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Der Bibliothekar / The Librarian
Gemälde, Öl auf Leinwand, 97 x 71 cm, 1566
Ob ich Biblio- was bin?
phile? „Freund von Büchern“ meinen Sie?
Na, und ob ich das bin!
Ha! und wie!
Mir sind Bücher, was den andern Leuten
Weiber, Tanz, Gesellschaft, Kartenspiel,
Turnsport, Wein, und weiß ich was, bedeuten.
Meine Bücher – – – wie beliebt? Wieviel?
Was, zum Henker, kümmert mich die Zahl.
Bitte, doch mich auszureden lassen.
Jedenfalls: Viel mehr, als mein Regal
Halb imstande ist zu fassen.
Unterhaltung? Ja, bei Gott, das geben
Sie mir reichlich. Morgens zwölfmal nur
Nüchtern zwanzig Brockhausbände heben – – –
Hei! das gibt den Muskeln die Latur.
Oh, ich mußte meine Bücherei,
Wenn ich je verreiste, stets vermissen.
Ob ein Stuhl zu hoch, zu niedrig sei,
Sechzig Bücher sind wie sechzig Kissen.
Ja natürlich auch vom künstlerischen
Standpunkt. Denn ich weiß die Rücken
So nach Gold und Lederton zu mischen,
Daß sie wie ein Bild die Stube schmücken.
Äußerlich? Mein Bester, Sie vergessen
Meine ungeheure Leidenschaft,
Pflanzen fürs Herbarium zu pressen.
Bücher lasten, Bücher haben Kraft.
Junger Freund, Sie sind recht unerfahren,
Und Sie fragen etwas reichlich frei.
Auch bei andern Menschen als Barbaren
Gehen schließlich Bücher mal entzwei.
Wie? – ich jemals auch in Büchern lese??
Oh, sie unerhörter Ese – – –
Nein, pardon! – Doch positus, ich säße
Auf dem Lokus und Sie harrten
Draußen meiner Rückkehr, ach dann nur
Ja nicht länger auf mich warten.
Denn der Lokus ist bei mir ein Garten,
Den man abseits ohne Zeit und Uhr
Düngt und erntet dann Literatur.
Bücher – Nein, ich bitte Sie inständig:
Nicht mehr fragen! Laß dich doch belehren!
Bücher, auch wenn sie nicht eigenhändig
Handsigniert sind, soll man hoch verehren.
Bücher werden, wenn man will, lebendig.
Über Bücher kann man ganz befehlen.
Und wer Bücher kauft, der kauft sich Seelen,
Und die Seelen können sich nicht wehren.
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Umschlagvorderseite:
Detail aus »Der Frühling«, 1573
Ol auf Leinwand, 76 x 63,5 cm
Musee National du Louvre, Paris
Ein manieristischer Zauberer
Benedikt Taschen Verlag GmbH, Köln | 1988 | ISBN: 9783822802472
87 / ~2000 :)) #neverendingbookcoverchallenge
Im Alter von etwa 66 Jahren starb Giuseppe Arcimboldo 1593 »ohne Verdacht auf Pest«; seine malerischen Verwandlungskünste wirkten auf viele Maler nach ihm und wiesen voraus auf den Surrealismus des 20. Jahrhunderts.
Der Ruhm dieses originellen Manieristen aus dem 16. Jahrhundert beruht auf seiner bizarren Kunst, aus Tieren, Pflanzen oder Gegenständen des täglichen Bedarfs Porträts, Stilleben und Landschaften zu gestalten. So zeigt sein berühmter Jahreszeitenzyklus Frühling, Sommer, Herbst und Winter als Köpfe - zusammengesetzt und kunstvoll arrangiert aus realistisch gemalten Früchten, Blumen und Gemüse. Der Frühling ist ein von Knospen und Blüten übersätes Gesicht mit Blattwerk als Bekleidung, die Nase ist eine Lilienknospe, das Ohr eine Tulpe.
Aus adligem Geschlecht stammend, wuchs Giuseppe Arcimboldo in Mailand in einem künstlerisch interessierten und für damalige Begriffe weltoffenen Haus auf und hatte früh Kontakt zu Künstlern. Ganz Renaissancemensch, hat er sich auch als Wissenschaftler und Techniker betätigt.
Werner Kriegeskorte ist emeritierter Professor für Kunstgeschichte an der Universität Köln.
Inhalt:
6 Leben und Werk Arcimboldos
28 Die Bilderwelt Arcimboldos
62 Arcimboldo als Wissenschaftler
70 Arcimboldo als Zeichner
77 Zeittafel
79 Bibliographie
Frontispiz:
Selbstbildnis, um 1575 .
Blau lavierte Federzeichnung,
23x 15,7cm
Narodni Galerie, Prag
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