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Noch ein Krieg. Der Wertewesten tötet hier nicht nur durch wegsehen (was ja an sich schon schlimm genug wäre). Sind zwar Schlächter, aber auch Rohstofflieferanten. Halt keine russischen....
Krieg im Jemen: Vor dem Kollaps
Keine politische Lösung während Waffenruhe. Hungerkrise durch andauernde Blockade weiter verschärft (Von Wiebke Diehl)
Die von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) angeführte Kriegskoalition hat ihre See-, Land- und Luftblockade des Jemen erneut verstärkt. Das erklärten die Ansarollah (»Huthis«) vor wenigen Tagen. Demnach hätten saudische Streitkräfte mit Unterstützung des US-Militärs in der vergangenen Woche vier Schiffe mit für den wichtigsten Hafen des Landes in Hodeida bestimmten Gütern gestoppt, darunter Tanker mit Petroleum und Diesel. Alle Schiffe seien zuvor mittels des von den Vereinten Nationen eingerichteten Überprüfungsmechanismus in Dschibuti als unbedenklich eingestuft worden. Durch diesen »Akt der Piraterie« werde das Leiden der jemenitischen Bevölkerung weiter erhöht, so die Ansarollah.
Ihren Angabe zufolge ließ die Kriegskoalition während der sechsmonatigen, am 2. Oktober ausgelaufenen Waffenruhe nur 33 von 54 Schiffen mit Ziel Hodeida passieren, obwohl eine Erleichterung von Einfuhren fundamentaler Bestandteil der Vereinbarungen über die Feuerpause war. Laut einer Erklärung des Gesundheitsministeriums der Ansarollah-Regierung der »Nationalen Rettung« in Sanaa droht ein nie dagewesener Mangel an Medikamenten. Die erneute Schließung des Flughafens in Sanaa, der während der Waffenruhe bedingt geöffnet worden war, verschärft die Krise in dem Land, das schon vor dem Krieg zu 90 Prozent auf den Import von Nahrungsmitteln und Medikamenten angewiesen war, zusätzlich. Das Land steht vor dem wirtschaftlichen Kollaps.
[...] Die Blockade, die maßgeblich mitverantwortlich für die bislang mehr als 400.000 Opfer des Jemen-Kriegs ist, wurde jüngst auch von der NGO »Weltorganisation gegen Folter« als Kriegsverbrechen und Folter bezeichnet. Inzwischen wird die Lage von zwei Drittel der jemenitischen Bevölkerung als »ernährungsunsicher« eingestuft, 80 Prozent sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Vor wenigen Wochen starben zehn an Leukämie erkrankte Kinder in einem staatlichen Krankenhaus in Sanaa, weil ihnen geschmuggelte, kontaminierte Chemotherapiemedikamente verabreicht worden waren. Die Medikamente hatten die Familien selbst in einer Apotheke gekauft, weil sie anderweitig nicht verfügbar waren.
Im Jemen leiden etwa 2,2 Millionen Kinder unter fünf Jahren Hunger, über eine halbe Million befindet sich in einem gefährlichen Zustand der Unterernährung. Gleiches gilt für 1,3 Millionen schwangere und stillende Frauen. Wegen des Mangels an Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung stirbt alle zwei Stunden eine jemenitische Frau während der Geburt.
Infolge der weltweit wegen des Ukraine-Kriegs, vor allem aber wegen der Sanktionen gegen Russland gestiegenen Preise für Weizen, Pflanzenöl und Düngemittel warnen Hilfsorganisationen und die UNO eindringlich vor einer Verschärfung der Hungerkrise und der Gefahr einer Hungersnot. Wegen wegfallender Getreidelieferungen aus der Ukraine, aus der der Jemen 40 Prozent seiner Importe bezogen hat, und der weltweiten Preisanstiege bei Nahrungsmitteln und Treibstoff sind Lebensmittel im Jemen heute 60 Prozent teurer als noch vor einem Jahr. Und die ohnehin seit Jahren geringe Spendenbereitschaft der »internationalen Gemeinschaft« hat vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs noch einmal abgenommen.
Ganz besonders pikant ist aber eine Auflistung der Schwarzmeer-Getreide-Initiative der UNO: Demnach ist nur ein Bruchteil der auf Grundlage des Getreideabkommens ausgeschifften Nahrungsmittel in Länder des globalen Südens gelangt – der größte Teil ging nach Europa. Den Jemen erreichten indes nur vier Lieferungen.
- https://www.jungewelt.de/artikel/439050.krieg-im-jemen-vor-dem-kollaps.html
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