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Todesstrafe auf Schwarzsein

Zu Hinrichtung von Patrick Lyoya durch einen Polizisten in Gran Rapids, Michigan (Von Mumia Abu-Jamal)

Sie waren Kriegsflüchtlinge und kamen in die Vereinigten Staaten von Amerika, um den interethnischen Kriegen in der Demokratischen Republik Kongo in Zentralafrika zu entkommen. Wie viele andere Kriegsflüchtlinge dachten auch die Mitglieder der Familie Lyoya, die USA seien »das Land des Friedens«. Die Familie ließ sich in Gran Rapids, Michigan, nieder und lebte ihr Leben schon fünf Jahre lang so, wie es Flüchtlinge seit Generationen getan haben. Doch etwas so Unbedeutendes wie ein scheinbar nicht korrektes Nummernschild machte der Familie auf brutale Weise die Grenzen dieses vermeintlichen »Landes des Friedens« klar.

Auf einen Schlag veränderte sich alles, als der 26jährige Sohn Patrick ­Lyoya am 4. April auf der Straße von einem Streifenwagen angehalten wurde. Er stieg aus und fragte den Beamten: »Was habe ich falsch gemacht?« Die Antwort des Polizisten verstand er aber offenbar nicht richtig, und ihn überkam wohl ein Gefühl der Angst und Unsicherheit. Er versuchte zu fliehen, ließ sich nicht von dem Polizisten festhalten und setzte zu einem Sprint an. Der Polizist jagte hinter Lyoya her, holte ihn ein und richtete seinen Taser auf ihn. Der Gejagte wehrte die Waffe mit seinen Händen ab, um nicht getroffen zu werden. Im Gerangel brachte der Polizist ihn zu Fall, und das war der Moment, in dem die Aufnahme der Bodycam des Beamten, die auf einer Pressekonferenz gezeigt wurde, abbrach.

Am Rande des Geschehens hatte jedoch ein Zeuge seine Handykamera auf die Auseinandersetzung gerichtet. Diese Aufnahme zeigt, was weiter geschah: Der Polizist saß auf dem Rücken des bäuchlings am Boden liegenden Lyoya und presste dessen Kopf auf den Boden. Dann war ein Schuss zu hören – und Patrick ­Lyoya war tot. Getötet durch einen Schuss in seinen Hinterkopf.

Während der Pressekonferenz ließ Patrick Lyoyas Vater durch einen Übersetzer erklären, mit dem Tod seines Sohnes sei auch sein Leben beendet worden. Der Bürgerrechtsanwalt Benjamin Crump, der die Familie Lyoya vertritt, erklärte auf der Pressekonferenz: »Was in diesem Video zu sehen war, ist eine nicht zu rechtfertigende übermäßige Anwendung tödlicher Gewalt. Ein Polizeibeamter eskalierte eine unbedeutende Verkehrskontrolle zu einer tödlichen Hinrichtung.« Damit hat sich wieder einmal gezeigt: »Driving while Black« – als Schwarzer ein Auto zu fahren – ist ein Kapitalverbrechen, auf das in den Vereinigten Staaten die Todesstrafe steht.
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