#ertes

esz@nerdpol.ch

"Welche Sorte?"
"Hmm..."
"Californication? Empfehlung des Hauses."
"Oh Gott, nein! Aber ich hab'ne Idee."
"Ja?"
"Geben Sie mir 'ne Sorte, die Sie nicht kennen."
"Die ich nicht kenne? Welche denn?"
"Egal. Hauptsache: Sie kennen sie nicht."
"Äh... ok. Ich hab hier... ähm... Funky Crime?"
"Kennen Sie die?"
"Nein."
"Okay, die nehm' ich."
"Kommt sofort."

"War's gut?"
"Uhhh! Hammergut!"
"Darf ich Sie was fragen?"
"Klar."
"Warum eine Sorte, die ich nicht kenne?"
"Mir ist mal aufgefallen: Alle bekannten Sorten sind scheiße, und alle unbekannten Sorten sind super."
"Haha, na dann!"

#dialog #ertes #knust #musik #rhcp

esz@nerdpol.ch

"Was gibt's da zu schmunzeln?"
"Naja, hehe, lange nicht gesehen!"
"Was du nicht sagst..."
"Warum bist du schon wieder hier?"
"Hab 'ne Bank überfallen."
"Hahaha, ich würde sagen, du *wolltest eine Bank überfallen."*
"Wie man's nimmt."
"Lass' es, Alter! Da kriegst keine Tausend Steine raus."
"Spielt jetzt auch keine Rolle mehr."
"Wie hast es gemacht?"
"Bin mit 'nem Messer rein, hab' 'ne Geisel genommen und 'ne Million verlangt."
"Und?"
"Hatten 'se nicht."
"Sag' ich doch! Und dann?"
"... kam die Polizei und hat mich festgenommen."
"Haha, naja, wenigstens hab' ich meinen Kartengegner wieder!"

"Wie lang' hast gekriegt?"
"Zwei Jahre."
"Keine Bewährung?"
"Nope."
"Na komm', alter Kumpel! Runde Poker? Hab' dich vermisst!"
"Morgen, ok?"
"Hehe, du weißt doch, hier sind alle Tage gleich."
"Ja, aber ich brauch' ne Nacht."
"Hey, du bist irgendwie anders geworden. War da draußen irgendwas?"
"Nichts Nennenswertes."

"Hey..."
"Hmm?"
"Willst drüber reden?"
"Morgen."
"Komm' schon, ich mach' mir Sorgen. Du bist wie ausgewechselt."
"Morgen!"
"Mh, na gut."

"Darf ich dich was fragen?"
"... Was?"
"Warum der Banküberfall? Hast Kohle gebraucht?"
"Nope."
"Mh... du hast gewusst, dass es nicht klappt, oder?"
"Jup."
"Hm, verstehe."


"Tust du nicht."
"Was tu ich nicht?"
"Verstehen. Aber ist schon ok."
"..."
"Warum lächelst du?"
"Du hast da draußen etwas gesucht, stimmt's?"
"..."
"Aber du hast es nicht gefunden, hab' ich Recht?"
"..."
"Treffer?"
"Jup."
"Und hier findest du es?"
"Kann ich dir morgen sagen."

"Woher hast es gewusst?"
"Weißt du, auch meine Geister hängen an diesen Mauern."
"Hmm."
"Teufelskreis, nicht wahr?"
"Hmm, tu mir 'nen Gefallen."
"Wir haben nie darüber gesprochen."
"Danke."
"Endlich mal wieder ein Lächeln! Bis morgen, alter Kumpel!"

#dialog #ertes #kurzgeschichte #metapher #psychologie

esz@nerdpol.ch

Es gibt nur zwei Dinge, die unendlich sind: das Universum und die Anzahl der Leute, die keine Gelegenheit verpassen, bei der Erwähnung von Unendlichkeit oder anderen mathematischen Werkzeugen einmal mehr Einstein wiederzugeben: "Es gibt nur zwei…" – ach, ihr wisst schon: "Bin isch intilligent, weil kann isch zitieren, Alter!" Inzwischen habe ich den Spruch schon so oft gehört, dass es entweder Supertasks gibt oder ich längst ein ω vor meinem Alter habe.

Und da wir uns schon im Transfiniten befinden: der Spruch war schon beim ersten mal nicht witzig. "… aber bei ersterem bin ich mir nicht sicher." Ha… ha… gäääääähn.

