#sverigedemokraterna

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Katja Salomo, Marcel Helbig & Susanne Marquardt (28 Jul 2023): Radical right-wing support among urban voters in Germany: Disentangling the roles of immigration, immigration history, segregation, and poverty in the neighborhood, Journal of Urban Affairs.

[Im Folgenden wird für die Bezeichung 'Migrantenanteil in der Bevölkerung' aus Gründen der Platzersparnis 'Migrantenanteil verwendet.]

Die Autoren machen die Feststellung, daß AfD-Unterstützer typisch von der Gesellschaft enttäuscht sind, um ihren Status fürchten und skeptisch gegenüber der Demokratie eingestellt sind. Vor allem aber haben sie einen Groll gegenüber der Migration.

Auffällig auch die ausgeprägte Zustimmung zur AfD in Ostdeutschland. Die Autoren weisen auf Mängel in der Infrastuktur, öffentlichen Dienstleistungen und der Institutionen hin.

Die Parlamentswahl in Deutschland von 2017 zeigte, daß die AfD besonders erfolgreich war in Wahlkreisen mit hoher Arbeitslosigkeit, einem großen Migrantenanteil an der Bevölkerung, sowie in Gegenden mit viel Abwanderung und einer alternden Bevölkerung, wie es für Ostdeutschland typisch ist.

Allerdings zeigen einige Studien aus anderen europäischen Ländern die Bedeutung von lokalen Merkmalen wie Migrantenanteil oder Segregation Einheimische - Migranten auf. Positive soziale Kontakte und die Nähe zwischen Einheimischen und Migranten führen zu einem entspannten Verhältnis, was sich in einer negativen Korrelation Migrantenanteil - AfD-Zustimmung ausdrückt (Kontaktthese).

Dagegen wird von Einheimischen Migration auf der Ebene einer ganzen Stadt, Region oder auf Landesebene anders wahrgenommen. Durch Medien und die Politik wird ein Bild von der Migration vermittelt, das nicht immer konsistent mit den Erfahrungen in der eigenen Nachbarschaft ist.

In der Studie werden also Arbeitslosigkeit, Migrantenanteil, Armut, Segregation in Relation zu den Wahlergebnissen der AfD gesetzt; jeweils auf der Ebene von Wahlkreisen und Nachbarschaften. Mit der wahrgenommenen Migration sind oft auch Ängste verbunden, besonders bei steigenden Migrationszahlen.

Aus Literaturstudien ist bekannt, daß in nordeuropäischen Ländern mit einem ausgebauten Sozialstaat die Effekte von Arbeitslosigkeit auf die Zustimmung zu rechtsextemen Parteien nur minimal sind. Größeren Einfluß haben Armut - von Geringverdienern und Langzeitarbeitslosen - und die Angst vor Statusverlust.

Die Datenauswertung im Rahmen der Studie behandelt die folgenden Fragestellungen: unter welchen Bedingungen stellen lokale Armut, Segregation im Wohnumfeld und ein Mangel früherer Erfahrungen im Umgang mit Migranten die Kontaktthese in Frage?

Die Auswertung von 33 größeren Städten, von denen sowohl die Wahlergebnisse, also auch Daten über Armut, Arbeitlosigkeit zwischen 2013 und 2017 vorliegen, wird auf drei Hypothesen getestet:

H1: Führt ein Anstieg des Migrantenanteils in der lokalen Nachbarschft zu besseren Wahlergebnissen der AfD?

H2: Gibt es einen kritischen Werte für den Migrantenanteil in der Vergangenheit, bei dessen Unterschreitung der Zustrom von Migranten zu kulturellen Schocks bei der einheimischen Bevölkerung führt? Solche Effekte sind aus der internationalen Literatur bekannt.

H3: Beeinflußt die zunehmende Segregation in deutschen Städten, auch vor dem Hintergrung des verstärkten Zustroms von Migranten nach 2015, die Wahlergebnisse der AfD?

Segregation wird in der Literatur in verschiedenen Aspekten betrachtet:
framing: Bewohner wohlhabender Gegenden assozieren die häufig in ärmeren Gegenden lebenden Migranten negativ, mit Stereotypen, besonders bei Minoritäten,

Halo-Effekt: Bewohner wohlhabender Gegenden mit kleinen Migrantenanteilen in der Nähe ärmerer Nachbarschaften mit hohen Migrantenanteilen fürchten u.a. um die Qualität der Schulen und die Auswirkungen auf die Immobilienpreise,

Segregation erschwert die Kontakte zwischen nahegelegenen Nachbarschaften, wodurch bei unterschiedlichen Migrantenanteilen der soziale Austausch zwischen Einheimischen und Migranten erschwert wird. Diese Form des Halo-Effektes wird durch Diskriminierung und Mangelversorgung auf dem Wohnungsmarkt verstärkt.

Die genannten Hypothesen werden mit einem statistischen Modell geprüft, das auf Seite 6 der Veröffentlichung kurz beschrieben ist.

Als Ergebnis notieren die Autoren, daß mit steigendem Migrantenanteil auf der Ebene der Nachbarschaft die Zustimmung zur extremen Rechten abnimmt, entsprechend der Kontaktthese aufgrund vielfacher sozialer Kontakte.

Weiterhin bekräftigen die Ergebnisse, daß mit einem großen Migrantenanteil auf der Ebene der Gesamtstadt und gleichzeitig einem großen Zustrom von Migranten die Zustimmung zur AfD wächst. [Also im Widerspruch zur Kontakttghese.]

Den größten Einfluß auf die Zustimmung zu rechtsextremen Parteien hat jedoch die Armutsquote. Die Autoren können keinen kritischen Schwellenwert der Armutsquote finden, ab dem der beschriebene Effekt sichtbar wird. Die Auswirkungen von ökonomischer Deprivation und der Migration sind damit unabhängig.

