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Lion Feuchtwanger -Erfolg

Drei Jahre Geschichte einer Provinz
Taschenbuch, Fischer 1989, ISBN: 9783596216505
150 / ~2000 :)) #neverendingbookcoverchallenge

»Erfolg ist der Titel eines Zeitromans von Lion Feuchtwanger. Der Untertitel lautet Drei Jahre Geschichte einer Provinz. Er entstand in den Jahren 1927-1930 und erschien 1930. Zusammen mit den Romanen Die Geschwister Oppermann und Exil gehört er zu Feuchtwangers ,,Wartesaal-Trilogie". Er weist deutliche Elemente eines Schlüsselromans auf.
Im zweiten Teil des Romans nimmt die Bewegung Rupert Kutzners und der Wahrhaft Deutschen - Chiffre für die NSDAP - einen immer größeren Raum ein. Kutzner trägt deutlich Züge Hitlers, und die Beschreibung seines Aufstandes entspricht dem Hitler-Ludendorff-Putsch von 1923. General Vesemann ist eine literarische Kopie Erich Ludendorffs. Feuchtwanger betont besonders, wie die breite Bevölkerung Kutzner unterstützt, wie aber auch die konservativen Kräfte in Bayern die Kutzner-Bewegung benutzen, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen, womit sie aber erst Kutzners Aufstieg ermöglichen.« Wikipedia

Die Besorgten Bürger

Immer bestimmter verlautete, die Patrioten würden bald losschlagen. Von einem Montag zum andern wartete man, Kutzner werde jetzt den genauen Tag ansagen. Immer dichtere Massen strömten zu seinen Versammlungen, Beamte und Angestellte erzwangen sich früheren Büroschluß, um sich einen Platz zu erstehen. Keiner wollte die Verkündigung des Freiheitstages versäumen.
In einem der blauen Straßenbahnwagen, die zum Kapuzinerbraukeller fuhren, stand, gepreßt zwischen andern, die zum Kutzner wollten, der Altmöbelhändler Cajetan Lechner. Er war in Holland gewesen, er hatte das Schrankerl wiedergesehen. Der Holländer hatte ihn zum Essen eingeladen. Es war gut und reichlich gewesen; allein der Lechner, befangen durch die Dienerschaft und das ungewohnte Besteck, hatte nicht recht zugegriffen. Hinterher hatte er geschimpft auf den Holländer, den Geizhammel, den notigen, der einen hungern läßt. Aber Aufnahmen jedenfalls von dem Schrankerl hatte er gemacht, gute Aufnahmen, er stand oft davor, das Herz voll Zärtlichkeit, empört über die Regierung, die ihn erst gezwungen hatte, sich von dem Schrankerl zu trennen, und dann duldete, daß ihm ein galizischer Jud das gelbe Haus vor der Nase wegkaufte. Er ging zum Kutzner, überzeugt, der Führer werde ihn rächen und bewirken, daß er doch noch hochkommt.
Als er aus der Straßenbahn stieg, rempelte ihn einer derb an, entschuldigte sich: »Hoppla, Herr Nachbar.« Es war der Hautseneder. Der Lechner haßte diesen seinen Mieter vom Unteranger; noch schwebte der Prozeß, weil damals der Hautseneder seinen Hausherrn aus dem zweiten Stock hinausgeschmissen hatte. Jetzt stand man nebeneinander, dicht gedrängt, schob sich gemeinsam vor. Man grollte noch ein bißchen, grantelte einander an, aber schließlich wurde man zusammen in den Saal gespült, an einen Tisch. Man konnte nicht umhin, brummig Rede und Gegenrede zu tauschen.
Es war gut eine halbe Stunde vor Beginn, aber schon war der Saal dick voll. In den tiefhängenden Wolken des Tabakrauchs schwammen tomatenrote Rundschädel mit Schnauzbärten, graue Tonkrüge. Verkäufer riefen aus: »Die verbotene Nummer des >Vaterländischen Anzeigers<«; denn die Behörden verboten zuweilen, aber sie achteten nicht auf die Durchführung ihres Verbots. Man wartete geruhsam, schimpfte derweilen über die Ungerechtigkeit der Regierung. Frau Therese Hautseneder zum Beispiel hatte die Unbill der neuen Ordnung am eigenen Leib zu spüren bekommen. Ein Reisender hatte ihr einen Staubsauger Apollo verkauft, auf Abzahlung. Dann war ein anderer Reisender gekommen, der bot ihr einen Staubsauger Triumph an, auch auf Abzahlung, etwas billiger. Das mit dem andern Vertreter, erklärte er, werde er ordnen. Er ordnete aber nicht, und nun sollte sie beide zahlen. Herr Hautseneder, tagsüber in der Sendlinger Linoleumfabrik beschäftigt, erklärte, er denke nicht daran, den Lohn von vier Monaten für ihre damischen Faxen zu opfern; sie sei überhaupt narrisch, und er lasse sich scheiden. Frau Hautseneder ihrerseits beschloß, in die Isar zu gehen. Es kam zu einem umständlichen Prozeß. Die Rechtsanwälte sprachen von Vorspiegelung falscher Tatsachen, von Schlüsselgewalt und ähnlichem. Das Ganze endete mit einem flauen Vergleich, der niemanden befriedigte, und damit, daß Herr und Frau Hautseneder, sowie die Vertreter von Apollo und Triumph, mißvergnügt über die bestehende Gesellschaftsordnung zu den Wahrhaft Deutschen übergingen.
Viele, während sie auf den Einmarsch des Führers warteten, erzählten von ähnlicher Unbill. Alle schimpften sie, daß der Wert der Mark von Tag zu Tag so närrisch sank, alle machten sie die Juden und die Regierung dafür verantwortlich, alle erhofften sie sich Befreiung durch den Kutzner. Der Regierungsinspektor a. D. Ersinger war ein Herr, der sehr auf Sauberkeit hielt. Leib und Seele, Wohnung und Kleidung sauberzuhalten, war nicht leicht in diesen miserablen Zeiten. Er war ein friedfertiger Mann, geneigt, der Obrigkeit zu gehorchen, auch wenn die Herkunft ihrer Macht zweifelhaft war. Als ihm aber seine Frau, statt der gewohnten hygienischen Rolle, Zeitungspapier ins Klosett hing, da riß ihm die Geduld, und er ging zum Kutzner. Dem Maurerpolier Bruckner waren im Krieg drei Söhne erschossen worden, einer an der Somme, einer an der Aisne, einer am Isonzo, der vierte war in den Karpaten verschollen. Die Kirche hatte für den schimpfenden Alten keinen Trost, als daß Gott, wen er liebe, züchtige. Der Maurerpolier Bruckner fand besseren Trost bei Kutzner. Die Hofrätin Beradt war zwar ihre unwillkommene Mieterin Anna Elisabeth Haider durch deren Ableben losgeworden. Doch auch ihre späteren Mieter trieben Ungebühr aller Art, lärmten, empfingen zweideutige Besuche, kochten verbotenerweise im Zimmer auf elektrischen Apparaten. Mußte sich eine anständige Witfrau das bieten lassen? Sie mußte es. Sie konnte sich des Gesindels nicht entledigen: infolge der gottlosen Mieterschutzgesetze. Der Führer, hoffte sie, wird Ordnung schaffen. Herr Josef Feichtinger, Gymnasiallehrer am Luitpoldgymnasium, war erst am Isartorplatz umgestiegen, wo er noch einen Einkauf zu tätigen hatte, statt am Stachus. Er hatte nicht den für die Benutzung von Umsteigescheinen vorgeschriebenen kürzesten Weg genommen und wurde bestraft. Er war in Ehren zweiundvierzig Jahre alt geworden: unter dieser Regierung wurde man bestraft, weil man am Isartorplatz zwei blaue Hefte kaufte. Er ging zum Kutzner. In Berlin gingen die Mißvergnügten zu den Kommunisten; in München flüchteten sie zum Hakenkreuz.
Der Rauch wurde dicker, Schweiß und Hitze stärker, die grauen Tonkrüge undeutlicher, die runden Schädel röter. Der Altmöbelhändler Lechner zog immer heftiger sein gewürfeltes Taschentuch. Endlich hielt, begleitet von den Fahnen, unter ungeheurem Jubel, Rupert Kutzner seinen Einzug, den sorglich gescheitelten Kopf gereckt, marschierend zu der dröhnenden Blechmusik.
Er sprach von dem Schmachfrieden von Versailles, von den frechen Advokatentricks des Franzosen Poincaré, von internationaler Verschwörung, von Freimaurern und Talmud. Was er sagte, war nicht unbekannt, aber es wirkte neu durch die Urwüchsigkeit des Dialekts, durch die Kraft des Vortrags. Voll Bewunderung dann und Ehrfurcht in der Stimme sprach er von dem italienischen Führer Mussolini, wie der sich kühn der Stadt Rom und der Apenninenhalbinsel bemächtigt hatte. Seine Tatkraft, rief er, solle auch den Bayern leuchtendes Vorbild sein, und er verhöhnte die Reichsregierung und prophezeite den Marsch auf Berlin. Malte aus, wie die verrottete Stadt den Wahrhaft Deutschen in die Hände fallen werde, ohne Schwertstreich, sich schon beim Anblick der heranziehenden echten Söhne des Volkes die Hosen bekleckernd. Es war lautlos still, während er von dem Marsch auf Berlin sprach. Alle warteten, daß er einen bestimmten Tag verkünden werde. Cajetan Lechner hielt mitten im Schneuzen inne, um nicht zu stören. Allein der Führer drückte sich nicht grob und klar aus wie die Kursnotiz des Dollars, er sagte es poetisch. »Noch vor der Baumblüte«, rief er, auf die Fahnen mit dem exotischen Emblem weisend, »werden diese Fahnen sich bewähren.«
Noch vor der Baumblüte. Das war eine Verheißung, die sich den Menschen ins Herz grub. Die Leute lauschten benommen, glücklich. Der prächtige Schall Rupert Kutzners, seine bewegte Mimik riß sie mit. Sie vergaßen, daß ihre paar Wertpapiere wertlos waren, die Versorgung ihres Alters gefährdet. Wie dieser Mann es verstand, ihren Träumen Worte zu geben. Wie seine Hände groß durch die Luft fegten, gewaltig aufs Pult schlugen, sich markig reckten, wohl auch ironisch Bewegungen imitierten, mit denen die schlichteren Witzblätter jener Zeit Juden charakterisierten. Glückselig hingen sie an seinen Gesten, zwangen, wenn sie die Maßkrüge auf den Tisch setzten, die schweren Finger zu besonderer Behutsamkeit, damit nicht das Geräusch eines der köstlichen Worte übertöne. Manchmal hob der Führer die Stimme, auf daß die Zuhörer merkten, jetzt sei es an der Zeit, zu klatschen. Die Pause des trommelnden Applauses dann benutzte er, den Schweiß von der Stirn zu wischen, den Bierkrug, auch das mit großer Geste, zu ergreifen, tief zu trinken.
Einmal sprach er von dieser traurigen Berliner Regierung, die gegen die berechtigte Empörung des Volkes keine andere Waffe habe als ein Ausnahmegesetz. »Wir Wahrhaft Deutschen«, rief er, »wenn wir an der Macht wären, wir brauchten kein Ausnahmegesetz.« - »Was würdet denn ihr tun?« rief eine wohlklingende, sonore Stimme dazwischen. Rupert Kutzner schwieg einen Augenblick. Dann in den lautlos gespannten Saal hinein, leise, mit einem träumerischen Lächeln, sagte er: »Wir würden unsre Gegner legal hängen lassen.«
Es machten aber die Wahrhaft Deutschen vier Prozent der Bevölkerung aus, vierunddreißig Prozent waren neutral: die Gegner waren zweiundsechzig Prozent.
Alle im Saal lächelten jetzt, das gleiche, nachdenkliche Lächeln wie der Führer. Sie sahen ihre Gegner am Galgen hängen oder an Bäumen, mit blauen, vorquellenden Zungen, der Lechner sah den Galizier hängen, den Käufer des gelben Hauses, die Frau Hautseneder die beiden Reisenden mit dem Staubsauger, die beiden Reisenden die Frau Hautseneder, und alle tranken tief und befriedigt aus den großen, grauen Krügen.

