#reinhardmey

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Heute vor 80 Jahren

Reinhard Mey

* 21. Dezember 1942

Es gibt keine Maikäker mehr

https://www.youtube.com/watch?v=Ny8bZxjeAMk
Album: Wie vor Jahr und Tag, 1974
cover

Wenn ich vor dem neuen Parkhaus stehe, denk' ich manchmal dran,
Wie das früher hier mal aussah, eh' der große Bau begann:
Da, gleich an der Einfahrt, bei der Kasse, da war Schlüters Haus
Und gleich dort neben der Schranke, da wohnte die alte Kraus.
Bei der stieg ich regelmäßig jedes Frühjahr über'n Zaun,
Und genauso regelmäßig wurde ich dafür verhau'n.
In den Garten wagten sich die Nachbarskinder nicht und so
Gab's darin zur Maikäferzeit viel mehr als sonst anderswo.
Ich seh' mich noch heute loszieh'n mit dem großen Schuhkarton
Mit den Luftlöchern im Deckel zu mancher Expedition;
Und ich rüttelte an Bäumen, und ich wühlte auch im Moos,
Die Erfolge waren prächtig und mein Trickreichtum war groß.
Würd' ich heut noch einmal loszieh'n, blieb mein Schuhkarton wohl leer;

Selbst ein guter Käferjäger
Brächte keinen Schornsteinfeger,
Keinen Müller, erst recht keinen Kaiser her:
Es gibt keine Maikäfer mehr, es gibt keine Maikäfer mehr!
Hin und wieder sah der alte Schlüter meine Beute an.
Der war Maikäferexperte und erinnerte sich dran,
Dass die Käfer damals eine Plage waren, dass sogar
Dem, der die meisten einfing, eine Prämie sicher war,
Dass die Kinder schulfrei kriegten für den Maienkäferfang,
Und er sagte, dass ihm damals mancher schöne Coup gelang.
Und die Zahlen, die er nannte, die beeindruckten mich tief,
So dass ich mit meiner Beute fast beschämt nach Hause lief.
Wenn ich heut' noch einmal halb so viel wie damals fangen könnt',
Würd ich wohl' zum König aller Maikäfersucher gekrönt.
Nicht, dass ich vergessen hätte, wie und wo man welche fängt,
Oder aus dem Alter raus bin, wo es einen dazu drängt.
Nein, würd' ich noch einmal loszieh'n, blieb mein Schuhkarton wohl leer;

Selbst ein guter Käferjäger
Brächte keinen Schornsteinfeger,
Keinen Müller, erst recht keinen Kaiser her:
Es gibt keine Maikäfer mehr, es gibt keine Maikäfer mehr!

Es gibt wichtigere Dinge, aber ich schreibe trotzdem
Auf ein Birkenblatt die Noten für ein Käferrequiem.
Es gibt sicher ein Problem, dessen Erforschung sich mehr lohnt,
Als warum denn heut' im Parkhaus wohl kein Maikäfer mehr wohnt.
Warum kriecht im Eichbaum, der davorsteht, keiner im Geäst?
Wenn mir diese Frage letzten Endes keine Ruhe lässt,
Dann vielleicht, weil ich von ihnen einst gelernt hab', wie man summt,
Wie man kratzt und wie man krabbelt, wie man zählt und
wie man brummt,
Wie man seine Fühler ausstreckt und natürlich weil ich find',
Dass sie irgendwie entfernte Namensvettern von mir sind.
Vielleicht ängstigt mich ihr Fortgeh'n, denn vielleicht schließ' ich daraus,
Vielleicht geh'n uns nur die Maikäfer ein kleines Stück voraus.
Denn würd ich noch einmal loszieh'n, blieb mein Schuhkarton wohl leer;

Selbst ein guter Käferjäger
Brächte keinen Schornsteinfeger,
Keinen Müller, erst recht keinen Kaiser her:
Es gibt keine Maikäfer mehr, es gibt keine Maikäfer mehr!

#ReinhardMey #liedermacher #singersongwriter #music #musik #Geburtstag #birthday

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Reinhard Mey - Nein, meine Söhne geb' ich nicht! (Alleingang, 1986)

Ich denk‘, ich schreib‘ euch besser schon beizeiten

Und sag‘ euch heute schon endgültig ab.

Ihr braucht nicht lange Listen auszubreiten,

Um zu sehen, daß ich auch zwei Söhne hab‘.