Das ist umso bedeutender, als in armen Nachbarschaften der Migrantenanteil nicht nur viel höher ist als in wohlhabenden Nachbarschaften, sondern überdies viel schneller wächst.

Die Daten zeigen jedoch, daß in Nachbarschaften mit einem Migrantenanteil <5% bis 2017 das Anwachsen des Migrantenateils zu einer steigenden Zustimmung zu rechtsextremen Parteien führt. Erklärt wird das von den Autoren mit dem Akkulturierungs-Stress. Solche Nachbarschaften sind im Übrigen meistens wohlhabender.

Überdies ist in Städten mit einem geringen Migrantenanteil die Verteilung stärker segregiert, die Migranten leben häufiger in Nachbarschaften mit einem großen Migrantenanteil. Wohlhabende Nachbarschaften mit einem kleinen Ausgangsmigrantenanteil in segregierten Städten neigen also zu AfD-Zustimmung.

Generell fördert Segregation Einheimische - Migranten die Zustimmung zu rechtsextremen Parteien.

Die Autoren fassen zusammen, daß in ärmeren Nachbarschaften der Grad der Armut die hauptsächliche Erklärung für die Zustimmung zu rechtsextremen Parteien ist, in wohlhabenden Gegenden ist es dagegen typsch der geringe Ausgangs-Migrantenanteil, der für die dortigen Bewohner das Risiko von einem Akkulturierung-Stress mit sich bringt.

Damit folgern sie, daß es nachteilig ist, die Last der Integration von Migranten ärmeren Nachbarschaften aufzubürden.

#sverige #schweden #deutschland #tyskland #afd #sverigedemokraterna #schwedendemokraten #kontaktthese

benedict16b@despora.de

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Almahfali, M.; El-Husseini, R.:"Exploiting Sociocultural Issues in Election Campaign Discourse: The Case of Nyans in Sweden",(Societies, 2023, 13, 257)

Das Hauptthema der Studie ist die Partei NYANS, die sich als Migrantenpartei versteht. Gegründet wurde diese Partei 2019 von dem türkischstämmigen Politiker Mikail Yüksel, mit dem Fokus auf die muslimische Wählerschaft.

In Wahlbezirken mit einem hohen Migrantenanteil kam 2022 NYANS auf bis zu 30% der Wählerstimmen, besonders in segregierten, low-income Gebieten. Allerdings nur in sozialen Brennpunktgebieten, was darauf hindeutet, daß NYANS nicht dem mainstream in der migrantischen Gemeinschaft entspricht.

NYANS stellt sich als Interessenvertretung von Minoritäten hin, als Kämpfer gegen Afrophobie, Islamophobie, gegen Diskriminierung... Jedoch wird diese Partei von Journalisten enger Bindungen an Erdogan, des Islamismus, und der Konspirationstheorien verdächtigt.

Gegenwärtig ist NYANS eine von mehreren kleineren Parteien in der EU, die sich als Vertreter islamischer Minoritäten verstehen. Zum Beispiel die Islampartei in Belgien, NIDA und DENK in den Niederlanden.

In der Studie wird ausgeführt, daß die Partei NYANS sich in ihren Diskursen an die soziokulturelle Richtung der extremen Rechten anlehnt, wenngleich der ideologische Bezugspunkt im Islamismus liegt.

Von der extremen Rechten werden Themen wie Unterdrückung im Namen der Ehre, Zwangsheirat, weibliche Genitalverstümmelung, Segregation und Parallelgesellschaft in die Öffentlichkeit gebracht. NYANS auf der anderen Seite widmet sich den gleichen Themen, jedoch aus islamischer Sicht.

Bei der Gemeinsamkeit der Themen unterscheiden NYANS und die Schwedendemokraten (SD) sich hinsichtlich der Themenverwendung, der Zielgruppen und des kulturellen Kontextes. Insgesamt liefert das Thema Migration sowohl für die SD, als auch für NYANS die Kernthemen.

Bei der Analyse des Wahlkampfes von NYANS spielen die sozialen Medien eine besondere Rolle. Soziale Medien spielen bei neuen Parteien eine große Rolle. weil Neuwähler gezielt angesprochen werden können. Unter Umgehung der etablierter Medien und Politik können die Wähler sich so direkt über diese Parteien informieren.

Die Analyse von NYANS wird mit der Methode der Kritischen-Diskurs-Analyse (CDA) ausgeführt. Als Datenquelle werden die arabisch- und schwedischsprachigen socialmedia-Einträge in dem Monat vor der Parlamentswahl 2022 herangezogen.

Die CDA betont den Zusammenhang zwischen Diskursen und Macht, Ideologie, Institutionen und sozialen Identitäten. Der Fokus auf Ungleichheit und Dominanz hat seinen Ursprung in der Bearbeitung sozialer Themen.

Die Analyse von Diskursen ist notwendig, um die Realität zu erfassen; die politische Bedeutung von Institutionen, nationale Identitäten, Menschenrechtsdiskurse. Betrachtet werden strukturelle Eigenschaften sprachlicher Äußerungen, aber nicht so sehr die damit verbundenen sozialen Ideen.

Im Vordergrund steht das Interesse, die dominanten Themen herauszuarbeiten. Ziel ist es auch, Themen sichtbar zu machen, die leicht übersehen werden, manchmal auch von Entscheidungsträgern, insbesondere dann, wenn eine Dekonstruktion der pronlematischen Diskurse angebracht ist.

Neben den Versuchen politischer Parteien, die Wähler mit Aufmerksamkeit erregenden Themen zu erreichen, wird auf die Methode des framing zurück gegriffen: Exklusion und Selektion. Themen werden hervorgehoben oder versucht totzuschweigen. Das zu analysieren versucht die CDA.