#LionFeuchtwanger #Romane #Angst #BesorgteBürger #Bücher #HarrysRegal

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Pete Seeger - Garbage

Album: Circles & Seasons, 1979
https://www.youtube.com/watch?v=ZzekS8FI0Rg

Garbage words and music by Bill Steele (1969)
This song has been an underground hit for a decade
The last verse was written by a young man who wishes to remain anonymous and by myself

Pete Seeger

Mister Thompson calls the waiter, orders steak and baked potato
Then he leaves the bone and gristle and he never eats the skins
The busboy comes and takes it, with a cough contaminates it
And puts it in a can with coffee grinds and sardine tins
The truck comes by on Friday and carts it all away
And a thousand trucks just like it are converging on the Bay
Oh, Garbage! Garbage! Garbage! Garbage!
We're filling up the sea with garbage
Garbage! Garbage! Garbage! Garbage!
What will we do when there's no place left to put all the garbage?
Garbage! Garbage! Garbage! Garbage!

Mr. Thompson starts his Cadillac and winds it down the freeway track
Leaving friends and neighbors in a hydrocarbon haze
He's joined by lots of smaller cars all sending gases to the stars
There they form a seething cloud that hangs for thirty days
And the sun licks down into it with an ultraviolet tongue
Till it turns to smog and settles down and ends up in our lungs
Oh, Garbage! Garbage! Garbage! Garbage!
We're filling up the sky with garbage
Garbage! Garbage! Garbage! Garbage!
What will we do when there's nothing left to breathe but garbage
Garbage! Garbage! Garbage! Garbage!

Getting home and taking off his shoes he settles down with the evening news
While the kids do homework with the TV in one ear
While Superman for the thousandth time sells talking dolls and conquers crime
Dutifully they learn the date of birth of Paul Revere
In the paper there's a piece about the mayor's middle name
And he gets it done in time to watch the All-Star Bingo Game
Oh, Garbage! Garbage! Garbage! Garbage!
We're filling up our minds with garbage
Garbage! Garbage! Garbage! Garbage!
What will we do when there's nothing left to read and there's nothing left to need
There's nothing left to watch and there's nothing left to touch
There's nothing left to walk upon and there's nothing left to talk upon
And nothing left to see and there's nothing left to be - but garbage
Garbage! Garbage! Garbage! Garbage!

In Mister Thompson's factory, they're making plastic Christmas trees
Complete with silver tinsel and a geodesic stand
The plastic's mixed in giant vats from some conglomeration
That's been piped from deep within the earth or strip-mined from the land
And if you ask them questions, they say, »Why, don't you see?
It's absolutely needed for the economy!«
Oh, Garbage! Garbage! Garbage! Garbage!
There stocks and their bonds - all garbage!

Garbage! Garbage! Garbage! Garbage!

