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Wounded Knee 29.12.1890 – 29.12.2022 - Freiheit für Leonard Peltier

Heute, vor 132 Jahren fand nahe des heutigen Ortes Wounded Knee das letzte große militärische Massaker der US-Armee an den Native Americans in den USA statt. Dass damit der Genozid an den Indigenen in den USA beendet gewesen sei, wie dies derzeit in manchen Zeitungs- und Radiobeiträgen vermittelt wird, ist falsch. Die begonnenen Programme zur Zwangsentnahme indigener Kinder aus ihren Familien liefen bezogen auf die Internatsschulen (Boarding Schools) bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts weiter, Zwangsunterbringungen in Pflegefamilien und -einrichtungen sowie Zwangsadoptionen gibt es heute noch. Auch Zwangssterilisationen indigener Frauen und Mädchen endeten im großen Stile erst Ende der 80er Jahre, finden aber immer wieder auch heute noch vereinzelt statt. Femizide an indigenen Mädchen und Frauen sind ein weiteres aktuelles Phänomen anhaltenden Genozids. Und auch die vielen Fälle von Ökozid betreffen häufig indigene Gemeinschaften besonders stark. Kurz, “Indian wars still aren´t over”, wie das letzte Kapitel unseres Buches “Ein Leben für die Freiheit – Leonard Peltier und der indianische Widerstand” treffend überschrieben ist (M. Koch/M. Schiffmann, TraumFänger Verlag, 2. Auflage 2017).

Leonard Little Finger, Nachfahre des in Wounded Knee am 29.12.1890 ermordeten Häuptlings Spotted Elk aka Big Foot führte uns im Rahmen unserer deutsch- indigenen Jugendbegegnungsprojekte immer wieder an den Schauplatz dieser Geschichte, die auf einer Regierungsseite immer noch verharmlosend mit dem mehrdeutigen Begriff “disaster” umschrieben wird. Dort erfuhren wir die Geschichte aus Sicht eines Nachfahren sowohl eines Opfers als auch eines Überlebenden dieses Massakers, für das 20 Mitglieder des Regiments der 7. US-Cavallerie für ihre Mitwirkung die Medal of Honor, die höchste militärische Auszeichnung der amerikanischen Regierung erhielten. (Diese Auszeichnung wird verliehen für „auffallende Tapferkeit und Furchtlosigkeit bei Lebensgefahr weit über die Pflichterfüllung hinaus im Gefecht gegen einen Feind der Vereinigten Staaten“ und mit dieser Auszeichnung wird Geschichte auf den Kopf gestellt und zu Recht gibt es weiterhin Bestrebungen von Seiten der Ureinwohner, dass diese Auszeichnungen wieder aberkannt werden).

Heute, am 29.12.2022 werden im Rahmen des Gedenkritts 38+2 (hierzu siehe auch unseren Blog Leonard Peltiers Statement anlässlich des aktuellen Gedenkrittes 38+2 – Tokata-LPSG RheinMain e.V.) die Reiter in Wounded Knee auch an das Massaker von vor 132 Jahren erinnern.

Wir unterstützen den Ritt daher in mehrfacher Hinsicht: zum einen, da über diesen Ritt auch viele junge Lakota sich wieder für ihre Kultur und Geschichte interessieren, da mit diesen jährlichen Ritt-Aktionen auf die Rückgabe indigener Artefakte hingewiesen wird, weil jährlich auch an die Ereignisse von Wounded Knee 1890 erinnert wird und weil dadurch viele Lakota motiviert werden, sich weiterhin für ihre Rechte und Belange einzusetzen und Geschichte in die eigene Hand zu nehmen.

Dies alles erschien uns Anlass genug, um den heutigen Tag als Starttag unserer ersten europaweiten Peltier-Kampagne für das Jahr 2023 zu wählen, denn die Tage der Erinnerung bilden eine Brücke zum Hier und Heute. Und in Leonard Peltiers anhaltender Inhaftierung, die sich am 6.2.2023 zum 48 Male jährt (festgenommen wurde Peltier am 6.2.1976 in Kanada) bildet sich die über 500jährige Geschichte von Völkermord, Kolonialisierung, Unterdrückung und Diskriminierung in der Gegenwart mehr als deutlich ab. No, Indian Wars still aren´t over, not in 2022, not in 2023, not in nearest future. Wir werden heute europaweit Partnergruppen und Personen anfragen, an dieser Aktion teilzunehmen. Eine Videoslide-Show soll am 27. Februar 2023 auf YouTube ihre Prämiere haben, an jenem Tag, an dem 1973, also vor genau 50 Jahren, der Ort WK von indigenen Aktivist*innen besetzt wurde. Die beiden Jahrestage zu WK bilden für unsere Aktion somit eine historische Klammer, um auf das an den Ureinwohner*innen der USA (und ganz Amerikas) begangene und immer noch existierende Morden und Unrecht und dabei auch auf das Schicksal des 78jährigen indigenen politischen Gefangenen Leonard Peltier hinzuweisen. Der Kampf geht weiter: der Kampf für indigene Rechte und Belange, der Kampf um Peltiers Freiheit – und wir als Verein werden in diesem Kampf weiterhin klar zeigen, auf welcher und wessen Seite wir stehen.
- https://www.leonardpeltier.de/11626-29-12-1890-29-12-2022

