2023-06-18: Rumtingeln per Rennrad, rund um Berg und Hilberath

Gestern habe ich, wie man so sagt, die Seele baumeln lassen, was nicht heißen soll, dass ich mich nicht angestrengt hätte. Aber ich bin nicht eine geplante Runde gefahren, sondern einfach frei Schnauze. Das obige, aus drei Aufnahmen mit Hugin zusammengefügte Panorama ist auf einem Feldweg zwischen Freisheim und Berg entstanden, den man als Abkürzung vewenden kann, wenn einen etwas kräftigere Anstiege nicht schrecken und nicht mit Landwirdschaftsdreck zu rechnen ist.

Hilberather Straße

Hilberather Strasse mal anders

Diese von Altendorf nach Hilberath ansteigende Straße, die im oberen Teil von Schlaglöchern übersät war, wurde in den letzten Tagen abgefräst und mit einer neuen Asphaltdecke versehen. Die direkt hinter Altendorf und ab Hilberath für den allgemeinen Verkehr gesperrte Fahrbahn (einen Gehweg gibt es nicht) war am Wochenende ein Eldorado überwiegend für Rennradfahrer, welche die Gelegenheit genutzt haben, diesen Anstieg mal ohne Schlaglöcher und in himmlischer Ruhe rauf und runter bewältigen zu können und, was auch ein neues Erlebnis ist, es mal einfach nur rollen zu lassen.

Offenbar gab es aber noch einige andere Zufahrten oder Schleichwege, die nicht abgesperrt waren. Neben gelegentlichem Landwirtschaftsverkehr hatte auch eine Handvoll Motorradfahrer offenbar einen gefunden. Immerhin, es wurde zivil gefahren.

Und natürlich jugendliche E-Biker, die einzeln oder zu viert nebeneinander demonstrierten, dass man mit so einem Pseudofahrrad z.B. eine 7%-Steigung bar jeder Anstrengung hochfahren kann wie bei Windstille in der Ebene auf gutem Untergrund mit einem Hollandrad.

Nein, ich bin nicht neidisch darauf, genau so wenig, wie ich Leute beneide, die mit E-Mofas oder B-Mofas herumfahren, bin selber als Fünfzehnjähriger Mofa gefahren und gönne den Leuten den Spaß. Aber man hätte die Dinger, die längst mehr effektive Leistung auf den Boden bringen als die damaligen B-Mofas, nie Fahrrädern gleichstellen und die Legende verbreiten dürfen, es seien auch faktisch Fahrräder. Für die (De-)Regulierung fahrradähnlicherer Mofas mit E-Motor hätte es weit bessere Möglichkeiten gegeben - eine Chance, die verpasst wurde.

Warum sind moderne Pedelec keine faktisch Fahrräder mehr, ganz egal was der Gesetzgeber dazu sagt? Es ist nicht nur die Formalität, dass ein Fahrrad dem allgemeinen Sprachgebrauch zufolge ein ausschließlich oder zumindest überwiegend mit Muskelkraft angetriebenes Zweirad ist. Sondern es ist auch und vornehmlich der Umstand, dass von "vornehmlich" schon längst nicht mehr die Rede ist. Die gesetzlich festgeschriebene technische Spezifikation der Pedelecmotoren läßt viele Schlupflöcher, die von den Anbietern der Plattforman, auf denen die meisten Pedelec basieren (etwa Bosch und Yamaha) weidlich ausgenutzt wurden: ohne den rechtlichen abgesteckten Rahmen zu verlassen, können über 80% der Antriebsleistung vom Motor geliefert werden und das keineswegs nur für wenige Minuten, sondern lange genug, dass es für die typischen Käufer kaum ein Motiv gibt, das nicht zu nutzen.

Wenn man, einfach um den Vergleich zu haben und weil sich die Gelegenheit ergibt, gerade überholt die 7%-Steigung 1-2 Minuten lang hinterherfährt und mit der eigenen Ausstattung (Powermeterpedale und Navi) Tempo und Antriebsleistung abschätzen kann, dann merkt man, wie krass der Unterschied zwischen einem Fahrrad und einem "Fahrrad" inzwischen geworden ist.

Das sind Kraftfahrzeuge, keine Fahrräder. Die benötigte Leistung (gemessene ca 210 W über eine gute Minute im konkreten Fall, mit denen ich das Tempo der Gruppe nicht halten konnte!) halte ich auch unter günstigen Umständen nicht länger als zwei Minuten lang durch.

Die auf diesen "Fahrrädern" vmtl. getretene Leistung von nur rund 60-70 W halte selbst ich alter Knacker praktisch beliebig lange durch, müsste dann aber einem Tempo von 4-5 km/h fahren. Das erforderte allerdings einiges Geschick, vor allem wenn Schlaglöcher oder andere Unpässlichkeiten drohen.

Insofern fahre ich solche Anstiege im Alltag eher mit gut 120 W und 7-8 km/h hoch. Das halte ich sehr viel länger durch als die obigen 210 W, ohne mich zu verausgaben. Trotzdem: Garmin, d.h. deren Auswertung der aufgezeichneten Leistungsdaten bewertetete selbst diese Fahrt als nicht ausreichend, um mein Leistungsniveau zu halten, aufgrund zu geringer Intensität. Nützlich wäre gewesen, ein halbes Dutzend Intervalle wie die obigen 1-2 Minuten mit Pausen zu fahren, und das mehrfach. Aber immerhin: jede solche durch die Umstände beim Radfahren immer mal wieder erzwungene Anstrengung, deren Intensität hoch genug ist, hilft.

Fahrrad fahren hält in der Tendenz fit, Pedelec fahren nicht, weil es genau die fallweise nötigen Leistungsspitzen und den Erwerb von Ausdauer bei langen Fahrten eliminiert bzw. in keiner Weise dazu motiviert.

Eine von mehreren Sperren oberhalb von Altendorf.

Das Geflirre ist die Folge von der vom sonnenbeschienenen Asphalt erhitzten Luft.

Gar nicht neugierig

... das liebe Vieh

Auch auf der Hilberather Straße, beim Hochfahren geknipst.


Daten

25 km, 425 Höhenmeter, 18 km/h Ø in Bewegung, 118 W Ø Leistung

Das Höhenprofil

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