What will they do when their system goes to smash
There's no value to their cash
There's no money to be made
But there's a world to be repaid
Their kids will read in history books
About financiers and other crooks
And feudalism and slavery
And nukes and all their knavery
To history's dustbin they're consigned
Along with many other kinds of garbage

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#PeteSeeger #Folk #singersongwriter #Vinyl #HarrysRegal
#Müll #Umwelt #Umweltverschmutzung
#records #grabage #Environment #Pollution

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Otto Ahlhaus & Gerhard Boldt & Klaus Klein - Taschenlexikon Umweltschutz

Pädagogischer Verlag Schwann | 1982 | ISBN: 9783590143623
148 / ~2000 :)) #neverendingbookcoverchallenge

über 900 Stichwörter informieren über:
Technisch-hygienischen Umweltschutz:
- Abfälle: ihre Beseitigung und Wiederverwertung
- Luftverschmutzung
- Lärmbelästigung, Lärmschutz
- Wasserbedarf, Wasserbeschaffenheit, Abwasserbeseitigung

Ökologischen Umweltschutz:
- Naturschutz und Landschaftsplanung
- Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel
- Bevölkerungswachstum
- Biologisches Gleichgewicht
- Biologische Landwirtschaft

Energiesituation:
- herkömmliche Energiegewinnung: technische Verfahren, Reserven, Wirkungsgrad
- Kernenergie: Arbeitsweise von Kernreaktoren, Sicherheitsvorschriften, Endlagerung, Schneller Brüter
- alternative Energien: Sonnenenergie, Windenergie, Wellenenergie, Energie durch Kernfusion, Energie durch Erdwärme, Biogasverfahren

Im Anhang:
- Gesetze, Bestimmungen und zuständige Institutionen

Vorwort
Umweltschutz ist in diesem Jahrzehnt ein zentrales Thema in der öffentlichen Diskussion der Industrienationen geworden. Die Erkenntnis ist gereift, daß der Mensch durch die von ihm geschaffene moderne Technik fähig geworden ist, seine Lebensgrundlage zu vernichten. Insbesondere werden die kommenden Generationen gefährdet, wenn in unserer Zeit die Erde weiterhin rücksichtslos ausgebeutet und vergiftet wird.
Jeder ist daher aufgerufen, sich mit dem Umweltschutz, seinen Grundlagen und Konsequenzen zu befassen, um selbst urteilen und sachlich mitreden zu können.
Das Taschenlexikon Umweltschutz wendet sich nicht nur an den interessierten Laien, sondern gleichermaßen an Studierende, Schüler, Lehrer, an Wissenschaftler, Techniker und Politiker. Das Lexikon enthält ca. 900 Stichwörter, die sowohl den Bereichen des ökologischen Umweltschutzes (Naturschutz, Landespflege usw.) als auch den Bereichen des technisch-hygienischen Umweltschutzes entnommen sind. Der Frage der Energiegewinnung kommt im Zusammenhang mit Umweltproblemen eine große Bedeutung zu. Unter diesem Aspekt werden die Fragen herkömmlicher Energieformen und möglicher alternativer Energien ausführlich behandelt. Auswahlkriterium für die Stichwörter ist bei dem zur Verfügung stehenden Raum nicht wissenschaftliche Vollständigkeit, sondern die Grundlegung eines Basiswissens. Dem fachlich Fortgeschrittenen bietet ein umfangreiches Verzeichnis weiterführender Literatur zu jedem einschlägigen Stichwort die Möglichkeit, im Selbststudium sein Wissen zu erweitern.

Folgende Bereiche sind erfaßt:
Biologie, Chemie, Landwirtschaft, Medizin, Physik und Technik.
Energiesituation (Gefahren und Risiken).
Umweltvergiftungen (Wasser, Luft), Probleme des Pflanzenschutzes.
Alternative Energien (neue Energieformen, Fragen der Intensivierung herkömmlicher Energieformen).
Umweltpolitische Ereignisse (Katastrophen und Gefahren).
Ein Anhang informiert über Gesetze, Verordnungen, Bestimmungen und nennt die Anschriften einschlägiger Behörden, Ressorts, Prüf- und Forschungsinstitutionen, die sich mit Umweltschutzfragen befassen.
Wir hoffen, mit dem vorliegenden Taschenlexikon zu einer Versachlichung der Diskussion zum Nutzen des Umweltschutzes beizutragen.
Köln, im Januar 1979 Die Verfasser

#Umweltzerstörung #Umweltschutz #Nachhaltigkeit #Resourcenerhaltung #Natur #Umwelt #Bücher #HarrysRegal

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Global 2000 - Der Bericht an den Präsidenten / The Global 2000 Report to the President

Zweitausendeins | 1981
147 / ~2000 :)) #neverendingbookcoverchallenge
Herausgegeben vom Council on Environmental Quality
und dem US-Außenministerium. Gerald O. Barney, Study Director.
Washington, U.S. Government Printing Office, 1980.

Über den Umschlag
Global 2000, der Bericht an den Präsidenten, entwirft ein Bild, das heute nur mit breiten Pinselstrichen gemalt werden kann - mit einem Pinsel, der eigentlich durch einen feineren ersetzt werden müßte.
Dennoch bietet Global 2000 das vollständigste und in sich geschlossenste Bild, das die US-Regierung je gemalt hat. Zahlreiche schnell um sich greifende und unerwünschte Entwicklungen lassen sich vorhersehen, sofern die politischen Strategien im Hinblick auf Bevölkerungsstabilisierung; Ressourcenerhaltung und Umweltschutz während der kommenden Jahrzehnte unverändert fortbestehen sollten. Auf der ganzen Erde sind mutige und entschlossene Initiativen erforderlich. Sie müssen sehr bald ergriffen werden, solange die Farbe dieses Bildes noch feucht ist und solange sich die Nationen der Welt noch vorbereiten auf den Schritt ins 21. Jahrhundert.

Inhaltsverzeichnis (1508 Seiten)
ERSTER BAND
DER SCHRITT INS 21. JAHRHUNDERT

Begleitschreiben 19
Vorwort 23

DIE WICHTIGSTEN ERKENNTNISSE UND SCHLUSSFOLGERUNGEN 25
Diie wichtigsten Erkenntnisse 26
Schlußfolgerungen 29

ZUSAMMENFASSUNG 34
Der Aufbau der Untersuchung 34
Bevölkerung und Einkommen 38
Bevölkerung 39
Einkommen 45

Ressourcen 50
Nahrungsmittel 50
Fischfang 59
Wälder 61
Wasser 62
Mineralische Rohstoffe 68
Energie 72

Folgen für die Umwelt 77
Auswirkungen auf die Landwirtschaft 77
Auswirkungen auf die Wasserressourcen 81
Auswirkungen der Waldverluste 83
Auswirkungen auf Atmosphäre und Klima 83
Auswirkungen der Kernenergie 85
Aussterben von Pflanzen- und Tierarten 86

DER SCHRITT INS 21. JAHRHUNDERT 88
Anhang: Global 2000 im Vergleich mit anderen Weltmodellen 94
Anmerkungen 98

ZWEITER BAND
TECHNISCHER BERICHT

Vorwort und Danksagung 105

...

Anhänge
A Lehren aus der Vergangenheit 1297
B Kritik der Berater an der Studie 1353
C Berichte der US-Botschaften über Forstwesen und landwirtschaftliche Entwicklungen 1373
D Umrechnungsfaktoren zur Umrechnung in metrische Maße 1409
Verzeichnis der Tabellen 1421
Verzeichnis der Textfiguren 1432
Verzeichnis dem Karten 1438
ADRESSEN 1443
REGISITER 1467

#Umweltzerstörung #Umweltschutz #Nachhaltigkeit #Resourcenerhaltung #Bücher #HarrysRegal
#environmentaldegradation #environmentalprotection #sustainability #resourceconservation #books

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Über William Faulkner

Herausgegeben von Gerd Haffmans

Diogenes | 1973 | ISBN: 9783257200980
146 / ~2000 :)) #neverendingbookcoverchallenge

Surveyed & mapped for this volume by William Faulkner
Aufsätze und Rezensionen von Malcolm Cowley bis Siegfried Lenz
Essays und Zeichnungen von sowie ein Interview mit William Faulkner
Chronik und Bibliographie
Frontispiz: Jefferson and Yoknapatawpha County. Kartenskizze von William Faulkner. Aus: The Portable Faulkner, © 1946 by The Viking Press, Inc., New York.
Umschlagfoto: William Faulkner (Archiv Diogenes)

Nocturne

NOCTURNE.

