#kabarett

m-j-revenge@diaspora.psyco.fr

Oh man...habe ich nicht mitbekommen. Das POLITTBÜRO in Hamburg hat schon 2022 aufgehört. Ich habe Lisa Politt und Gunter Schmidt zweimal in Kiel gesehen und war immer tief beeindruckt von Lisas scharfem "Zungenschwert". Ende 2017 war ich das letzte Mal in deren "Wohnzimmer" um dort ein Konzert von Danny Dziuk zu sehen. Anbei dieser liebenswerte Song, wodurch '91 mein Interesse an den beiden geweckt wurde. ;-)

Schmidt Mitternachtsshow - Auftritt Herrchens Frauchen - Sperma ist ekelhaft (1991)

https://www.youtube.com/watch?v=BuCtTI_DiIs

#Polittbüro #Herrchens-Frauchen #Kabarett #Polit-Kabarett #Humor #Music #Musik #Musique #YouTube #Video #Wikipedia ☮️

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Einen Tag zu spät :)
Gestern vor 100 Jahren

Wolfgang Neuss

* 3. Dezember 1923 † 5. Mai 1989

Wir Kellerkinder

ISBN: 9783434460152 | Syndikat / EVA | 1983 | 165 Seiten

»Wir Kellerkinder« ist die Geschichte von Macke Prinz, der während des Krieges in seinem Keller den Kommunisten Kösel vor den Nazis, und nach dem Kriege seinen Vater vor der Entnazifizierung versteckt. Der »Retter in der Not« wird für seine Heldentat mit Prügel von beiden Seiten belohnt und landet in einer Heilanstalt für »Nichtangepaßte«. Dort trifft er den Toilettenmann Adalbert, der sich manchmal unbedingt für Adolf Hitler halten muß, und Arthur, der sich selbst für einen »verdienten Jazzer des Volkes« hält, aber gerade deswegen beim Kottbusser »Theater Courage« nicht den richtigen Takt findet. Wir Kellerkinder galt zur Zeit der Entstehung 1960 als »Meisterstück politischer Satire«. Die in diesem Band enthaltenen zwei weiteren Filmsatiren »Serenade für Angsthasen« und »Genosse Münchhausen« sind eine Wiederbegegnung mit »Rumpfdeutschlands scharfzüngigsten Kritiker« der sechziger Jahre.
Wir Kellerkinder
Berlin.
Wir Kellerkinder hatten große Zeiten.
Es war 1938.
Ich fang in dem Jahr zu erzählen an, weil ich auch in dem Jahr anfing zu denken.
In unserm Haus hing 1938 fast aus jedem Fenster freiwillig ein Hakenkreuz raus.
Es war die Zeit, wo die Polizei nicht wegen eines Hakenkreuzes zuviel, sondern höchstens wegen eines zu wenig kam.
Im ersten Stock unseres Hauses über dem Keller hing keine Fahne raus.
Da wohnte die jüdische Familie Friedländer.
Im vierten Stock hing auch keine.
Da wohnte ein gewisser Herr Knösel, Schriftsteller, Kommunist und Junggeselle.
Also jedenfalls erzählte man sich so über ihn bei uns im Hause.
Ich war damals 11 Jahre alt, sah genauso aus wie heute, nur kürzer.
Jünger war ich damals, glaube ich, kaum.
Aber Anhänger war ich.
Ich hing dem deutschen Jungvolk an.
Ich war Pimpf...

Wir Kellerkinder

Als Hörspiel

»Wir Kellerkinder« wurde als Film viel beachtet, die Hörspielfassung ist dagegen weitgehend unbekannt geblieben. Dabei hat Wolfgang Neuss auch hier Personen lebensnah skizziert, die deutschen Verhaltensweisen aufgespießt, sich kritisch mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt. Ein seltenes Dokument aus dieser Zeit, das sowohl schmunzeln lässt als auch nachdenklich macht.

Bearbeitung: Herbert Kundler | Regie: Wolfgang Spier | Musik: Johannes Rediske | Produktion: Norddeutscher Rundfunk/RIAS, 1960

Mitwirkende: Wolfgang Neuss | Wolfgang Gruner | Martin Held | Klaus Becker | Ewald Wenck | Jo Herbst | Emely Schiller | Ivo Veit | Reinhold Bernt | Horst Niendorf | Inge Wolffberg | Rolf Ulrich | Georg Braun | Dieter Koch | Achim Strietzel | Joachim Röcker | Edith Robbers | Erna Senius | Helmut Ahner | Friedrich Luft | Horst Braun | Horst Czarski | Dietrich Frauboes | Joe Furtner | Oskar Lindner | Paul Löffler | Hans Nerking

Wir Kellerkinder
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Heute vor 100 Jahren

Jürgen Scheller

* 21. August 1922 † 31. März 1996

Kam ein Gast ins Kabarett

Text: Klaus Peter Schreiner

Kam ein Gast ins Kabarett,
fand die Räumlichkeiten nett,
zahlte seinen Obolus
ohne jeglichen Verdruß,
legte Mantel ab und Hut,
fand sogar den Sitzplatz gut,
winkte sich den Kellner her
zwecks Bestellung von Verzehr,
wählte eine Extra dry,
fand dieselbe einwandfrei,
trank die ersten Gläser ex,
sah sich um, nach etwas Sex,
lächelte verführerisch
dreimal kurz zum Nebentisch,
brachte einen Flirt in Gang,
freute sich, weil’s ihm gelang,
streifte, als das Licht ausging,
heimlich ab den Ehering,
drehte dann mit frohem Sinn
seinen Stuhl zur Bühne hin,
lachte mehrmals ungeniert
über das, was dort passiert,
brach schon bei dem Namen Strauß
ohne Grund in Beifall aus,
schlug sich auf die Schenkel dann
oder seinem Nebenmann,
flirtete mit einer Frau,
einer andern, wurde blau,
ließ sich in der Pause nun,
statt das Gegenteil zu tun,
eine zweite Extra dry
kommen, denn er blieb dabei,
sprach: Na, ist das nicht grandios?
Hier ist endlich mal was los!
Nie mehr schau ich mir so’n Mist an,
wie den Hamlet oder Tristan!
Klatschte, als das Licht ausging
und der zweite Teil anfing,
war erst geistig noch ganz fit,
sang dann aber manchmal mit,
lachte sich so gut wie tot,
kam dann plötzlich sehr in Not,
spürte einen bösen Drang,
wünschte sich den Abgesang
und das Ende des Programms,
zog die Uhr aus seinem Wams,
prüfend, ob’s nicht bald vorbei,
trank den letzten Extra dry,
brannte sich ein Loch ins Hemd,
saß am Ende ganz verklemmt,
spendete gequält Applaus,
als dann feststand, es ist aus,
lachte über ein Bonmot
seinerseits - und ging aufs Klo,
sah dann schließlich an der Bar,
daß kein Flirt mehr möglich war,
zog sich Mantel an und Hut,
fand die frische Luft nicht gut,
kam zu spät zur letzten Tram,
sprach zu sich: ein scheiß Programm!

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