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Kai Degenhardt

deutscher Liedermacher


Kai Degenhardt

Desertieren

Wenn das Schreien wilder Gänse durch die Sommernacht

meinen Traum zerreißt und ich lieg noch wach,

wie der Tagmond am Himmel die Sonne streift,

und auf dem Ast vorm Fenster aufgereiht,

selbst die Raben frieren.

Beim Geschwafel über Coolness und Verantwortung

auf allen Kanälen, jedem Podium

man den Vorteil preist und die Solidarität,

wenn die Fahnen knallen, wo kein Laufthauch geht,

werde ich desertieren.

Schmeiß die Gitarre ins Auto,

dreh die Fenster runter,

um dem Fahrtwind nachzuspüren.

- Da ist nichts, was ich verlier -

In die Dämmerung hinein,

und wenn die Sonne morgen steigt

liegt die Grenze hinter mir.

Ich stehe neben P.T. vorm SuperU,

und erneure meinen Schwur

mit einem Schluck hinüber zur Champagne.

Ich ruhe mich aus am Fuß des Mont Ventoux

Für meine Tingeltangel-Tour

von der Provence in die Bretagne.

Ich spiel die Straßen

von Grasse bis St. Marie

die Hafenpromenaden

und den Place-de-la-Comédie.

Trink den schweren Roten

und Käse zum Dessert,

schlaf im Wagen, scheint der Mond,

lieg ich draußen am Meer.

Bin desertiert.

Die Gitarre im Auto

und die Fenster unten,

riech ich wie das Wetter wird.

- Da ist nichts was ich verlier -

In die Dämmerung hinein

und wenn die Sonne morgen steigt

liegt die Grenze weit hinter mir.

An meinem Off-Day im Katharer-Land

Schick ich an Mary einen Brief,

Lederstiefel to the one I love.

Fahre weiter über den Atlantikstrand,

lieg in den Dünen von Contis,

sitz in der Bar am Hafen von Roscoff,

Schreibe ein zwei Verse

zwischen Muscheln und Bier,

nehme die Fähre um drei,

setze über nach Rosslare.

Spiel meinen letzten Gig

in Hughes Pub,

ending up with Marys Jig,

nehme die Coastroad und hau ab.

Ich bin desertiert.

Die Gitarre im Auto

und die Fenster unten,

riech ich wie das Wetter wird.

- Da ist nichts, was ich verlier

In die Dämmerung hinein,

und wenn die Sonne morgen steigt

liegt auch diese Grenze hinter mir.

[Briefe aus der Ebene, 2003]

http://www.youtube.com/watch?v=tFPee3UPNw0

#KaiDegenhardt #Musiker #Liedermacher #singersongwriter #musik #music #desertieren #Fahnenflucht

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Der Black

*13. Mai 1942

Der Black

Lothar „Black“ Lechleiter, Der Black von Schobert & Black

Auszug aus dem kleinen Großdeutschen Nationalfriedhof

*»Hier ruht in Gott der Schreibtischmörder Schlee
Franz Amadeus Ephraim, Regirungsrat a. D.
In seinen Händen hielt er nie Pistole oder Flinte
An seinen Fingern klebte nur a bisserl rote Tinte
Auch die Pension, sie war ihm nicht versagt
Und droben ist er auch nicht angeklagt

Hier ruht er gut!
Hier ruht er gut!
Auf dem Großdeutschen Nationalfriedhof
Hier ruht er gut!
Hier ruht er gut!
Auf dem Deutschnational-Friedhof

Hier ruht der Drahtmatratzenfabrikant Herr Dr. jur. h. c. Max Pasqual Weise
Der Stifter der Erasmus-Zinzendorf-Donosco-Cortez-Preise
Wie auch Erfinder des bewährten Stacheldrahtklosetts
Für Folterschulen, Abwehr und Kazetts
Indem er sich den Dornenkranz zum Warenzeichen nahm
Half vielen er durch Leid zu Krone lobesam

Auch er liegt hier!
Auch er liegt hier!
Auf dem Großdeutschen Nationalfriedhof
Auch er liegt hier!
Auch er liegt hier!
Auf dem Deutschnational-Friedhof

Hier ruht der Polizeiwachtmeister Willi Schmidt aus Mange
Er diente seinen Vaterländern mit der Gummistange
Weil er als Ordnungsknecht
Ein braver Mann war
Verdrosch er jeglichen nach jedem Recht
Das grade dran war

Jetzt liegt er hier!
(Wo soll er anders liegen?)
Jetzt liegt er hier!
(Natürlich liegt er hier!)
Auf dem Großdeutschen Nationalfriedhof
Jetzt liegt er hier!
Jetzt liegt er hier!
Auf dem Deutschnational-Friedhof

...«

[Text: Fritz Graßhoff, vertont von Schobert & Black auf dem Album von 1968: »Deutschland oder Was beißt mich da?«]*

http://www.youtube.com/watch?v=V7XACp6nQOI

#DerBlack #Schobert&Black #Liedermacher #singersongwriter #musik #music

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Ina Deter & Reinhard Mey - Einfach Abhaun, Einfach Gehn

http://www.youtube.com/watch?v=x4a8ArwFf8I

Wir sitzen in der Sonne nachmittags,

Sekt in der Hand aufm Balkon,

wir reden von Flucht, wollen weit weg,

sind in Gedanken schon auf und davon.