Colombine leans above the taper flame:
Colombine slings a rose.
She slings a revered hand at Pierrot's feet.

Behind, a perpendicular wall of stars,
Below, a gleam of snows.
Pierrot spins and whirls, Pierrot is fleet;
He whirls his hands, like birds, upon the moon.

Pierrot spins and whirls ....
His eyes are filled with facets of many worlds
Of elver and blue and green,
And he would hide his head, yet the keen
blue darkness

Cuts his arms away from his face.

Listen! A violin
Freezes into a blade, so bright and thin
It pierces through his brain, into the heart,
And he is spilled by a pin of music on the dark.

Swift the wisps of motion blown across the moon ;
Colombine slings a paper rose,
Pierrot slits like a white moth on blue dark.

Black the taper, sharp their mouths in starlight,
The sky with icy rootless flowers gauntly glows.
They are stiffly frozen, bright and stark.

Nocturne

#GerdHaffmans #WilliamFaulkner #Zeichnungen #Gedichte #Bücher #HarrysRegal
#books #drawings #poems #Pierrot #Columbine

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John Steinbeck - Wonniger Donnerstag / Sweet Thursday

Aus dem Amerikanischen von Harry Kahn

Goldmann | 1980 | ISBN: 9783442039319
145 / ~2000 :)) #neverendingbookcoverchallenge

Prolog:
Eines Nachts lag Mack lang ausgestreckt auf seinem Bett im Palace Hotel und sagte: »Mit dem Buch "Cannery Row" war ich nie recht zufrieden. Ich würde das anders gedeichselt haben.«
Und nach einer Weile wälzte er sich herum, stützte den Kopf auf die Hand und sagte: »Ich bin ja nur ein Kritiker. Aber wenn ich dem Burschen mal begegne, der das Buch geschrieben hat, dann könnt' ich ihm schon allerhand erzählen.«
»Zum Beispiel was?«, fragte Whitey Nr. 1.
»Na, zum Beispiel das«, sagte Mack. »Also, da heißt es: Kapitel eins, Kapitel zwei, Kapitel drei. So weit, so gut; aber ich hätte da gern noch ein paar Worte oben drüber, in denen mir gesagt wird, wovon das Kapitel handelt. Vielleicht will ich wieder mal zurückgehen, und wenn ich dann lese "Kapitel fünf", dann besagt mir das gar nichts. Wenn dagegen bloß so ein paar Worte drüberstünden, dann wüßte ich, das ist das Kapitel, das ich wieder vornehmen will.«
»Weiter«, sagte Whitey Nr. 1.
»Nun, ich hab gern, wenn viel Gespräche in einem Buch sind, aber ich mag nicht, daß mir einer erzählt, wie der Mensch aussieht, der spricht. Ich mache mir gern selbst ein Bild davon, wie er aussieht nach der Art und Weise, wie er redet. Und dann noch was: ich mache mir gern selbst ein Bild davon, was er denkt nach dem, was er redet. Ein bißchen Beschreibung hab ich auch gern«, fuhr er fort. »Ich erfahre gern, was für eine Farbe ein Ding hat, wie es riecht und allenfalls auch, wie es aussieht, und allenfalls auch, was sich ein Mensch dabei denkt - aber nicht gar zu ausführlich.«
»Du bist wahrhaftig ein Kritiker«, sagte Whitey Nr. 2.
»Mack, das hab ich dir bisher nicht zugetraut. Ist das alles?«
»Nein«, sagte Mack. »Ich will schon, daß sich ein Buch hin und wieder in allerhand Geschnörkel ergeht. Der Mann, der das Buch schreibt, soll schon die Freiheit haben, ein bißchen Geschnörkel drumherum zu machen: ein paar hübsche zusammenzubosseln oder ein Liedchen mit Text einzulegen. Das ist nett. Aber ich möchte, daß das für sich gedruckt wird, damit ich es nicht zu lesen brauche, Ich will nicht, daß das Gegeschnörkel mit der Geschichte vermengt wird. Wenn also der Mann der das Buch schreibt, unbedingt Geschnörkel machen will, dann soll er es gleich vorne hinsetzen. Dann kann ich es überspringen wenn ich will, oder kann darauf zurückkommen, sobald ich weiß, die Geschichte ausgeht.«
Eddie sagte: »Mack, wenn der Mann, der "Cannery Row" geschrieben hat, herkommt, sagst du ihm das alles dann?«
Und Whitey Nr. 2 sagte: »Ei verfiucht, jedermann alles sagen, Mack Könnte einem Gespenst sagen wie es zu spuken hat.«
»Da hast du verdammt Recht, daß ich das könnte«, sagte Mack, »und da gäb's kein Tischklopfen und Kettenrasseln. Diese Spukerei hat seit Jahren keine Fortschritte gemacht. Hast verdammt recht, daß ich das könnte, Whitey!« Und er legte sich wieder lang und schaute zum Baldachin über seinem Bett hinauf.
»Ich seh sie schon vor mir«, sagte Mack.
»Die Gespenster?«, fragte Eddie.
»Zum Donnerwetter, nein«, sagte Mac.
»Die Kapitel ...«

#JohnSteinbeck #USA #Kalifornien #Romane #Erzählungen #Bücher #HarrysRegal
#books #novels

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Heute vor 75 Jahren

Konstantin Wecker

* 1. Juni 1947

Das Konstantin Wecker-Buch

Konstantin Wecker im Gespräch mit Bernd Schroeder

Buchcover
rororo | 1983 | ISBN: 9783499152726 | Harrys Regal
133-143 / ~2000 :)) #neverendingbookcoverchallenge

«Genug ist nicht genug,
ich laß mich nicht belügen.
Schon Schweigen ist Betrug,
genug kann nie genügen.»

foto foto foto
Vorwort
«Der Inhalt meiner Lieder bin ich selbst», sagt Konstantin Wecker in einem Interview. Der Inhalt dieses Buches ist er selbst, könnte ich an dieser Stelle sagen. Und das wäre Vorwort genug.
Ich habe heute an Passagen des 10. Kapitels geschrieben. Unter der Überschrift Weckerleuchten geht es um die Frage: «Für wen schreibt Wecker?» Die Frage scheint töricht, und doch ist sie legitim, da sie an einen gestellt ist, der sich nicht einmal eine Fahne gewählt hat, um sie nun eine liebe Karriere lang den Fans um die Ohren zu wedeln.
Wecker verändert sich ständig. Er bleibt nicht stehen. Er «stellt» sich heute «gegen den Wind» und «rennt» morgen «jungen Hunden hinterher». Er ist Herz, Kopf und Bauch, und das eine kann ohne das andere nicht sein. Den rahmt man sich nicht ein, denn ehe man sich's zur Betrachtung gemütlich gemacht, ist er schon wieder weg. Mit ihm muß man mitgehen oder ihn ziehen lassen.
Wecker ist Unruhe, Widerspruch, Widerstand: er ist Bewegung, die sich bürgerlicher Kontrolle entzieht; er ist aber auch Genuß, Liebe, Zärtlichkeit, Menschlichkeit schlechthin. Wecker-Fans sieht man in Konzerten weinen und die Faust ballen. Das liegt bei ihm so nahe beisammen. Und er vermittelt es mit all seiner Kraft.
Das letzte Kapitel dieses Buches ist nicht das letzte Kapitel im Leben des Konstantin Wecker. Darum ist dieses Buch nicht Biographie oder Fazit, sondern Bestandsaufnahme und Zwischenbilanz.
Wir beide - er Musiker und Dichter, ich Journalist und Schriftsteller - haben lange Gespräche geführt. Wir erfüllen darin nicht Chronistenpflicht, sondern versuchen, Zusammenhänge zwischen Erlebtem und Geschriebenem aufzuspüren. Die Texte folgen dem Verlauf dieses Gespräches; ebenso die Bilder - von Alexander Wecker, dem Vater, ausgesucht.
Mir hat die Arbeit an diesem Buch etwas bestätigt, das ich schon seit Jahren glaube: Konstantin Wecker ist einer der ganz Großen, eine absolute Ausnahmeerscheinung in der Liedermacherszene, wenn man ihn schon dort einordnet. Andere haben ihn schon mit Bob Dylan verglichen. Der Vergleich muß Konstantin bange und mutig zugleich machen. Mit seinen Vorbildern, Goethe, Benn, Rilke, Orff - um nur einige zu nennen - hat er's leichter, er braucht nicht neben ihnen zu stehen.
Bewundern ist einfacher als sich messen. Konstantin Wecker - wie könnte es anders sein - führt ein sehr eigenwilliges, abwechslungsreiches Künstlerleben. Da gibt es die Gruppe, das Team Musikon, Haus und Studio in der Toscana, Konzerttourneen durch die deutschsprachigen Länder, Arbeitswut-Phasen und Ausbrüche. Ein Leben, das nicht ohne Widersprüche ist. Davon will dieses Buch erwas vermitteln; aber auch von der Sinnlichkeit und Lust, dem Sichselbsteinbringen und der ungeheuren künstlerischen Gewalt des Konstantin Wecker.
Vom Vorwort zum Wort:
«Das Wort muß eine Faust sein,
kein Zeigefinger:
Zuschlagen.
Treffen.»
(Wecker 1977)
Für wen ich dieses Buch geschrieben habe?
Für alle, die nicht den Kopfeinziehen.