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

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American Indian Movement: Weltweiter Aktionsmonat für Leonard Peltier

Mit Nachdruck wird Haftentlassung des seit 45 Jahren eingesperrten Aktivisten gefordert (Von Michael Koch)

Am 26. Juni 2021 jährt sich zum 46. Mal jener Tag, der das Leben des damals 31jährigen indigenen Aktivisten des American Indian Movement (AIM) Leonard Peltier für immer verändern sollte. An jenem Donnerstag im Jahre 1975 rasten die beiden FBI-Agenten Jack Coler und Ronald Williams überfallartig in ein Camp des AIM, das auf Bitten von Stammesverantwortlichen der Oglala-Lakota zum Schutz älterer Familien errichtet worden war. Es war der Höhepunkt der »Herrschaft des Schreckens«, die von dem korrupten Stammespräsidenten Dick Wilson und dessen bewaffnetem Todesschwadron »Guardians of the Oglala Nation« ausging. Opfer von Morden und anderen Gewalttaten waren vor allem traditionelle Lakota sowie indigene Menschenrechtsaktivisten, die sich gegen den Ausverkauf der Pine Ridge Reservation gewehrt hatten (ausführlich hierzu: Michael Koch, Michael Schiffmann: Ein Leben für die Freiheit – Leonard Peltier und der indianische Widerstand. Traumfänger-Verlag, ­Hohenthann-Schönau 2017). Dies geschah alles unter den Augen und zum Teil auch mit den Waffen des FBI.

Der unerwartete bewaffnete FBI-Überfall und der sich hieraus ergebende Schusswechsel zwischen FBI und anderen Polizeikräften einerseits sowie AIM-Aktivisten und anderen Indigenen andererseits endete mit dem Tod beider FBI-Beamten sowie eines jungen AIM-Aktivisten und mündete in die bis dato größte Polizeiaktion gegen das AIM und einzelne Aktivisten. Hierunter war auch Leonard Peltier, der sich 1972 dem AIM angeschlossen hatte und sehr schnell in den Fokus des FBI geriet. Zwar hatte Peltier seine Beteiligung am Schusswechsel stets offen eingeräumt, aber bis heute bestreitet er, für den Tod von Coler und Williams verantwortlich zu sein bzw. selbst die tödlichen Schüsse abgegeben zu haben.

Am 5. Februar 1976 in Kanada festgenommen, aufgrund manipulierter Beweise und Falschaussagen an die USA ausgeliefert und dort 1977 zu zweimal lebenslänglicher Haft verurteilt, sitzt der nun fast 77jährige Peltier seit mehr als 45 Jahren hinter Gittern. Die Zeit in Hochsicherheitsgefängnissen war gekennzeichnet durch Isolationshaft, Dauereinschluss, physische Angriffe durch Mitgefangene, ein Mordkomplott gegen ihn und zahlreiche schwere bis lebensgefährliche Erkrankungen. Alle rechtlichen Möglichkeiten, seine Freilassung zu erreichen, endeten erfolglos, sämtliche Begnadigungsanträge wurden seitdem abgelehnt – manchmal in letzter Sekunde. Aktuell wiederholt sich dies mit der völlig unerwarteten Ablehnung von Peltiers Verlegung in eine Haftanstalt mit niedrigerer Sicherheitsstufe. Diese Verlegung hätte für ihn eine bessere medizinische Versorgung, eine größere Nähe zu seiner Heimat und Familie sowie eine realistische Chance auf eine Haftentlassung bedeuten können.

Mit einem weltweiten Aktionsmonat wollen Unterstützer aus zahlreichen Staaten nun für Aufmerksamkeit sorgen. Die realistischsten Chancen für Peltier wären entweder eine direkte Begnadigung durch Präsident Biden oder eine »mitfühlende Freilassung« durch das Bureau of Prisons aufgrund von Peltiers Alter und Gesundheitszustand. Hierfür hatte sich die neue US-Innenministerin Debra Haaland als Kongressabgeordnete noch vor ihrer Nominierung eingesetzt. Mit einer weltweiten Postkartenaktion (am 22. Juni werden Abonnenten diese Karten auch in der Tageszeitung junge Welt finden) hoffen Peltiers Anwalt und Unterstützer, für entsprechenden Nachdruck zu sorgen. Die Postkarten, Auflage derzeit 53.000, sollen direkt an das Weiße Haus geschickt werden. Ergänzend werden Unterschriftenlisten aus Europa für Peltier eingereicht, finden Mahnwachen in zahlreichen deutschen Städten statt und werden Spenden für Peltiers Rechtsfonds gesammelt. In den USA startet am 5. Juni in Nebraska zudem ein 2.500 Kilometer langer »Free Peltier Horse Ride« nach Washington, D. C.
- https://www.jungewelt.de/artikel/403809.american-indian-movement-weltweiter-aktionsmonat-f%C3%BCr-leonard-peltier.html

Free Leonard Peltier! »Er wäre der perfekte Kandidat« - Über die Kampagne zur Freilassung des politischen Gefangenen Leonard Peltier und dessen Gesundheitszustand. Ein Gespräch mit Kevin H. Sharp (ehemaliger Richter des US-Bezirksgerichts für den Mittleren Bezirk von Tennessee. Seit 2017 arbeitet er als Anwalt in Nashville und vertritt Leonard Peltier)

Zur Kampagne: https://www.leonardpeltier.de/