#wissenschaft #politik #recherche #anti-antisemitismus #israel #deutschland #staatsräson #fördermittelvergabe #zensur

Ich arbeite seit vielen Jahren in Deutschland. Ich habe eine deutsche Frau, meine Kinder sind deutsch. Meine beiden Eltern wurden in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg in einem DP-Lager für Displaced Persons geboren, ihre Eltern hatten knapp den Holocaust überlebt. Es brauchte Zeit, um nach Deutschland zurückzukehren, es war nicht einfach. Ich war aus vielen Gründen sehr beeindruckt von der Zivilgesellschaft in Deutschland. Ein Grund, warum wir als Forensic Architecture nach Deutschland gekommen sind, ist die Solidarität unter den aktivistischen Gemeinschaften, die es nach rassistischen Übergriffen in der Bevölkerung gibt. Andererseits sehe ich mich in den letzten Jahren, nicht erst seit dem 7. Oktober, mit einer deutschen Gesellschaft konfrontiert, die unglaublich monolithisch im Denken ist. Wenn es um Israel, Palästina oder das historische Gedächtnis geht, wird die Diskussion hier sehr einheitlich und verarmt. Es herrscht Angst davor, Israel zu kritisieren, ja sogar Angst davor, Juden, die Israel kritisieren, zu unterstützen. Der Diskurs in Deutschland ist sich in dieser Frage sehr einig. Man unterstützt hier von rechts bis links eine nationalistische Politik in Israel, statt sich für Gerechtigkeit und Gleichheit einzusetzen. Der Raum für Diskussionen schrumpft. Es herrscht eine Überwachungswut über die Sprache und die Begriffe. Deutschland hätte stattdessen ein Raum sein können, in dem ein Austausch stattfindet, der in Nahost nicht möglich ist.

Glückwunsch an Foresic Architecture für den Alternativen Nobelpreis https://forensic-architecture.org/

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