#militärdoktrin

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

#politik #israel #palästina #gaza #militärdoktrin #keine-rache #gerechtigkeit
"Abgesehen davon, dass es unmoralisch ist, die Gräueltaten zu rechtfertigen, die Israel im Gazastreifen begeht, ist die Erwartung, dass das massenhafte Abschlachten dieses Mal zu einem anderen Ergebnis führen wird als all die vorangegangenen Militärkampagnen – die nichts erreicht haben, außer die Verzweiflung, das Leid und den Hass auf palästinensischer Seite zu vertiefen – eine schreckliche Selbsttäuschung, deren Preis wieder von den Bewohnern des Südens bezahlt werden wird. Erzählen Sie nicht, dass Israel es für diese Menschen tut. Israel hat den Süden in einem riesengroßen Verbrechen im Stich gelassen und kann sein Verbrechen nicht mit dem Blut von Unschuldigen in Gaza wieder gutmachen. Anstatt sich dieser Rachsucht hinzugeben, sollten wir den Familien der Opfer zuhören."
- »In meinem Namen will ich keine Rache« - Angehörige der Opfer der Hamas in Israel sprechen sich gegen den Militäreinsatz im Gazastreifen aus. Auch sie verdienen, gehört zu werden https://www.nd-aktuell.de/artikel/1177346.israel-gaza-krieg-in-nahost-in-meinem-namen-will-ich-keine-rache.html

mikhailmuzakmen@pod.geraspora.de

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Israels zentrale Miltärdoktrin: Unverhältnismäßigkeit

»Der Fokus liegt auf Zerstörung, nicht Präzision.« (Israels Armeesprecher Daniel Hagari)

...Wer sich über das schiere Ausmaß der Vergeltungsschläge wundert, täte gut daran, der israelischen Regierung zuzuhören, die ihre genozidalen Absichten nicht einmal versucht zu kaschieren. So sagte Armeesprecher Daniel Hagari über die Bombardierungen: »Der Fokus liegt auf Zerstörung, nicht Präzision.« In Hagaris Worten erkennt man eine zentrale Militärdoktrin Israels wieder: Unverhältnismäßigkeit.

Israel bekennt sich zu einem Kriegsverbrechen – Unverhältnismäßigkeit – als grundlegendes Element seiner Militärstrategie. Dieses Prinzip zieht sich durch Israels Militärgeschichte wie ein roter Faden. In diesem Kontext erscheinen Hagaris Worte wie die schlechte Fortsetzung eines berühmten Satzes, den der ehemalige israelische Premierminister David Ben-Gurion bereits 1953 sagte: »Wenn wir den Arabern nicht zeigen, dass sie einen hohen Preis für die Ermordung der Juden zahlen müssen, werden wir nicht überleben.« Diese Disproportionalität zeigt sich in der Entwertung palästinensischen Lebens: von der ethnischen Säuberung Palästinas (1947–1949) über die Erste Intifada (1987–1993) bis hin zu den massenhaften Verstümmelungen palästinensischer Demonstranten während des »Great March of Return« in Gaza (2018–2019). Es gibt sogar einen speziellen Namen für dieses militärische Vorgehen – die sogenannte Dahiya-Doktrin.

Die Doktrin, deren Auswirkungen gerade auch in Gaza zu sehen sind, entwickelte Gadi Eizenkot 2006: unverhältnismäßige Gewalt, die in massenhafter Tötung und Verstümmelung endet. Der frühere Generalstabschef Eizenkot ist als Beisitzer im Kriegskabinett von Premier Benjamin Netanjahu auch für die derzeitige israelische Militärplanung verantwortlich. Benannt ist die Doktrin nach dem Beiruter Vorort Dahiya. Eizenkot, damals Leiter des israelischen Nordkommandos im Libanon, zerstörte mit seiner Truppe Dahiya fast komplett. Stolz erläuterte er sein Vorgehen später: »Was 2006 im Dahiya-Viertel von Beirut geschah, wird in jedem Dorf geschehen, von dem aus Israel beschossen wird. (…) Wir werden dort unverhältnismäßige Gewalt anwenden und großen Schaden und Zerstörung anrichten. Aus unserer Sicht handelt es sich nicht um zivile Dörfer, sondern um Militärbasen. (…) Dies ist keine Empfehlung. Dies ist ein Plan. Und er ist genehmigt worden.« 2008 wurde die Doktrin – eine explizite Beschreibung kollektiver Bestrafung und Kriegsverbrechen – erstmals vom Institute for National Security Studies (INSS), einem Thinktank mit engen Verbindungen zum politischen und militärischen Establishment Israels, erwähnt.

Die Dahiya-Doktrin kam auch im Gazakrieg 2014 zur Anwendung. So hielt der darauffolgende UN-Bericht fest, dass Israel auf die »Bevölkerung des Gazastreifens als Ganzes« zielte, ohne zwischen Zivilisten und Kämpfern zu unterscheiden. Zudem bombardierte die israelische Armee absichtlich und systematisch die zivile Infrastruktur. Damit verstößt die Doktrin gegen zwei Grundprinzipien des humanitären Völkerrechts: der Unterscheidung zwischen Kombattanten und Zivilisten und dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit....

- aus https://www.jungewelt.de/artikel/462043.krieg-gegen-gaza-genozidale-absichten.html