Mit der Analyse der Medien ist das Thema Repräsentation verknüpft. Damit ist die Wirkmächtigkeit von Zeichen, Sprache, Bildern gemeint, um eine Sicht auf die Welt zu vermitteln. Manche politische Themen werden hervorgehoben, andere versucht tot zu schweigen. Z.B. crime und gender. Defizite bei der Repräsentation können zu aufgeregten Debatten führen, sowohl in den klassischen Medien, als auch in den sozialen Medien.

Für diese Studie ist besonders die Untersuchung der Repräsentation von Minoritäten in den Medien relvant, weil traditionell ein verengter Blick vorherrscht und die Darstellung von Minoritäten durch Stereotypen gekennzeichnet ist, mit einer verengten Perspektive und zur Generalisierung neigend.

Mit den beschriebenen Analysewerkzeugen erhalten die Studienautoren das Ergebnis, daß soziokulturelle Themen wie Koranverbrennung, angebliche Kindesentführung durch schwedische Behörden, Hijab, Beschneidung von Jungs, oder Islamophobie in der medialen Selbstdarstellung von NYANS überwiegen.

Andere Themen, wie soziale Wohlfahrt, Energieversorgung, Wirtschaft haben dagegen nur geringe Bedeutung bei NYANS in der Wahlkampgne von 2022.

Mit dem 'framing' sind Mechanismen thematischer Fokussierung und Exklusion anderer Themen verbunden. Bei der Analyse stellt sich heraus, daß NYANS sich verstärkt an konservative Muslime richtet, die von der Furcht getrieben sind, daß ihre religiösen Glaubensätze Schaden nehmen könnten.

Ein anderes Ergebnis ist, daß NYANS während der Wahlkampagne 2022 sehr deutlich den linken Parteienblock, besonders Linkspartei & Sozialdemokraten, für ihre angeblich strengere Politik gegen Migrangen und Muslime, angreift. Die extreme Rechte wurde dagegen nicht kritisiert.

Themen der anti-linken Propaganda sind z.B. Schleierverbot, Koranverbrennung, Arbeit gegen Gewalt im Namen der Ehre, Kindererziehung. Dabei spielt ersichtlich auch die Konkurrenz mit linken Parteien eine Rolle, weil traditionell Migranten vielfach diese Parteien wählen.

Die Studienautoren bemerken, daß trotz des vorgetragenen Engagement für Minoritäten, es vor allem muslimische Minoritäten sind, die adressiert werden. Die Form der Ansprache ist dabei emotionalisiert. Nach Meinung der Autoren werden vor allem arabischsprachige Migranten angesprochen, die nach 2015 Schweden erreichten.

In der Repräsentation von NYANS durch Symbole, Sprache und Bilder sind besonders verschleierte Frauen sehr hervorgehoben. Das steht im Gegensatz zu der Diversität in der muslimischen Gemeinschaft Schwedens. Damit wird zudem eine exkludierende Strategie gegenüber nicht muslimischen Minoritäten Schwedens sichtbar.

Themenwahl bei der Wahlkampagne 2022 und die inhaltlichen Positionen deuten darauf hin, daß NYANS von außen die Institutionen von Schweden in Frage stellt. Mithin nimmt NYANS den Charakter einer nichtschwedischen Partei an. Die Wähler von NYANS werden damit in eine Position gedrängt, wo sie als Individuen dem Land Schweden gegenüberstehen, jedoch nicht als schwedische Staatsbürger.

Die Autoren konstatieren Unterschiede zwischen der offiziellen programmatischen Selbstdarstellung und den Diskursen, die auf die Zielgruppenn von NYANS fokussieren. So wird offiziell die Verteidigung von allgemeinen Rechten der Minderheiten proklamiert, zielgruppenorientiert jedoch die politische Linke Schwedens attackiert. Weil der linke Block vielfach Migrationsthemen aufgreift, ähnelt somit der Auftritt von NYANS dem agieren der extremen Rechten. Die wiederum wird in den Auftritten von NYANS ignoriert, genauso wie die allgemeine, nichtmigrantische Öffentlichkeit.

#sverige #schweden #deutschland #tyskland #nyans #sverigedemokraterna #schwedendemokraten #afd

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Oliver Filipov Madjar & Joel Kvarnsjö: "Nyanser i partiet Nyans: en induktiv tematisk analys av partiet Nyans", (Lunds Universitet, 2022)

Die Studie behandelt die 2019 gegründete Partei NYANS. Die Partei stellte sich erstmals 2022 zur Wahl und konnte zwei Vertreter in die Kommunalvertretungen entsenden. In einigen Großstadtbezirken erhielt sie 20 % der Stimmen.

Im Gegensatz zu den rechtspopulistischen Schwedendemokraten ist NYANS die erste Parteineugründung seit langer Zeit, die sich außerhalb des bestehenden Gesellschafts- und Politiksystems positioniert.

NYANS wird kritisiert, z.B. als eine Bedrohung für die offene Gesellschaft (M. Johansson, Sozialdemokratie und sehr einflußreicher Minister bis 2022), oder als eine Bedrohung für die Demokratie (M. Malmer Stenergard, Konservative und seit 2022 Ministerin). Auch wird befürchtet, daß NYANS das Recht zur öffentlichen Meinungsäußerung gefährden könnte.

Die Studie untersucht die Beziehung NYANS zur liberalen Demokratie im Zeitraum September 2020 - 30.11.22. Es gibt viele Zeitungsartikel darüber, aber nur wenige wissenschaftliche Arbeiten. Das Thema ist für die EU relevant, weil es neben NYANS noch andere Parteigründungen gibt, z.B DENK in den Niederlanden.

NYANS ist eine der ersten Parteien, die nicht aus Autonomiebestrebungen autochthoner Minderheiten entstanden ist, sondern von Migranten der jüngeren Geschichte. NYANS zielt nicht auf Separatismus u.ä,, sondern auf Gesetzesänderungen zu Gunsten von Minoritäten.

