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»Schwarzbuch Krankenhaus«: Ein System kollabiert

Lange haben die Beschäftigten der Universitätskliniken in Nordrhein-Westfalen über den Personalmangel und dessen Folgen geschwiegen. Inzwischen streiken sie seit mehr als zehn Wochen für einen Tarifvertrag Entlastung und haben Anfang des Monats ein »Schwarzbuch Krankenhaus« vorgelegt, das den erschreckenden Klinikalltag dokumentiert.

Ziel der in Verdi organisierten streikenden Beschäftigten der Unikliniken Essen, Köln, Bonn, Aachen, Münster und Düsseldorf ist ein Tarifvertrag Entlastung. Der bedeutet schichtgenaue Sollbesetzungen in allen Bereichen, ein Ausgleich für Belastungen sowie bessere Ausbildungsbedingungen. Nach zehn Wochen Arbeitsniederlegungen gibt es von den Klinikleitungen nur Teilangebote, von denen nicht alle Beschäftigten etwas hätten. Dabei könne der Streik sofort beendet werden, sagte die Leiterin des Verdi-Landesbezirks NRW, Gabriele Schmidt, am 1. Juli. »Ich hoffe, dass sich die Arbeitgeber nun voll und ganz auf eine Verhandlungslösung konzentrieren.« Durch die Finanzierungszusage im Landtag NRW vom 30. Juni 2022 gebe es nun »kein Hindernis mehr für einen guten Tarifvertrag Entlastung an den Unikliniken«.

Auf der Webseite notruf-entlastungnrw.de wird deutlich, dass die Arbeitsbedingungen nicht bleiben können, wie sie sind. Das Gesundheitssystem sei notorisch unterfinanziert; allein in NRW fehlten rund 20.000 Fachkräfte in den Krankenhäusern: »Den Preis dafür zahlen die Patientinnen und Patienten und die Beschäftigten. Einspringen aus der Freizeit, keine Pausen, Überstunden, mit schlechtem Gefühl nach Hause gehen, weil man seinen Ansprüchen nicht gerecht werden konnte: Viele Beschäftigte sind chronisch überlastet, schieben Überstunden vor sich her, werden krank, haben innerlich gekündigt oder dem Arbeitsplatz Krankenhaus bereits den Rücken gekehrt.« Es mangele an wirksamen Lösungen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und so Beschäftigte zurückzuholen. In den zurückliegenden Jahren hätten Pflegekräfte und anderes nichtärztliches Personal die Krankenhäuser geradezu fluchtartig verlassen. Hauptursachen dafür seien ein rund 1,2 Milliarden Euro schwerer Investitionsstau allein in NRW, das Festhalten der Bundesregierung an gewinnorientierten Fallpauschalen sowie das Fehlen gesetzlicher Vorgaben zur Personalbemessung, heißt es weiter.

Befragungen unter ehemaligen Pflegekräften zeigen, wie viel Personal zurückgewonnen werden könnte, wenn die Arbeitsbedingungen verbessert würden: Die Rückkehrbereitschaft von bis zu 200.000 Beschäftigten bundesweit hatten Studien wie »Ich pflege wieder, wenn …« und »Pflege Come Back« ermittelt.
- https://www.jungewelt.de/artikel/430555.streik-an-unikliniken-in-nrw-einblick-in-den-abgrund.html

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