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Politische Gefangene – das Imperium schlägt zurück

  • von Annette und Michael M. Schiffmann

Was haben die Prozesse und die Verurteilungen und drakonischen Strafen von Julian Assange, Mumia Abu-Jamal und Ruchell Magee gemeinsam? Wie kommt die Unerbittlichkeit ihrer fortgesetzten Inhaftierung zustande? Und gibt es einen Hoffnungsschimmer?

Anfang März 2023 sorgte der rechtsextreme Fox-News Moderator und Quotenkönig Tucker Carlson in den USA für Empörung, weil er in seiner Abendsendung Filmmaterial vom Sturm aufs Kapitol vor zwei Jahren als friedliche Protestveranstaltung präsentierte. Absurder geht es kaum. Die republikanische Abgeordnete Marjorie Taylor Greene möchte daraufhin nun mit einer Gruppe anderer Abgeordneter einige der Verhafteten im Gefängnis besuchen. Sie beschreiben die verurteilten Täter als „politische Gefangen“, die zu Unrecht und gegen ihr verfassungsmäßiges Recht auf freie Meinungsäußerung verurteilt worden seien. Sie wollen mit ihrem Besuch im Gefängnis ein Licht auf die „unmenschlichen Verhältnisse“ werfen, unter denen die Gefangenen ihre Strafe verbüßen. Marjorie Greene geißelt den mangelnden Zugang zu Bibeln und regelmäßigen Telefonaten.

Nur in einem Fall ist eine hohe Strafe verhängt worden: Sieben Jahre gegen ein Mitglied der rechtsextremen Miliz „Three Percenters“, der mit einer Schusswaffe einen Polizisten im Kapitol angegriffen und zuhause seinen Sohn und seine Tochter bedroht hatte, falls sie gegen ihn aussagen würden: „Verräter werden erschossen“.

Die Gruppe republikanischer Abgeordneter erkennt hier plötzlich „politische“ Gefangene, während deren Existenz ansonsten offiziell geleugnet wird. Wir verstehen darunter Menschen, die aufgrund ihrer politischen Überzeugung entweder zu Unrecht oder mit äußerst zweifelhaften Schuldzuweisungen zu unmäßig harten oder langen Strafen verurteilt wurden und solche, deren Freilassung auf Bewährung ihnen immer wieder aus politischen Gründen verweigert wird.

Der Aktivist des American Indian Movement AIM, Leonard Peltier ist ein berühmtes Beispiel. Er ist seit 48 Jahren in Haft. Andere sind die MOVE 9, die kollektiv zu Hunderten von Jahren verurteilt wurden und 40 Jahre lang in Haft gehalten wurden. Ebenso Mumia Abu-Jamal, Veronza Bowers, Ruchell Magee und Edward Poindexter, die alle seit über 40 Jahren im Gefängnis sitzen.

Wir wollen hier beispielhaft drei Gefangene vorstellen – den Journalisten Mumia Abu-Jamal, weil er ursprünglich zur schlimmsten Strafe verurteilt wurde, zum Tod, und weil sein Fall genau in diesem Moment zum vermutlich letzten Mal vor Gericht ist. Sodann den Gefängnisanwalt Ruchell Magee, weil er der Gefangene mit der längsten Strafe in der Geschichte der USA und vermutlich der ganzen Welt ist – verurteilt für ein Verbrechen im August 1970, nachdem er bereits seit 1963 zu Unrecht im Gefängnis gesessen hatte. Und Julian Assange, der nach dem Beschluss der konservativen britischen Regierung vom Juni 2022 an die USA ausgeliefert werden soll.

Abu-Jamal und Assange ist gemeinsam, dass ihre politische Überzeugung und ihr zutiefst missliebiges politisches Handeln zur Zeit ihrer Festnahme ihr Schicksal besiegelte, für Magee war es die Zeit im Gefängnis, die ihn politisiert hat und die unendlich langen Jahre die Freiheit kostet.

Ihnen allen ist gemeinsam, dass ihre Prozesse zahllose Beispiele korrumpierter Gesetze und Verfahrensregeln aufweisen, in denen Polizei, Staatsanwälte, Richter und andere in jahrzehntelange und gut dokumentierte Rechtsbrüche involviert warten.

Mumia Abu-Jamal

Am 9. Dezember 1981 wurde der weiße Polizist Daniel Faulkner in Philadelphia getötet. Am Tatort wurde der Schwarze Journalist und ehemalige Black Panther Mumia Abu-Jamal lebensgefährlich verwundet und dann im Juli 1982 für den Mord an Faulkner zum Tod verurteilt. Seine Mitgliedschaft als Jugendlicher in der Black Panther Party spielte in der Anklage eine zentrale Rolle. Abu-Jamal verbrachte fast 29 Jahre in der Todeszelle, bevor das Büro der Staatsanwaltschaft von Philadelphia schließlich seine Forderung nach Abu-Jamals Hinrichtung fallenließ und ein Gerichtsurteil von 2001 anerkannte, das das Todesurteil als unrechtmäßig aufgehoben hatte. Aber Abu-Jamal ist nach wie vor im Gefängnis, verurteilt zu lebenslänglicher Haft ohne Möglichkeit der Bewährung.

Es gibt erhebliche und starke Zweifel and Abu-Jamals Schuld, und es ist offensichtlich, dass sein Verfahren sowohl von Rassismus durchsetzt als auch grundlegend unfair war.

Die Fakten dieses Falls sind minutiös und im Detail in einer Reihe von Essays dokumentiert, nachzulesen auf der Webseite https://www.dropthecaseagainstmumiaabujamal.com. Wir empfehlen aus aktuellem Anlass das eben beim Westend Verlag erschienene Buch: Texte aus dem Todestrakt: Essays eines politischen Gefangenen in den USA.
Wir werfen daher hier nur einen kurzen Blick auf die gröbsten Unstimmigkeiten.

