen geschöpft haben. Diese Hoffnungen dürfen wir und viele andere Beratungsstellen nun in schmerzhaften Einzelgesprächen und hunderten von E-Mails wieder einsammeln. Dass es wieder Menschen aus Syrien trifft, die schon bei der Katastrophenhilfe vor Ort zu kurz kommen, da die Erreichbarkeit durch internationale Hilfsorganisation extrem eingeschränkt ist, ist wirklich tragisch.

Leider können auch wir als Verein in dieser Situation nicht kurzfristig helfen. Wir können aber für einige, wenige vom Erdbeben betroffene Menschen eine Perspektiven schaffen. Das haben wir durch die schnelle Organisation von Verpflichtungserklärungen für zwei Familien mit insgesamt zehn Personen aus der Erdbebenregion, beiderseits der Grenze, kurzfristig getan. Beide Familien haben ihre Wohnungen verloren und mussten teilweise aus den Trümmern geborgen werden. Sie haben enge Angehörige verloren und leben nun in Notunterkünften bzw. bei Verwandten auf engstem Raum.
Dank Ihrer Hilfe werden sie hoffentlich schnell nach Deutschland kommen können. Wir setzen dabei auf die Empathie und Flexibilität der beteiligten Behörden, um den Familien ein langwieriges Visumsverfahren von bis zu 12 Monaten zu ersparen. Drücken Sie die Daumen!

Und wie immer sind wir auch aktuell auf der Suche nach Verpflichtungsgeberinnen und Verpflichtungsgebern. Wenn Sie sich die Übernahme einer Bürgschaft vorstellen können, beraten wir Sie gern dazu.

Herzliche Grüße und alles Gute wünschen,

Ihre
Tina Mede, Remo Klinger, Charlotte Dreyer, Vera Gaserow, Katrin Albrecht

#Flüchtlingspaten Syrien e.V.
https://fluechtlingspaten-syrien.de/

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