#hollandrad

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Der Jeantex-Poncho fürs Fahrrad

Regenwetter braucht passende Kleidung. Wer kennt nicht den alten Radfahrerspruch: es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur unangepasste Kleidung. Nun, ich habe meine Gründe, nach Möglichkeit nicht mehr Rad zu fahren, wenn die Straßen nass sind, die mehr mit vermeidbaren Risiken zu tun haben und weniger mit der Kleidung. Dennoch lieferte das unerwartet nasse Wetter Anlaß, mal den Bestand an passender Kleidung zu sichten.

Ich fahre längst längere Strecken nur noch mit Rädern mit Rennlenker und da in Funktionskleidung, die ohnehin patschnass wird, wenn man schwitzt - da ergäbe es überhaupt keinen Sinn, sich wie Motorradfahrer in eine Art Saunaanzug einzupacken, auch nicht bei Regen. Davon war ich schon abgekommen, als ich noch mit dem Rad zur Arbeit fuhr. Allerdings fahre ich Kurzstrecken hier im Flachen immer noch mit dem Nachfolger des in diesem Posting beschriebenen Hollandrads. Den oben gezeigte Regenponcho von Jeantex habe ich mindestens so lange in einer der beiden originalen Ortlieb-Backroller unbenutzt herumgefahren, wie ich das Prophete besitze. Neben der beruhigenden Möglichkeit, einen plötzlichen Schauer problemlos undurchnässt überstehen zu können, fungierte die Brusttasche, in die sich der Poncho quasi selbst verpacken kann, auch als Polster unten in der Ortlieb, für empfindlicheres Transportgut.

Den Jeantex-Poncho hier habe ich zu den Zeiten benutzt, als ich mit dem PR60/L und dann mit dem Sparta Cornwall herumfuhr, Neoprenüberzieher oder Gamaschen unten, den Poncho vorne über die Lenkertasche, die Arme durch Schlaufen gesteckt, die den Poncho bei Wind unten halten. Schnell fahren kann man so nicht, es ist ein ziemliches Geeier. Aber wenn man noch eine Stunde Fahrt vor sich hat (so langsam war ich damals und mit dem Rad!), dann möchte man so lange trocken bleiben wie möglich.

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Sparta Cornwall, 1992 - 2008, ein später Nachruf ...

... auf ein Hollandrad, mit dem ich von 1992 bis 1995 über eine Distanz von 25 km (und kumulativ 150 Höhenmeter) pro Tag zur Arbeit gefahren bin. Ab Herbst 1996 habe ich dann bei schlechtem Wetter das hier gezeigte Reiserad für die Fahrt zur Arbeit verwendet, das Sparta wurde dann nur noch für Einkäufe in der Nähe verwendet.

Aus einem Usenet-Post von 1995:

Jemand hatte nach Beispielen für und Meinungen zu Fahrrädern mit Nabenschaltung gefragt, das beantwortete ich wie folgt:

Es ist der Typ "Cornwall" des holländischen Herstellers Sparta, mit dem typischen aus einem Rohr gebogenen Rahmen, Sachs Trommelbremse vorne, Sachs Super 7 mit Rücktritt hinten (ursprünglich Pentasport-Nabe), gefederter Brooks Ledersattel (ursprünglich Lepper), Basta-Click Speichenschloß (statt des primitiven Originalschlosses an gleicher Stelle), vollständig geschlossener Kettenkasten, trotzdem benutzbare Ausfallenden hinten - wichtig bei Reifendefekten.

Zusätzlich habe ich ein Abus-Granit Bügelschloß und die Anhängerkupplung des Winther-Donkey montiert, sowie den Bleigel-Stand- und Fahrlichtakku von Friwo. Den Axa-Dynamo und das originale Rücklicht habe ich belassen, den Frontscheinwerfer aber durch einen B&M-Lumotec ersetzt. Den Original-Seitenständer habe ich durch einen Hebie-Zweibeinständer und eine Lenkerumschlagsicherung ersetzt, und die ziemlich schnell abgefahrenen Originaldecken durch 37mm-Schwalbe-Marathon.

Vorne habe ich eine Cannondale-Lenkertasche, die ich immer mitführe (manmal als einzige Tasche, es geht erstaunlich viel rein, man kann auch beim Fahren reingreifen, es ist etwas gefedert, man hat es immer im Blick, und sie läßt sich mit einer Hand abmachen und wieder aufstecken), hinten benutze ich wahlweise eine oder zwei schlichte einhängbare Haberland-Taschen oder ggfs. auch die ebenfalls passenden Ortlieb- Backroller.

Das Rad und die Komponenten gibt es seit vielen Jahren, und ich würde sie in genau dieser Zusammenstellung jederzeit wieder kaufen. Die wesentlichen Eigenschaften sind: Robustheit, weitgehende Wartungsfreiheit, sowie kurze Rüstzeiten. Fast alles läßt sich mit einer Hand bedienen, vom Schloß über die Bremse und Schaltung bis hin zum Licht. Das ist beim Lastentransport und Einkaufen recht praktisch, denn da hat man beim Beladen und Fahren oft eine Hand zu wenig.