Abu-Jamal wurde aufgrund der Aussagen weniger Augenzeugen verurteilt. Die entscheidenden waren eine Prostituierte und ein Taxifahrer, von denen später offenkundig wurde, dass sie erstens beide nicht an der Stelle gewesen sein konnten, die sie angegeben hatten und zweitens stattdessen jeweils gute Gründe gehabt hatten, den Kontakt mit der Polizei zu meiden und also vulnerabel für mögliche Falschaussagen waren. Eine Fotoserie des ersten Fotografen am Tatort zeigt überdies klar und deutlich eine leere Stelle dort, wo der Taxifahrer behauptete gestanden zu haben.

Im Prozess ging es weiter mit der eindeutig rassistischen Geschworenenauswahl, die dazu führte, dass in einer Stadt mit damals 42 Prozent schwarzen Menschen zehn der zwölf Geschworenen weiß waren.

Beim Plädoyer für die Strafzumessung inszenierte der Staatsanwalt für die Geschworenen ein Verhör mit Abu-Jamal über dessen radikale politische Gesinnung und seine Vergangenheit in der Black Panther Party, bei dem er ihm auf groteske Weise die Worte im Mund umdrehte um ihn als Gewalttäter hinzustellen.

Der entscheidende Richter hatte bereits über 32 Fälle den Vorsitz gehabt, die in einem Todesurteil endeten, und hielt damit einen grausigen Rekord. 30 der Verurteilten waren People of Color. Derselbe Richter wurde von einer Gerichtsstenografin dabei gehört, wie er zu einem Kollegen sagte: “Ich werde ihnen dabei helfen, den Nigger zu grillen.”

Tatsächlich half er der Anklage in jeder nur möglichen Hinsicht. Ein 32-seitiger Bericht von amnesty international aus dem Jahr 2000 ist nach wie vor eine der besten Zusammenfassungen über die krassen Verfahrensfehler in diesem Fall.

Abu-Jamals jahrzehntelange Berufungsprozesse weisen ein ähnlich korruptes Bild auf.

In seiner derzeitigen und wohl letzten Berufung geht es um entlastende Beweise, die die Staatsanwälte von Philadelphia für über 36 Jahre widerrechtlich zurückgehalten haben. Der Brady Standard im amerikanischen Recht fordert ohne Wenn und Aber, dass die Staatsanwaltschaft entlastende Beweise unverzüglich offenlegen muss. Ironischerweise war es der Oberstaatsanwalt von Philadelphia selbst, der die Aktenkisten bei der Besichtigung aller entlegenen Räume entdeckte.

Ebendieser Staatsanwalt Larry Krasner, der ins Amt gewählt wurde, weil er die Vorgehensweisen seiner Vorgänger als korrupt gegeißelt hatte, lehnt nur mit allen verfügbaren Mitteln Abu-Jamals Berufung ab.

Die Beweise in den gefundenen Kisten betreffen unter anderem die Falschaussagen des Taxifahrers und der Prostituierten gegen Abu-Jamal. Ein Brief des Taxifahrers fordert vom damaligen Staatsanwalt endlich das Geld, das ihm versprochen wurde, und ein Austausch von Memoranden zwischen den Staatsanwälten und Beamten des Justizapparats dreht sich um die Vorschläge dazu, wie man der Prostituierten ihre anhängigen Klagen im Gegenzug für ihre Zeugenaussage erlassen könne.

Im Oktober 2022 verkündete die Richterin Lucretia Clemons in Philadelphia ihre Absicht, die anhängige Berufung Abu-Jamals wegen unterdrückter Beweise ohne Anhörung abzulehnen mit der Begründung, dass Abu-Jamal durch die unterdrückten Beweise kein Unrecht geschehen sei.

Am 16. Dezember ließ sie sich darauf ein, erst binnen ca. 90 Tagen zu entscheiden. Wir warten.

Ruchell Magee

Die Geschichte Ruchell Magees ist tragisch unbekannt, der einzige, der jemals gründlich recherchiert und über ihn geschrieben hat, ist der mittlerweile verstorbene Gefängnisaktivist Mark A. Thiel, dessen Buch es nur in deutscher Übersetzung gibt, weil niemand in den USA es publizieren wollte: How many more years? Lebenslange Haft in den USA. Ruchell “Cinque” Magee – Biografie eines politischen Gefangenen.

Ein PDF ist hier erhältlich: https://www.academia.edu/97405881/How_many_more_years.

Weitere Quellen: https://www.youtube.com/watch?v=LOD4LY32uMY&t=33s und

https://peoplesdispatch.org/2022/04/19/ruchell-magee-us-prisoner-political-thinker-rebel-and-still-fighting-for-release-after-67-years/

Magee wurde 1939 in Louisiana geboren, ist jetzt fast 84 Jahre alt und hat 67 dieser Jahre im Gefängnis verbracht. Im Februar 1956 wurde er zu 12 Jahren Zwangsarbeit verurteilt – für die Vergewaltigung einer weißen Frau. Alles deutet jedoch darauf hin, dass hier ein klassischer Fall von falscher Identifizierung aus rassistischen Gründen vorlag: das weiße Opfer erkannte Magee in der ersten Gegenüberstellung nicht wieder, tat dies aber urplötzlich bei der zweiten Gegenüberstellung. Wir werden nicht mehr herausfinden, was wirklich geschehen ist, aber es ist überdeutlich, dass hier die „Justiz des Südens“ vorlag: Alle Geschworenen waren weiß, der Prozess dauerte nur einen Tag, und die Geschworenen brauchten praktisch nur Minuten, um Magee für zwölf Jahre ins Gefängnis zu schicken.

Er verbrachte sechs Jahre und acht Monate im brutalen Staatsgefängnis von Louisiana, besser bekannt als „Angola“, wurde im Oktober 1962 auf Bewährung entlassen und geriet dann bereits im März 1963 erneut in Schwierigkeiten – er wurde in einen Streit unter Freunden verwickelt, das ganze endete in einer Anklage wegen Entführung, für die es keine Beweise gibt und die Magee bis heute standhaft abstreitet. Wieder wurde er sofort verhaftet.

