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18.10.2021 Facebook lässt keine Veränderung zu

Newsfeed aufräumen - Abmahnung

Louis Barclay, ein britischer Start-up-Gründer und Entwickler, nutzte seit Jahren Facebook und verbrachte, wie viele andere Facebook Nutzer, viel Zeit damit, in seinem immer länger werdenden News Feed die Sachen zu finden, die für ihn wichtig waren. Er wünschte sich etwas anderes als den von einem unbekannten Facebook Algorithmus sortierten News Feed. Nachdem er eine Weile versuchte alle seinen uninteressanten "Freunden" zu entfolgen, kam er im Juli 2020 auf die Idee die App "Unfollow Everything" zu programmieren.

Das Ergebnis war ein leerer News Feed, ohne dafür irgend jemanden "entfreunden" zu müssen und er musste nur noch anlicken, wer seine wirklich wichtigen Freunde waren. Die täglich lange Zeit des News Feed Aufräumen hatte er sich gespart. Nicht Miliarden aber immerhin 13.000 Facebook Nutzer luden seine App herunter und taten es ihm gleich. Sogar die Schweizer Universität Neuenburg startete ein Experiment, in dem untersucht werden sollte, welchen Einfluss der Newsfeed auf die Nutzungsdauer und die Zufriedenheit mit Facebook hat - Ergebnisse liegen noch nicht vor.

Im Juli 2021 erhielt Louis Barclay Post. Wie der Spiegel schrieb, erhielt er von einer Kanzlei im Namen von Facebook eine Abmahnung

... und man teilte ihm mit, dass der Konzern Barclays Facebook- und Instagram-Konten deaktiviert habe. Er dürfe nie wieder die Websites, Apps, Netzwerke und Dienste des Konzerns aufrufen.

Der Grund sei, dass er Facebooks Markenrechte und Nutzungsbedingungen verletze, in denen es heißt, man dürfe "(ohne unsere vorherige Zustimmung) nicht mittels automatisierter Methoden auf Daten unserer Produkte zugreifen" und nichts tun, "das die einwandfreie Funktionsweise bzw. das Erscheinungsbild unserer Produkte unterbinden, überlasten oder beeinträchtigen könnte".

Damit nicht genug, verlangte Facebook, dass er

  • seine App, die Chrome-Browser-Erweiterung abschaltet und aus dem Chrome Store entfernt,
  • eine Liste aller jemals von ihm betriebenen Facebook- und Instagram-Konten vorlegt,
  • eine Liste aller derzeit von ihm kontrollierten Internetdomains,
  • eine genaue Beschreibung der Funktionsweise von "Unfollow Everything" inklusive des Quellcodes,
  • eine Aufstellung aller mit der Erweiterung erzielten Einnahmen (die natürlich kostenlos war),
  • sowie den Nachweis, dass er alle jemals von Facebook empfangenen Daten gelöscht habe.

Mangels des finanziellen Risikos kapitulierte Louis Barclay vor den Forderungen des Internet Giganten.

Fassen wir noch einmal zusammen: Er wollte dem Konzern nicht wirklich schaden, er wollte sich und anderen den "Genuss" an Facebook nur angenehmer machen. Aber mit seiner Auswahl der "News" hatte er den Einfluss des Konzerns auf die erhaltenen Nachrichten und Werbung verändert und damit direkt in das Geschäftsmodell von Facebook eingegriffen. Ähnlich erging es vor ca. 10 Jahren der Möglichkeit WhatsApp auf Linux PC zu nutzen - auch dies wurde in kürzester Zeit unterbunden, weil dieses Programm nicht die Informationen lieferte, die der Konzern von seinen Nutzern sammeln möchte

Mehr dazu bei https://www.spiegel.de/netzwelt/web/unfollow-everything-wie-facebook-gegen-einen-mann-vorgeht-der-den-news-feed-aufraeumt-a-2362d7aa-297b-4176-aea0-4abdf28405a5
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