#impfgegner_innen

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

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Jahrzehntelang hat der gesellschaftliche (und auch linke!) Mainstream die Gefahren von Verschwörungserzählungen nicht ernst genommen. Jetzt sind sie liebster Feind geworden, weil sich den Anhänger:innen so schön die Schuld zuschieben lässt. Dabei gibt es Wissen darüber, dass wohl die meisten Ungeimpften nicht aus Gläubigen von Verschwörungsweltbildern bestehen, sondern aus gesellschaftlich Marginalisierten. Sie lesen eben keine Zeitung. Sie kennen den Staat vorwiegend als strafende Autorität in Uniform, als sadistische/r Sachbearbeiter:in im Jobcenter oder im Asylverfahren und haben darum allen Grund, niemandem zu trauen außer der eigenen, überschaubaren Welt.

Doch wenn wir monatelang wissen, dass sich ein relevanter Teil der Bevölkerung nicht wird impfen lassen, warum laufen wir dann als gebildete Menschen so bereitwillig in die Katastrophe? Es gibt also keine »Pandemie der Ungeimpften«. Was es gibt, ist eine Pandemie der Gebildeten. Sie haben ihre Bildung vor den Karren der zum Prinzip erhobenen Rücksichtslosigkeit des Marktes gespannt und wissen sich in der selbst herbeigeführten Katastrophe nicht besser zu helfen, als zu gewohnten Reflexen zu greifen: nach unten treten.

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

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"Als verantwortliche und vernunftbegabte Bürger und Bürgerinnen werden wir immer Bezüge zwischen unseren individuellen Handlungen und dem Gemeinwesen herstellen müssen. So ist die Frage: Impfen oder Nicht-Impfen eben keine Privatsache, sondern besitzt eine gesellschaftliche Dimension. Moral kommt ins Spiel, wenn es um die Beziehung zu den anderen geht. Ein Handeln wird nur dann moralisch vertretbar genannt werden können, wenn es seine Auswirkungen auf die anderen mit einbezieht. Freiheit ist nicht die Freiheit des Fuchses im Hühnerstall. Das ist der Freiheitsbegriff der FDP und der Marktradikalen, der dem Sozialdarwinismus Tür und Tor öffnet. Wir dagegen sollten dabei bleiben: Meine Freiheit findet ihre Grenze an der Freiheit der anderen. Sie endet da, wo sie die anderer verletzt oder beeinträchtigt. Meine Entscheidung, mich nicht impfen zu lassen, gefährdet nicht nur meine eigene Gesundheit, was hinnehmbar wäre, sondern auch Gesundheit und Leben anderer. Das mitzudenken nannte man früher einmal Solidarität.

Was der entfesselte Markt unter den Menschen anrichtet, illustriert folgende Geschichte: Zwei Jungen begegnen irgendwo in den amerikanischen Wäldern einem aggressiven Grizzlybären. Während der eine in Panik gerät, setzt sich der andere seelenruhig hin und zieht sich seine Turnschuhe an. Da sagt der in Panik Geratene: "Bist du verrückt? Niemals werden wir schneller laufen können als der Grizzlybär." Und sein Freund entgegnet ihm: "Du hast recht. Aber ich muss nur schneller laufen können als du."