Die Studienautoren arbeten nach den Richtlinien des schwedischen Wissenschaftsrates. Zu beachten sind "Respekt" und "Verantwortung". Beides ist nach den Autoren gegeben, weil sie nicht einzelne Personen bloßstellen, sondern auf eine theoretische Weise die Relation zur liberalen Demokratie untersuchen (Respekt); und weil ihre Forschung nicht gegen irgendetwas gerichtet ist, sondern wissenschaftliche Kenntnisse über neue Parteien in Schweden und Europa erweitern möchte.

Die Autoren folgen der Beschreibung der liberalen Demokratie durch den US-Politologen Robert Dahl. Für Dahl sind die Kriterien: Effektive Mitbestimmung, gleiches Stimmrecht, informiertes Sachverständnis[?] "upplyst förstående", Kontrolle über Sachentscheidungen, Inklusion aller Erwachsenen. Mit der effektiven Mitbestimmmung ist auch das Recht der freien Meinungsäußerung verbunden.

Der lange Arm Erdogans: Dieser Begriff ist in den Niederlanden geprägt worden und bezieht sich auf die Versuche, aktiv die Politik in Westeuropa zu beeinflussen, durch Proklamationen und Aktionen in der EU. So wird darauf hingewiesen, daß Erdogan die Islamisierung Europas fordert.

Die Autoren arbeiten mit der Methode der quantitativen Themenanalyse nach Braun & Clarke. Die Autoren haben sich für die induktive Form entschieden, um unvoreingenommen aus dem empirischen Material thematische Strukturen zu entwickeln. Zu der Entscheidung für die induktive Methode hat auch der Mangel an wissenschaftlichen Arbeiten über NYANS beigetragen, und der grundsätzlich flexiblere Umgang mit dem empirischen Material.

Bei der Durchführung der Forschung sind die Kriterien Validität und Reliabilität zu erfüllen. Die Autoren verwenden ein alternatives Konzept von Validität und Reliabilität nach Quinn, Patton, Michael, 'trustworthiness', mit den Kriterien 'Glaubwürdigkeit', 'Übertragbarkeit', 'Verläßlichkeit', ['Folgerichtigkeit'] 'bekräftelse' und 'Nachprüfbarkeit'. Erläuterungen dazu finden sich in der Studie.

Mit dem Kriterium 'Glaubwürdigkeit' sind wiederum die vier Formen der 'Triangulierung' verbunden: Theorie-T., Methoden-T., "undersöknings-T "[Community-T.], Datenquellen-T. Auch diese Begriffe werden in der Studie näher erläutert.

Resultat:
Bei der Auswertung der Einträge in den sozialen Medien fanden die Autoren drei Cluster:
1. Islamophobie, Mißtrauen gegen schwedische Institutionen, Koranverbrennungen und angebliche Islam-Feindschaft des Staates,
2. Selbstdarstellung von NYANS, um sich in der Wahrnehmung der Wähler und des Establishment als glaubwürdige und kompetente Kraft zu legitimieren,
3. Themen wie Völkermord, Rechte, Diskriminierung und Geschichte der Minoritäten, insbesondere von Minoritäten in Schweden, z.B. der Samen.

'Mißtrauen' ist nicht nur mit dem LVU-Thema verkinüpft [Behörden entführen angeblich muslimische Kinder, um sie in LVU-Heimen einzusperren], sondern auch mit der Rolle des Staates und der Polizei bei den Koranverbrennungen. NYANS fordert, Koranverbrennungen als Rassismus und Hetze gegen eine Volksgruppe unter Strafe zu stellen, im Gegensatz zu dem in Schweden gültigen Prinzip der Freiheit zur Meinungsäußerung.

Der Cluster 'Selbstdarstellung' beinhaltet nicht nur Selbstlegitimierung, sondern auch den Versuch, speziell mit den schwedischen Sozialdemokraten bei dem Thema Minderheitenrechte zu konkurrieren, und weil etliche sozialdemokratische Politiker zu NYANS gewechselt sind. Damit stellt sich NYANS als eine Alternative zu den Sozialdemokraten hin.

Der dritte Cluster 'Völkermord' beinhaltet viele Beiträge in den sozialen Netzwerken über die Geschichte des Völkermordes, besonders auch das Thema Srebenica und die Verbrechen an den Bosniern, aber auch das Thema Antisemitismus. Antisemitismus soll nach NYANS ein eigener Straftatbestand in Schweden werden.

In diesem dritten Cluster wird auch die behauptete Diskriminierung der Muslime in Schweden behandelt. Die islamischen Feiertage sollen bezahlte Feiertage werden, und Muslime zu einer staatlich anerkannten Minortätengruppe in Schweden. Weiterhin sollen religiöse Freischulen mehr Autonomie gegenüber staatlichen Kontrollen bekommen.

Das Thema Israel und Palästina läßt sich nicht eindeutig einem Cluster zuordnen. NYANS befürwortet eine diplomatische Distanzierung sowie Boykottmaßnahmen gegenüber Israel und meint, daß Israel angesichts der Unterdrückung der Palästinenser keine echte Demokratie ist. Die doppelten Standards Schwedens und der Welt gegenüber Ukraine und Palästina werden kritisiert.

Der Vergleich der offiziellen Internetseit mit den offiziösen Beiträgen in den sozialen Medien zeigt Differenzen. Etliche Themen der Internetseite finden sich nicht in den sozialen Medien, oder sind kaum vertreten: Afrophobi, Wohnungen, EU, Wirtschaftsunternehmen, Ordnung & Sicherheit, Rente, Rentenbesteuerung, Gesundheit. Die Internetseite fungiert damit eher als Außendarstellung, und gibt nicht so sehr die interne Meinungsbildung wieder. Die Beiträge in den sozialen Medien können dagegen besser auf gesonderte Wählergruppen fokussieren.