#einstein #ertes #humor #mathe #mathematik #satire

esz@nerdpol.ch

Die Musik hat die Echos der letzten Unterhaltung schon lange verschluckt; nicht meine Musik, sondern die weichen Klänge der Hintergrundkulisse der Bar, an dessen Theke ich meinen Milchkaffee genieße. Ein guter Kaffee. Der Wirt hat ihn selbst zubereitet, und er versteht etwas von Verhältnis und Wärme. Der Laden ist nahezu leer.

Fast ginge das Piepsen und Hupen der Geldspielautomaten als Teil der Musik unter, wenn es nicht diese kurzen Momente zwischen den Liedern gäbe, die meinen Blick immer wieder für einen Augenblick zu den armen Hunden am anderen Ende der Bar ziehen. Sollten es nicht gerade diese Zeiten in kleiner Gesellschaft sein, die einen Menschen dazu treiben, Kontakt zu suchen statt in einem "Spiel" zu versinken, das sie nicht gewinnen können?

Welch ein Privileg, denke ich mir, hier zu sitzen, sorglos und mit gutem Kaffee.

#ertes #philosophie

esz@nerdpol.ch

30.000 Quadratmeter Fläche, Promis, Kunstausstellungen, Autogramme ab 20 Euro, Cosplays und… Moment! Autogramme ab 20 Euro? Bis zu 100 Euro?!

Halten sich Promi-Millionäre für so wertvolle Orchideen, dass sie glauben, sie müssten ihren treuen Fans auch noch die letzten paar Euro aus der Tasche ziehen? Vielleicht. Aber sie hatten die Rechnung ohne die F̶e̶r̶e̶n̶g̶i̶ Schwaben gemacht. Ich wollte Mitleid haben: An den menschenleeren Autogrammständen wirkten sie doch eher wie verwelkende Narzissen.

Für die restliche Verkaufsfläche hatte Monty Python die perfekte Metapher: wo man auch hinsah gab es Shirts und Tassen. Shirts und Tassen überall. Alles andere musste man zwischen den zahllosen Shirts und Tassen suchen. Zum Glück waren 8 der 9 Hallen geschlossen, sodass es nur 3.333 Quadratmeter an Shirts und Tassen zu durchdringen gab.

Es ist schon eine besondere Art von Frustration, als Nerd auf eine große Nerd-Messe zu gehen und insgesamt gerade mal 14 Euro leichter geworden zu sein – für zwei Hot Dogs und einen Liter Cola.

#baeh #comiccon #comic-con #ertes #satire #stuttgart

esz@nerdpol.ch

Bäh: Fußball-Europasäuferschaft

Der Kaffee schmeckte genauso liebevoll wie der Kellner ihn zubereitet hatte: zu viel Milch, zu viel Zucker. Lauwarm. Doch nicht seine gastronomische Unfähigkeit würde mir heute die Laune verderben. Als Holger hatte sich dieser umfangreiche Kerl am Abend zuvor vorgestellt, und er würde mir einmal mehr seine unwillkommene Gesellschaft aufzwingen.

„Für wen bist du?“
„Mir egal.“
„Hä? Du musst doch für 'ne Mannschaft sein!“

Ach ja? Hatte die Medienkonditionierung ihn dermaßen kaputtgestrahlt, dass er sich einen Menschen ohne Interesse an Fernsehfußball nicht mehr vorstellen konnte? Er schüttelte entsetzt den Kopf und blickte wieder zur Leinwand. Offenbar wartete er auf den Anpfiff, der auch sogleich ertönte.

Statt immer gleicher Radiomusik würde ich für die nächsten zwei Stunden immer gleiche Kommentare eines Moderators anhören, der die hochkomplexen Vorgänge auf dem Spielfeld Laien wie mir zugänglich machen musste. Wie sollte ich auch sonst wissen, wo auf dem Bildschirm gerade der Ball ist? Ich nippte an meiner Tasse, als Holger mich plötzlich mit einem lauten Brüller erschreckte. Was war passiert? Nichts. Fast ein Tor.

„Pass! Mann, Pass! Kannst du nicht spielen oder was?!“ Er schimpfte und fauchte. Vielleicht war das der Grund für seinen Enthusiasmus. Immerhin gab es ihm die Gelegenheit, sich einmal selbst als hochdekorierter Fußballtrainer zu fühlen, als er seine Befehle begleitet vom Raucherhusten gegen die Leinwand keuchte. Der Bierbauch hatte ihn blind gemacht für die Ironie seiner Worte.

Und alle waren da und machten mit. Alle. Auch diejenigen, die sich normalerweise nicht für Fußball interessieren, „außer bei der EM und WM.“ Ich mag ja normalerweise auch keinen Rotkohl, aber am 29. Februar schmeckt er mir.

