Nicole Seifert: Frauen Literatur – Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt
- Verlag Kiepenheuer&Witsch, 2021, ISBN 978-3-462-00236-2
- Autorin Nicole Seifert in Wikipedia
- Leseprobe
Beschreibung auf der Verlagsseite:
Sollte das Geschlecht des Schreibenden eine Rolle spielen bei der Lektüreauswahl? Natürlich nicht, würden wohl die meisten sagen. Und doch werden literarische Werke von Frauen seltener verlegt, besprochen und mit Preisen versehen. Das muss ein Ende haben. Nicole Seifert liefert das Buch zur Debatte – klug, fundiert und inspirierend.
Banal, kitschig, trivial – drei Adjektive, mit denen das literarische Schaffen von Frauen seit Jahrhunderten abgewertet wird. Während Autoren tausende von Seiten mit Alltagsbeschreibungen füllen und dafür gefeiert werden, wird Schriftstellerinnen, die Ähnliches unternehmen, Befindlichkeitsprosa vorgeworfen. Nicole Seifert ist angetreten, die frauenfeindlichen Strukturen im Literaturbetrieb aufzuzeigen. Denn von vielen von Frauen verfassten Büchern hören wir erst gar nicht, weil Zeitungs-, Radio- und Fernsehredaktionen und noch davor Buchverlage eine entsprechende Vorauswahl treffen. Vom Deutschunterricht bis zum Germanistikstudium ist der Autorinnenanteil noch immer verschwindend gering, und so lernen wir von Anfang an: Was literarisch wertvoll ist, stammt von Männern. Nachdem Nicole Seifert drei Jahre lang ausschließlich Literatur von Frauen – Klassiker wie Zeitgenössisches, Bekanntes wie Unbekannteres – gelesen hat, ist klar: Die vielbeschworene »Qualität« ist nicht das Problem. Im Gegenteil: Wir verpassen das Beste, wenn wir in unseren Bücherregalen nicht endlich eine Frauenquote einführen.
Themen: #Literatur #Frauen #Frauenliteratur #Frauenquote #Misogynie #Sexismus
Das Buch fasst wunderbar zusammen, welche Probleme der Literaturbetrieb damit hat, nicht nur weiße Männer als Autor*innen zu Wort kommen zu lassen. Klare Empfehlung, sollten alle lesen, die sich grob mit Literatur beschäftigen. Vieles war mir nicht neu, aber so ein Gesamtüberblick ist super.
Ich habe einige der angesprochenen Bücher noch nicht gelesen, entsprechend ist es sehr hilfreich, wenn jemand die Frauenliteratur seit den 1800ern in Hinblick auf Erzähltraditionen mal schön aufbereitet und den Bogen zu aktuellen Veröffentlichungen schafft.
Es ist ein Sachbuch, lässt sich aber sehr gut flüssig lesen. Es geht um unterschiedliche Behandlung je nach Geschlecht in Wertschätzung, Kritiken, Kanonisierung, jeweilige Gründe dafür, und auch Möglichkeiten, wie sich das vielleicht doch in Zukunft angleichen könnte. Auch wenn das sehr lange dauert.
Zu den jeweils beschriebenen Problemen sind viele Thesen drin, bei denen es sich lohnt, mal noch länger drauf rumzudenken. Das größte "Problem" für mich ist nur, dass ich jetzt etwa 30 neue Bücher auf meiner Leseliste ergänzt hab und erst noch die Zeit dafür finden muss. :)