'Erdogans langer Arm' ist in der schwedischen Internetdarstellung wenig sichtbar, allerdings gab es Versuche von NYANS, in der Türkei Wähler und Unterstützung zu mobilisieren.

Die Ausgangsfrage der Studie - das Verhältnis von NYANS zur liberalen Demokratie - beantworten die Autoren so, daß nach den Kriterien von R. Dahl keine Widersprüche zu erkennen sind.

Allerdings geben die Autoren zu bedenken, daß die Kriterien von R. Dahl möglicherweise die schwedische Demokratie nicht präzise umreissen. So ist für die schwedische Demokratie das Vertrauen in die staatlichen Behörden und das Recht auf die freie Meinungsäußerung von grundlegender Bedeutung. Gegen diese beiden Säulen der Demokratie opponiert NYANS. Die Autoren weisen auch darauf hin, daß NYANS bei der Parlaments- und Kommunalwahl Wahlfälschungen behauptet hat. Auch das ist geeignet, Vertrauen zu zerstören.

#sverige #schweden #deutschland #tyskland #nyans #sverigedemokraterna #schwedendemokraten #afd

benedict16b@despora.de

Neulich im Internet entdeckt (der Text kann frei herungergeladen werden):
André Nord: "Partiet Nyans ideologiska motvilja", (Linné universitet, 2023)

In der Studie wird das ideologische Profil der vor einigen Jahren gegründeten Partie "NYANS" untersucht. Der Gründer dieser Partei, Mikael Yüksel, gehörte früher der Zentrumspartei an, wurde aber der Zusammenarbeit mit den türkischen "Grauen Wölfe" verdächtigt und aus der Partei ausgeschlossen.

Die Partei NYANS bestreitet, ideologisch oder islamistisch orientiert zu sein. Beide Aussagen stehen im Widerspruch zu der öffentlichen Wahrnehmung, bzw den Zuschreibungen. Yüksel verweist auf das politwissenschaftliche Modell ideologischer Konvergenz, wonach die ideologischen Positionen der Parteien sich immer ähnlicher werden. NYANS sieht er als Versuch, der bestehenden schwedische Politik neue Nuancen zu geben.

In der Wahl 2022 war diese Partei die größte der im Landesparlament nicht vertretenen Parteien. Möglicherweise war ihr relativer Wahlerfolg der Grund, weshalb die Sozialdemokratie zusammen mit ihren Bündnispartnern die erforderliche Stimmenanzahl verfehlte. Weiterhin gelang es NYANS, drei Mandate in Kommunalvertretungen zu gewinnen.

Der Zustrom von muslimischen Migranten nach Schweden und Westeuropa führt zu einer stärkeren Aufmerksamkeit für die Rechte von Minderheiten und deren Integration. Neben NYANS wird als Beispiel DENK in den Niederlanden genannt, ebenfalls mit einem türkischen Gründer und mit einem Hintergrund in der Sozialdemokratie.

Nach Eigendarstellung sind DENK und NYANS Türkei-freundlich, antirassistisch, für Minoritäten und für eine offene, tolerante Gesellschaft. Der Erfolg von DENK wird erklärt durch die Indifferenz der alten Parteien in den NL gegen die Gruppe muslimischer Wähler, den schleichenden Rechtsruck und die säkularen Positionen dieser Parteien.

Desgleichen werden diese Wähler durch LGBTQ & Co. abgeschreckt, ohne daß für diese konservativen Wähler aus der Türkei und Marokko die konservativen Parteien mit ihrer Migrations- und Islamkritik eine Alternative wären. Umgekehrt gilt DENK als die migrationsfreudigste Partei.

In dem GAL-TAN-Schema wird DENK als überwiegend konservativ, traditionell, autoritär und nationalistisch eingestuft, im Gegensatz zu "Grün, alternativ und liberal". Auf der ökonomischen Skala dagegen eher liberal. Der Autor beklagt, daß für die schwedische NYANS keine vergleichbaren Informationen vorliegen.

Zurück nach Schweden und zu NYANS:
In der noch jungen Geschichte von NYANS wird vermerkt, daß sie 2022 zusammen mit Extremisten und Islamisten eine Desinformationskampagne gegen Schweden vorangetrieben hat. Es wurde behauptet, daß die Behörden muslimische Kinder kidnappen und in Kinderheimen einsperren. Daraus folgte eine bedrohliche Sicherheitslage in Schweden und für schwedische Auslandsvertretungen und -Einrichtungen.

Für seine Studie untersucht der Autor die seiner Meinung nach in Schweden dominanten Ideologien SOZIALISMUS, LIBERALISMUS, KONSERVATIVISMUS, NATIONALISMUS, FEMINISMUS in ihrer Beziehung zu dem Parteiprogramm von NYANS. Dazu kommen die nach seiner Meinung unbedeuterenden Ideologien ISLAMISMUS und IDENTITÄTS-POLITIK.

Jede dieser Ideologien wird durch "Dimensionen" detailliert, in denen grundlegende Fragen von der jeweiligen Ideologie geklärt werden: NATUR_DES_MENSCHEN, FREIHEIT, STAAT, MARKT, WICHTIGSTE_BAUSTEINE_GESELLSCHAFT. Allerdings gelten diese Dimensionen nur für die angegebenen dominanten Ideologien.

Für die beiden verbleibenden Ideologien Islamismus und Identitätspolitik werden die eben genannten Dimensionen ersetzt durch: (Islamismus) ISLAMISCHER_STAAT, SHARIA_GESETZE, REVOLTE_GEGEN_WESTEN, FUNDAMENTALISMUS. Und (Identitätspolitik) STÄRKUNG_GEWISSER_SOZIOKULTURELLER_GRUPPEN, GLEICHBEHANDLUNG_ANSTELLE_CHANCENGLEICHHEIT, FOKUS_MINDERHEITENRECHTE.

