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Konfliktforschung: Wie Kriege enden und wie Frieden entsteht

Wie beendet man Kriege? - Der Historiker Jörn Leonhard

Je mehr auswärtige Akteure sich positiv in einer Konfliktregion engagierten, umso größer die Chance auf dauerhaften Frieden, sagt der Historiker Jörn Leonhard.#KRIEG #Konfliktforschung #Friedensforschung
Konfliktforschung: Wie Kriege enden und wie Frieden entsteht

heikoarntz@friendica.a-zwenkau.de

NICHTS NEUES UNTER DER SONNE
Der Politwissenschaftler #EkkehartKrippendorff (1934–2018), Pionier der #Friedensforschung in Deutschland, in seiner 2012 erschienenen Autobiografie mit Blick auf die veränderte Weltlage seit dem Einmarsch der US-amerikanischen Truppen in Kuwait über das «älteste und größte Gewerbe der Welt»:

«Das Militär war auf einmal als legitimer Akteur auf die Bühne der Politik zurückgekehrt. Der Mangel an prinzipieller Klarheit in der Militär- und Kriegsfrage führte innerhalb der einst gemeinsam gegen Hochrüstung und nukleare Drohpolitik kämpfenden relativ kleinen Gemeinschaft der FriedensforscherInnen zu bitteren Disputen: Angefangen mit dem Golfkrieg, der auch Israel bedrohte, über den jugoslawischen Bürgerkrieg und den Kosovo, wo es um Genozid zu gehen schien, bis hin zu den Reaktionen auf 9/11 spaltete sich die Disziplin und wurden selbst Freundschaften irreparabel beschädigt, indem die Einen nun einer menschenrechtlich-moralischen Rechtfertigung militärischer Interventionen, und zwar eben auch mit deutschen Soldaten, das Wort redeten, die Anderen – zu denen ich mich zählte – militärische Gewalt weiterhin unter allen Umständen ablehnten und als PazifistInnen ihren KollegInnen von gestern ‹Bellizismus›, also intellektuelle Kriegsbereitschaft vorwarfen.»

Krippendorff warf damals der eigenen Zunft vor, sich in szientifischer Terminologie zu ergehen, statt das Übel an der Wurzel zu packen: «Nicht der Krieg, sondern das Militär als Bedingung der Möglichkeit von Kriegen war das Problem – und nicht nur das Militär als materieller Ermöglicher von Krieg, sondern darüber hinaus als eine für das gesamte politische Denken kontingente Struktur, auch und gerade wo der politische Diskurs sich seiner militärisch geprägten Kategorien und Denkstrukturen nicht bewusst ist. Die bloße Existenz von Militär konditioniert ihn und blockiert die kreative Phantasie für gewaltfreie Konfliktlösungen, weil jede politische Klasse immer schon weiß, dass sie auf diese ‹ultima ratio› zurückgreifen kann.»

In: E. K., Lebensfäden. Zehn autobiographische Versuche, Verlag #Graswurzelrevolution, 2012.