Die Frauen machen sich wieder Gedanken,

der Sommer geht, der nächste ist weit,

sie friern solange ihr Lachen ein,

Männer lieben, als hätten sie keine Zeit.

Die Kneipen sind voll von kleinen Spinnern,

wo sich jeder in Sprüchen ergießt,

Körper, die sich an Theken klammern

und keiner der mir ´ne Rose erschießt.

Genies versuchen mit Schreibmaschinen

die Katastrophen aufzuhalten,

und die alten Damen von Welt

schminken ängstlich ihre Falten.

Einfach abhaun, einfach gehn,

einfach weg, mal was andres sehn

Südsee vielleicht oder so,

mit Palmen und Meer, da irgendwo.

Man wird rebellisch und leicht verletzend,

wacht launisch auf und nimmt alles schwer,

fängt an sich in sich selbst zu verkriechen,

wär besser drauf, wenns wärmer wär.

Wir sitzen in der Sonne nachmittags,

ziehn uns warme Träume rein,

sind in Gedanken auf und davon,

fliegen mit dem Wind, holen den Sommer ein.

Einfach abhaun, einfach gehn,

einfach weg, mal was andres sehn

Südsee vielleicht oder so,

mit Palmen und Meer, da irgendwo.

Einfach abhaun, einfach gehn,

einfach weg, mal was andres sehn

Südsee vielleicht oder so,

mit Palmen und Meer, da irgendwo.

Einfach abhaun, einfach gehn,

einfach weg, mal was andres sehn

Südsee vielleicht oder so,

mit Palmen und Meer, da irgendwo.

Einfach abhaun, einfach gehn,

einfach weg, mal was andres sehn

Südsee vielleicht oder so,

mit Palmen und Meer, da irgendwo.

mit Palmen und Meer, da irgendwo.*

#InaDeter #ReinhardMey #musik #music #liedermacher

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Karel Kryl

*12. April 1944 †3. März 1994

Demokratie (1993)

*Nun erblüht die Demokratie, zwar mit Schönheitsfehlern:

die, die klauten vor Jahr und Tag, klauen jetzt doppelt weiter,

die uns peinigten jahrelang, jagen uns aus der Arbeit

und wer damals die Wahrheit sang, wird erklärt zum Verräter

Die uns peinigten jahrelang, jagen uns aus der Arbeit

und wer damals die Wahrheit sang, wird erklärt zum Verräter

Nun gedeiht die Demokratie - ohne uns und pragmatisch,

wir brummeln zusammen beim lieben Bier, wie wir brummelten immer,

der Pfarrer verspricht uns das Himmelreich und hofft dabei auf fette Pfründe,

wir stecken in Spielautomaten rein unsere Groschen und Fünfer,

der Pfarrer verspricht uns das Himmelreich und hofft dabei auf fette Pfründe,

wir stecken in Spielautomaten rein unsere Groschen und Fünfer

Die Demokratie ist nun an der Macht, singen uns Gott und Walda,

wir futtern Soja ganz ohne Speck bei dem Onkel McDonald,

König Wenzel macht sich gemein mit dem Wuchergesindel,

unter dem Dach der einen Partei wollen am Trog wir uns finden.

König Wenzel macht sich gemein mit dem Wuchergesindel

unter dem Dach der einen Partei wollen am Trog wir uns finden.

Nun herrscht Demokratie im Land von Aš bis Humenné,

Samt und Lieblichkeit sind dahin und ihr fehlen die Zähne.

Sie legen uns neues Geschirre an und das Joch brennt im Nacken,

und wir nehmen nur Haltung an, anstatt aufrecht zu stehen.

Sie legen uns neues Geschirre an, und das Joch brennt im Nacken,

und wir nehmen nur Haltung an, anstatt aufrecht zu stehen

Nun reift die Demokratie heran bis zu Magengeschwüren,

ohne Ehrlichkeit, ohne Recht, vor allem ohne Rücksicht,

doch das kann nur ein Irrtum sein, ein Trugbild, ein Augenfehler,

der Bauch nimmt die Stelle des Herzens ein, ein Maul hat sie statt einer Seele.

Doch das kann nur ein Irrtum sein, ein Trugbild, ein Augenfehler,

der Bauch nimmt die Stelle des Herzens ein, ein Maul hat sie statt einer Seele*

Quelle

Demokracie

http://www.youtube.com/watch?v=Ak8o5lSU6xQ

#KarelKryl #Liedermacher #Poesie #singersongwriter #musik #music