Einmal mehr ist es soweit. Deutschleerer stöhnen und Freunde der Dudenrechtschreibung suchen verzweifelt nach einem wirksamen Abwehrzauber, denn ich bringe einen Text aus meinem kleinen Rotzeblögchen in der dort gepflegten Sprache und Orthographie, die ich gern als eine »rechte gutschreibung« verkläre, weil sie keine gute Rechtschreibung sein will. Wer heftigen Juckreiz, Ausschläge und Übelkeit von kreativen Schreibweisen und rotzigem, an der Umgangssprache angelehnten Sprachgebrauch kriegt, sollte genau jetzt mit dem Weiterlesen aufhören, sonst wird es unangenehm…

„Künstliche intelligenz“ des tages

Zwar gibt es zahlreiche Vermutungen darüber, wie und warum große Sprachmodelle halluzinieren. „Die Mechanismen von KI-Halluzinationen sind aber noch nicht vollständig geklärt“, sagt Iryna Gurevych, Leiterin des Ubiquitous Knowledge Processing Lab der TU Darmstadt. „Was damit zusammenhängt, dass man die internen Prozesse eines großen Sprachmodells nur schwer nachvollziehen kann.“

So ist das eben mit den angelernten neuronalen netzwerken — von jornalisten, p’litikern und anderen nixblickern recht regelmäßig mit dem reklamewort „künstliche intelligenz“ bezeichnet — und das ist auch der unterschied zu „richtigen“ algoritmen¹, die durch problemanalyse und implementazjon entstehen:

  • Wenns funkzjoniert, weiß man nicht, warums funkzjoniert;
  • wenns nicht funkzjoniert, weiß man nicht, warums nicht funkzjoniert;
  • man hat nicht einmal eine heuristische möglichkeit, die güte einer antwort algoritmisch zu ermitteln und dem anwender mitzuteilen;
  • man erhält keine einsicht in die struktur mit einem angelernten neuronalen netzwerk gelösten problems;
  • man hat keine möglichkeit, fehler zu lokalisieren und gezielt zu beheben, weil sie sich auf undurchschaubare weise holografisch im gesamten neuronalen netzwerk befinden;
  • man hat keine möglichkeit, die funkzjon eines angelernten neuronalen netzwerkes mit geringem aufwand zu erweitern, man kann es nur zusätzlich anlernen und hoffen, dass es dabei das gewünschte erlernt;
  • das simulierte neuronale netzwerk ist langsam und benötigt außerordentlich viel rechenzeit und energie;
  • der aufwand beim anlernen des neuronalen netzwerkes ist sehr hoch und verursacht große kosten, die durch auslagerung der erforderlichen menschlichen arbeit in billiglohnländer reduziert werden.

Ich habe das alles mal nach „genuss“ einer dummen reichwerdspämm noch ein bisschen breiter ausgewalzt und den unterschied anhand eines sandkastenproblems erläutert.

Das ist doch alles mehr als genug grund, lieber die natürliche intelligenz zum denken zu benutzen… und den rechner zum rechnen.

Dann fängt der rechner auch nicht mit dem halluzinieren an. Das evangelium der militärs sieht leider etwas anders aus. Nun ja, die werden ja auch fürs morden besoldet.

Was ich davon halte, an jedes smartding und an jede kwatschäpp jetzt noch eine völlig unnötige und zuvor niemals vermisste „künstliche intelligenz“ dranzuflanschen, ist hoffenlich schon klar genug geworden. Es erinnert mich gerade schon so ein bisschen daran, wie im ersten drittel des 20. jahrhunderts vieles um radioaktivität angereichert wurde, weil das so große vorteile haben sollte. Und gesund ist es auch.

Die, die uns allen davon erzählen und die entscheidungen für uns alle treffen, sind völlig ahnungslos. Sie erzählen uns ihre von schlechter science fiction befruchtete träumerei und treffen entscheidungen nach den maßstäben eines verkäufers, der für umsätze verantwortlich ist, aber nicht befürchten muss, auch nur für die mittelfristigen folgen seines tuns zur rechenschaft gezogen zu werden. Sie verstehen nicht einmal die viel einfachere sache, wie ein kompjuter überhaupt funkzjoniert. Insbesondere p’litik und jornalismus sind von einer unkenntnis geprägt, die man bei gleicher größenordnung im zusammenhang mit der schreib- und lesefähigkeit als analfabetismus bezeichnen würde. Wer mir das nicht glaubt, kann ja mal einen p’litiker oder jornalisten fragen, was eigentlich so ein „algoritmus“ ist — die nehmen das wort ja oft genug in ihren dummen mund. Wenn er etwas anderes als „ein genau festgelegtes, deterministisches rechenverfahren“ (oder etwas dazu sehr ähnliches) sagt, hat er keine ahnung, wenn er von algoritmen kwatscht. „Keine ahnung“ heißt hier: gar nix, null, vakuum, leere menge. Noch nicht einmal ein häuchlein dunst. Was er zu solchen temen von sich gibt, sind entweder die halluzinazjonen einer „natürlichen intelligenz“ oder es handelt sich um die wiedergabe von gefährlichem halbwissen, meist aus PResseerklärungen und dem geschwätz anderer ahnungsloser zusammen mit ein paar anwendererfahrungen zusammengereimt und viel schlimmer als jedes unwissen, das wenigstens um sein unwissen weiß. Und so klingen dann auch immer die tiefen, tiefen dinge, die überall dort diskutiert werden, wo die nixblicker ihr nixwissen in wuchtig wirkende worte zu fassen versuchen…

Ebenfalls schön: einen dieser dumpfmeister, der von der „digitalisierung“ spricht, fragen, was denn eigentlich der unterschied zwischen „digital“ und „analog“ ist und worin die vor- und nachteile „digitaler“ und „analoger“ technik liegen. Das ist aber schon eine etwas schwierigere und fiesere frage. Kleiner hinweis: die meisten halten fax inzwischen für eine analogtechnik, weil p’litiker, jornalisten und andere nixblicker in ihrem technischen analfabetismus immer wieder davon faseln, dass „digitalisierung“ so etwas wie die ablösung des faxgerätes bedeute. In wirklichkeit ist ein fax digitaltechnik. Was diese leute mit ihrem gefaselt von der „digitalisierung“ eigentlich meinen, ist eine modernisierung und verbesserte automatisierungsmöglichkeit durch vermeidung von medienbrüchen. Und ja, verdammte scheiße, die ist tatsächlich nötig. Die war schon vor zwanzig jahren überfällig. Aber leute, die wegen ihrer kwietschenden dummheit noch nicht einmal sagen können, was sie sagen wollen, werden das bestimmt niemals hinbekommen. Dafür werden sie ganz viel geld anderer leute verbrennen. Planlos. Wer steuern zahlt, ist ja wehrlos.

Ach!

Übrigens meldet golem — nach eigenen angaben ja lieferant von „IT-njus für profis“, aber eben leider nicht von profis — heute, [dass tschättGPT „den verstand verloren habe“}(https://archive.ph/cHSMr). Als ob das angelernte neuronale netzwerk jemals einen verstand gehabt hätte. Ich glaube, nicht nur im klassenzimmer, sondern auch im redakzjonsraum ist so eine taube ein wichtiges und wertvolles mitglied. 😁️

¹Natürlich findet die simulazjon des neuronalen netzwerkes durch einen algoritmus statt.

#Blah #Heise #KünstlicheIntelligenz #KI #AI

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