#froxlor

katzenjens@pod.tchncs.de

Server aufsetzen wie vor 20 Jahren...

tl;dr Selbstbeweihräucherung durch händischen Webserveraufbau ;) Nerd-Monolog

Nachdem ich mich die letzten Wochen kurz mit Docker beschäftigt habe, bin ich zu dem Entschluß gekommen, für mich ist das erstmal nix. Andererseits war es jetzt auch mal wieder Zeit, meinen Server im RZ auf eine neue Distribution hochzuhieven.

Bisher war es so: Vor 20 Jahren habe ich angefangen, einen eigenen Server zu betreiben, da Hoster mich bei meinem Betrieb mit Forum und Chat schnell rausgeworfen hatten. Die ersten Server kosteten für wenig Leistung recht viel. Und so habe ich dann Mitfahrer... ähm, Kunden... ähm, Patienten aufgenommen. Und weil ich nicht alles selbst machen wollte, habe ich dann SysCP (heute Froxlor) installiert. Das Gesamtpaket, damals sogar mit Mail. SSL und andere Verschlüsselung war da noch nicht bis kaum existent. Trotzdem lief es alles sauber. Nur ein einziges Mal hatte ich mir eine PHP Shell eingetreten durch ein kaputtes CMS.

Die ganzen Jahre habe ich das so durchgezogen, Froxlor rüstete auch immer weiter auf. War mir zu dem Zeitpunkt noch egal, es lief ja soweit alles. Nur irgendwann wurde Spam überhand und meine Mails wurden auch nicht mehr überall angenommen, obwohl alles richtig konfiguriert war.

Das war dann der Punkt, es ist so 12 Jahre her, wo ich meine Kundschaft dann an Google verwiesen habe, und im DNS den MX nach dorthin verbogen habe. Alles lief prima. Wobei die restlichen Patienten inzwischen auch keinen Bock mehr hatten, die Seiten zu bearbeiten. Da fast alles statisch war, habe ich den Kram dann übernommen. Bis auf einen Patienten war das auch easy.

So, und nun kam ja die Tage die Hiobsbotschaft seitens Google, die wollen für Konto mit eigener Domain nun Geld sehen. Da kam natürlich die Frage auf, ob ich mich nach langer Zeit mal wieder an einen Mailserver drantraue. Nach einigem Googlen hatte ich dann große Augen bekommen und mir gedacht: WTF? Entweder bin ich zu doof, zu schissig, oder Mailserver sind nix mehr für Hobbyhoster. Eine Anfrage hier schien das Letzte zu bestätigen. Mailtechnisch läuft es auf eine Monokultur weniger Anbieter hinaus.

Dieses habe ich nun meinen Kunden / Patienten schonend beigebracht. Einige sind sich anscheinend über den Ernst der Lage noch nicht so bewusst. Aber das soll nun nicht mehr mein Problem sein. Dafür habe ich 15 Jahre fast komplett kostenlosen Service betrieben. Also, wer meckert, fliegt...

Gleichzeitig war mal wieder Distriwechsel angesagt. Und da VSerververträge inzwischen monatlich gekündigt werden können, gleich ein Serverwechsel. Hat den Vorteil, dass man in aller Ruhe umschichten kann. Diesmal kein Image des Providers genommen sondern puristisch ein Debian Netinstall eingelegt. Dabei habe ich mich dann auch gefragt, brauche ich überhaupt noch ein Admin-Frontend wie Froxlor. Und was macht das so im Hintergrund? Ich habe mich dann mal etwas tiefer in die Funktion von Froxlor eingearbeitet und muss sagen, auch wenn es recht stabil läuft, es ist inzwischen aufgebläht und unübersichtlich geworden. Zumal es an einigen Stellen auch sehr unflexibel ist, sodass man doch wieder viel Handarbeit machen muss. Mailserver z.B. würde ich so nicht mehr nutzen wollen. Und die Unterstützung von Letsencrypt lässt auch zu wünschen übrig. Klar, wurde alles Stück für Stück angeflanscht. Wie so viele Projekte ist Froxlor ja auch eine One-Man-Show. Also ist meckern unangebracht.

Und so habe ich mich entschieden, back to the roots. Stinknormaler Webserver mit Apache2, weil ich das so gewohnt bin. Dazu die aktuelle PHP-Version und einen MariaDB-Server, weil es immer so war. ;) FTP-Server? Brauche ich nicht, geht alles mit SFTP. Jeder Kunde / Patient hat sein Verzeichnis und wird drauf festgenagelt. ufw ist auch Standard.

Die VHosts habe ich allesamt händisch erstellt. Letsencrypt läuft über Certbot mit API angeflanscht an meinen Domainprovider INWX. Das heisst, um die Verlängerung der Zertifikate muss ich mich nicht kümmern. Angemeldet habe ich sie auch alle über Kommandozeile. Wer auf meinem Server die Adminoberfläche hacken will, der wird keine finden.

Etwas stolz bin ich darauf, alle meine Domains nun mit einem Wildcard-Zertifikat versehen zu haben. Das erspart weitere Arbeit. Zudem der ganze händisch geklöppelte Karton jederzeit gebackuppt werden kann und im Falle des Falles woanders wieder zum Einsatz kommen kann. Das war bei Froxlor so eher nicht möglich. Distriwechsel bedeutete immer Inkompatiblität zur alten Version.

