2023-07-07: Hausrunde mit dem Rennrad: Bonn <-> Kirchsahr, bei >30° im Schatten

Morbider Charme einer verwelkten Rose und eines alten Kaugummiautomaten, bei Arzdorf


Das obligate Foto von der Hilberather Straße Richtung Siebengebirge, diesmal mit dem neuen Rennrad auf Basis eines Gravelbikerahmens.

Ich nenne es nun wieder #Rennrad statt #Gravelbike, weil "Gravel" suggeriert, dass damit auf Schotter oder sonstigen mehr oder weniger schlecht befestigten Wegen gefahren werden soll. Das ist nicht der Fall. Der Rahmen hat Ösen für Gepäckträger vorne und hinten sowie für Schutzbleche, darüberhinaus Platz für breite Reifen. Genutzt wird davon bislang nichts - die vewendeten Slicks (28 mm Continental GP5000 tubeless) sind inzwischen auch in moderne Rennradrahmen.möglich und üblich. Die andere sonst eher unübliche Ausstattung besteht darin, dass Kurbel und Schaltwerk aus der MTB-Gruppe von SRAM stammen.

Wir werden nicht jünger, Reserven bei den möglichen Untersetzungen (hier geht's runter bis < 0.8) und das mit nur einem Kettenblatt sind hilfreich, auch weiterhin ausschließlich mit eigener Muskelkraft überallhin zu kommen.

Das obige Foto zeigt den unteren Teil der Hilberather Straße, die dort schon vor längerer Zeit neu asphaltiert wurde. Von hier bis hoch nach Hilberath wurde die Fahrbahn erst vor ein paar Wochen neu asphaltiert, die Leitplanken wurden erneuert und die Markierungen erneuert.


Den neu asphaltierten Teil der Hilberather Straße zu befahren ist jetzt auch bergauf ein reiner Genuß. Die vorherige Rüttelpiste hatte Radwegqualität - m.a.W. sie war ziemlich unerträglich. Wenn man ohnehin sehr langsam fährt, um mit seinen Kräften hauszuhalten, erfordern schlechter Untergrund, Schlaglöcher und Kanten zusätzliche Kraft und Aufmerksamkeit, manchmal zu viel. Wer es selber kalkulieren will, statt es auszuprobieren: Kreuzotter liefert erstaunlich gute Abschätzungen.

Mit 125 W (die Hälfte der Nenndauerleistung eines #Pedelec!) kann man auf einem Rennrad in Untenlenkerposition in der Ebene etwa 28 km/h schnell fahren. Bei einem 7%-Anstieg reduziert sich das auf 7 km/h. Bei schlechtem Untergrund können daraus auch 5-6 km/h werden, und das zu fahren erfordert schon einige Übung und mehr Aufmerksamkeit. Mein Fazit: Radfahrer brauchen auch im Alter keinen Motor, sondern das uneingeschränkte Recht, auf dem sauberen Teil von Fahrbahnen zu fahren - und dafür dann ein leichtes Fahrrad mit einer Schaltung, die auch bei 7 km/h noch akzeptable Trittfrequenzen erlaubt. Die Räder, die meine Frau und ich jetzt fahren, erlauben bei einer Untersetzung von 40/52 eine Trittfrequenz von 70 UPM.


Von Lanzerath Richtung Houverath

Hier schlängelt sich die Straße munter durch die Landschaft. Die Überfahrt über den Hasenbach wurde während der Ahrflut weggerissen, war lange nur behelfsmäßig repariert, ist jetzt aber wieder so gut wie neu. Tatsächlich sind die meisten Straßen in der Region von einer Qualität, von der man in der Stadt nur träumen kann - noch ein Grund, warum wir hier gerne mit dem Rad unterwegs sind.


Abstecher nach Kirchsahr

Obwohl es ziemlich heiß geworden war - ich war etwas zu spät losgefahren - konnte ich es mir nicht verkneifen, hier nicht direkt über Houverath zurückzufahren, sondern habe mich entschieden, durch das Sahrtal noch weiter bis nach Rheinland-Pfalz und zum Ortsrand von Kirchsahr weiterzufahren. Auch dies ist eine rundum erneuerte, perfekt asphaltierte und kaum befahrene kurvige Strecke, zudem in der Ebene, so dass man tatsächlich mal einigermaßen schnell fahren kann - das kühlt! -, ohne sich nennenswert dafür anstrengen zu müssen. Der Blick in die Landschaft und das Gefühl für die Lanschaft, das sich beim Fahren ergibt, läßt sich kaum mit einem Foto einfangen.


