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mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

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Ich finde es geradewegs verstörend, dass während in der Ukraine sich möglicherweise geschehene oder noch bevorstehende Kriegsverbrechen dazuphantasiert werden, es im Irak und im türkisch-irakischen Grenzgebiet nicht nur einen, sondern viele Angriffe mit Chemiewaffen gab und wohl weiter gibt. Von der türkischen Armee, einem NATO-Mitglied. Dazu: Dröhnendes Schweigen allerorten

NATO-Mitglied Türkei: Chemische ­Kriegführung

Im folgenden dokumentiert junge Welt einen Bericht der kurdischen Nachrichtenagentur ANF vom 25. April über die türkischen Giftgasangriffe:

Wie das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) mitteilt, hat die türkische Armee im Rahmen ihrer Großoperation in mehreren Gebieten in Südkurdistan chemische Kampfstoffe eingesetzt. Betroffen waren Guerillastellungen in Kuro Jahro, Werxele, Sahin, Kuniska und Gire Orte. Nach Angaben der HPG wurde unter anderem ein gelbes Gas eingesetzt.

Bereits im vergangenen Jahr wurde immer wieder Giftgas vom türkischen Staat in Südkurdistan eingesetzt. Am 27. Dezember 2021 berichtete Murat Karayilan, Oberkommandierender des HPG-Hauptquartiers, dass die türkische Armee bei ihren Besatzungsangriffen mindestens fünf verschiedene Arten von chemischen Kampfstoffen verwendet. Diese wurden wie folgt klassifiziert:

Tabun: Das Nervengift ist das älteste der drei sogenannten G-Kampfstoffe neben Soman und Sarin. Es stört die Übermittlung von Nervensignalen. Betroffene werden gelähmt, erleiden einen Atemstillstand und sterben.

Grünkreuz: Der Kampfstoff besteht aus Chlorpikrin. Dieses verbrennt die Haut und führt zu Augenreizungen und der Ausbildung eines Lungenödems. Es führt zu Atemnot, schaumig rotem Auswurf und Angstzuständen.

Senfgas: Der auch als Gelbkreuz bekannte Hautkampfstoff gehört zur Gruppe der Loste. Lost ist ein starkes Hautgift und erwiesenermaßen krebserregend. Die Wirkung auf die Haut ist vergleichbar mit starken Verbrennungen oder Verätzungen. Es bilden sich große, stark schmerzende Blasen. Die Verletzungen heilen schlecht. Das Gewebe wird nachhaltig zerstört und die Zellteilung gehemmt. Großflächig betroffene Gliedmaßen müssen meistens amputiert werden. Werden die Dämpfe eingeatmet, so werden die Bronchien zerstört.

Unbekanntes Schlafgas: Ein anderes Gas, das die türkische Armee verwendet, macht die davon Betroffenen träge, verursacht Gedächtnisverlust und lässt sie kollabieren. Der Mensch ist bewegungsunfähig und zeitweise gelähmt.

Tränengas: Tränengase sind Substanzen, die auf Augen und Schleimhäute reizend wirken. Sie werden bei Polizeiorganisationen als Reizstoffe bezeichnet und zum Beispiel eingesetzt, um Demonstrationen aufzulösen.

Bereits im Februar 2021 hatte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar im Parlament zugegeben (ANF berichtete am 28.12.2021), dass chemische Waffen in der Region eingesetzt wurden. Er erklärte, es sei »nur Tränengas« gewesen. Die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW), der die Türkei seit 1997 angehört, verbietet jedoch den Einsatz aller Arten von Gasen für militärische Zwecke.

Eine Reportage aus dem Kriegsgebiet: Koloniale Kontinuitäten - Eindrücke aus Sulaimanija, während türkische Angriffe auf Nordirak andauern. Parallelen zu britischen Bombardements vor 100 Jahren (Von Katinka Zak, Sulaimanija)