Bernd Schroeder

#KonstantinWecker #Lieder #Gedichte #Liedermacher #Bücher #Schallplatten #CDs #HarrysRegal

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Seveso ist überall - Die tödlichen Risiken der Chemie

Egmont R. Koch & Fritz Vahrenholt - Vorwort von Erhard Eppler
Fischer Taschenbuch Verlag | 1980 | ISBN: 9783596238040
108 / ~2000 :)) #neverendingbookcoverchallenge

Über dieses Buch
Am 10. Juli 1976 kam es in.der norditalienischen Kleinstadt Seveso zu einer verheerenden Umweltkatastrophe, bei der zwei Kilogramm Gift einen blühenden Landstrich auf wahrscheinlich Jahrzehnte hinaus unbewohnbar machten. Aus den Kesseln einer chemischen Fabrik entwich eine Substanz, die Chemiker zu den giftigsten Verbindungen zählen. Die Folgen dieses Chemie-Unfalls haben die beiden Autoren vor Ort gesehen: die vom Gift entstellten Kinder, die um die Gesundheit ihrer ungeborenen Babys bangenden Frauen, die Menschen, die Haus und Hof verloren hatten.
Daß Seveso, dieses schreckliche Szenario der chemischen Industrie, kein Einzelfall ist, läßt sich immer wieder in den Tageszeitungen nachlesen: Die Kette der Umweltunglücke durch gefährliche chemische Substanzen reißt nicht ab. Gerade in der Bundesrepublik, in der drei der größten Chemie-Konzerne auf engstem Raum produzieren, müssen wir diese Probleme brennend ernst nehmen. Es ist das Anliegen dieses Buches, die Verantwortlichen mit allem Nachdruck auf die Gefahren hinzuweisen, denen auch bei uns jeder ausgesetzt ist, weil mit Giften im Tonnenmaßstab leichtfertig umgegangen wird.

»Wer dieses Buch aus der Hand legt, wird sich fragen, ob wir den Eigengesetzlichkeiten eines riesigen wissenschaftlich-technischen Apparats, der gewinnträchtigen Verwertung wissenschaftlicher Erkenntnis hilflos ausgeliefert sind oder ob es noch Chancen gibt, technisch-ökonomische Prozesse so zu lenken, daß auch unsere Kinder noch eine gute Zukunft vor sich haben.«
Erhard Eppler im Vorwort zu diesem Buch

»Nicht einen publikumswirksamen >Reißer< zu schreiben war die Absicht der Autoren, sondern eine Dokumentation, die als Diskussionsgrundlage dienen kann - angesichts der Brisanz des Themas sicher zu begrüßen.«
Rainer Köthe in DIE ZEIT

»Schmeicheln wir uns nicht zu sehr mit unseren Siegen über die Natur. Für jeden solchen Sieg rächt sie sich an uns.«
Friedrich Engels, »Dialektik der Natur«, 1876

#EgmontRKoch #FritzVahrenholt #Seveso #Chemie #Gift #Umweltverschmutzung #Natur #Umwelt #Bücher #HarrysRegal

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Noël Mostert - Supertanker

Titel der Originalausgabe: Supership

Aus dem Amerikanischen von Christian Spiel
Moewig Verlag | 1975 | ISBN: 9783811831100
107 / ~2000 :)) #neverendingbookcoverchallenge

Supertanker - diese größten und gefährlichsten Fahrzeuge, die der Mensch je gebaut hat, bedrohen durch Explosionen, Brände und Kollisionen Ozeane und Küsten mit der Ölpest. In den nächsten fünfundzwanzig bis dreißig Jahren kann das Leben im Meer ausgelöscht sein, wenn der Mißbrauch, den wir mit dem Meer treiben, im gleichen Tempo wie bisher zunimmt, warnte die Umweltschutzkonferenz 1972 in Stockholm. Ihr Sprecher, Professor Jacques Piccard, schätzt die Ölmenge, die sich als schleimiges Leichentuch über alle Horizonte spannt, auf fünf bis zehn Millionen Tonnen Jährlich; in jeder Sekunde ist es mehr als ein Zentner Öl. Die chronische Verschmutzung zerstört das Plankton und tötet Fische, Robben, Seevögel und Pinguine an den Küsten. Die Weltöffentlichkeit wurde erst durch spektakuläre Tankerkatastrophen aufmerksam, wie im Falle der »Torrey Canyon« die bei den Scilly-Inseln vor der Südwestspitze Englands auf Einem Felsenriff entzweibrach und eine in diesem Ausmaß bis dahin noch nicht gekannte Ölpest an der englischen Riviera verursachte. Mosterts Kritik an den öltransportierenden Giganten folgt aus der alles überschattenden Sorge, wie zu verhindern ist, daß diese Schiffe den Meeren und Küsten nicht wieder gutzumachenden Schaden zufügen - oder vielmehr zu verhüten, daß sie noch mehr Unheil anrichten, als sie bereits angerichtet haben.

»Dieses Buch ist über sein Anliegen hinaus packend, ja großartig, und verrät viel Sachkenntnis. Es gehört zu dem Besten, was je über das Meer und die Seefahrt geschrieben wurde.«
(Los Angeles Times)

»Supertanker ist mehr als eine polemische Abhandlung, denn Mostert ist mehr als nur ein empörter Journalist. Er ist ein Schriftsteller, der eine Szene besser zu entwerfen versteht als so mancher Romanschreiber. Wenn Mostert die Welt der Öltransporter heraufbeschwört, entführt er den Leser zu einer gespenstischen Fahrt aus einer anspruchsvollen Vergangenheit in eine bedrohte Zukunft.«
(Time)

#NoëlMostert #Öltransporte #Meeresverschmutzung #Umweltverschmutzung #Ölpest #Tanker #Natur #Umwelt #Bücher #HarrysRegal

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Die Küche in Frankreichs Provinzen

TIME-LIFE International (Nederland) B. V.

106 / ~2000 :)) #neverendingbookcoverchallenge

Die Küche in Frankreichs Provinzen
von M.F.K.Fisher und der Redaktion der TIME-LIFE Bücher
photographiert von Mark Kauffman

Einband: Ein Soufflé zum Dessert, das schön aufgegangen und oben goldbraun ist, stellt ein Gericht dar, das - wenn man es richtig macht - jederzeit perfekt zubereitet werden kann. Rezept auf Seite 189.

