Reinhard #Mey - Die Ballade vom Pfeifer- Live #1974
Ich ritt aus San Alfredo im letzten Tageslicht,
Vielleicht auch aus El Paso, so genau weiĂ ich das nicht.
Seit vierzig Tagen, vierzig NĂ€chten war ich auf der Flucht,
In jeder Stadt fand ich mein Bild, darunter stand: Gesucht!
Sie nannten mich den Stillen, und man flĂŒsterte mir nach,
DaĂ, wenn ich was zu sagen hĂ€tte, mein Colt fĂŒr mich sprach.
Sie nannten mich den Pfeifer, und meine Devise hieĂ:
Wenn Dir wer vor die MĂŒndung kommt, erst pfeife, und dann schieĂ!
Warum ich pfiff, das weiĂ ich nicht, weiĂ nicht mal, wie ich heiĂâ,
Im Westen ist es niemals gut, wenn einer zuviel weiĂ!
Ich weiĂ nur, wo mein Lied erklang, da wurden Bretter knapp,
Weil jeder Schreiner wuĂte, daĂ es Arbeit fĂŒr ihn gab.
Als ich nach Bloody Corner kam, sah ich von weitem her:
Die Summe unter meinem Namen hatte zwei Stellen mehr.
Ein PrĂ€mienjĂ€ger sagte: âPfeifer, ich wartâ schon auf dich!â
Ich fuhr herum, pfiff einen Ton, dann sprach mein Colt fĂŒr mich.
Als wenig spĂ€ter im Salon mein AchtunddreiĂiger spie,
Da spielte der Mann am Klavier dazu die Melodie.
Die Ellenbogen aufgestĂŒtzt, die FlĂŒgeltĂŒr im Blick
Stand neben mir ein Fremder, sehr glatt rasiert und dick.
âMan nennt mich hier den Denkerâ, so stellte er sich vor,
Spie lÀssig in den Spucknapf und sagte mir ins Ohr:
âWenn Du zehntausend Dollar brauchst, dann habâ ich einen Plan,
Todsicher, genial, einfach!â Dankbar nahm ich an.
Jetzt sitzâ ich hinter Gittern, von Zweifeln angenagt,
Vielleicht war doch des Denkers Plan so gut nicht, wie er sagt.
Er sagte: âDas bringt Dir zehntausend Dollar, wenn Duâs wagst
Zum Sheriff ins BĂŒro zu gehân, Dich vorstellst und ihm sagst:
GrĂŒĂ Gott, ich bin der Pfeifer, ich kommâ selber, wie Ihr seht,
Um die Belohnung zu kassierân, die auf meinen Kopf steht!â
Ich sitzâ auf meines Pferdes RĂŒcken unter dem Galgenbaum,
Einen Strick um meinen Hals, der Henker hÀlt mein Pferd im Zaum.
Gleich gibt er ihm die ZĂŒgel, und dann istâs mit mir vorbei,
Der TotengrÀber grÀbt mein Grab und pfeift mein Lied dabei.
Der Scharfrichter tut seine Pflicht, mein Pferd setzt sich in Trab âŠ,
Und unten ruft der Regisseur:
Verdammte Schlamperei, jetzt ist uns der Ast schon zum dritten Mal abgebrochen,
Der Film ist auch gerissen, Also Kinder, fĂŒr heute ist Feierabend,
Die Leiche drehân wir morgen ab.