In einem Verfahren voller Unregelmäßigkeiten wurde er im Mai 1963 wegen schwerer Geiselnahme zu einer Strafe zwischen fünf Jahren und lebenslänglich verurteilt, ein völlig unberechenbares Strafmaß nach kalifornischem Recht, bei dem die Entlassung ausschließlich von dem Bewährungsausschuss abhängt, der jährlich über die Freilassung oder weitere Haft entscheidet.

Seine Berufung wurde im August 1965 abgelehnt. Die nächsten Jahre verbrachte er im Gefängnis von San Quentin, wo er sich zum sogenannten Knastanwalt fortbildete und Mitgefangenen bei ihren Klagen half. Dabei lernte er den Gefängnis-Aktivisten George Jackson kennen, der von einem ähnlichen Strafmaß betroffen war: ein Jahr bis lebenslänglich.

Magee schloss sich der Bewegung für Gefangenenrechte an und kämpfte weiter für seine Freilassung.

Im August 1979 hatte er fast 15 Jahre für eine Tat im Gefängnis verbracht, die er bis heute bestreitet, als er in einem Gefängnis-Mordfall zusammen mit einem weiteren Gefangenen als Zeuge aussagen sollte. Während er im Gerichtssaal saß, betrat plötzlich George Jacksons jüngerer Bruder Jonathan den Raum und verteilte verschiedene Schusswaffen an den Angeklagten und die beiden Zeugen, Magee und James McClain. Sie nahmen daraufhin den Richter, einen Anwalt und drei Geschworene als Geiseln genommen und forderten Freiheit für George Jackson und freien Abzug.

Auf dem Weg zu dem draußen wartenden Fluchtauto jedoch eröffnete die Polizei von Marin County zusammen mit Gefängniswachen das Feuer auf die Gruppe. Am Ende waren der Richter Harold Haley, Jackson, Christmas und McClain tot, Magee und der Staatsanwalt waren bewusstlos und schwer verletzt, ein Geschworener leicht.

Magee als einzig Überlebender der Gruppe wurde wegen einfacher und erschwerter Geiselnahme und Mord angeklagt, zusammen mit Angela Davis, der vorgeworfen wurde, Jackson mit den Waffen versorgt zu haben. Die Verfahren gegen Davis und Magee wurden getrennt, Angela Davis wurde 1972 nach einer beispiellosen internationalen Kampagne freigesprochen, und es bleibt bis heute die drängende Frage, warum Magee damals und in Zukunft vollkommen unerwähnt blieb. Der Verdacht drängt sich auf, dass womöglich weder er als Person noch seine Geschichte sich zum strahlenden Stern einer Bewegung eigneten.

Der Sprecher der Geschworenen hat eidesstattlich erklärt, dass Magees Prozess 1973 mit einer „hung jury“ endete, das heißt, dass die Geschworenen nach unentwegten Diskussionen vom 26. März bis zum 3. April kein einstimmiges Urteil finden konnten. Das Prozedere sieht vor, dass am beschlossenen Ende der Diskussion dennoch ein Urteil gesprochen werden kann. Es lautete schließlich:

  • einstimmiger Freispruch wegen schwerer Geiselnahme,
  • ein Votum von 11 zu 1 für Freispruch wegen Mordes,
  • ein Schuldspruch mit einem Votum von 11 zu 1 wegen einfacher Geiselnahme.

Während des Verfahrens trat durch eine zweite Autopsie des bei der Geiselbefreiung getöteten Richters zutage, dass Magee nicht für seinen Tod verantwortlich war.

Völlig absurderweise wurde Magee danach erneut angeklagt, und zwar aufgrund der Erklärung des einzigen Geschworenen, der gegen den Freispruch wegen Mordes gestimmt hatte und nun behauptete, auch nicht für den Freispruch wegen schwerer Geiselnahme gestimmt zu haben. Dieser Freispruch jedoch war der eidesstattlichen Erklärung aller anderen neun Geschworenen einschließlich ihres gewählten Sprechers zufolge einstimmig gewesen.

Es gibt nicht den geringsten Beweis dafür, dass Ruchell Magee zu irgendeiner Zeit vor dem 7. August von der geplanten Befreiung George Jacksons aus dem Gerichtssaal in San Rafael wusste. Im Gegenteil – vielmehr erklärte ein Zeuge nach dem anderen, her habe bei der Aktion deutlich den Eindruck eines Menschen gemacht, der vollkommen von den Ereignissen überrascht worden war.

Dennoch wurde er am 23. Januar 1975 zu lebenslänglich im Gefängnis verurteilt, schuldig gesprochen für schwere Geiselnahme und in das Hochsicherheitsgefängnis Folsom verlegt. Dort fand 1980 die erste Anhörung zu seiner vorzeitigen Entlassung statt. Angesichts der Art und Weise, wie die Tatsachen im Prozess 1970 vorgetragen worden waren und der Charakterisierung des Angeklagten selbst, war das Ergebnis leider nicht überraschend.

Der Ausschuss ging ohne weitere Prüfung davon aus, dass Magee den Richter bei der Aktion getötet hatte, und das, obwohl die Autopsie das Gegenteil bewiesen und sogar die Staatsanwaltschaft selbst die Mordanklage nach ersten Verfahren fallengelassen hatte.

Die Anhörung vor dem Bewährungsausschuss zeigte auf bedrückend bezeichnende Weise den politischen Charakter der fortgesetzten Inhaftierung Magees. Der Staatsanwalt von Los Angeles County, Kenneth Wullschleger, erschien bei der Anhörung und sagte: „Die Verbrechen, die Magee begangen hat, sowie sein gesamtes Verhalten bezeugen seine entschiedene Ablehnung unseres Systems. Die Expertenmeinung der psychologischen Experten zeigt, dass wir es hier mit einer soziopathischen Persönlichkeit zu tun haben. Der Gefangene hat nicht die geringste Absicht gezeigt, dass er gewillt ist, sein Verhalten oder seine Gesinnung zu ändern.