Nachtrag von 2022: Ein Detail im gezeigten Foto von Ende 1995 fällt vmtl nicht direkt ins Auge: dort ist ein Union U60 Frontscheinwerfer montiert, der nach hinten zeigt. Ich fuhr im Winter häufig bei Dunkelheit auf schlecht beleuchteten Landstraßen, die Beleuchtungeinrichtungen an Fahrrädern waren damals selbst bei besseren Rädern ziemlich grottig. Also hatte ich nachgerüstet: der Seitenläufer blieb als Schutzmanntröster montiert, der Strom kam von einem an einem Sockel am Vorbau montierten Akkupack (Fa. Friwo, 6 V 1 Ah Bleigelakku, wie typ. damals in Alarmanlagen verwendet), im Sockel steckte ein Relais, das bei Aufstecken des Akkus von Generator auf Akku umschaltete, was die Konstruktion trotz der damals extrem restriktiven StVZO-Vorschriften zulassungsfähig machte. Dies erlaubte, bei Akkubetrieb einen weiteren Scheinwerfer zu betreiben. Den Union hatte ich vor der Montage in roten Glühlampentauchlack getaucht, er war über einen in der Pletscherplatte montieren Schalter zuschaltbar.

Man kann sich heute gar nicht mehr vorstellen, wie ineffizient das damalige "Glühobst" war, im Effekt war dieses Rücklicht nicht viel heller als das, was sich heute mit besseren akkubetriebenen Rücklichtern erreichen läßt, die unter normalen Umständen nur alle paar Wochen oder Monate aufgeladen werden müssen.

Gut ein Jahr später 1996: Ende Gelände

In einem weiteren Usenetposting im Frühjahr '96 schrieb ich als Reaktion auf eine Frage zur Sachs Super-7-Nabenschaltung

Mich würde schon interessieren, welche Erfahrungen (gute, wie auch

schlechte) Ihr mit dieser Schaltung gemacht habt.

Gute und schlechte. Ich hab' mir vor geraumer Zeit statt der nach ca. 15.000 km kaputtgetretenen Pentasport eine Super 7 einbauen lassen, da ist aber schon nach ein paar tausend km der zweite Gang kaputtgegangen, er springt auf eine recht unangenehme Weise immer raus. Ich hätte mich drum kümmern sollen, aber ich hatte einfach die Nase gestrichen voll davon und keine Zeit, mal wieder die Tour durch die Fahrradläden anzutreten. Deshalb nutze ich es einfach als Sechsgangschaltung weiter.

[N.B. Wenn man jeden Arbeitstag ein bis zwei Stunden für den Weg zum Arbeitsplatz braucht, weit weg von irgendwelchen EInkaufsmöglichkeiten, und dazu eine Familie mit zwei schulpflichtigen Kindern, dann hat man wenig Gelegenheit für Shoppingtouren]

Böse ausgedrückt: die Nabenschaltungen haben den Vorteil, daß sie schneller kaputtgehen als die Kette ...

Und nun zur guten Nachricht: Am Sparta Cornwall, zusammen mit dem alten, exzellenten Voll-Kunststoffkettenkasten ist das Teil ansonsten praktisch wartungsfrei. Das Rad steht jetzt seit Jahren draußen im Regen und rostet leise vor sich hin, aber der Gebrauchstauglichkeit hat das wenig Abbruch getan. Kettenpflege? Brauch' ich nicht. Spezialkleidung? Nur wenn ich damit in die Oper fahre. :)

2000: Exitus auf dem Parkstreifen

2008 schrieb ich im Usenet in einer Diskussion über Ledersättel und warum ich den Plastiksattel an meinem Reiserad nicht durch den am Sparta nachgerüsteten Brooks-Sattel ersetzt habe:

Das Rad besitze ich leider nicht mehr, es hat das Abparken auf dem Parkstreifen vor meinem Haus auf Dauer nicht überstanden.

Die blaue Cannondale- Lenkertasche hingegen hat bis vor einem Jahr oder so überlebt und ist auf dem folgenden Foto abgebildet. Das ist aber auch so ziemlich die einzige Gemeinsamkeit. Die Vorstellung, den B66 an diesem Tourenrad zu verwenden, wäre regelrecht absurd.


Ein paar weitere Details zum Foto des Sparta Cornwall und zur Vorgeschichte (und Ende) dieses Rades hatte ich vor knapp einem Jahr hier aufgeschrieben.

Fun fact:

Das nachfolgende, noch sehr viel ältere Foto (ein Scan von einem Dia, das ich bei einer Ausfahrt in die Eifel geknipst hatte) zeigt an dem Motorrad zwei robuste gelbe Packtaschen aus Gfk. Die Yamaha hatte ich verkauft, als meine erste Arbeitsstelle antrat, die Taschen/Kisten wanderten in den Keller. Nachdem das Sparta zum Lastenrad mutiert war, bot es sich an, sie dort zu montieren, vor allem, weil sie praktisch unzerbrechlich und abschließbar waren - günstig, wenn man schweres Gerät wie dieses draussen auf der Straße abstellen muss bzw. möchte. Eine Weile hat sich das bei Einkäufen sehr bewährt. Gäbe es benutzbare Abstellmöglichkeiten für ein Lastenrad in Sichtweite, so wie für Autos, hätten wir vermutlich längst eines. Motorantrieb oder Zuschüsse brauchen wir nicht, aber das ist ein KO-Kritierium.

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