Neulich im Internet entdeckt (der Text kann frei heruntergeladen werden):
M. M. Mohammadi: "En växande väljargrupp. En kvantitativ studie av Sverigedemokraternas sympatisörer med utländsk och utomeuropeisk bakgrund", (Uppsala Unviversitet, 2024)"
Ausgangssituation der hier zusammengefaßten Studie ist der kontinuierlich wachsende migrantische Bevölkerungsanteil in Schweden, und parallel dazu die zunehmende Akzeptanz der rechtspopulistischen Partei der Schwedendemokraten (SD), die für ihre migrationskritische Positionen bekannt ist.
In der Studie werden die Unterschiede zwischen Migranten untersucht, die Symphatien für die rechspopulischen Schwedendemokraten (SD) haben, im Vergleich zu jenen, die andere politische Parteien präferieren.
In früheren Untersuchungen werden die SD-Symphatisanten folgend charakterisiert: geringqualifiziert, einwanderungskritisch, männlich, aus der Arbeiterschicht oder arbeitslos, weiß-schwedisch, mit einer "anti-Establishment"-Haltung, oft aus ländlichen Gegenden.
Nach der Parlamentswahl 2014 kam es nicht nur zu einem sehr deutlichen Stimmenzuwachs bei den Schwedendemokraten, sodern auch zu einer Angleichung der Wählerstruktur an den Bevölkerungsdurchschnitt, allerdings weiterhin mit Überrepräsentation der Arbeiter, Unterrepräsentation von Angestellten.
Der Fortgang der Wahlerfolge der SD führte von der urspünglichen Ausgrenzungstrategie der anderen Parteien zu Formen der Kooperation bei der parlamentarischen Arbeit und Regierungsbildung. Die Wähler der SD sind jetzt keine Protestwähler mehr.
Generell gibt es die Regel, daß die schwedische Linkspartei und die Sozialdemokraten den größten außereuropäischen migrantischen Wähleranteil haben. Linkspartei und Sozialdemokraten werden von den meisten außereuropäischen Migranten gewählt.
Die Untersuchung stützt sich auf die Nachwahl-Befragungen "VALU" des schwedisch-öffentlichen Fernsehens SVT. Demnach haben 16 % der ersten Einwanderungsgeneration 2022 für SD gestimmt, bei der zweiten Generation waren es 22% [ca. Bevölkerungsdurchschnitt]. Migranten von außerhalb der EU stimmten mit ca. 14 % für die SD.
Der Studienautor betont die Bedeutung der Sozialisierung auf das Wahlverhalten. Sozialisierung durch die Eltern, gegebenfalls im Ursprungsland; (Um-)sozialisierung in Schweden durch die Lebensumgebung, Schule, Arbeitsplatz. Allerdings auch durch die Wahrnehmung von Segregation und sozioökonomischer Unterschiede.
Die Auswirkungen der Sozialisierung, die i.a. über lange Zeiträume das Wählerverhalten prägen, finden ihre Begrenzung durch kurzzeitige Verhaltensänderungen, die mit Individualismus, wechselnden Politikerpräferenzen und aktuellen Sachfragen zu zun haben.
Weiterhin spielen soziale Grenzlinien eine Rolle. Beruf-, Ausbildung-, Einkommen-, Wohnort-, Ort der Kindheit tragen zu dem politischen Wählerverhalten bei. In Schweden ist besonders ausgeprägt der Beruf. Und schließlich auch die ideologische Prägung.
Für Migranten kommt noch die Prägung durch das Ursprungsland - Werte und politisches System - sowie die Aufenthaltsdauer im Zielland hinzu.
Der Autor beschreibt, wie er zur Durchführung der Studie sich sowohl der deskriptiven Statistik, wie auch der bi- und multivariaten Regressionsanalyse bedient.
Nach seiner Definition ist für den Studienverfasser ein Ausländer eine Person, die entweder selbst im Ausland aufgewachsen ist, oder dessen beide Eltern. Damit soll dem Faktor der Sozialisierung besser Rechnung getragen werden.
Der Autor beklagt, daß für seine Untersuchung nur wenige Daten zur Verfügung stehen, besonders was außereuropäische Migranten betrifft. Dazu kommt das Problem, daß die Daten nicht zwischen der Herkunftsregion außereuropäischer Migranten unterscheiden.
In der Untersuchung wird dem gesellschaftlichen Vertrauen besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Der Autor beschränkt sich auf das Vertrauen gegenüber Behörden, weil dort seiner Meinung nach die intensivste Beziehung zu den Bürgern vorherrscht.
Deskriptive Statistik:
Im Ergebnis wird festgestellt, daß SD-Wähler mit Migrationshintergrund weniger Vertrauen zu Politikern und Behörden haben, und sich mehr als Nationalisten und rechtsgerichtet sehen. Die Ablehnung der Aufnahme von Flüchtlingen ist stärker als bei den Wählern anderer Parteien.
Im Wesentlichen trifft das auch für außereuropäische Wähler zu, die überdies eine etwas geringere Berufsqualifikation aufweisen. In beiden Migrantengruppen sind Arbeiter stärker vertreten als bei den Wählern der anderen Parteien. Die Kritik gegenüber der Aufnahme von Flüchtlingen ist ebenfalls beiden Gruppen gemeinsam.
Zusätzlich werden in der Studie bivariate Regressionsanaöysen für jede unabhängige Variabel durchgeführt:
Für Migranten allgemein finden sich die gleichen Ergebnisse wie mit der deskriptiven Statistik. Die Faktoren, die mit einer Wahlpräferenz für die SD korrellieren: geringes Vertrauen, politisch rechts, Nationalismus, Kritk an Flüchtlingsaufnahme, geringere Berufsqualifikation, Tätigkeit als Arbeiter. Zusätzlich wird hervorgehoben, daß niedriges Einkommen oft mit einer Wahlpräferenz für die Schwedendemokraten verbunden ist.
Die Ergebnisse für außereuropäische Migranten sind: geringes Vertrauen, Orientierung politisch nach rechts und Kritik an der Aufnahme von Flüchtlingen. Dagegen spielen Nationalismus und die Berufsqualifikation bei der Gruppe außereuropäischer Migranten keine herausgehobene Rolle.
Es wird eine Verbindung hergestellt zu dem durchgängigen Befund eines geringen Behördenvertrauens und der der Sozialisierungstheorie. Demnach haben Personen, die im Ausland aufgewachsen sind, typisch ein geringeres Vertrauen. Diese Einstellung wird oft an die zweite Generation weitergegeben.
Umgekehrt können sich durch die späteren Sozialisierungsphasen in der Schule und am Arbeitsmarkt die politischen Einstellungen und Parteipräferenzen verändern und an die übrige Gesellschaft angleichen. Allerdings machen sich dabei auch Effekte der Arbeitsmarktkonkurrenz mit Flüchtlingen bemerkbar, weil die Wähler der extremen Rechte oft einen niedrigeren ökonomischen Status haben.
Die Ergebnisse der multivarianten Regressionsanalyse modifizieren einige dieser Ergebnisse, werden aber hier nicht zusammengefaßt.
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