Das korrespondiert mit einer Expertenmeinung von 1974: „Ich betrachte Herrn Magee als einen jungen Mann, der nach außen hin freundlich und kooperativ ist, aber innerlich eine substanzielle Ablehnung unserer sozialen Ordnung hegt. Er zeigt sogar eine ausdrückliche Feindseligkeit gegen unser Rechtssystem, weil er zu der Überzeugung gekommen ist, dass er zu Unrecht hinter Gitter gebracht wurde.“

Mit anderen Worten, der Gefangene kann aus explizit politischen Gründen nicht freigelassen werden, weil er sich weigert, sich schuldig zu bekennen. Dass er freundlich und kooperativ ist, spielt keine Rolle, da dies nur „äußerlich“ ist.

Tatsächlich hat Magee immer und immer wieder darauf bestanden, dass er sich der Geiselnahme von 1970 ausschließlich deshalb beteiligte, weil er „zu Unrecht hinter Gitter“ gebracht worden und deshalb der Meinung war, er habe das Recht sich selbst zu befreien.

Seit Dezember 1980 herrscht juristischer Stillstand für Magee. Ein Gefängnis folgte auf das andere, darunter einige der schlimmsten und berüchtigtsten Kerker des Landes wie Pelican Bay und Corcoran. Er verbrachte 17 Jahre in Isolationshaft, bis er Ende 1995 nach langem juristischem Kampf schließlich endlich in den allgemeinen Vollzug entlassen wurde.

Eine Bewährungsanhörung folgte der anderen, und alle hatten buchstäblich dieselbe Struktur. Am 15. Juli 2021 wurde seine Entlassung auf Bewährung zum 13. Mal abgelehnt. Vor Juli 2024 wird es keine weitere Chance für ihn geben. Falls er dann noch am Leben ist, wird er 85 Jahre alt sein.

Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass Ruchell Magees Strafe grausam und ungewöhnlich ist. Und dennoch – die Tatsache, dass über ihn ausschließlich etwas in einem Buch zu erfahren ist, das nur in Deutschland erschienen ist, zeigt auf beklemmende Weise die völlige Abwesenheit jeglicher Unterstützung, die er dringend und unbedingt verdient hätte. Eine Petition an Governeur Gavin Newson in Kalifornien für Magees Freilassung hat bisher klägliche 2.584 Unterschriften bekommen.

Wir haben uns im März dieses Jahres dafür eingesetzt, dass eine Delegation der Vereinten Nationen ihn im Gefängnis besuchen möge. Ein solcher Besuch könnte den Unterschied für Magee machen.

Julian Assange

Einer der jüngeren Fälle, in denen die US-Justiz eine missliebige Person für immer hinter Gitter zu verfrachten sucht, ist der Julian Assanges, und auch dieser Fall geht mittlerweile in sein dreizehntes Jahr. Wie der Mumia Abu-Jamals und Ruchell Mages ist er zugleich tragisch und grotesk und lässt sowohl an Dante als auch an Kafka denken.

Ursprünglich und offiziell hatte der Fall Assanges gar nicht mit den USA oder überhaupt mit Politik zu tun, denn Assange war im Herbst 2010 in Schweden zweier Sexualdelikte beschuldigt worden. Von diesen ist mittlerweile nicht mehr die Rede und alle gerichtlichen Ermittlungen sind eingestellt, aber Assange sitzt seit 2019 in Haft, nachdem er zuvor fast sieben Jahre unter hausarrestähnlichen Bedingungen in der ecuadorianischen Botschaft in London zugebracht hatte. Wie das?

Nach den Vorwürfen gegen ihn in Schweden hatte Assange sich zunächst für die Behörden dort zur Verfügung gehalten, aber nachdem nach seiner Ausreise aus Schweden Haftbefehl gegen ihn erlassen worden war, fürchtete er nicht seine Auslieferung dorthin, sondern eine weitere Auslieferung von dort in die USA, wo ihm wegen seiner Rolle als Gründer von WikiLeaks und bei der Enthüllung US-amerikanischer Kriegsverbrechen ein Prozess drohte, der leicht mit lebenslänglicher – oder um genau zu sein, und das ist eines der US-amerikanischen Spezifika – 175 Jahren – Haft enden konnte.

Als Assange, der in Großbritannien nur auf Kaution frei war, nach Genehmigung des schwedischen Auslieferungsgesuchs 2012 in die Botschaft Ecuadors in London floh, wurde er von seinen Kollegen in der liberalen Presse ausgiebig als paranoid geschmäht – welches westeuropäische Land würde einer solchen Auslieferung zustimmen, wo Assange bei seinen Enthüllungen doch mit dem britischen Guardian, dem Spiegel, El Pais und der New York Times zusammengearbeitet hatte und nicht einmal Amerikaner, sondern australischer Staatsbürger war?

Sich nicht aus der Botschaft zu wagen sei feige, er habe weder in Schweden noch in Großbritannien etwas anderes zu fürchten, als sich für die vorgeworfenen Sexualdelikte verantworten zu müssen, und der Anstand gebiete es, dass er sich diesen stellte. Im Hintergrund lief ganz anderes ab. Die schwedischen Behörden wollten die auf äußerst schwachen Füßen stehenden Vorwürfe gegen Assange schon 2013 fallenlassen und taten dies nur auf den Druck der britischen Staatsanwaltschaft nicht, deren Chef der heutige Vorsitzende der Labour Party, Keir Starmer, war.

