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Kriegsberichterstattung: „Der Diskurs ist derzeit total verengt“

Medien: Medienpädagogin Sabine Schiffer ist erschüttert, wenn sich Journalistenverbände mit blau-gelben Fahnen zeigen

Inwiefern sind Medien in eine strategische Kommunikation eingebunden?
Medien sind als vierte Gewalt der Aufklärung und Neutralität verpflichtet. Selbst, wenn sie diese Ideale niemals erreichen können, weil alles nur ein Ausschnitt der Realität ist. In meinem Fachbereich beschäftige ich mich aber auch mit der sogenannten fünften Gewalt, die diesem Neutralitätsanspruch zuwiderläuft. Und das ist die Einflussnahme von Interessensgruppen auf die Medien. Man spricht auch von „grauer PR“.

Können Sie ein Beispiel nennen?
Im Nachgang des Euromaidan haben wir vom IMV eine Recherche in Auftrag gegeben, die klären sollte, ob solche Interessensgruppen auch die Berichterstattung über den Ukrainekonflikt beeinflusst haben. Diese Recherche hat ergeben, dass es zumindest in der EU seit 2015 Strukturen gibt, die nach unserer Einschätzung wesentlich zur medialen Lage von heute beigetragen haben. Eine der wichtigsten ist die East StratCom Task Force des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EAD). Stratcom steht für strategische Kommunikation. Diese Taskforce macht etwa Briefings mit Journalisten und klärt diese über russische Desinformation auf. Und da ist ein Fakt, der aus dem Rahmen fällt oder nicht als solcher anerkannt wird, schnell mal eine Verschwörungstheorie. Die Frage ist natürlich, welche politischen Interessen eine solche Organisation vertritt.

Nämlich?
Erklärter Auftrag der East StratCom Task Force ist es, die politischen Ziele der EU in den östlichen Ländern voranzutreiben. Das Referat für Strategische Kommunikation des EAD arbeitet bei der Bekämpfung von Desinformation eng mit der Nato zusammen, so auch beim Propaganda-Überwachungsprojekt EUvsDisinfo. Das Stratcom-Referat ist zudem in die Arbeit des Strategic Communications Centre of Excellence der Nato eingebunden. Am Schluss brieft also ein Militärbündnis Journalisten über russische Desinformation – ohne Methoden für deren Analyse offenzulegen.

Trotzdem hat Russland einen Angriffskrieg begonnen. Ist eine Relativierung in dem Fall nicht eine Verharmlosung?
Thomas Fischer, Ex-Präsident des Bundesgerichtshofs, spricht ja in einer Spiegel-Kolumne von der Relativierung als Gedankenverbrechen. Ich muss nach dem ersten Schreck sagen, da bringt er es auf den Punkt: Es geht doch ums Einordnen, nicht um das Relativieren. Relativierung ist ein Kampfbegriff.

Vollständiges Interview: https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/medienpaedagogin-sabine-fischer-ukraine-berichterstattung-ist-feindbildpflege

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