Was ich allerdings jetzt machen werde, ist die bash_history zu sichern, damit ich später gucken kann, wie ich das alles verzapft habe. Weil ob ich mir das alles so behalten kann, steht auf einem anderen Blatt. :)))))

Ich brauchte sowas jetzt auch mal als Selbstbestätigung. Meine Gesundheit hatte mich ja eine lange Zeit arg daran gehindert, tiefer in irgendetwas einzusteigen. Da kam der Google-Gau genau richtig.

Kleine Werbung am Rande, ich nutze die Dienste von Netcup seit Jahren und bis 100% zufrieden. Service habe ich noch nie gebraucht. Wegwerfserver für Kurzeinsätze, z.B. BBC-Serien ziehen, baue ich über ein Script über Amazon AWS EC2 auf.

#webserver #debian #letsencrypt #froxlor #google #mailserver #handarbeit #apache #netcup #altersack

katzenjens@pod.tchncs.de

Leichte Besserung der Gesundheit meinerseits.

Zum einen sind die quälenden Depressionen zur Zeit nicht vorhanden. Zum anderen kann ich mich auch wieder länger am Stück konzentrieren. Und dadurch macht natürlich alles mehr Spaß. Ich habe die Tage meine Schilddrüsenmedis selbständig erhöht, weil es bis jetzt schon in die richtige Richtung ging. Kasse zahlt Bluttest leider nur alle 3 Monate. Da muss man halt kreativ sein.

Das Wochenende und die gute Stimmung habe ich genutzt, um den NAS-Server, von welchem ich letztens gesprochen habe, weiter "aufzubohren".

Bisher hatte ich ja neben dem Western Digital NAS aus 2013 zusätzlich noch einen Raspberry PI als Miniwebserver und Konzentrator für meine Webcams und sonstige IoT Gerätschaften um Daten vom internen Netz kontrolliert nach aussen zu bekommen und umgekehrt. Ich möchte nicht an vielen Stellen Ports nach aussen freigeben, da bin ich etwas paranoid. Und so habe ich einen Apache Webserver inkl. PHP und MqSQL mit der Adminsoftware "Froxlor" installiert und eine Subdomain nach aussen freigegeben, selbstredend inkl. SSL. Trick ist, die Administration läuft nur im internen Netz, somit ist die Sicherheit gewährleistet.

Nun fragen sich natürlich einige, wie man dann von unterwegs auf das NAS zugreifen kann und wieso ich keine Standardsoftware wie OpenMediaVault verwende? Ganz einfach, da weiss ich nie, ob es irgendwelche Sicherheitsprobleme geben kann. Die gibt es leider zu häufig. Da müsste man stetig das System auf dem neuesten Stand halten. Und ja, auch das würde automatisch gehen. Aber ich bin ein alter paranoider Sack, welcher ein Problem damit hat, wenn Sachen unkontrolliert irgendwo hintelefonieren oder man nicht weiß, was unter der Haube so funktioniert.

Meine Standardkonfiguration für Webserver nutze ich seit 17 Jahren und habe erst ein einziges Mal durch ein unsicheres CMS mir vor 15 Jahren mal was eingefangen. Seitdem nutze ich kein Standard CMS mehr sondern entweder ich wurschtel was von Hand zurecht oder nehme übersichtliche Software mit möglichst wenig Angriffsfläche. Ich empfehle gerne https://www.cmsimple.org/ Das braucht nicht einmal eine Datenbank und reicht für viele Zwecke aus.

So, gut. NAS läuft, Webserver nebst Verwaltung auch. Aber wenn NAS und Verwaltung von aussen nicht zugänglich ist, was dann?! Die Antwort ist auch recht simpel und nennt sich OpenVPN. Also habe ich das auch noch auf den PI4 installiert. Nun kann ich auf Smartphones wie auch Notebook den passenden OpenVPN Client installieren um von ausserhalb in mein internes Netz zu kommen. Seit Corona ist sowas ja bei vielen Dienstrechnern zum Standard geworden, wenn man im Homeoffice ist.

Somit ist nun das alte WD NAS sowie mein alter Raspberry PI3 Geschichte. Der PI4 übernimmt das alles, und das noch schneller als vorher. Eine kleine Erweiterung habe ich aber noch im Hinterkopf, nämlich an den zweiten USB3-Port eine weitere externe Festplatte anzuschließen, diesmal aber eine 3,5 Zoll mit externem Netzteil. Dort möchte ich dann zusätzliche Datensicherheit durch rsync einbringen. Jaja, meine Paranoia. :)))))

Will sagen, das ganze System kann man vielleicht auch als Security durch Obscurity bezeichnen, da es zwar vermutlich auch Lücken haben kann, diese aber kaum zu finden sind, da es Handarbeit ist. Bösewichte werfen sich ja hauptsächlich auf standardisierte Dinge. Port 80 und 443 TCP sind offen und ein UDP Port für OpenVPN, natürlich nicht der Standardport. Alles andere ist zugenagelt und ist nur entweder direkt zuhause oder über VPN erreichbar.

Als zusätzliches Schmankerl bin ich über das VPN unterwegs am Handy übers Festnetz erreichbar. Ist allerdings heutzutage fast obsolet geworden wegen Flatrates.

Ich bin jedenfalls zufrieden, dass die Installation recht flüssig geklappt hat. OK, Freitag abend bis Samstag morgen 2 Uhr. Und dann die Reste noch heute mittag.
#nas #raspberry #openvpn #froxlor #hashimoto