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Warum Lateinamerika eine neue Weltordnung braucht
Lateinamerika will keinen neuen Kalten Krieg. Lateinamerika will Frieden. Der Frieden kann jedoch nur auf der Basis regionaler Einheit geschaffen werden (Von Marco Fernandes)
Die Welt will, dass der Konflikt in der Ukraine aufhört. Doch die Nato-Staaten wollen ihn verlängern, erhöhen die Waffenlieferungen an die Ukraine und erklären, ihr Ziel sei es, "Russland zu schwächen". Die USA haben bereits 13,6 Milliarden Dollar für die Aufrüstung der Ukraine bereitgestellt. [Präsident Joe] Biden hat gerade erst weitere 33 Milliarden Dollar beantragt. Zum Vergleich: Die Beseitigung des Hungers in der Welt bis 2030 würde eine Investition 45 Milliarden Dollar pro Jahr erfordern.
Selbst wenn es zu Verhandlungen kommt und dieser Krieg beendet wird, ist eine wirklich friedliche Lösung unwahrscheinlich. Nichts deutet darauf hin, dass die geopolitischen Spannungen nachlassen werden, denn hinter dem Konflikt um die Ukraine steckt das Bestreben des Westens, Chinas Entwicklung zu stoppen, seine Beziehungen zu Russland zu kappen und die strategischen Partnerschaften des asiatischen Landes mit dem globalen Süden zu beenden. [...]
In den letzten Jahren hat Lateinamerika eine neue Welle fortschrittlicher Regierungen erlebt. Die Idee der regionalen Integration ist wieder auf dem Tisch. Nach vier Jahren ohne Gipfeltreffen traf die Celac im September 2021 unter der Leitung der Präsidenten von Mexiko, Andrés Manuel López Obrador, und Argentinien, Alberto Fernández, wieder zusammen. Wenn Gustavo Petro die Präsidentschaftswahlen in Kolumbien im Juni und Lula die Wiederwahl ins brasilianischen Präsidentenamt im Oktober 2022 gewinnt, würden die vier größten Volkswirtschaften Lateinamerikas (Brasilien, Mexiko, Argentinien und Kolumbien) zum ersten Mal seit Jahrzehnten von der linken Mitte regiert werden, insbesondere von Befürwortern der lateinamerikanischen und karibischen Integration. Lula hat erklärt, dass Brasilien im Falle seines Wahlsiegs in die Celac zurückkehren und erneut eine aktive Position im Brics-Bündnis einnehmen werde.
Der Globale Süden könnte noch zum Ende dieses Jahres bereit sein, wiederaufzuerstehen und sich einen neuen Platz in der Weltordnung zu schaffen.
Die Idee einer Wiederbelebung der Bewegung der Blockfreien (inspiriert von der Initiative, die 1955 auf der Konferenz von Bandung in Indonesien ins Leben gerufen wurde) ist in vielen Kreisen aufgegriffen worden.
Ihre Absicht ist richtig. Sie zielen darauf ab, die weltweiten politischen Spannungen abzubauen, die eine Bedrohung für die Souveränität der Länder darstellen und in der Regel negative Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben. Der Geist der Nichtkonfrontation und des Friedens der Konferenz von Bandung ist heute dringend nötig.
Aber die Bewegung der Blockfreien Staaten entstand aus der Ablehnung der Länder der Dritten Welt, in der Polarisierung zwischen den USA und der UdSSR während des Kalten Krieges eine Seite zu wählen. Sie kämpften für ihre Souveränität und das Recht, Beziehungen zu den Ländern beider Systeme zu haben, ohne dass ihre Außenpolitik in Washington oder Moskau entschieden würde.
Dies ist nicht das aktuelle Szenario. Nur die Achse Washington-Brüssel (und ihre Verbündeten) fordern die Anpassung an ihre sogenannte "regelbasierte internationale Ordnung". Diejenigen, die sich nicht anpassen, leiden unter den Sanktionen gegen Dutzende von Ländern (die ganze Volkswirtschaften verwüsten, wie die von Venezuela und Kuba ), der illegalen Beschlagnahmung von Vermögenswerten in Höhe von Hunderten von Milliarden Dollar (wie im Falle von Venezuela, Iran, Afghanistan und Russland), den Invasionen und Einmischungen, die zu völkermörderischen Kriegen führen (wie im Irak, in Syrien, Libyen und Afghanistan), und der ausländischen Unterstützung für "Farbrevolutionen" (von der Ukraine 2014 bis Brasilien 2016).
Die Forderung nach Anpassung kommt nur vom Westen, nicht von China oder Russland.
Die Menschheit ist mit großen Herausforderungen konfrontiert, wie der Ungleichheit, dem Hunger, der Klimakrise und der Gefahr neuer Pandemien. Um diese zu überwinden, müssen die regionalen Bündnisse des Globalen Südens in der Lage sein, eine neue Multipolarität in der Weltpolitik einzuführen. Aber die üblichen Verdächtigen haben möglicherweise andere Pläne für die Menschheit.
- Marco Fernandes ist Forscher bei Tricontinental: Institut für Sozialforschung. Er ist Mitglied des Kollektivs No Cold War und lebt in Shanghai
Vollständiger Artikel: https://amerika21.de/analyse/258565/lateinamerika-braucht-neue-weltordnung
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