#baeh

esz@nerdpol.ch

30.000 Quadratmeter Fläche, Promis, Kunstausstellungen, Autogramme ab 20 Euro, Cosplays und… Moment! Autogramme ab 20 Euro? Bis zu 100 Euro?!

Halten sich Promi-Millionäre für so wertvolle Orchideen, dass sie glauben, sie müssten ihren treuen Fans auch noch die letzten paar Euro aus der Tasche ziehen? Vielleicht. Aber sie hatten die Rechnung ohne die F̶e̶r̶e̶n̶g̶i̶ Schwaben gemacht. Ich wollte Mitleid haben: An den menschenleeren Autogrammständen wirkten sie doch eher wie verwelkende Narzissen.

Für die restliche Verkaufsfläche hatte Monty Python die perfekte Metapher: wo man auch hinsah gab es Shirts und Tassen. Shirts und Tassen überall. Alles andere musste man zwischen den zahllosen Shirts und Tassen suchen. Zum Glück waren 8 der 9 Hallen geschlossen, sodass es nur 3.333 Quadratmeter an Shirts und Tassen zu durchdringen gab.

Es ist schon eine besondere Art von Frustration, als Nerd auf eine große Nerd-Messe zu gehen und insgesamt gerade mal 14 Euro leichter geworden zu sein – für zwei Hot Dogs und einen Liter Cola.

#baeh #comiccon #comic-con #ertes #satire #stuttgart

esz@nerdpol.ch

Bäh: Fußball-Europasäuferschaft

Der Kaffee schmeckte genauso liebevoll wie der Kellner ihn zubereitet hatte: zu viel Milch, zu viel Zucker. Lauwarm. Doch nicht seine gastronomische Unfähigkeit würde mir heute die Laune verderben. Als Holger hatte sich dieser umfangreiche Kerl am Abend zuvor vorgestellt, und er würde mir einmal mehr seine unwillkommene Gesellschaft aufzwingen.

„Für wen bist du?“
„Mir egal.“
„Hä? Du musst doch für 'ne Mannschaft sein!“

Ach ja? Hatte die Medienkonditionierung ihn dermaßen kaputtgestrahlt, dass er sich einen Menschen ohne Interesse an Fernsehfußball nicht mehr vorstellen konnte? Er schüttelte entsetzt den Kopf und blickte wieder zur Leinwand. Offenbar wartete er auf den Anpfiff, der auch sogleich ertönte.

Statt immer gleicher Radiomusik würde ich für die nächsten zwei Stunden immer gleiche Kommentare eines Moderators anhören, der die hochkomplexen Vorgänge auf dem Spielfeld Laien wie mir zugänglich machen musste. Wie sollte ich auch sonst wissen, wo auf dem Bildschirm gerade der Ball ist? Ich nippte an meiner Tasse, als Holger mich plötzlich mit einem lauten Brüller erschreckte. Was war passiert? Nichts. Fast ein Tor.

„Pass! Mann, Pass! Kannst du nicht spielen oder was?!“ Er schimpfte und fauchte. Vielleicht war das der Grund für seinen Enthusiasmus. Immerhin gab es ihm die Gelegenheit, sich einmal selbst als hochdekorierter Fußballtrainer zu fühlen, als er seine Befehle begleitet vom Raucherhusten gegen die Leinwand keuchte. Der Bierbauch hatte ihn blind gemacht für die Ironie seiner Worte.

Und alle waren da und machten mit. Alle. Auch diejenigen, die sich normalerweise nicht für Fußball interessieren, „außer bei der EM und WM.“ Ich mag ja normalerweise auch keinen Rotkohl, aber am 29. Februar schmeckt er mir.

#baeh #ertes #fußball #fussball #rant #satire

esz@nerdpol.ch

Bäh: 80er Rock-Hits

„Morgen kommen 80er! Da müssen wir hin!“ Ach ja? Ist euch mal aufgefallen, dass jeder erfolgreiche 80er Rock-Song demselben Schema folgt? Ein paar Strophen Sozialkritik oder das klassische Liebesgedicht, dazu ein oder zwei Gitarrensoli. Es gibt noch ein weiteres Genre, das eine solch ausgeprägte Uniform trägt: Fahrstuhlmusik. Ist der Aufzug so interessant, dass man den ganzen Abend darin verbringen möchte? Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber so potent finde ich Alkohol auch wieder nicht.

Im Grunde könnte der durchschnittliche deutsche Radiosender das Musikprogramm auf ein einziges Lied in einer Endlosschleife beschränken. Ich glaube, 107.7 tut das bereits, aber sicher bin ich mir nicht, denn ich würde den Unterschied nicht merken. Mittlerweile habe ich einen derartigen 80er-Überdruss, dass ich es nicht mal registriere, wenn ich einen Song höre, den ich noch nicht kannte.

Vielleicht ist mein musikalischer Horizont einfach zu eingeschränkt, um das Erfolgsrezept dieses Jahrzehnts genießen zu können. Ich bin mit Jazz und Funk aufgewachsen; Abwechslung und Improvisation sind ein wesentlicher Bestandteil dieser Genres. 80er Hits hingegen könnten den modernen deutschen Schlager inspiriert haben: leichte Kost zur abendlichen Zerstreuung, und alle können mitgröhlen. AC/DC hat dieses Konzept sogar perfektioniert, und das steckt auch im Namen: Hin-und-her-Strom/Immer-gleich-Strom. Es vergeht kein Kneipenabend mit 80er-Thema, in dem nicht mindestens fünf Gäste den DJ anbrüllen: „Spiel Highway to Hell!“ Und ich, aus Gruppenzwang dorthin mitgezerrt, rolle nur die Augen, denn das Lied liegt schon auf dem Boden, so weit hängt es mir zum Hals raus.

Spätestens wenn man zugeben muss, dass Dying Fetus einfallsreicher war, wird es suspekt. Andererseits habe ich noch nie hohe Erwartungen an Fahrstuhlmusik gestellt.

P.S.: Ich kann den Kommentar kaum erwarten: „Highway to Hell ist ein 70er, du Banause!“

#baeh #ertes #musik #rant #satire