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Sind 100 Prozent erneuerbare Energie möglich? | DW | 29.06.2022

Kern- und Kohlekraftwerke erzeugen nicht nur wetterunabhängig Strom. Sie sind auch die Garanten einer konstanten Netzfrequenz. Nun müssen Erneuerbare lernen, ohne Konventionelle auszukommen. Bisher können sie das nicht.#ErneuerbareEnergien #Energiewende #Momentanreserve #Reserveleistung #Stromnetz #EuropäischesVerbundnetz #Stromausfall #Blackout
Sind 100 Prozent erneuerbare Energie möglich? | DW | 29.06.2022

katzenjens@pod.tchncs.de

Ein Beweisstück in Sachen wie man Daten interpretieren kann...

Das Fraunhoferinstitut hat sich wirklich Mühe gegeben, die Stromdaten plastisch darzustellen. Leider ist die Aussagekraft solcher Daten unvollständig und kann, wenn man sie isoliert betrachtet, sogar einen Blackout erzeugen. Megawatt sind was völlig anderes als Megawatt/Stunden. Und in einem Stromnetz ist die Erzeugung und Abnahme immer gleich. Jeder Unterschied muss innerhalb von wenigen Sekunden ausgeglichen werden, und auch das geht nur durch die Trägheit der Kopplung an die Generatoren. Bei den erneuerbaren Energien gibt es diese Trägheit nicht. Das kann Segen aber auch ein Fluch sein.

Um mal ein Beispiel zu geben, wie der Rechenfehler entsteht: in Wiesbaden gibt es eine Solaranlage um die Elektrobusse zu laden. Tagsüber, wo die Sonne scheint, fahren die Busse. Abends und nachts werden sie geladen. Angenommen, die Solaranlage erzeugt Netto genauso viel Energie, wie die Busse brauchen. Trotzdem kann man damit nichts anfangen, da die Busse nachts mit Strom aus anderen Quellen geladen werden. Für die Stadtwerke lohnt es sich trotzdem, weil der tagsüber erzeugte Strom, welcher eigentlich für die Busse sein sollte, mit Profit ins Netz gespeist werden kann, und abends wird billiger Strom aus dem Netz zum Laden verwendet. Das rechnet sich, auch wenn es in Wirklichkeit absolut unsinnig ist.

Nochmal: Im Stromnetz muss Verbrauch und Erzeugung immer gleich sein. Es gibt keine Speicherung im Netz und wird es auch die nächsten Jahrzehnte nicht im großen Maßstab geben. Muss man erstmal so hinnehmen. Wer etwas anderes behauptet, ist ein weltfremder Träumer.

Zurück zu den Bussen, welche nachts geladen werden. Nachts fällt die Solarenergie komplett weg. Und Wind ist auch nur unregelmäßig vorhanden. Also wird nachts das Netz hauptsächlich durch herkömmliche Kraftwerke betrieben. So verkommt die saubere Erzeugung zur Farce, obwohl sie rechnerisch gut dasteht. Wir brauchen daher bis auf weiteres umwelttechnisch problematische Kraftwerke für die Grundlast. Und nachts wird der Stromverbrauch durch die Verbreitung der E-Mobilität noch kräftig ansteigen. Das ist auch der Grund, wieso versucht wird, Atomkraftwerke als "sauber" einzustufen. Kann man so machen, ist dann aber doch Kacke...

Und so kann jeder für sich entscheiden, ob uns die E-Mobilität in Verbindung mit (tagsüber) sauberer Energiegewinnung ökologisch irgendwas bringt. Meine Meinung dazu, es ist nix weiter als Greenwashing. Eine Win-Win Situation für alle. Und diejenigen, welche mit ihrer Solarenergie ihren Tesla aufladen gucken auf alle anderen herab. Und greifen auch noch Steuervorteile ab.

Dabei könnte ich auf alle herabschauen, da ich mein Leben so eingerichtet habe, kein Auto zu benötigen und mein Energieverbrauch sowie der ökologische Fußabdruck weit unter dem Mittel liegt. Fresst das, ihr elendigen Ökoträumer, die ihr blasiert im Alnatura einkauft . 😁
https://twitter.com/energy_charts_d/status/1478404288124755972
#stromnetz #energie #oeko #solar #wind

katzenjens@pod.tchncs.de

Tja. Das passiert, wenn man den zweiten Schritt vor dem ersten macht...

E-Mobilität ohne Infrastruktur ist ein Problem. Das kommt davon, wenn man Physik ignoriert. Und wenn Betriebswirtschaft und Politik einen höheren Stellenwert hat als Fachleute aus der Elektrizitätsbranche. Das Problem zeigt sich inzwischen schon klar in Ländern, welche schon eher auf E-Mobilität gesetzt haben. Das vorhandene Stromnetz ist ein Flaschenhals, welcher mal nicht eben mal gerade so aufgebohrt werden kann. Ich sehe es schon kommen, demnächst hat jeder Haushalt auch noch Pufferbatterien im Keller. Was in Mietshäusern schnell zum Problem werden kann. Die Probleme sind alle lösbar, aber das braucht Zeit... viel Zeit. Und der Klimawandel wartet nicht. Von daher wären kurzfristige Eingriffe zielführender. Zum Beispiel durch sinnvoll ausgebauten ÖPNV den Individualverkehr zu verringern. Homeoffice auszubauen. Die Logistik anzupassen. Diese Dinge sind schneller wuppbar als "mal so eben" das Stromnetz zu verstärken. Zum Vergleich, man sieht schon jetzt, wie die Breitband-Glasfaser-Vernetzung stagniert. Und dann nochmal alles Aufbuddeln für Nieder- und Mittelspannungsebene? Nicht zu vergessen die Oberleitungstrassen? Und dann wieder die Bürgerinitiativen, welche keine Hochspannungsmasten in der Nachbarschaft haben wollen. Oder Windräder, oder, oder...

Ich mache mir keine Illusionen, ich werde das alles nicht mehr erleben. Stattdessen wird es Mobilität nur noch für diejenigen geben, welche es sich leisten können. Wartet es ab...
https://www.golem.de/news/feldversuch-e-mobility-chaussee-so-schnell-bringen-e-autos-das-stromnetz-ans-limit-2112-161537.html
#emobility #stromnetz #grid