Der Grund für die unterschiedlichen Dimensionen der beiden Ideologie-Gruppen liegt darin begründet, daß mit ökonomischen und politikwissenschaftlichen Modellen der Islamismus und die Identitätspolitik nur unzureichend beschrieben werden kann.

Mit dieser Struktur meint der Autor, auf systematische und reproduzierbare Weise die Position von NYANS analysieren zu können.

Für die empirische Auswertungen werden die Internetseite der Partei und Interviews in Medien zu insgesamt 81 politischen Themen herangezogen. Die dort gefundenen Aussagen werden mit den Merkmalen der etablierten Ideologien verglichen, ohne daß die Partei selbst ein ideologisches Programme formuliert.

Als Resultat stellt der Autor fest, daß trotz Fehlens eines expliziten, begründeten Parteiprogramm das von ihm verwendete Analyseschema über die 81 Themenbereiche ein konsistentes Ergebnis liefert. Demnach hat NYANS ideologisch die meisten Gemeinsamkeiten mit der Identitätspolitik.

In der Studie wird noch angemerkt, daß die Einstufung von Identitätspolitik als Ideologie umstritten ist. Sie dient eher zum Verständnis von Unterdrückung und Marginalisierung. Überdies kann es Überschneidungen geben, z.B in Gestalt feministischer Identitätspolitik.

Wenn jeodch Identitätspolitik eher als Strategie, Analysemethode oder Aktivismus betrachtet wird - und nicht als Ideologie - dann liefert die Studie als Resultat, daß NYANS die engste Bindung zur Ideologie des Liberalismus hat. Deutlich bei der Betonung von Individualismus und individueller Perspektiven.

Dagegen gibt es wenig Verbindung von NYANS mit dem Staatsverständnis der sozialistischen Ideologie, der Akzeptanz von Segregation wie bei der nationalistischen Ideologie oder der Wertschätzung von Zivilgesellschaft und Kameraüberwachungen wie bei der konservativen Ideologie.

Der Autor kann nur wenige Berührungspunkte von NYANS mit der Ideologie des Islamismus entdecken, höchstens im Zusammenhang mit der Kritik der Gotteslästerung. Allerdings, so der Autor, gibt es auch Konservative, die z.B Fahnenverbrennungen ablehnen, aber trotzdem für die Meinungsfreiheit sind.

Zum Schluß wird noch das Engagement von NYANS für die Rechte von Minoritäten, besonders von muslimischen Minoritäten erwähnt. NYANS spricht sich dabei u.a. für positive Diskriminierung und Kvotierung aus. Auch soll die Selbstorganisation und Selbstrepräsentation in diesem Bereich anerkannt werden. Insgesamt erfüllt NYANS damit alle Kriterien der identitätspolitischen Ideologie.

Die Frage der Verbindungen NYANS zu den türkischen Grauen Wölfen wäre nach Meinung des Autors für zukünftige Untersuchungen interessant. Er meint, daß das Fehlen eines starken Nationalismus bei NYANS gegen die These des "Islamo-Faschismus" spricht.

Auch wäre die Untersuchung der Wählerbasis von NYANS interessant.

In der Studie werden die Positionen von NYANS zu den einzelnen Dimensionen der Ideologien skizziert. Zum Beispiel Freiheit, Markt, Staat, ... In dieser Zusammenfassung werden Ausführen darüber weggelassen.

#sverige #schweden #deutschland #tyskland #nyans #sverigedemokraterna #afd #bsw

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Neulich im Internet entdeckt (der Text kann frei heruntergeladen werden):
M. M. Mohammadi: "En växande väljargrupp. En kvantitativ studie av Sverigedemokraternas sympatisörer med utländsk och utomeuropeisk bakgrund", (Uppsala Unviversitet, 2024)"

Ausgangssituation der hier zusammengefaßten Studie ist der kontinuierlich wachsende migrantische Bevölkerungsanteil in Schweden, und parallel dazu die zunehmende Akzeptanz der rechtspopulistischen Partei der Schwedendemokraten (SD), die für ihre migrationskritische Positionen bekannt ist.

In der Studie werden die Unterschiede zwischen Migranten untersucht, die Symphatien für die rechspopulischen Schwedendemokraten (SD) haben, im Vergleich zu jenen, die andere politische Parteien präferieren.

In früheren Untersuchungen werden die SD-Symphatisanten folgend charakterisiert: geringqualifiziert, einwanderungskritisch, männlich, aus der Arbeiterschicht oder arbeitslos, weiß-schwedisch, mit einer "anti-Establishment"-Haltung, oft aus ländlichen Gegenden.

Nach der Parlamentswahl 2014 kam es nicht nur zu einem sehr deutlichen Stimmenzuwachs bei den Schwedendemokraten, sodern auch zu einer Angleichung der Wählerstruktur an den Bevölkerungsdurchschnitt, allerdings weiterhin mit Überrepräsentation der Arbeiter, Unterrepräsentation von Angestellten.

Der Fortgang der Wahlerfolge der SD führte von der urspünglichen Ausgrenzungstrategie der anderen Parteien zu Formen der Kooperation bei der parlamentarischen Arbeit und Regierungsbildung. Die Wähler der SD sind jetzt keine Protestwähler mehr.

Generell gibt es die Regel, daß die schwedische Linkspartei und die Sozialdemokraten den größten außereuropäischen migrantischen Wähleranteil haben. Linkspartei und Sozialdemokraten werden von den meisten außereuropäischen Migranten gewählt.

Die Untersuchung stützt sich auf die Nachwahl-Befragungen "VALU" des schwedisch-öffentlichen Fernsehens SVT. Demnach haben 16 % der ersten Einwanderungsgeneration 2022 für SD gestimmt, bei der zweiten Generation waren es 22% [ca. Bevölkerungsdurchschnitt]. Migranten von außerhalb der EU stimmten mit ca. 14 % für die SD.