Herrenhaus
Foto: Ein düsteres Herrenhaus hält Wacht über einer kleinen Atlantikbucht in der Bretagne, einer Provinz, die reich an Früchten des Meeres ist. Photographisch einkopiert sind Austern, die wie Steine aussehen, fein gemusterte Muscheln, gefiederte Hummerkrabben und die seltenen, winzigen schwarzen Uferschnecken.

Das Rezeptheft, das diesem Bande beiliegt, ist zum praktischen Gebrauch in der Küche bestimmt. Es enthält außer den 61 hier abgedruckten Rezepten 40 weitere. Das Heft hat einen abwaschbaren Einband und einen Spiralrücken, so daß man es aufgeschlagen auf den Tisch stellen oder legen kann.
Rezeptheft

Einführung:
Willkommen in den Landesküchen Frankreichs
Der Titel dieses Buches über das Essen und die Küche der französischen Provinzen enthält Worte mit einem gewissen Beiklang. Es handelt ganz einfach von der französischen Küche. Aber neun von zehn Personen halten »französische Küche« für sehr arbeitsaufwendig, kostspielig und je komplizierter um so echter. Wenigstens sollte man nach ihrer Meinung Speisen mit Saucen übergießen, die zu Recht aber manchmal auch zu Unrecht - als »französische« Saucen bezeichnet werden. (Als ich mit meinen kleinen Kindern nach einem längeren Aufenthalt in der Provence in Schottland Station machte, waren alte und recht insulare Freunde verwundert darüber, wie gut wir die Reise überstanden hatten, »trotz dieses schrecklich dicken, schweren Mischmaschs, der alles überzieht und einen gallenleidend und gichtkrank macht«.) Leider bieten, selbst in Paris, sogar anspruchsvolle Restaurants mit entsprechendem Aufwand »französische Küche« an, die mehr als mittelmäßig und bescheiden ist und bei der man sich übervorteilt vorkommt.
Es gibt natürlich noch eine andere Seite der französischen Kochkunst. Das, was man klassische oder grande cuisine nennt, kann dem modernen Menschen das Tor zu höchstem Genuß öffnen. Jedes Gericht muß dabei mit Geschick und Kunstfertigkeit von Köchen zubereitet werden, die jahrelang in der großen Tradition erzogen wurden, so einfache Zutaten wie Butter, Eier und frische Kräuter zu mischen, aufeinander abzustimmen und in zarteste Meisterwerke zu verwandeln. Der Beweis für die Güte ist der stets gleichbleibend gute Geschmack eines Gerichts, ebenso wie ein guter Schauspieler allabendlich in der zweiten Szene die Bühne mit dem gleichen herzzerreißenden Schluchzen betritt...

Rezept

#MFKFischer #kochen #Frankreich #France #Rezepte #Essen #Küche #Bücher #HarrysRegal

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Heute vor 120 Jahren

Werner Finck

* 2. Mai 1902 † 31. Juli 1978

Harrys Regal
98-105 / ~2000 :)) #neverendingbookcoverchallenge

An meinen Sohn Hans Werner

Du brauchst dich deines Vaters nicht zu schämen,
Mein Sohn.
Und wenn Sie dich einmal beiseite nehmen
Und dann auf mancherlei zu sprechen kämen,
Sei stolz, mein Sohn.

Sie haben deinem Vater reichlich zugesetzt,
Mein Sohn. Ihn ein- und ausgesperrt und abgesetzt,
Sie haben manchen Hund auf ihn gehetzt
Paß auf, mein Sohn:

Dein Vater hat gestohlen nicht und nicht betrogen,
Er ist nur gern mit Pfeil und Bogen
Als Freischütz auf die Phrasenjagd gezogen -
Und so, mein Sohn,

Kannst du den Leuten ruhig in die Augen gucken,
Mein Sohn.
Brauchst, wenn sie fragen, nicht zusammenzucken.
Ich ließ mir ungern in die Suppe spucken,
Das war's, mein Sohn.

Wie vieles hat der Wind nun schon verweht,
Mein Sohn.
Der Wind, nach dem ich mich noch nie gedreht -
Daß dir mein Name einmal nicht im Wege steht,
Gib Gott, mein Sohn!

#WernerFinck #Kabarett #Satire #Geburtstag #birthday #Bücher #HarrysRegal

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René Passeron - René Magritte - 1898-1967 - Die Gesetze des Absurden

Umschlaggestaltung: Peter Feierabend, Berlin

Benedikt Taschen Verlag GmbH, Köln | 1986 | ISBN: 9783822802458
97 / ~2000 :)) #neverendingbookcoverchallenge

Der Einfluß von René Magritte (1898-1967) auf die Bilderwelt der Gegenwart ist unübersehbar.
Seine surrealistische Malerei ist eine ironische Verkehrung der gewohnten Ordnung der Dinge; sie gibt der entzauberten Welt ihr Geheimnis zurück. Erstaunen, Überraschung, Belustigung, aber auch Verunsicherung sind ihre häufigsten Wirkungen. Magrittes Bilder sind ohne Botschaft und sprechen doch. Die Verbindung de Gegenstände erfolgt assoziativ - so kann ein Baguettebrot in einem scheinbar völlig natürlichen Akt an einer Burgverliesöffnung vorbeifliegen. Magritte sprach im Hinblick auf seine Kunst von »inspirierten Gedanken«. Er war ein Malerphilosoph, der in Bildern dachte und sich mit scheinbar spielerischer Unbeschwertheit durch die Höhenluft seiner Vorstellungen bewegte.

Der belgische Autor René Passeron geht dem Werk Margrittes, seinem Sinn und Geheimnis, in einer spannenden Entdeckungsarbeit auf die Spur.

Umschlagvorderseite:
Der Mann mit dem Bowler, 1964
L'homme au chapeau melon
Öl auf Leinwand, 26 x 30,6 cm
New York, Sammlung Simone Withers Swan

#RenéPasseron #RenéMagritte #Surrealismus #surrealisme #surrealism #Kunst #art #Malerei #painting #peinture #Bücher #HarrysRegal
#books

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Aristophanes - Lysistrata

Mit Schwarzweiß-Illustrationen von Aubrey Beardsley

Lysistrata

wolter editionen
96 / ~2000 :)) #neverendingbookcoverchallenge

Lysistrata

Lustspiel in 3 Akten
Deutsch bearbeitet von J. J. C. Donner
Jahr der Aufführung: Olymp. 92,.1. vor Christus 411.

Das Stück thematisiert den Kampf einiger Frauen gegen die Männer als Verursacher von Krieg und den damit verbundenen Leiden. Getragen von dieser Erkenntnis verschwören sich die Frauen Athens und Spartas, um den Frieden zu erzwingen. Sie besetzen unter Führung der Titelheldin Lysistrata die Akropolis und verweigern sich fortan ihren Gatten sexuell. Durch die Konfiskation der dort gesicherten Gelder unterbrechen sie außerdem die Kriegsfinanzierung. In Sparta veranlasst Lampito einen ähnlichen Ausstand. Nach einigen Verwicklungen und Rückfällen - mehrfach versuchen liebestolle Frauen, die Burg in Richtung der Männer zu verlassen, oder die erbosten Herren versuchen, die Burg zu erstürmen - führt der Liebesentzug tatsächlich zum Erfolg.
Wikipedia

peace
#peace #nowar #nohate
#Aristophanes #AubreyBeardsley #Theater #Antike #Griechenland #Frauen #Bücher #HarrysRegal

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Thornton Wilder - Die Iden des März

Deutsch von Herberth E. Herlitschka

Fischer Taschenbuch Verlag | 1975 | ISBN: 9783596216383
95 / ~2000 :)) #neverendingbookcoverchallenge

Titel der amerikanischen Originalausgabe von 1948 »The Ides of March«

In diesem großen Roman um Leben und Sterben von Julius Cäsar, Wilders erzählerischem Hauptwerk, zeichnet sich sinnlich prägnant Antike unter dem Aspekt ; scheinbar dokumentarischen Berichts ab.
Cäsar: »Das Leben hat keinen Sinn außer dem, den wir ihm geben.«

Über dieses Buch
Jedes einzelne der in diesem Roman aneinandergereihten erdachten Schriftstücke - Briefe, Gesandtschaftsberichte, Zeitungsabschnitte, Tagebücher - zeichnet eine ganz bestimmte Situation, spiegelt einen scharf umrissenen Charakter und fixiert ein bestimmtes Ereignis aus den Monaten vor der Ermordung Caesars. So entsteht Wilders römisches Mosaik von den letzten Tagen der Republik, von dem weltumstürzenden Ereignis jener Tage, welches das ganze Buch bis in die persönlichsten Äußerungen der Zeitgenossen hinein beherrscht. Die vier Bücher des Werkes sind wie kunstvoll übereinandergelegte Schalen, die Caesar, seine Freunde und Gegner lebendig werden lassen. Unversehens wird Wilders Zeitbild zum Symbol für die Verstrickung des Menschen in die Zusammenhänge der Weltgeschichte.