Die schwedischen Ermittlungen gegen Assange wurden 2017 vorläufig eingestellt, aber mit dem Machtantritt Lenin Morenos in Ecuador im selben Jahr war Assange in der Botschaft nicht mehr wohlgelitten und zwei Jahre später, im April 2019, war es so weit: Mit der Kollaboration der ecuadorianischen Behörden und bewaffnet mit einem Haftbefehl wegen Verstoßes gegen Kautionsauflagen stürmten britische Polizisten die Botschaft und verfrachteten ihn ins Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh in Greenwich, London, wo er auch heute, fast vier Jahre später, noch sitzt.

Zuerst wurde Assange zur Höchststrafe, wegen Kautionsverstoß, 52 Monaten, verurteilt, die er bis zum letzten Tag verbüßen musste. Ironischerweise wurden just zu dieser Zeit alle in Schweden gegen ihn anhängigen Verfahren endgültig eingestellt. Seit April 2020 sitzt er in Auslieferungshaft, denn unmittelbar nach seiner gewaltsamen Entfernung aus der Botschaft stellten die USA ihren Auslieferungsantrag und bald darauf geschah das, wovon Assanges journalistische Kollegen in den liberalen westlichen Medien Anfang der 2010er gehöhnt hatten, es sei unmöglich: Die britischen Gerichte und Behörden genehmigten die Auslieferung.

In ein Land, wo sich die eingangs erwähnten Fox-News seit Monaten darauf eingeschossen haben, Assange zu dämonisieren und der Kollege des Moderators, der die Kapitolstürmer als friedliche Protestierer zeichnet, öffentlich und ungestraft sagen kann: „Ein Toter kann keine Sachen veröffentlichen. Ich bin nicht für die Todesstrafe, deshalb ist der einzige Weg in diesem Fall: erschießt den Hurensohn einfach illegal.“

Derzeit ficht Assange, der mittlerweile zwölfeinhalb Jahre juristische Verfolgung, sieben Jahre Botschaftsexil und vier Jahre Isolationshaft in einem der furchtbarsten Gefängnisse der Vereinigten Königreichs hinter sich hat, seine letzten Berufungsmöglichkeiten aus. In den Gerichten steht alles gegen ihn, wie Mumia Abu-Jamal und Ruchell Magee wird ihn letztlich nur das Gericht der öffentlichen Meinung vor einem Tod in lebenslanger Haft bewahren können.

Sein Verbrechen? Das „Geschäft des Journalismus“, wie es in der Begründung zu Abu-Jamals Disziplinarstrafe nach Erscheinen seines ersten Buchs …aus der Todeszelle hieß. Der farcenhafte und absurde Charakter seiner Strafverfolgung seit August 2010 und seine bald ins fünfte Jahr gehend grausame Behandlung in Belmarsh (Einzelhaft, stark eingeschränkte Besuchs- und Telefonrechte, kein Zugang zu Computer, Internet oder für seine Verteidigung notwendigen Dokumenten) machen klar, worum es geht: Ein Mann hat sich erdreistet, den Autoritäten Widerstand zu leisten und der Öffentlichkeit deren Geheimnisse zu verraten, und nun wollen die Autoritäten ihn dafür brechen. Koste es, was es wolle. Es ist an uns, dafür zu sorgen, dass das nicht gelingt.

Eine schöne Vignette zu Person und Wirken Assanges ist „Julian Assange“ in Mumia Abu-Jamals neuem Buch Texte aus dem Todestrakt. Essays eines politischen Gefangenen in den USA. Frankfurt: Westend Verlag 2023; eine umfassendere Darstellung des oben bloß Skizzierten findet sich in Nils Melzer: Der Fall Julian Assange. Geschichte einer Verfolgung. München: Piper 2021.

Es bleibt die drängende Frage: mit welchem Interesse hält das US-amerikanische Justizsystem so viele Gefangene so lang in seinen Kerkern? Ist der biblische Rachegedanke zu Stacheldraht und Stahlbeton geworden und buchstäblich versteinert? Woher kommt das Beharrungsvermögen gegen jede Vernunft und jeden offensichtlichen Beweis? Die wirtschaftlichen Interessen der florierenden Gefängnisindustrie können das alleine nicht erklären.

Die Bewegung gegen die Todesstrafe in den USA nimmt seit Jahren Fahrt auf, ein Ende dieser Barbarei ist absehbar. Der Kampf gegen unendlich lange Jahre hinter Gittern hingegen ist bislang ein Minderheiten-Anliegen. Es ist an uns, sie dabei zu unterstützen.
- https://overton-magazin.de/hintergrund/politik/politische-gefangene-das-imperium-schlaegt-zurueck/

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Free Mumia Abu-Jamal now!

AFL-CIO Vermont branch chairman David Van Deusen released a statement on the ongoing court battle over the retrial of political prisoner Mumia Abu-Jamal:

It is time for Mumia Abu-Jamal and all black political prisoners organized in the Black Panther Party to be released. The time has come for organized labor to stand unhesitatingly with Black working-class communities as they advocate for true freedom, economic equality, and self-determination.

The long march towards the liberation of the working class has taken many turns since our anti-imperialist revolution of 1777. A generation ago, from that turning point, from that just and legitimate struggle, the Black Panther Party was born. This party, dedicated to the struggle for black liberation and socialism and the goal of “power to the people”, set an example for militant struggle in the United States and brought together countless organizers and leaders of the Resistance, including brother Mumia Abu-Jamal.

When he was still at large, he fought for the liberation of his people. Because he has reached many people as a radio journalist and his messages for a better world have become a threat to the longtime ruling class of Philadelphia, Pennsylvania and the American empire, agents of that ruling class have tried to put him at risk. be silent. He was sentenced to death on trumped-up charges after a sham trial for a crime he didn’t commit. However, the reason was not the crime that he is not guilty of, but that his words and his actions posed a threat to the status quo of the racist class state.