Der Studienautor betont die Bedeutung der Sozialisierung auf das Wahlverhalten. Sozialisierung durch die Eltern, gegebenfalls im Ursprungsland; (Um-)sozialisierung in Schweden durch die Lebensumgebung, Schule, Arbeitsplatz. Allerdings auch durch die Wahrnehmung von Segregation und sozioökonomischer Unterschiede.

Die Auswirkungen der Sozialisierung, die i.a. über lange Zeiträume das Wählerverhalten prägen, finden ihre Begrenzung durch kurzzeitige Verhaltensänderungen, die mit Individualismus, wechselnden Politikerpräferenzen und aktuellen Sachfragen zu zun haben.

Weiterhin spielen soziale Grenzlinien eine Rolle. Beruf-, Ausbildung-, Einkommen-, Wohnort-, Ort der Kindheit tragen zu dem politischen Wählerverhalten bei. In Schweden ist besonders ausgeprägt der Beruf. Und schließlich auch die ideologische Prägung.

Für Migranten kommt noch die Prägung durch das Ursprungsland - Werte und politisches System - sowie die Aufenthaltsdauer im Zielland hinzu.

Der Autor beschreibt, wie er zur Durchführung der Studie sich sowohl der deskriptiven Statistik, wie auch der bi- und multivariaten Regressionsanalyse bedient.

Nach seiner Definition ist für den Studienverfasser ein Ausländer eine Person, die entweder selbst im Ausland aufgewachsen ist, oder dessen beide Eltern. Damit soll dem Faktor der Sozialisierung besser Rechnung getragen werden.

Der Autor beklagt, daß für seine Untersuchung nur wenige Daten zur Verfügung stehen, besonders was außereuropäische Migranten betrifft. Dazu kommt das Problem, daß die Daten nicht zwischen der Herkunftsregion außereuropäischer Migranten unterscheiden.

In der Untersuchung wird dem gesellschaftlichen Vertrauen besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Der Autor beschränkt sich auf das Vertrauen gegenüber Behörden, weil dort seiner Meinung nach die intensivste Beziehung zu den Bürgern vorherrscht.

Deskriptive Statistik:
Im Ergebnis wird festgestellt, daß SD-Wähler mit Migrationshintergrund weniger Vertrauen zu Politikern und Behörden haben, und sich mehr als Nationalisten und rechtsgerichtet sehen. Die Ablehnung der Aufnahme von Flüchtlingen ist stärker als bei den Wählern anderer Parteien.

Im Wesentlichen trifft das auch für außereuropäische Wähler zu, die überdies eine etwas geringere Berufsqualifikation aufweisen. In beiden Migrantengruppen sind Arbeiter stärker vertreten als bei den Wählern der anderen Parteien. Die Kritik gegenüber der Aufnahme von Flüchtlingen ist ebenfalls beiden Gruppen gemeinsam.

Zusätzlich werden in der Studie bivariate Regressionsanaöysen für jede unabhängige Variabel durchgeführt:
Für Migranten allgemein finden sich die gleichen Ergebnisse wie mit der deskriptiven Statistik. Die Faktoren, die mit einer Wahlpräferenz für die SD korrellieren: geringes Vertrauen, politisch rechts, Nationalismus, Kritk an Flüchtlingsaufnahme, geringere Berufsqualifikation, Tätigkeit als Arbeiter. Zusätzlich wird hervorgehoben, daß niedriges Einkommen oft mit einer Wahlpräferenz für die Schwedendemokraten verbunden ist.

Die Ergebnisse für außereuropäische Migranten sind: geringes Vertrauen, Orientierung politisch nach rechts und Kritik an der Aufnahme von Flüchtlingen. Dagegen spielen Nationalismus und die Berufsqualifikation bei der Gruppe außereuropäischer Migranten keine herausgehobene Rolle.

Es wird eine Verbindung hergestellt zu dem durchgängigen Befund eines geringen Behördenvertrauens und der der Sozialisierungstheorie. Demnach haben Personen, die im Ausland aufgewachsen sind, typisch ein geringeres Vertrauen. Diese Einstellung wird oft an die zweite Generation weitergegeben.

Umgekehrt können sich durch die späteren Sozialisierungsphasen in der Schule und am Arbeitsmarkt die politischen Einstellungen und Parteipräferenzen verändern und an die übrige Gesellschaft angleichen. Allerdings machen sich dabei auch Effekte der Arbeitsmarktkonkurrenz mit Flüchtlingen bemerkbar, weil die Wähler der extremen Rechte oft einen niedrigeren ökonomischen Status haben.

Die Ergebnisse der multivarianten Regressionsanalyse modifizieren einige dieser Ergebnisse, werden aber hier nicht zusammengefaßt.

#sverige #schweden #deutschland #tyskland #sverigedemokraterna #afd

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Neulich im Internet entdeckt (der Text kann frei heruntergeladen werden):
Viktor Bergesen: "RÖSTAR INVANDRINGSKRITISKA INVANDRARE OCKSÅ PÅ INVANDRINGSKRITISKA PARTIER? En kvantitativ studie av personer med invandrarbakgrunds röstning invandringskritiska partier", (Göteborgs Universitet, 2023)

Seit den 1980er Jahren nimmt die Migration zu. Migrantische Gemeinschaften bekommen zunehmend politische Relevanz. Ca. 15% der Schweden haben einen außereuropäischen Hintergrund. Das Interesse an dem Politikverhalten dieser Gruppe wächst.

Gegenwärtig unterstützen ca. 10% der außereuropäischen Migranten die als rechtsextrem und migrationskritisch angesehenen Schwedendemokraten. Über die Jahre gab es fast kontinuierlich eine Zunahme der Zustimmungswerte.