Willkommen im Sahrtal

Hier erst fängt die Bebauung von Kirchsahr an


L113 Richtung Rheinbach. etwa hier

Die L113 war schon bei Kurtenberg weiträumig als im weiteren Verlauf vor Rheinbach gesperrt angekündigt. Da Radverkehr allerdings bei solchen Sperrungen meist ignoriert wird und es hier eh keine vernünftige Alternative gibt, bin ich weitergefahren. Erst im weiteren Verlauf wurden dann weitere, detailliertere Informationen ausgeschildert, die sich aber allesamt auf den Kfzverkehr bezogen. Faktisch war die gesamte Strecke bis hinter Merzbach technisch gesehen auch mit Autos befahrbar, wenn z.T. nur mit Schrittgeschwindigkeit, da die Fahrbahnoberfläche teilweise angefräst war. Am Waldrand war die Fahrbahn dann aber komplett entfernt und es wurde offenbar auch der Unterbau Zug um Zug erneuert.

Dies ist eine der extrem wenigen Gelegenheiten, bei denen ich einem straßenbegleitenden Rad- und Gehweg tatsächlich mal einen Vorteil gesehen habe: er schafft eine gewisse Durchgängigkeit, wenn die Fahrbahn entfernt und dann erneuert wird. Aber muss man dergleichen für Ereignisse, die alle zehn, zwanzig Jahre stattfinden, permanent benutzungspflichtig machen? Ich finde das absurd.

Zwei Kuriosa

Ein kurzes Stück weiter fuhr ein DPD-Transporter mit solchem Tempo auf dem Kies/Dreck-Untergrund den Hang hinuter, dass er wie in einem schlechten Western eine gewaltige Staubwolke verursachte. Ich hab' einen Moment angehalten, mich über den Idioten gewundert und gewartet, bis die Staubwolke sich ein wenig verzogen hatte. Während ich gerade im Begriff war, loszufahren, fuhren zwei E-Bike-Fahrer mit dem typischen Mofatempo von rund 25 km/h an mir vorbei, die mir im weiteren Verlauf dann sofort wieder im Wege waren. Es geht da mit 3% den Abhang runter, mit 140 W (für die 900 m nicht mal anstrengend) kommt man da mit dem Rennrad auf 45 k/h, aber selbst ohne Treten läge man selbst mit einem Hollandrad schon bei 28 km/h (Rennrad: 38 km/h). Also habe ich die beiden gleich wieder überholt und bin mit etwas weniger als meinem gewohnten Tempo weitergefahren, weil: Radweg. Erst als ich am Rand der Bebauung von Rheinbach von der L113 abbog, habe ich die beiden in der Ferne gesehen, wie sie auf dem selbst für einen Gehweg zu schmalen Geh-/Radweg auftauchten.

Ich weiß nicht, was die Leute motiviert, unabhängig von den Umständen, Untergrund, ob's hinauf oder hinuter geht, ob es unübersichtlich oder übersichtlich ist, eisern mit konstantem Tempo zu fahren, mal zu langsam, mal zu schnell. Eigentlich kann es nur am Motor liegen, sie fahren nicht so schnell, wie sie könnnen, sie fahren so schnell, wie der Motor kann.


Technisches, Karte und Höhenprofil

2023-07-07-10-34-36: 03:55:11   81.3 km  765 m up,  757 m down, 20.7 km/h

Gesamtkalorienverbrauch ca 1600 kcal, getrunken habe ich die knapp zwei Liter, die in zwei Flaschen passen. Garmin meint, diese Fahrt sei eine "Überlastung" gewesen, obwohl ich in etwa dieselbe Wattzahl getreten habe wie auf den vielen Touren der vergangenen 12 Monate über solche Distanzen. Ob es an der Hitze lag (unten in Bonn bei 32 Grad lt. unseren Meteorologen) oder daran, dass ich mich nach dem Urlaub wenig und dann rund zwei Wochen überhaupt nicht angestrengt habe, weiß ich nicht - argwöhne aber, dass so eine Zeitspanne schon ausreicht, um merklich abzubauen.

#hausrunde #radfahren #radtour #cycling #fahrrad #muskelmotor #rennrad

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