Ich lieb‘ die beiden, das will ich euch sagen,

Mehr als mein Leben, als mein Augenlicht,

Und die, die werden keine Waffen tragen,

Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht!

Ich habe sie die Achtung vor dem Leben,

Vor jeder Kreatur als höchsten Wert,

Ich habe sie Erbarmen und Vergeben

Und wo immer es ging, lieben gelehrt.

Nun werdet ihr sie nicht mit Haß verderben,

Keine Ziele und keine Ehre, keine Pflicht

Sind‘s wert, dafür zu töten und zu sterben,

Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht!

Ganz sicher nicht für euch hat ihre Mutter

Sie unter Schmerzen auf die Welt gebracht.

Nicht für euch und nicht als Kanonenfutter.

Nicht für euch hab‘ ich manche Fiebernacht

Verzweifelt an dem kleinen Bett gestanden,

Und kühlt‘ ein kleines glühendes Gesicht,

Bis wir in der Erschöpfung Ruhe fanden,

Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht!

Sie werden nicht in Reih‘ und Glied marschieren

Nicht durchhalten, nicht kämpfen bis zuletzt,

Auf einem gottverlass‘nen Feld erfrieren,

Während ihr euch in weiche Kissen setzt.

Die Kinder schützen vor allen Gefahren

Ist doch meine verdammte Vaterpflicht,

Und das heißt auch, sie vor euch zu bewahren!

Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht!

Ich werde sie den Ungehorsam lehren,

Den Widerstand und die Unbeugsamkeit,

Gegen jeden Befehl aufzubegehren

Und nicht zu buckeln vor der Obrigkeit.

Ich werd‘ sie lehr‘n, den eig‘nen Weg zu gehen,

Vor keinem Popanz, keinem Weltgericht,

Vor keinem als sich selber g‘radzustehen,

Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht!

Und eher werde ich mit ihnen fliehen,

Als daß ihr sie zu euren Knechten macht,

Eher mit ihnen in die Fremde ziehen,

In Armut und wie Diebe in der Nacht.

Wir haben nur dies eine kurze Leben,

Ich schwör‘s und sag‘s euch g‘rade ins Gesicht,

Sie werden es für euren Wahn nicht geben,

Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht!

https://www.youtube.com/watch?v=e0qPsYTBCtQ

#ReinhardMey #peace #love #NoWar #NoHate

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Ina Deter & Reinhard Mey - Einfach Abhaun, Einfach Gehn

http://www.youtube.com/watch?v=x4a8ArwFf8I

Wir sitzen in der Sonne nachmittags,

Sekt in der Hand aufm Balkon,

wir reden von Flucht, wollen weit weg,

sind in Gedanken schon auf und davon.

Die Frauen machen sich wieder Gedanken,

der Sommer geht, der nächste ist weit,

sie friern solange ihr Lachen ein,

Männer lieben, als hätten sie keine Zeit.

Die Kneipen sind voll von kleinen Spinnern,

wo sich jeder in Sprüchen ergießt,

Körper, die sich an Theken klammern

und keiner der mir ´ne Rose erschießt.

Genies versuchen mit Schreibmaschinen

die Katastrophen aufzuhalten,

und die alten Damen von Welt

schminken ängstlich ihre Falten.

Einfach abhaun, einfach gehn,

einfach weg, mal was andres sehn

Südsee vielleicht oder so,

mit Palmen und Meer, da irgendwo.

Man wird rebellisch und leicht verletzend,

wacht launisch auf und nimmt alles schwer,

fängt an sich in sich selbst zu verkriechen,

wär besser drauf, wenns wärmer wär.

Wir sitzen in der Sonne nachmittags,

ziehn uns warme Träume rein,

sind in Gedanken auf und davon,

fliegen mit dem Wind, holen den Sommer ein.

Einfach abhaun, einfach gehn,

einfach weg, mal was andres sehn

Südsee vielleicht oder so,

mit Palmen und Meer, da irgendwo.

Einfach abhaun, einfach gehn,

einfach weg, mal was andres sehn

Südsee vielleicht oder so,

mit Palmen und Meer, da irgendwo.

Einfach abhaun, einfach gehn,

einfach weg, mal was andres sehn

Südsee vielleicht oder so,

mit Palmen und Meer, da irgendwo.

Einfach abhaun, einfach gehn,

einfach weg, mal was andres sehn

Südsee vielleicht oder so,

mit Palmen und Meer, da irgendwo.

mit Palmen und Meer, da irgendwo.*

#InaDeter #ReinhardMey #musik #music #liedermacher