[l] Ich habe heute die Rausschmeißer-Keynote bei der MCTTP gehalten, einer neuen Security-Konferenz in München, die den Anspruch hat, Hack in the Box und Blackhat Konkurrenz zu machen. Für die erste Iteration einer Konferenz war das eine verdammt gute Konferenz, fand ich.

In meinem Vortrag habe ich über die Architektur hinter meinem Blog gesprochen. Also: gatling, blog.cgi und tinyldap. War eine Keynote, kein technischer Vortrag, und am Ende der Veranstaltung hat eh keiner mehr Kraft für tiefschürfende technische Ausführungen.

Aber es hat mich zum Nachdenken gebracht. Meine ganzen Projekte sind inzwischen alle ziemlich alt. Waren die eigentlich ein Erfolg? Wie definiert man überhaupt Erfolg bei sowas?

Kürzlich wies mich ein Leser auf diese Analyse einer russischen Malware hin, in der der Analyst meine dietlibc gefunden hat. Also SO einen krassen Fall von GPL-Verletzung hatten wir ja schon lange nicht mehr! Ich verlange die Herausgabe des Quellcodes!!1!Schön ist das natürlich nicht, wenn mit meiner Library irgendwelche Trojaner geschrieben werden. Auf der anderen Seite aber auch irgendwie ein Ritterschlag. Wenn du willst, dass dein Trojaner auf allen Distros funktioniert, auch mit echt alten Kernels, dann gibt es schlechtere Wahlen als dietlibc. :-)

Tja, und dann habe ich mal ins cvs log von tinyldap geguckt. Der erste Checkin von Makefile war im Januar 2002. Über 20 Jahre her! Wie die Zeit vergeht.

Am Ende ist tinyldap das Projekt, das mir am meisten gebracht hat. ASN.1 ist kein abstraktes Mysterium mehr für mich. LDAP auch.

Auf Platz 2 vom Lerneffekt her ist dietlibc. Wo ich früher häufig irgendwas fummeln musste, kenne ich jetzt die obskure libc-Funktion, die genau das erledigt.

Unter dem Strich hat mir das derartig viel Erfahrung gebracht, dass ich die Projekte auch als großen Erfolg werten würde, wenn die außer mir nie jemand eingesetzt hätte.

dietlibc könnte ihre größte Popularität sogar noch vor sich haben. Wenn die Leute merken, dass man nicht Go benutzen muss, wenn man Binary haben will, das ohne weitere Abhängigkeiten einfach lauffähig ist. Ein Docker-Image aus nur einem Binary ist im Moment praktisch ein Monopol von Go. Das könnte man genau so gut mit dietlibc machen, oder von mir aus mit musl-libc.

Kann eigentlich nicht mehr lange dauern, bis den üblichen Verdächtigen unter den Microservice-Leuten das auffällt. Any day now.

Tsja. Auf die nächsten 20 Jahre!

#fefebot #malware #trojaner

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