The rulers wanted Brother Jamal to go “through the valley of the shadow of death” straight to death row, but like so many of our political martyrs before him, he “feared no evil” because there was an outcry from tens of thousands of workers representing the wealthy and made it clear to those in power that if Mumia were indeed dead, Philadelphia would burn. The fact that he is still alive today demonstrates that true justice can ultimately only be achieved through struggle.

Therefore, I join our members in calling for the release of Mumia Abu-Jamal! Together we raise our voices and demand justice. Let’s make sure Brother Jamal can leave the bars of oppression behind and come back to us to continue the long overdue fight for change! The quest for working class unity expresses the will of all workers – be they black, white, Hispanic, indigenous or Asian – to break once and for all the chains of exploitation and capitalism to create a new world that opens up justice economy, cooperation based on solidarity and a more direct participatory democracy which is at the heart of trade unions.

Free Mumia Abu Jamal!

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Befreit Mumia Abu-Jamal jetzt!

Der Präsident des US-Gewerkschaftsbunds AFL-CIO, Sektion Vermont, David Van Deusen, hat zur momentan laufenden gerichtlichen Auseinandersetzung um die Wiederaufnahme des Verfahrens des politischen Gefangenen Mumia Abu-Jamal eine Erklärung veröffentlicht:

Es ist an der Zeit, dass Mumia Abu-Jamal und alle schwarzen politischen Gefangenen, die sich in der Black Panther Party organisiert hatten, freigelassen werden. Für die organisierte Arbeiterschaft ist die Zeit gekommen, sich ohne Zaudern an die Seite der Gemeinschaften der schwarzen Arbeiter zu stellen, wenn sie für wahre Freiheit, wirtschaftliche Gleichheit und Selbstbestimmung eintreten.

Der lange Marsch zur Befreiung der Arbeiterklasse hat seit unserer antiimperialistischen Revolution von 1777 viele Wendungen genommen. Vor einer Generation ging aus dieser Wende, diesem gerechten und berechtigten Kampf, die Black Panther Party hervor. Diese Partei, die sich dem Kampf für die Befreiung der Schwarzen und für den Sozialismus sowie dem Ziel »Power to the People« – Alle Macht dem Volk verschrieben hatte, war Vorbild für den militanten Kampf in den gesamten USA und brachte zahllose Organisatoren und führende Köpfe des Widerstands hervor, darunter auch Bruder Mumia Abu Jamal.

Als er noch in Freiheit war, kämpfte er für die Befreiung seines Volkes. Weil er als Radiojournalist viele Menschen erreichte und seine Botschaften für eine bessere Welt zu einer Bedrohung für die alteingesessene herrschende Klasse von Philadelphia (Pennsylvania) und das amerikanische Imperium wurden, versuchten die Agenten dieser herrschenden Klasse, ihn zum Schweigen zu bringen. Auf der Basis konstruierter Anklagen wurde er nach der Scharade eines Gerichtsprozesses für ein Verbrechen, das er nicht begangen hatte, zum Tode verurteilt. Der Grund war jedoch nicht das Verbrechen, dessen er nicht schuldig ist, sondern dass seine Worte und Taten eine Bedrohung für den Status quo des rassistischen Klassenstaats darstellten.

Nach dem Willen der Herrschenden sollte Bruder Jamal »durch das Tal im Todesschatten« direkt in die Todeszelle gehen, aber wie so viele unserer politischen Märtyrer vor ihm »fürchtete er nichts Übles«, denn es gab einen Aufschrei von Zehntausenden Arbeitern, der den Reichen und Mächtigen klarmachte, dass Philadelphia brennen würde, sollte Mumia wirklich sterben. Dass er heute immer noch lebt, zeigt, dass wahre Gerechtigkeit letztlich nur im Kampf zu erlangen ist.

Deshalb schließe ich mich zusammen mit unseren Mitgliedern der Forderung an, Mumia Abu-Jamal endlich freizulassen! Gemeinsam erheben wir unsere Stimme und fordern Gerechtigkeit. Sorgen wir dafür, dass Bruder Jamal die Gitter der Unterdrückung hinter sich lassen und er zu uns zurückkehren kann, um den Kampf für längst überfällige Veränderungen fortzusetzen! Im Streben nach der Einheit der Arbeiterklasse artikuliert sich der Wille aller Arbeiter – seien sie schwarz, weiß, hispanisch, indigen oder asiatisch –, ein für alle Mal die Ketten der Ausbeutung und des Kapitalismus zu sprengen, um eine neue Welt zu schaffen, die auf ökonomischer Gerechtigkeit, solidarischer Zusammenarbeit und einer direkteren partizipatorischen Demokratie beruht, die im Kern gewerkschaftsfreundlich ist.

Freiheit für Mumia Abu Jamal!

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Brasilien: Lula fordert Freiheit für Julian Assange

  • Von Eva von Steinburg / amerika21

São Paulo. Der zukünftige brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva tritt für die Freilassung des WikiLeaks-Gründers Julian Assange ein. Der neugewählte Präsident der linken Arbeiterpartei PT (Partido dos Trabalhadores), offizieller Machtwechsel ist am 1. Januar 2023, hatte sich Ende November mit Vertretern der Plattform WikiLeaks getroffen. Er bat bei dieser Gelegenheit WikiLeaks-Chefredakteur Kristinn Hrafnsson, dem australischen Journalisten Assange "meine Solidarität zu überbringen". Dies veröffentlichte Lula über die Sozialen Medien. Der Politiker der Arbeiterpartei forderte auf Twitter, dass Assange aus seiner "ungerechten Haft" befreit wird. Lula war von 2003 bis 2011 bereits Präsident des Landes gewesen - und war später selbst 580 Tage als politischer Gefangener inhaftiert.

Die jüngere Welle von Wahlsiegen für Politiker des linken Spektrums in Lateinamerika hat WikiLeaks-Vertreter auf eine Tour durch einige Länder Lateinamerikas geführt. Ziel ist es, politischen Druck auf die USA auszuüben, das Verfahren gegen Assange einzustellen und den Auslieferungsantrag zurückzuziehen. Lula persönlich, und seine brasilianische Arbeiterpartei, haben sich in den letzten zwei Jahren mehrfach für die Freiheit des WikiLeaks-Gründers ausgesprochen.