#ThorntonWilder #Rom #Antike #Caesar #Tyrannenmord #HistorischeRomane #Bücher #HarrysRegal

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Dieter Hildebrandt - Überleben Sie mal

aus:
Was bleibt mir übrig | Anmerkungen zu (meinen) 30 Jahren Kabarett. | Texte 1961 -1964

Knaur | 1989 | ISBN: 9783426023846
94 / ~2000 :)) #neverendingbookcoverchallenge

Überkleben Sie Plakate, Transparente,
wo geschrieben steht, es ist nun alles aus.
Überlassen Sie das bitte dem Talente,
der Voraussicht unsrer Herrn im Bundeshaus.
Übergeben Sie suspekte Elemente,
die das sagen, der Verfassungspolizei.
Auch der Untergang der Welt war eine Ente.
Pazifismus ist nur leere Rederei.
Weil alles halb so wild ist,
wenn man nur recht im Bild ist.
Weil man nur an geschmiert ist,
wenn man nicht informiert ist.
Weil alles halb so schwer ist,
weil alles kein Malheur ist,
weil jeder Amateur ist,
der sich dabei empört.

Überheben Sie sich sämtlicher Bedenken,
eine Bombe kostet nicht gleich jeden Kopp,
und die Kirche sagt, der Herr wird sie schon lenken,
und der lenkt sie in den Osten. Na und ob...
sie aber über Oberammergau
oder aber über Unterammergau,
oder aber überhaupt nicht fällt,
ist nicht gewiß.

MLuS

BÜRGERIN:
Der Mensch von heute soll nicht höher als höchstens im Hochparterre wohnen.
1. BÜRGER:
Warum denn das?
BÜRGERIN:
Je höher der Stand der Technik, um so tiefer muß der Mensch wohnen.
1. BÜRGER:
Weswegen?
BÜRGERIN:
Damit er’s nicht so weit in den Keller hat.
2. BÜRGER:
(Zieht ein Buch heraus.)
»Eine moderne Fernrakete hat eine Geschwindigkeit Von 28 000 Stundenkilometern. Die Flugzeit von Bratislawa bis München würde also fünf Sekunden betragen.«
3. BÜRGER:
Sagen Sie!
2. BÜRGER:
Nein, sagt der Fachmann.
1. BÜRGER:
Sie vergessen unser hochentwickeltes Warnsystem; es kann uns nichts passieren.
3. BÜRGER:
Unser was?
1. BÜRGER:
Warnsystem.
(Zieht eine Broschüre heraus und liest.)
»Bei einem drohenden Angriff wird die Bevölkerung durch den Rundfunk über die allgemeine Lage laufend unterrichtet.«
3. BÜRGER:
Sagen Sie?
1. BÜRGER:
Nein, sagt diese amtliche Broschüre.
3. BÜRGER:
Moment, das möchte ich wissen. Ich gehe jetzt hinaus und bin die Rakete. Einer von Ihnen spielt den Bayerischen Rundfunk, und einer zählt von 21-25, und dann schlage ich ein.
(Geht ab.)
2. BÜRGER:
Ich bin der Bayerische Rundfunk.
BÜRGERIN:
Und ich zähle bis 25. Alles fertig?
3. BÜRGER: (Von ganz weit hinten.)
Fertig! Ich liege bereits auf der Abschußrampe!
BÜRGERIN:
Einundzwanzig — zweiund...
2. BÜRGER:
Hier ist der Bayerische...
BÜRGERIN:
zwanzig — dreiund...
2. Bürger:
Rundfunk.
BÜRGERIN:
zwanzig — vierund...
2. BÜRGER:
Vor fünf Sek...
(Alle stürzen mit einem Schrei von der Bühne. Die »Bombe« tritt auf.)
3. BÜRGER:
Wo sind Sie denn?
2. BÜRGER:
Im Keller!!
3. BÜRGER:
Sie waren doch der Rundfunk. Sie müssen doch das Volk warnen?
2. BÜRGER:
Und wer warnt mich?
(Alle kommen langsam wieder auf die Bühne.)
3. BÜRGER:
Das Frühwarnsystem funktioniert ganz toll, was? Und was sollte denn der Quatsch mit der Aktentasche? Warum haben Sie die über den Kopf gehalten, als ich einschlug?
BÜRGERIN:
Das habe ich in der amtlichen Broschüre des Bundesinnenministeriums gelesen.
1. BÜRGER:
Jawohl, Aktentaschen schützen gegen Strahlung und herabfallende Trümmer.
2. BÜRGER: (Schlägt sein Buch auf.)
»Bei einer Oberflächenexplosion berührt der Feuerball die Erdoberfläche. Dabei werden Gestein, Erde und andere Materialien verdampft und in den Feuerball aufgesogen.«
BÜRGERIN:
Und was sagt Ihre Broschüre?
1. BÜRGER:
»Die Hitzestrahlung breitet sich mit ungeheurer Geschwindigkeit aus. Sie wirkt aber wegen ihrer kurzen Dauer nur auf die jeweils getroffene Oberfläche. In der Nähe schützen davor bereits Mauervorsprünge und größere Gegenstände.«
2. BÜRGER:
Aktentaschen.
1. BÜRGER:
Jawohl!
BÜRGERIN:
Vielleicht sollte man noch was rein tun in die Aktentasche, dann schützt sie noch mehr.
2. BÜRGER:
Ja, die Broschüre vom Innenministerium.
(Er liest aus seinem Buch.)
»Eine Wasserstoffbombe bewirkt nach den Erfahrungen von Bikini eine Verseuchung von 20 000 Quadratkilometern.«
1. BÜRGER:
Unsinn! Da lese ich doch lieber die Broschüre! »Die sogenannte Anfangsstrahlung dauert etwa 60 Sekunden und reicht nie weiter als 3-5 Kilometer vom Explosionspunkt.«
BÜRGERIN:
Wir wollten sowieso aufs Land ziehen.
1. BÜRGER:
Tun Sie es nicht, denn in meiner Broschüre steht:** »Flucht bringt keine Rettung.«
ALLE:
Ach soo?
1. BÜRGER:
Ja. »Wer sich auf die Flucht begibt, kann nicht rechtzeitig gewarnt werden.«
2. BÜRGER:
Vom Bayerischen Rundfunk!
Überleben werden wir’s auf alle Fälle, weil die Seele immer noch unsterblich ist.
Keinen Fußbreit rückt der Deutsche von der Stelle, wie ihr alle noch vom letzten Krieg her wißt.

