Frankreich 2023: Schön war's!
Fingerdick Schotter ("gravières"), mit dem gelegentlich und oft unvermittelt kürzere und längere Wegstücke versaut werden, waren für uns auf dieser Fahrt ( 47 km, kumulativ 741 Höhemeter, Schnitt 14 km/h) kein Problem. Nett aber, dass jemand für die Gegenrichtung eine Warnung auf die Fahrbahn geschrieben hat. Wenn es nach einer Kuppe steil herunter geht und man dann plötzlich auf Schotter gerät, kann das schwierig werden.
Die für diesen Urlaub von mir selbst zusammengestellten und zusammengebauten Rennräder haben sich bewährt. Basis war für beide Räder ein Gravelbike-Rahmen, der (noch) breitere Reifen zuließe und Montageösen für Gepäckträger, Schutzbleche, drei Trickflaschenhalter usw. bietet, von denen aber aktuell nur die für Trinkflaschenhalter in Gebrauch sind. Als Reifen habe ich schlauchlose Continental GP 5000 28-622 mit nur zwei Gewebelagen montiert, als Schaltung eine SRAM Mullet verwendet, also Schremshebel in der Road-Variante, das Schaltwerk jedoch aus der MTB-Gruppe genommen, mit einem 40er Kettenblatt an der Kurbel und einer 10-52-Kassette hinten. Unbefestigte Wege meiden wir aus Prinzip, fahren aber gerne auch längere Rundkurse durch die hügelige Landschaft, auf denen kürzer Anstiege von 10% und mehr kaum zu vermeiden sind. Aber auch die lediglich 6% der Serpentinen, die sich über gut vier Kilometer nördlich von Lioux die D60 und dann D140 den Berg hochwinden, sind auf rauhem Asphalt wie diesem in unserem Alter schon recht fordernd, vor allem, wenn das nur einen Teil der insg. 740 zu bewältigenden Höhenmeter darstellt.
Eine Untersetzung von 0.78 macht es jedenfalls uns beiden möglich, einen solchen Anstieg mit einer Kadenz von um die 60 und einem Tempo von um die 6 km/h hochzukurbeln, ohne dafür mehr als 60 W zu benötigen. Insgesamt hat meine Frau für diese Tour mit im Mittel 46 W getreten, ich im Mittel 82 W. Der Unterschied ergibt sich daraus, dass ich bei gemeinsamen Fahrten einen eher ineffizenten Fahrstil pflege. :)
An den neuen Rädern hat meine Frau per in der Kurbel integriertem Powermeter nun auch ein Möglichkeit, ihre Tretleistung zu messen. Dies hat sich als recht nützlich erwiesen.
Es ist verblüffend, dass man auch mit dem Fahrrad die Tendenz hat, mit möglichst konstanten Tempo zu fahren, auch dann, wenn man den Effekt kennt und das vermeiden möchte. Selbst mir passiert das immer wieder, wenn ich nicht bewußt drauf achte, mit wie viel Watt ich trete. Meine Frau ist weniger kräftig als ich, heizt aber mit 120 W und mehr die Hügel hoch, wo ich auf Touren längst auf 90 W und weniger runtergehe, hält das natürlich aber nicht lange durch und konnte dann in der Ebene oder in leichtem Gefälle eine Weile nur noch mit 12-15 km/h zockeln, wo sie locker mit 23 km/h fahren kann, wenn sie sich nicht so verausgabt. Völlig ungeübte Radfahrer, die schon an leichten Anstiegen verzweifeln, haben IMNSHO meist nicht zu wenig Kraft, sondern eine unzureichende Schaltung und dazu die falsche Fahrtechnik. Der Verzicht darauf, die eigentlich (noch) vorhandene Leistungsfähigkeit tatsächlich auch zu nutzen, führt dann langfristig zum Verlust dieser Leistungsfähigkeit. Weil der Abbau schleichtend erfolgt, wird das dann gerne aufs Alter oder sonstige Unpässlichkeiten geschoben, statt auf die Unterforderung.
Auch wenn wir beide mit der 3x10-Schaltung und den Felgenbremsen unserer Anfang 2010 erworbenen Rennräder gut zurechtkommen, muss ich zugeben, dass die Einfachheit einer mit zwei schlichten Tastern betätigbaren linearen 1x12-Schaltung mit einem Bereich von 1:5.2 und die geringe benötigte Handkraft der hydraulisch betätigten Scheibenbremse ihren Reiz hat. Zwar vermisse ich die größere Robustheit der Felgenbremse, was das Hantieren mit den Laufrädern angeht, muss aber zugeben, dass eine noch feinfühliger betätigbare Vorderradbremse mit einstellbarem Druckpunkt bei kleineren Händen und weniger Handkraft Vorteile hat. Meine Frau ist jedenfalls voll des Lobes. :-)
-> Google Streetview
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