Mit dem Vordringends rechtsextremer Parteien hat diese schwedische Untersuchung Relevanz auch für Deutschland, Frankreich und Italien. Allerdings ist das Forschungsgebiet gegenwärtig noch unterentwickelt.

Die Tendenz von Migranten, eher links zu wählen, wird mit dem Klassenansatz durch die Zugehörigkeit zu einer niedrigeren Klasse erklärt. Allerdings kaum treffsicher bei Migranten mit unterschiedlichem Bildungsniveau.

Es wurde gezeigt, daß gut integrierte Mitglieder der ersten / zweiten Migrantengeneration sich oft in der Ablehnung der Migration kaum von einheimischen Mitgliedern der "in-Gruppe" unterscheiden.

Es wird beobachtet, daß mit dem Wechsel aus einer Mehrheitsgruppe im Herkunftsland zum Zielland und einer Verschlechterung der sozialen / wirtschaftlichen Verhältnisse sowie einer niedrigeren Stellung in der ethno-Hierarchie sich das Wahlverhalten von rechtsextrem zu links verändert.

Ein weiteres Phänomen ist das "ethnische Absitmmungsverhalten": Es wird für Vertreter der eigenen Ethnie gestimmt. Wenn diese dem linken Spektrum zugehören, ergibt sich daraus ein allgemeines linkes Wahlverhalten in der Gruppe.

Rechtsextremes Wahlverhalten.
Nach dem ethnischen Konkurrenzmodell ist die Angst vor Konkurrenz auf dem Arbeits- Wohnungs- Heiratsmarkt und staatlichen Wohlfahrtsleistungen bestimmend. Besonders gering qualifizierte Personen sind dafür anfällig; wird postuliert.

Risiko-Modell: Die Angst vor Einkommens- und Arbeitstellenverlust durch Migration. Typischerweise greift die Betroffenheit auf alle Mitglieder eines Haushalts über.

Bedrohungsmodell: Gruppen mit niedrigem sozialen Status und einer Stellung auf unteren Stufen der ethnischen Hierarchie werden als Bedrohung wahrgenommen. Begünstigt wird das durch wenige Kontakte zwischen den Gruppen.

Es gibt Anzeichen, daß rechtsextremes Wahlverhalten in Migrantengruppen durch das Konkurrenzmodell teilweise beschrieben werden kann. Oft dominieren Berufsgruppen mit niedrigen Anforderungen an Ausbildung und sozialem Kapital.

Ethnische Konkurrenz ist ein anderer Erklärungsansatz. Das Bestreben, die eigene Stellung in der ethnischen Hierarchie zu erhalten. Insgesamt bekommen traditionelle Regeln über gut-schlecht, oben-unten eine neue Komplexität. Konkurrenz, Unsicherheit und Neid.

Die Integration von Migranten in die Mehrheitsgesellschaft, beispielsweise durch gute Sprachkenntnisse, kann zu der Übernahme eines rechtsextremen Wahlverhaltens in einer migrantischen Gruppe führen.

Erfolg rechtsextremer Parteien.
Zum Beispiel durch Distanzierung von Rassismus & Radikalität. Zugang zu breiteren Wählerschichten anstelle der früher engbegrenzten rechtsradikalen Milieus. Mit der Akzeptanzverbesserung wird die Abgenzungstrategie der traditionellen Parteien erschwert und die Übernahme rechtsextremer Positionen befördert. Weitere Akzeptanzverbesserung und Etablierung eines übergreifenden rechtsextremen Diskurses.

Die Untersuchung stützt sich auf die Nachwahl-Befragung "VALU" des schwedischen öffentlichen Fernsehens SVT. Der Autor beklagt, daß die Gruppe der außereuropäischen muslimischen Wähler schwierig ist zu befragen; und den Mangel statistischen Materials.

Die Auswertung erfolgt mit der Methode der linearen Regression "OLS", und - sachlich besser angepaßt - mit der Methode der logistischen Regression. Signifikanz-Niveau ist bei den üblichen 0.05 .

Vertiefend werden bei beiden Analysemethoden der Einfluß der "Kontrollvariablen" Geschlecht, Alter, Ausbildung und Arbeitsmarktsituation mit berücksichtigt. Getestet wird auf die Hypothesen Einwanderungskritisch -> Wahl von Schwedendemokraten (H1), und außereuropäischer Hintergrund -> Wahl von Schwedendemokraten (H2).

Im Ergebnis wird festgestellt, daß bei einer kritischen Einstellung zur Einwanderung ein Migrant mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 40% für die Schwedendemokraten votiert, nahezu unabhängig von den Kontrollvariabeln.

Bei einem außereurpäischen Hintergrund ist die Wahrscheinlichkeit für die Schwedendemokraten-Option um ca 1/3 niedriger. Jedoch ist bei Berücksichtigung der Kontrollvariabeln diese Abnahme weniger eindeutig.

Die Untersuchung erfolgt vor dem Hintergrund, daß nach der schwedischen Statistikbehörde SCB ca. 10 Prozent der Einwanderer mit den Schwedendemokraten symphatisieren. [eher etwas mehr]. Damit stellt sich die Frage, inwieweit die gesellschaftliche Integration von Migranten in Ländern mit einer starken Einwanderung zukünftig rechtsextreme Parteien begünstigen wird.

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De la Suède à l’Italie, la résistible ascension de l’extrême droite européenne

Partout en Europe, l’extrême droite gagne du terrain. En Suède, le parti nationaliste, deuxième force politique après les législatives, pourrait bientôt jouer un rôle central. À Rome, les post-fascistes de Frères d’Italie s’approchent du pouvoir. https://basta.media/Elections-suede-italie-la-resistible-ascension-de-l-extreme-droite-europeenne-fratelli-d-italia

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