Überheben Sie sich sämtlicher Bedenken,
eine Bombe kostet nicht gleich jeden Kopp.
Und die Kirche sagt: Der Herr wird sie schon lenken,
und der lenkt sie in den Osten, na und ob...
sie aber über Unterpfaffenhofen
oder aber über Oberpfaffenhofen
oder aber ganz genau ins Altmühltal,
ist fast egal.

peace
#peace #nowar #nohate

#DieterHildebrandt #MünchnerLachundSchießgesellschaft #Kabarett #Satire #Bücher #HarrysRegal

nebukadnezar@sechat.org

Wolfgang Borchert - An diesem Dienstag

aus:
Das Gesamtwerk | Rowohlt | 1981 | ISBN: 9783498090272
93 / ~2000 :)) #neverendingbookcoverchallenge
covercover

An diesem Dienstag

Die Woche hat einen Dienstag.
Das Jahr ein halbes Hundert.
Der Krieg hat viele Dienstage.

An diesem Dienstag

übten sie in der Schule die großen Buchstaben. Die Lehrerin hatte eine Brille mit dicken Gläsern. Die hatten keinen Rand. Sie waren so dick, daß die Augen ganz leise aussahen.

Zweiundvierzig Mädchen saßen vor der schwarzen Tafel und schrieben mit großen Buchstaben:

DER ALTE FRITZ HATTE EINEN TRINKBECHER AUS BLECH. DIE DICKE BERTA SCHOSS BIS PARIS. IM KRIEGE SIND ALLE VÄTER SOLDAT.

Ulla kam mit der Zungenspitze bis an die Nase. Da stieß die Lehrerin sie an. Du hast Krieg mit ch geschrieben, Ulla. Krieg wird mit g geschrieben. G wie Grube. Wie oft habe ich das schon gesagt. Die Lehrerin nahm ein Buch und machte einen Haken hinter Ullas Namen. Zu morgen schreibst du den Satz zehnmal ab, schön sauber, verstehst du? Ja, sagte Ulla und dachte: Die mit ihrer Brille.

Auf dem Schulhof fraßen die Nebelkrähen das weggeworfene Brot. An diesem Dienstag

wurde Leutnant Ehlers zum Bataillonskommandeur befohlen. Sie müssen den roten Schal abnehmen, Herr Ehlers.

Herr Major?

Doch, Ehlers. In der Zweiten ist sowas nicht beliebt.

Ich komme in die zweite Kompanie?

Ja, und die lieben sowas nicht. Da kommen Sie nicht mit durch. Die Zweite ist an das Korrekte gewöhnt. Mit dem roten Schal läßt die Kompanie Sie glatt stehen. Hauptmann Hesse trug sowas nicht.

Ist Hesse verwundet?

Nee, er hat sich krank gemeldet. Fühlte sich nicht gut, sagte er. Seit er Hauptmann ist, ist er ein bißchen flau geworden, der Hesse. Versteh ich nicht. War sonst immer so korrekt. Na ja, Ehlers, sehen Sie zu, daß Sie mit der Kompanie fertig werden. Hesse hat die Leute gut erzogen. Und den Schal nehmen Sie ab, klar?

Türlich, Herr Major.

Und passen Sie auf, daß die Leute mit den Zigaretten vorsichtig sind. Da muß ja jedem anständigen Scharfschützen der Zeigefinger jucken, wenn er diese Glühwürmchen herumschwirren sieht. Vorige Woche hatten wir fünf Kopfschüsse. Also passen Sie ein bißchen auf, ja?

Jawohl, Herr Major.

Auf dem Wege zur zweiten Kompanie nahm Leutnant Ehlers den roten Schal ab. Er steckte eine Zigarette an. Kompanieführer Ehlers, sagte er laut.

Da schoß es.

An diesem Dienstag

sagte Herr Hansen zu Fräulein Severin:

Wir müssen dem Hesse auch mal wieder was schicken, Severinchen. Was zu rauchen, was zu knabbern. Ein bißchen Literatur. Ein Paar Handschuhe oder sowas. Die Jungens haben einen verdammt schlechten Winter draußen. Ich kenne das. Vielen Dank.

Hölderlin vielleicht, Herr Hansen?

Unsinn, Severinchen, Unsinn. Nein, ruhig ein bißchen freundlicher. Wilhelm Busch oder so. Hesse war doch mehr für das Leichte. Lacht doch gern, das wissen Sie doch. Mein Gott, Severinchen, was kann dieser Hesse lachen!

Ja, das kann er, sagte Fräulein Severin.

An diesem Dienstag

trugen sie Hauptmann Hesse auf einer Bahre in die Entlausungsanstalt. An der Tür war ein Schild:

OB GENERAL, OB GRENADIER:
DIE HAARE BLEIBEN HIER.

Er wurde geschoren. Der Sanitäter hatte lange dünne Finger. Wie Spinnenbeine. An den Knöcheln waren sie etwas gerötet. Sie rieben ihn mit etwas ab, das roch nach Apotheke. Dann fühlten die Spinnenbeine nach seinem Puls und schrieben in ein dickes Buch: Temperatur 41,6. Puls 116. Ohne Besinnung. Fleckfieberverdacht. Der Sanitäter machte das dicke Buch zu. Seuchenlazarett Smolensk stand da drauf. Und darunter: Vierzehnhundert Betten.

Die Träger nahmen die Bahre hoch. Auf der Treppe pendelte sein Kopf aus den Decken heraus und immer hin und her bei jeder Stufe. Und kurzgeschoren. Und dabei hatte er immer über die Russen gelacht. Der eine Träger hatte Schnupfen.

An diesem Dienstag

klingelte Frau Hesse bei ihrer Nachbarin. Als die Tür aufging, wedelte sie mit dem Brief. Er ist Hauptmann geworden. Hauptmann und Kompaniechef, schreibt er. Und sie haben über 40 Grad Kälte. Neun Tage hat der Brief gedauert. An Frau Hauptmann Hesse hat er oben drauf geschrieben.

Sie hielt den Brief hoch. Aber die Nachbarin sah nicht hin. 40 Grad Kälte, sagte sie, die armen Jungs. 40 Grad Kälte.

An diesem Dienstag

fragte der Oberfeldarzt den Chefarzt des Seuchenlazarettes Smolensk: Wieviel sind es jeden Tag?

Ein halbes Dutzend.

Scheußlich, sagte der Oberfeldarzt.

Ja, scheußlich, sagte der Chefarzt.

Dabei sahen sie sich nicht an.

An diesem Dienstag

spielten sie die Zauberflöte. Frau Hesse hatte sich die Lippen rot gemacht.

An diesem Dienstag

schrieb Schwester Elisabeth an ihre Eltern: Ohne Gott hält man das gar nicht durch. Aber als der Unterarzt kam, stand sie auf. Er ging so krumm, als trüge er ganz Rußland durch den Saal.

Soll ich ihm noch was geben? fragte die Schwester.

Nein, sagte der Unterarzt. Er sagte das so leise, als ob er sich schämte.

Dann trugen sie Hauptmann Hesse hinaus. Draußen polterte es. Die bumsen immer so. Warum können sie die Toten nicht langsam hinlegen. Jedesmal lassen sie sie so auf die Erde bumsen. Das sagte einer. Und sein Nachbar sang leise:

Zicke zacke juppheidi
Schneidig ist die Infanterie.

Der Unterarzt ging von Bett zu Bett. Jeden Tag. Tag und Nacht. Tagelang. Nächte durch. Krumm ging er. Er trug ganz Rußland durch den Saal. Draußen stolperten zwei Krankenträger mit einer leeren Bahre davon. Nummer 4, sagte der eine. Er hatte Schnupfen.

An diesem Dienstag

saß Ulla abends und malte in ihr Schreibheft mit großen Buchstaben:

IM KRIEG SIND ALLE VÄTER SOLDAT.
IM KRIEG SIND ALLE VÄTER SOLDAT.

Zehnmal schrieb sie das. Mit großen Buchstaben. Und Krieg mit G. Wie Grube.

peace

#WolfgangBorchert #peace #nowar #nohate
#Literatur #Prosa #Bücher #HarrysRegal