Fünf internationale Medienhäuser haben zeitgleich an die US-Regierung appelliert, auf die Strafverfolgung von Assange zu verzichten. Die Redaktionen sehen die Pressefreiheit gefährdet. "Publizieren ist kein Verbrechen", argumentieren die Verantwortlichen großer Tageszeitungen und eines Nachrichtenmagazins, wie Le Monde, The Guardian, New York Times, El País und Der Spiegel. "Das Erhalten und Veröffentlichen von brisanten Informationen ist ein fundamentaler Teil der täglichen Arbeit von Journalisten", heißt es in dem offenen Brief.

Julian Assange (51) wird in einem Hochsicherheitsgefängnis in der Nähe von London festgehalten. Er geht mit juristischen Mitteln gegen seine Auslieferung an die USA vor. Dort drohen ihm, unter anderem wegen Spionage und der Veröffentlichung geheimer militärischer Unterlagen, bis zu 175 Jahre Haft.
- https://amerika21.de/2022/12/261420/brasilien-lula-freiheit-fuer-assange

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Dieser Fall beweist, dass der Rassismus im amerikanischen Justizsystem ungebrochen herrscht, und Mumia Abu-Jamal ist der Kanarienvogel im Kohlebergwerk.

Mumia Abu-Jamal wird ein neues Verfahren verweigert

Gestern, am 26. Oktober 2022, um 12:45 Uhr, wurde von Richterin Lucretia Clemons am Common Pleas Court ein Antrag auf einen neuen Prozess gestellt, mit dem Mumia Abu-Jamals verfassungsrechtliche Ansprüche auf Voreingenommenheit der Geschworenen und unterdrückte Beweise zurückgewiesen wurden.

Abu-Jamals Verteidigungsantrag enthielt neu entdeckte Beweise, die in den Akten der Staatsanwaltschaft selbst vergraben waren. Diese Beweise dokumentierten, dass wichtige Zeugen Geld für ihre Aussagen versprochen bekamen und dass sie in anhängigen Strafverfahren bevorzugt behandelt wurden. Die Petition dokumentierte auch die abscheuliche und verfassungswidrige Praxis, schwarze Geschworene während Mumias ursprünglichem Prozess auszuschließen.

Rassismus bleibt der ELEPHANT im Raum.

"Ich werde ihnen helfen, das N---Wort zu braten" - der ursprüngliche Prozessrichter Albert Sabo sagte dies in der ersten Woche von Mumias Prozess 1982 vor der Gerichtsschreiberin Terri Maurer Carter und dem Richterkollegen Richard Kline vom Common Pleas Court.

Der Staatsanwalt von Philadelphia, Jack McMahon, verdeutlichte diese Politik 1986 in einem Schulungsband, in dem er erklärte, dass man "eine kompetente, faire und unparteiische Jury" brauche. Nun, das ist lächerlich"... "Sie wollen keine klugen Leute. Aber wenn du dich hinsetzt und Schwarze nimmst, dann willst du ältere Schwarze." https://www.youtube.com/watch?v=Ag2I-

Wenn man dicke Scheuklappen aufsetzt, die jede Realität ausblenden, und sich auf verfahrenstechnische Kleinigkeiten verlässt, um sich zu schützen, ist es, ehrlich gesagt, immer noch unmöglich, dem eklatanten Rassismus von Prozessrichter Albert Sabo, stellvertretendem Bezirksstaatsanwalt Joseph McGill, Bürgermeister und ehemaligem Polizeichef Frank Rizzo, Bezirksstaatsanwalt während Mumias Prozess Ed Rendell und Staatsanwalt Ron Castille in der Berufung zu entgehen.

Gestern setzte Richterin Lucretia Clemons in ihren mündlichen Erklärungen von der Richterbank aus die gängige Praxis fort, die Standpunkte der Staatsanwaltschaft von Philadelphia pauschal zu übernehmen. Diese Positionen zielen nur darauf ab, Verurteilungen um jeden Preis aufrechtzuerhalten. Diese Argumente hindern die Verteidigung daran, Beweise für Diskriminierung zu Protokoll zu geben. Die Verfahrensregeln des PCRA wie Verjährung, Sorgfaltspflicht, Verzicht, die bereits vor Gericht verhandelt wurden, verhindern eine gerichtliche Überprüfung der Begründetheit.

Der Rassismus ist so durchschaubar und unhaltbar, dass die Staatsanwaltschaft das vom Gericht geschaffene Recht nutzt, um Fälle abzuweisen, bevor neue unterdrückte Beweise angehört werden.

Dies ist eine offenkundig unehrliche Praxis, die von der Staatsanwaltschaft und den Gerichten routinemäßig angewandt wird, obwohl jeder weiß - und ich meine, jeder weiß -, dass Rassismus ein Kennzeichen des ursprünglichen Prozesses war.

Schwarze aus den Geschworenen ausschließen

Richterin Clemons erklärte, dass sie die Klage, schwarze Geschworene auszuschließen, aus verfahrenstechnischen Gründen abweise, ohne auf die Begründetheit der Klage einzugehen. Sie deutete an, dass der frühere Verteidiger die zuvor vergrabenen Notizen des Staatsanwalts McGill nicht gesucht hatte (Notizen, die seine unzulässige rassistische Verfolgung und Diskriminierung aufzeigen). Clemons übernimmt den Standpunkt der Staatsanwaltschaft, dass die Verteidigung die Möglichkeit hatte, diese Notizen zu erhalten, indem sie die Staatsanwaltschaft lediglich fragte oder ADA McGill in früheren Gerichtsverfahren ins Kreuzverhör nahm. Dies ist eine entscheidende und absichtliche Fehlinterpretation des Protokolls. Zu keinem Zeitpunkt waren diese entscheidenden Notizen und die Beweggründe, die ADA McGill leiteten, der Verteidigung zugänglich. McGill entschied sich zu 71 % für schwarze Geschworene, was deutlich über der Entlassungsrate für weiße Geschworene liegt. Seine Gründe, einige weiße Geschworene zuzulassen und nicht-weiße Geschworene nicht zuzulassen, waren nicht aktenkundig, sondern standen in seinen Notizen.