#baeh #ertes #fußball #fussball #rant #satire

esz@nerdpol.ch

„Du könntest mal wieder einen ausgeben, du Geizhals!“
„Warum?“
„Was meinst du mit ‹warum›?“
„Warum sollte ich dir einen ausgeben?“
„Äh... das macht man halt als Kumpel!“
„Wir sind Kumpels, weil ich dir einen ausgebe?“
„Natürlich nicht, aber es gehört dazu.“
„Tut es nicht. Es ist sinnlos.“
„Es ist sinnlos, dass ich mich freue, wenn du mir einen ausgibst?“
„Ja. Ich gebe dir einen aus und verpflichte dich damit, mir auch einen auszugeben. Am Ende hat keiner was gewonnen, außer dass wir uns gegenseitig zum Trinken gezwungen haben.“
„Soziale Konventionen sind nicht immer rational.“
„Aber ich bin rational.“
„Sind dir Freunde wichtig?“
„Was hat das damit zu tun?“
„Ja oder nein?“
„Natürlich.“
„Freunde zu haben verlangt in dieser irrationalen Gesellschaft manchmal irrationales Verhalten. So ist das nunmal. Das macht es geradezu rational, dass du mir einen ausgibst, auch wenn das Konzept dieser Art von Spende selbst irrational ist.“
„Da hast du Recht. Aber jetzt, da wir darüber gesprochen haben und du meine Ansicht verstehst, siehst du auch ein, dass es eigentlich irrational ist und wir uns das sparen können.“
„Nicht ganz. Du zeigst dich trotzdem als Geizhals, indem du mir diese Diskussion aufzwingst statt einfach eine Runde zu bestellen.“
„Wenn du auf dieser Konvention bestehst, dann kannst du mich jederzeit dazu zwingen, indem du zuerst eine Runde bestellst.“
„Wie du willst!“
„Nein, lass das.“
„Siehst du? Du bist geizig!“
„Ich bin nicht geizig, ich bin einfach nur pleite.“

#dialog #ertes #gesellschaft #kurzgeschichte #philosophie

esz@nerdpol.ch

Bäh: 80er Rock-Hits

„Morgen kommen 80er! Da müssen wir hin!“ Ach ja? Ist euch mal aufgefallen, dass jeder erfolgreiche 80er Rock-Song demselben Schema folgt? Ein paar Strophen Sozialkritik oder das klassische Liebesgedicht, dazu ein oder zwei Gitarrensoli. Es gibt noch ein weiteres Genre, das eine solch ausgeprägte Uniform trägt: Fahrstuhlmusik. Ist der Aufzug so interessant, dass man den ganzen Abend darin verbringen möchte? Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber so potent finde ich Alkohol auch wieder nicht.

Im Grunde könnte der durchschnittliche deutsche Radiosender das Musikprogramm auf ein einziges Lied in einer Endlosschleife beschränken. Ich glaube, 107.7 tut das bereits, aber sicher bin ich mir nicht, denn ich würde den Unterschied nicht merken. Mittlerweile habe ich einen derartigen 80er-Überdruss, dass ich es nicht mal registriere, wenn ich einen Song höre, den ich noch nicht kannte.

Vielleicht ist mein musikalischer Horizont einfach zu eingeschränkt, um das Erfolgsrezept dieses Jahrzehnts genießen zu können. Ich bin mit Jazz und Funk aufgewachsen; Abwechslung und Improvisation sind ein wesentlicher Bestandteil dieser Genres. 80er Hits hingegen könnten den modernen deutschen Schlager inspiriert haben: leichte Kost zur abendlichen Zerstreuung, und alle können mitgröhlen. AC/DC hat dieses Konzept sogar perfektioniert, und das steckt auch im Namen: Hin-und-her-Strom/Immer-gleich-Strom. Es vergeht kein Kneipenabend mit 80er-Thema, in dem nicht mindestens fünf Gäste den DJ anbrüllen: „Spiel Highway to Hell!“ Und ich, aus Gruppenzwang dorthin mitgezerrt, rolle nur die Augen, denn das Lied liegt schon auf dem Boden, so weit hängt es mir zum Hals raus.

Spätestens wenn man zugeben muss, dass Dying Fetus einfallsreicher war, wird es suspekt. Andererseits habe ich noch nie hohe Erwartungen an Fahrstuhlmusik gestellt.

P.S.: Ich kann den Kommentar kaum erwarten: „Highway to Hell ist ein 70er, du Banause!“

#baeh #ertes #musik #rant #satire