Man muss sich nur die McMahon-Schulungsbänder ansehen, die von der Staatsanwaltschaft von Philadelphia angefertigt wurden und die Bezirksstaatsanwälte anweisen, wie sie schwarze Geschworene anklagen können. Diese Aufnahmen wurden nach Mumias Prozess gemacht, aber sie dokumentieren die Praxis, die in dem Büro die Norm war. Dies ist der Kontext für dieses Urteil, das die Aktenlage verfälscht und die Realität in diesen Gerichtssälen in Philadelphia ignoriert. Richterin Lucretia Clemons und ihre Rechtsreferendare beschwerten sich in den Akten darüber, wie lange sie brauchten, um Pennsylvania-Zitate zur Untermauerung ihrer Meinung zu finden. Warum bemüht sich Richterin Clemons so sehr, das Problem zu ignorieren, das im Raum steht?

Anstiftung zum Meineid: Bezahlung von Zeugen

Außerdem geht es um die Notiz des angeblichen "Augenzeugen" Robert Chobert, der ADA McGill nach der Verhandlung fragte: "Wo ist das Geld, das mir geschuldet wird?" Diese Notiz wurde aus allen Akten entfernt und von der Staatsanwaltschaft 40 Jahre lang vergraben. Dieser dramatische "Brady-Beweis", der der Verteidigung zuvor nicht zur Verfügung stand, wurde von der Richterin in ihrer schriftlichen Stellungnahme als "nicht wesentlich" abgetan. Das heißt, sie hätten keinen Einfluss auf das Urteil der Geschworenen gehabt. Dahinter verbirgt sich die weitgehende Übernahme der Glaubwürdigkeitsbeurteilungen des ursprünglichen Richters Albert "Ich werde ihnen helfen, das N---Wort zu braten" Sabo. Sie lässt seine rassistisch gefärbten Urteile gelten. Sie wies auch Aufzeichnungen von ADA McGill zurück, die eine andere wichtige Zeugin, Cynthia White, umfassend verfolgten und überwachten, deren anhängige Strafverfahren ALLE von der Staatsanwaltschaft nach ihrer Aussage eingestellt wurden.

Wie kann das Gericht den Kontext ignorieren. Beachten Sie, dass die folgenden Informationen zuvor von Albert Sabo und anderen Richtern in der Berufungsinstanz daran gehindert wurden, zu den Akten genommen zu werden:

Fotos aus dem Philadelphia Bulletin, die beweisen, dass Robert "Ich war auf Bewährung, hatte keinen Führerschein zum Taxifahren und warf gegen Bezahlung einen Molotowcocktail in eine Schule" Chobert nicht am Tatort der Schießerei geparkt war. Chobert kann nicht Zeuge der Schießerei gewesen sein. Er war NICHT direkt hinter dem Auto des Beamten geparkt, wie er behauptete. Die Antwort lautet: weil das PCRA (Post Conviction Relief Act) die Ablehnung dieses entscheidenden Beweises durch Verjährung erlaubt. Schließlich ermahnte Richterin Lucretia Clemons die Verteidigung, sich bei der Anfechtung ihres Urteilsvorschlags nur auf das Recht von Pennsylvania zu berufen. Es ist hier allgemein bekannt, dass Pennsylvania nicht der Geburtsort der Freiheit ist, sondern der Ort, an dem die verfassungsrechtlichen Standards des Obersten Gerichtshofs der USA für Strafverteidiger als allerletztes eingehalten werden.

Dieser Fall beweist, dass der Rassismus im amerikanischen Justizsystem ungebrochen herrscht, und Mumia Abu-Jamal ist der Kanarienvogel im Kohlebergwerk.

Die 31 Seiten umfassende vorgeschlagene Stellungnahme von Richter Clemons wird heute, am 27.10.22, veröffentlicht. Die Verteidigung hat 20 Tage Zeit, um zu antworten, und die Staatsanwaltschaft hat weitere 10 Tage Zeit, um zu antworten, bevor die Anordnung des Gerichts, Mumias Antrag auf ein neues Verfahren abzulehnen, rechtskräftig und anfechtbar wird.

Mumia Abu-Jamal hat wegen des Todes des Polizeibeamten Daniel Faulkner aus Philadelphia am 9. Dezember 1981 42 Jahre im Gefängnis verbracht. Er hat seine Unschuld beteuert und sich um seine Freiheit bemüht, indem er bei genau den Gerichten Berufung eingelegt hat, die nun versuchen, seine ungerechte und verfassungswidrige Verurteilung aufrechtzuerhalten. Im Alter von 67 Jahren hat er 42 Jahre im Gefängnis verbracht.

Mumia Abu-Jamal ist ein Rundfunkjournalist und international anerkannter Autor. Mumia Abu-Jamal verbüßt eine lebenslange Haftstrafe im SCI Mahanoy in Pennsylvania. Er ist Autor von 13 Büchern, hat einen Master-Abschluss in Vergleichender Literaturwissenschaft und arbeitet derzeit an den Voraussetzungen für einen Doktortitel in der Abteilung für Bewusstseinsgeschichte an der University of California Santa Cruz.

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Mehr: 31 Seiten gegen Abu-Jamal - Anhörung in Philadelphia: Gericht lehnt Wiederaufnahme von Verfahren ab und verwehrt neue Beweise von US-Bürgerrechtler (von Jürgen Heiser / jW)